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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Von Erbrecht ohne Kinder gestorbener Eheleuten.
Ehe mit gesamter Mühe und Arbeit eroberten Güter zu testiren/ je-
doch mit solcher Masse und Bescheidenheit/ daß erstlich demjenigen/ so
in zuvor auffgerichteter Heyraths-Verschreibung allerseits dem letzt-
lebenden Ehegemahl zu gute abgeredt und ausbedungen ist/ nicht zu
wider testiret/ und vors andere dem Letztlebenden an ob ermeldter Helff-
te dero in stehender Ehe mit gesamtem Fleiß und Mühe eroberten/ wie
auch ingleichen zum wenigsten am halben Theil derer Güter/ die dem
erst absterbenden und testirenden Ehegemahl allein zustehen/ die Leib-
zucht in alle Wege/ so fern in der Eheberedung kein anders abgeredt ist/
gelassen werde.

§. 6. Was aber die Güter anlangt/ so der Mann allein mit sei-
ner Kunst/ Geschicklichkeit und Wagniß ohn alles Zuthun des Wei-Erworbenen
Güter Erb-
und Eigen-
thums Recht.

bes erwirbet/ und die Rechte bona castrensia vel quasi nennen/ ob es
wohl mit denselben/ auff den Fall keine Kinder vorhanden/ und der
Mann am ersten verstirbet/ gleich andern in stehender Ehe mit sämt-
lichem Zuthun erworbenen Gütern gehalten werden soll/ nemlich/ daß
dem letztlebenden Weibe die Helffte/ und die andere Helffte des ver-
storbenen Mannes nechsten Freunden alles zum Eigenthum/ jedoch
dem Weibe die Leibzucht ihr Lebenlang vorbehalten/ anheimfalle/ soWeiber Leib-
zucht Freyheit.

soll gleichwohl dem Manne frey und bevor stehen/ seines Willens und
Gefallens von diesen seinen bonis castrensibus vel quasi zu testiren/ und
die gantz oder zum Theil zu vermachen/ wohin er will/ daß allein dem
Weibe sein Lebenlang zum wenigsten an der Helffte dieser Güter die
Leibzucht/ und wofern es sonst geringen Vermögens/ auch der vierdte
Theil der Güter erb- und eigenthümlich gelassen werde.

§. 7. So aber das Weib am ersten und vor dem Manne ver-Mannes Er-
werb-Güter
Vorrecht.

stürbe/ so soll sie von diesen dem Manne allein zugehörigen bonis
castrensibus vel quasi
nichts weder zu testiren/ noch auff ihre Freunde
ab intestato zu vererben haben/ sondern solche Güter/ wie sie vom
Manne allein erworben/ also sollen sie auch bey ihm allein ple-
no jure
bleiben/ und ferner auff die Seinen ver-
erbet werden.

Caput

Von Erbrecht ohne Kinder geſtorbener Eheleuten.
Ehe mit geſamter Muͤhe und Arbeit eroberten Guͤter zu teſtiren/ je-
doch mit ſolcher Maſſe und Beſcheidenheit/ daß erſtlich demjenigen/ ſo
in zuvor auffgerichteter Heyraths-Verſchreibung allerſeits dem letzt-
lebenden Ehegemahl zu gute abgeredt und ausbedungen iſt/ nicht zu
wider teſtiret/ und vors andere dem Letztlebenden an ob ermeldter Helff-
te dero in ſtehender Ehe mit geſamtem Fleiß und Muͤhe eroberten/ wie
auch ingleichen zum wenigſten am halben Theil derer Guͤter/ die dem
erſt abſterbenden und teſtirenden Ehegemahl allein zuſtehen/ die Leib-
zucht in alle Wege/ ſo fern in der Eheberedung kein anders abgeredt iſt/
gelaſſen werde.

§. 6. Was aber die Guͤter anlangt/ ſo der Mann allein mit ſei-
ner Kunſt/ Geſchicklichkeit und Wagniß ohn alles Zuthun des Wei-Erworbenen
Guͤter Erb-
und Eigen-
thums Recht.

bes erwirbet/ und die Rechte bona caſtrenſia vel quaſi nennen/ ob es
wohl mit denſelben/ auff den Fall keine Kinder vorhanden/ und der
Mann am erſten verſtirbet/ gleich andern in ſtehender Ehe mit ſaͤmt-
lichem Zuthun erworbenen Guͤtern gehalten werden ſoll/ nemlich/ daß
dem letztlebenden Weibe die Helffte/ und die andere Helffte des ver-
ſtorbenen Mannes nechſten Freunden alles zum Eigenthum/ jedoch
dem Weibe die Leibzucht ihr Lebenlang vorbehalten/ anheimfalle/ ſoWeiber Leib-
zucht Freyheit.

