Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


geleitet werden, kan so zuverläßig, als hier geschehen ist, doch noch nicht behauptet werden. Die Versuche, welche im Wörterbuche hierüber angeführt werden, lassen mehrere Erklärungen zu. Nach Priestley und de Luc ist es allerdings das Wasser selbst, das sich mit dem Wärmestoff genau verbindet, und in dieser Gestalt die Basis der entstandenen Gasarten, so wie überhaupt die Basis aller lufttförmigen Stoffe, ausmacht. Und dennoch behaupten selbst diese Gelehrten, daß das Wasser für sich allein diese innige Verbindung mit dem Wärmestoffe nicht eingehen könne, sondern daß dazu die Dazwischenkunft irgend eines dritten Stoffes erfordert werde, welcher in den angeführten Versuchen entweder aus der Materie des Rohrs kommen, oder aus der Luft durch das Rohr dringen, oder der durchs Glühen entwickelte Lichtstoff seyn müßte. Im antiphlogistischen System aber wird das ganze Phänomen auf eine andere Art erklärt. Man sieht hier das Wasser als einen zusammengesetzten Körper an, der, um Luftarten zu bilden, erst in seine Bestandtheile zerlegt werden müsse, so daß nach dieser Erklärung die entstandene Luft nicht das Wasser selbst, sondern nur den einen oder den andern Bestandtheil desselben, in Verbindung mit Wärmestoff enthält.

Durch glühende gläserne Röhren gehen die Dämpfe des Wassers unverändert hindurch, und verdichten sich nach dem Erkalten wieder zu Wasser, wie bey einer bloßen Destillation. Dieses behauptete Lavoisier, und die schätzbaren Versuche des Hrn. Cammerherrn von Hauch in Kopenhagen (Versuche über die Bestandtheile und die Zergliederung des Wassers, a. d. Dän. in Grens Journal der Phys. B. VIII S. 27 u. f.) haben es nicht nur für gläserne, sondern auch für goldene, silberne, gegossene kupferne und porcellanene Röhren vollkommen bestätiget. Dagegen geben die Wasserdämpfe, durch glühende eiserne Röhren getrieben, brennbares Gas, und durch glühende irdene Stickgas.

Wenn porcellanene Röhren mit zerbrochenem Zink oder Eisendrath gesüllt wurden, so gaben durchgeleitete Wasserdämpfe in der Weißglühhitze brennbares Gas; nahm man


geleitet werden, kan ſo zuverlaͤßig, als hier geſchehen iſt, doch noch nicht behauptet werden. Die Verſuche, welche im Woͤrterbuche hieruͤber angefuͤhrt werden, laſſen mehrere Erklaͤrungen zu. Nach Prieſtley und de Luc iſt es allerdings das Waſſer ſelbſt, das ſich mit dem Waͤrmeſtoff genau verbindet, und in dieſer Geſtalt die Baſis der entſtandenen Gasarten, ſo wie uͤberhaupt die Baſis aller lufttfoͤrmigen Stoffe, ausmacht. Und dennoch behaupten ſelbſt dieſe Gelehrten, daß das Waſſer fuͤr ſich allein dieſe innige Verbindung mit dem Waͤrmeſtoffe nicht eingehen koͤnne, ſondern daß dazu die Dazwiſchenkunft irgend eines dritten Stoffes erfordert werde, welcher in den angefuͤhrten Verſuchen entweder aus der Materie des Rohrs kommen, oder aus der Luft durch das Rohr dringen, oder der durchs Gluͤhen entwickelte Lichtſtoff ſeyn muͤßte. Im antiphlogiſtiſchen Syſtem aber wird das ganze Phaͤnomen auf eine andere Art erklaͤrt. Man ſieht hier das Waſſer als einen zuſammengeſetzten Koͤrper an, der, um Luftarten zu bilden, erſt in ſeine Beſtandtheile zerlegt werden muͤſſe, ſo daß nach dieſer Erklaͤrung die entſtandene Luft nicht das Waſſer ſelbſt, ſondern nur den einen oder den andern Beſtandtheil deſſelben, in Verbindung mit Waͤrmeſtoff enthaͤlt.

Durch gluͤhende glaͤſerne Roͤhren gehen die Daͤmpfe des Waſſers unveraͤndert hindurch, und verdichten ſich nach dem Erkalten wieder zu Waſſer, wie bey einer bloßen Deſtillation. Dieſes behauptete Lavoiſier, und die ſchaͤtzbaren Verſuche des Hrn. Cammerherrn von Hauch in Kopenhagen (Verſuche uͤber die Beſtandtheile und die Zergliederung des Waſſers, a. d. Daͤn. in Grens Journal der Phyſ. B. VIII S. 27 u. f.) haben es nicht nur fuͤr glaͤſerne, ſondern auch fuͤr goldene, ſilberne, gegoſſene kupferne und porcellanene Roͤhren vollkommen beſtaͤtiget. Dagegen geben die Waſſerdaͤmpfe, durch gluͤhende eiſerne Roͤhren getrieben, brennbares Gas, und durch gluͤhende irdene Stickgas.

