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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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I. Buch/ Cap. X.
natürlich gestrenges Urtheil begehret/ soll man binnen 30. Tagen ein
anders erbitten.

Urtheils Exe-
cution
fernere
Hinderungs
Mittel.

§. 44. Item, wofern derer Zeugen Falfchheit entdecket/ ob des
Beklagten Unschuld erscheinen möchte/ oder wann der Verurtheilte zu-
vor seinem Herrn Rechnung thun müste/ welches vom Herrn zu beför-
dern/ oder so fern noch mehr wegen derer Mitbeschuldigten und Ver-
brechens Gesellen zu erforschen nöthig. Falls man aber selbigen nicht
habhafft werden mag/ so ist die Flucht und Verdammten Bekäntniß
Anzeigung genung.

L. 1. C. de bonis proscript. L. 20. C. de poen. L. 29. ff. Eod.

Verurtheilten
Personen
Kranckheit o-
der Weibes
Schwanger-
heit Recht.

§. 45. Oder wann die zur Leibes-nicht aber Lebens-Straffe ver-
urtheite Person kranck wäre/ damit nicht durch Leibes-Qvaal der
Todes-Fall befördert werden möge/ oder so eine Weibes Person mit
Leibes-Frucht schwanger/ soll man ihre Straffe verziehen/ daß die un-
schuldige Geburt mit der schuldigen Mutter nicht vertilget werde/
noch durch andere Leibes-Straffen Schaden bekomme/ nemlich sechs
Wochen nach Geburt-Zeiten Verlauff/ oder wann sonsten einiger
Unschuld Grund zu mercken/ oder ein Richter an gerechtem Urtheil
zweiffelte/ oder sonsten eine Billigkeits Ursache Auffschubs berathen
möchte.

L. 3. ff. de poen.

Dräuungs
halben Versi-
cherung ist Ge-
fängniß.

§. 46. Wie auch/ so einer zur Geissel- oder Verweisung verurthei-
let/ der Obrigkeit oder Stadt dräuet/ so mag er im Gefängniß behal-
ten werden/ biß er deßfalls genungsame Versicherung geleistet; es muß
aber eine rechtschaffene Furcht wegen Bedrohung seyn/ daß die Per-
Friedbruchs
Straffe wer
gehalten.
son verdächtig wäre/ darum auch offenen Friedbruchs Straffe gehal-
ten/ wer mit Fürsatz oder bewährter Hand gefähr- und freventlich ei-
nes andern Recht verschwächet/ und hat jede Obrigkeit Rechtens
Hülff-Mittel sich zu schützen/ und ihren Gehorsam zu erzwingen/ als
Obrigkeiten
rechtliche
Zwangs Mit-
tel.
Pfändung/ Personen Arrest und Gefängniß/ wie auch Güter Be-
schlag/ deren Besitz-Einführung/ Geld-Bussen und anderer Straffen
Aufflagen.

P. H. O. Art. 176.

Execution
Zeit-Raum/
wann gar nicht
zu vergönnen.

§. 47. Wann auch jemand einer Ubelthat wegen belanget/ oder
die Sache zu leisten alsbald vermag/ und das Geld zur Hand hat/ oder
Gefahr beym Verzug verhanden/ daß Nahrungs-Mittel begehret/
oder Alters Gunst und gemeiner Nutz Beschleunigung erfordert/ so
wird einiger Zeit-Raum nicht verstattet/ jedoch soll verhero dem

Schuld-

I. Buch/ Cap. X.
natuͤrlich geſtrenges Urtheil begehret/ ſoll man binnen 30. Tagen ein
anders erbitten.

Urtheils Exe-
cution
fernere
Hinderungs
Mittel.

§. 44. Item, wofern derer Zeugen Falfchheit entdecket/ ob des
Beklagten Unſchuld erſcheinen moͤchte/ oder wann der Verurtheilte zu-
vor ſeinem Herrn Rechnung thun muͤſte/ welches vom Herrn zu befoͤr-
dern/ oder ſo fern noch mehr wegen derer Mitbeſchuldigten und Ver-
brechens Geſellen zu erforſchen noͤthig. Falls man aber ſelbigen nicht
habhafft werden mag/ ſo iſt die Flucht und Verdammten Bekaͤntniß
Anzeigung genung.

L. 1. C. de bonis proſcript. L. 20. C. de pœn. L. 29. ff. Eod.

Verurtheilten
Perſonen
Kranckheit o-
der Weibes
Schwanger-
heit Recht.

§. 45. Oder wann die zur Leibes-nicht aber Lebens-Straffe ver-
urtheite Perſon kranck waͤre/ damit nicht durch Leibes-Qvaal der
Todes-Fall befoͤrdert werden moͤge/ oder ſo eine Weibes Perſon mit
Leibes-Frucht ſchwanger/ ſoll man ihre Straffe verziehen/ daß die un-
ſchuldige Geburt mit der ſchuldigen Mutter nicht vertilget werde/
noch durch andere Leibes-Straffen Schaden bekomme/ nemlich ſechs
Wochen nach Geburt-Zeiten Verlauff/ oder wann ſonſten einiger
Unſchuld Grund zu mercken/ oder ein Richter an gerechtem Urtheil
zweiffelte/ oder ſonſten eine Billigkeits Urſache Auffſchubs berathen
moͤchte.