ſoll gleichwohl dem Manne frey und bevor ſtehen/ ſeines Willens und
Gefallens von dieſen ſeinen bonis caſtrenſibus vel quaſi zu teſtiren/ und
die gantz oder zum Theil zu vermachen/ wohin er will/ daß allein dem
Weibe ſein Lebenlang zum wenigſten an der Helffte dieſer Guͤter die
Leibzucht/ und wofern es ſonſt geringen Vermoͤgens/ auch der vierdte
Theil der Guͤter erb- und eigenthuͤmlich gelaſſen werde.

§. 7. So aber das Weib am erſten und vor dem Manne ver-Mannes Er-
werb-Guͤter
Vorrecht.

ſtuͤrbe/ ſo ſoll ſie von dieſen dem Manne allein zugehoͤrigen bonis
caſtrenſibus vel quaſi
nichts weder zu teſtiren/ noch auff ihre Freunde
ab inteſtato zu vererben haben/ ſondern ſolche Guͤter/ wie ſie vom
Manne allein erworben/ alſo ſollen ſie auch bey ihm allein ple-
no jure
bleiben/ und ferner auff die Seinen ver-
erbet werden.

Caput
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[471/0478] Von Erbrecht ohne Kinder geſtorbener Eheleuten. Ehe mit geſamter Muͤhe und Arbeit eroberten Guͤter zu teſtiren/ je- doch mit ſolcher Maſſe und Beſcheidenheit/ daß erſtlich demjenigen/ ſo in zuvor auffgerichteter Heyraths-Verſchreibung allerſeits dem letzt- lebenden Ehegemahl zu gute abgeredt und ausbedungen iſt/ nicht zu wider teſtiret/ und vors andere dem Letztlebenden an ob ermeldter Helff- te dero in ſtehender Ehe mit geſamtem Fleiß und Muͤhe eroberten/ wie auch ingleichen zum wenigſten am halben Theil derer Guͤter/ die dem erſt abſterbenden und teſtirenden Ehegemahl allein zuſtehen/ die Leib- zucht in alle Wege/ ſo fern in der Eheberedung kein anders abgeredt iſt/ gelaſſen werde. §. 6. Was aber die Guͤter anlangt/ ſo der Mann allein mit ſei- ner Kunſt/ Geſchicklichkeit und Wagniß ohn alles Zuthun des Wei- bes erwirbet/ und die Rechte bona caſtrenſia vel quaſi nennen/ ob es wohl mit denſelben/ auff den Fall keine Kinder vorhanden/ und der Mann am erſten verſtirbet/ gleich andern in ſtehender Ehe mit ſaͤmt- lichem Zuthun erworbenen Guͤtern gehalten werden ſoll/ nemlich/ daß dem letztlebenden Weibe die Helffte/ und die andere Helffte des ver- ſtorbenen Mannes nechſten Freunden alles zum Eigenthum/ jedoch dem Weibe die Leibzucht ihr Lebenlang vorbehalten/ anheimfalle/ ſo ſoll gleichwohl dem Manne frey und bevor ſtehen/ ſeines Willens und Gefallens von dieſen ſeinen bonis caſtrenſibus vel quaſi zu teſtiren/ und die gantz oder zum Theil zu vermachen/ wohin er will/ daß allein dem Weibe ſein Lebenlang zum wenigſten an der Helffte dieſer Guͤter die Leibzucht/ und wofern es ſonſt geringen Vermoͤgens/ auch der vierdte Theil der Guͤter erb- und eigenthuͤmlich gelaſſen werde. Erworbenen Guͤter Erb- und Eigen- thums Recht. Weiber Leib- zucht Freyheit. §. 7. So aber das Weib am erſten und vor dem Manne ver- ſtuͤrbe/ ſo ſoll ſie von dieſen dem Manne allein zugehoͤrigen bonis caſtrenſibus vel quaſi nichts weder zu teſtiren/ noch auff ihre Freunde ab inteſtato zu vererben haben/ ſondern ſolche Guͤter/ wie ſie vom Manne allein erworben/ alſo ſollen ſie auch bey ihm allein ple- no jure bleiben/ und ferner auff die Seinen ver- erbet werden. Mannes Er- werb-Guͤter Vorrecht. Caput

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/478>, abgerufen am 12.06.2024.