L. 3. ff. de pœn.

Draͤuungs
halben Verſi-
cherung iſt Ge-
faͤngniß.

§. 46. Wie auch/ ſo einer zur Geiſſel- oder Verweiſung verurthei-
let/ der Obrigkeit oder Stadt draͤuet/ ſo mag er im Gefaͤngniß behal-
ten werden/ biß er deßfalls genungſame Verſicherung geleiſtet; es muß
aber eine rechtſchaffene Furcht wegen Bedrohung ſeyn/ daß die Per-
Friedbruchs
Straffe wer
gehalten.
ſon verdaͤchtig waͤre/ darum auch offenen Friedbruchs Straffe gehal-
ten/ wer mit Fuͤrſatz oder bewaͤhrter Hand gefaͤhr- und freventlich ei-
nes andern Recht verſchwaͤchet/ und hat jede Obrigkeit Rechtens
Huͤlff-Mittel ſich zu ſchuͤtzen/ und ihren Gehorſam zu erzwingen/ als
Obrigkeiten
rechtliche
Zwangs Mit-
tel.
Pfaͤndung/ Perſonen Arreſt und Gefaͤngniß/ wie auch Guͤter Be-
ſchlag/ deren Beſitz-Einfuͤhrung/ Geld-Buſſen und anderer Straffen
Aufflagen.

P. H. O. Art. 176.

Execution
Zeit-Raum/
wann gar nicht
zu vergoͤnnen.

§. 47. Wann auch jemand einer Ubelthat wegen belanget/ oder
die Sache zu leiſten alsbald vermag/ und das Geld zur Hand hat/ oder
Gefahr beym Verzug verhanden/ daß Nahrungs-Mittel begehret/
oder Alters Gunſt und gemeiner Nutz Beſchleunigung erfordert/ ſo
wird einiger Zeit-Raum nicht verſtattet/ jedoch ſoll verhero dem

Schuld-
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[110/0117] I. Buch/ Cap. X. natuͤrlich geſtrenges Urtheil begehret/ ſoll man binnen 30. Tagen ein anders erbitten. §. 44. Item, wofern derer Zeugen Falfchheit entdecket/ ob des Beklagten Unſchuld erſcheinen moͤchte/ oder wann der Verurtheilte zu- vor ſeinem Herrn Rechnung thun muͤſte/ welches vom Herrn zu befoͤr- dern/ oder ſo fern noch mehr wegen derer Mitbeſchuldigten und Ver- brechens Geſellen zu erforſchen noͤthig. Falls man aber ſelbigen nicht habhafft werden mag/ ſo iſt die Flucht und Verdammten Bekaͤntniß Anzeigung genung. L. 1. C. de bonis proſcript. L. 20. C. de pœn. L. 29. ff. Eod. §. 45. Oder wann die zur Leibes-nicht aber Lebens-Straffe ver- urtheite Perſon kranck waͤre/ damit nicht durch Leibes-Qvaal der Todes-Fall befoͤrdert werden moͤge/ oder ſo eine Weibes Perſon mit Leibes-Frucht ſchwanger/ ſoll man ihre Straffe verziehen/ daß die un- ſchuldige Geburt mit der ſchuldigen Mutter nicht vertilget werde/ noch durch andere Leibes-Straffen Schaden bekomme/ nemlich ſechs Wochen nach Geburt-Zeiten Verlauff/ oder wann ſonſten einiger Unſchuld Grund zu mercken/ oder ein Richter an gerechtem Urtheil zweiffelte/ oder ſonſten eine Billigkeits Urſache Auffſchubs berathen moͤchte. L. 3. ff. de pœn. §. 46. Wie auch/ ſo einer zur Geiſſel- oder Verweiſung verurthei- let/ der Obrigkeit oder Stadt draͤuet/ ſo mag er im Gefaͤngniß behal- ten werden/ biß er deßfalls genungſame Verſicherung geleiſtet; es muß aber eine rechtſchaffene Furcht wegen Bedrohung ſeyn/ daß die Per- ſon verdaͤchtig waͤre/ darum auch offenen Friedbruchs Straffe gehal- ten/ wer mit Fuͤrſatz oder bewaͤhrter Hand gefaͤhr- und freventlich ei- nes andern Recht verſchwaͤchet/ und hat jede Obrigkeit Rechtens Huͤlff-Mittel ſich zu ſchuͤtzen/ und ihren Gehorſam zu erzwingen/ als Pfaͤndung/ Perſonen Arreſt und Gefaͤngniß/ wie auch Guͤter Be- ſchlag/ deren Beſitz-Einfuͤhrung/ Geld-Buſſen und anderer Straffen Aufflagen. Friedbruchs Straffe wer gehalten. Obrigkeiten rechtliche Zwangs Mit- tel. P. H. O. Art. 176. §. 47. Wann auch jemand einer Ubelthat wegen belanget/ oder die Sache zu leiſten alsbald vermag/ und das Geld zur Hand hat/ oder Gefahr beym Verzug verhanden/ daß Nahrungs-Mittel begehret/ oder Alters Gunſt und gemeiner Nutz Beſchleunigung erfordert/ ſo wird einiger Zeit-Raum nicht verſtattet/ jedoch ſoll verhero dem Schuld-

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/117>, abgerufen am 10.05.2024.