Wenn porcellanene Roͤhren mit zerbrochenem Zink oder Eiſendrath geſuͤllt wurden, ſo gaben durchgeleitete Waſſerdaͤmpfe in der Weißgluͤhhitze brennbares Gas; nahm man

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0990" xml:id="P.5.978" n="978"/><lb/>
geleitet werden, kan &#x017F;o zuverla&#x0364;ßig, als hier ge&#x017F;chehen i&#x017F;t, doch noch nicht behauptet werden. Die Ver&#x017F;uche, welche im Wo&#x0364;rterbuche hieru&#x0364;ber angefu&#x0364;hrt werden, la&#x017F;&#x017F;en mehrere Erkla&#x0364;rungen zu. Nach <hi rendition="#b">Prie&#x017F;tley</hi> und <hi rendition="#b">de Luc</hi> i&#x017F;t es allerdings das Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;elb&#x017F;t, das &#x017F;ich mit dem Wa&#x0364;rme&#x017F;toff genau verbindet, und in die&#x017F;er Ge&#x017F;talt die Ba&#x017F;is der ent&#x017F;tandenen Gasarten, &#x017F;o wie u&#x0364;berhaupt die Ba&#x017F;is aller lufttfo&#x0364;rmigen Stoffe, ausmacht. Und dennoch behaupten &#x017F;elb&#x017F;t die&#x017F;e Gelehrten, daß das Wa&#x017F;&#x017F;er fu&#x0364;r &#x017F;ich allein die&#x017F;e innige Verbindung mit dem Wa&#x0364;rme&#x017F;toffe nicht eingehen ko&#x0364;nne, &#x017F;ondern daß dazu die Dazwi&#x017F;chenkunft irgend eines dritten Stoffes erfordert werde, welcher in den angefu&#x0364;hrten Ver&#x017F;uchen entweder aus der Materie des Rohrs kommen, oder aus der Luft durch das Rohr dringen, oder der durchs Glu&#x0364;hen entwickelte Licht&#x017F;toff &#x017F;eyn mu&#x0364;ßte. Im antiphlogi&#x017F;ti&#x017F;chen Sy&#x017F;tem aber wird das ganze Pha&#x0364;nomen auf eine andere Art erkla&#x0364;rt. Man &#x017F;ieht hier das Wa&#x017F;&#x017F;er als einen zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzten Ko&#x0364;rper an, der, um Luftarten zu bilden, er&#x017F;t in &#x017F;eine Be&#x017F;tandtheile zerlegt werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;o daß nach die&#x017F;er Erkla&#x0364;rung die ent&#x017F;tandene Luft nicht das Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;elb&#x017F;t, &#x017F;ondern nur den einen oder den andern Be&#x017F;tandtheil de&#x017F;&#x017F;elben, in Verbindung mit Wa&#x0364;rme&#x017F;toff entha&#x0364;lt.</p>
              <p>Durch glu&#x0364;hende <hi rendition="#b">gla&#x0364;&#x017F;erne</hi> Ro&#x0364;hren gehen die Da&#x0364;mpfe des Wa&#x017F;&#x017F;ers unvera&#x0364;ndert hindurch, und verdichten &#x017F;ich nach dem Erkalten wieder zu Wa&#x017F;&#x017F;er, wie bey einer bloßen De&#x017F;tillation. Die&#x017F;es behauptete <hi rendition="#b">Lavoi&#x017F;ier,</hi> und die &#x017F;cha&#x0364;tzbaren Ver&#x017F;uche des Hrn. Cammerherrn <hi rendition="#b">von Hauch</hi> in Kopenhagen (Ver&#x017F;uche u&#x0364;ber die Be&#x017F;tandtheile und die Zergliederung des Wa&#x017F;&#x017F;ers, a. d. Da&#x0364;n. in <hi rendition="#b">Grens</hi> Journal der Phy&#x017F;. B. <hi rendition="#aq">VIII</hi> S. 27 u. f.) haben es nicht nur fu&#x0364;r gla&#x0364;&#x017F;erne, &#x017F;ondern auch fu&#x0364;r <hi rendition="#b">goldene, &#x017F;ilberne, gego&#x017F;&#x017F;ene kupferne</hi> und <hi rendition="#b">porcellanene</hi> Ro&#x0364;hren vollkommen be&#x017F;ta&#x0364;tiget. Dagegen geben die Wa&#x017F;&#x017F;erda&#x0364;mpfe, durch glu&#x0364;hende ei&#x017F;erne Ro&#x0364;hren getrieben, brennbares Gas, und durch glu&#x0364;hende <hi rendition="#b">irdene</hi> Stickgas.</p>
              <p>Wenn porcellanene Ro&#x0364;hren mit zerbrochenem Zink oder Ei&#x017F;endrath ge&#x017F;u&#x0364;llt wurden, &#x017F;o gaben durchgeleitete Wa&#x017F;&#x017F;erda&#x0364;mpfe in der Weißglu&#x0364;hhitze brennbares Gas; nahm man<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[978/0990] geleitet werden, kan ſo zuverlaͤßig, als hier geſchehen iſt, doch noch nicht behauptet werden. Die Verſuche, welche im Woͤrterbuche hieruͤber angefuͤhrt werden, laſſen mehrere Erklaͤrungen zu. Nach Prieſtley und de Luc iſt es allerdings das Waſſer ſelbſt, das ſich mit dem Waͤrmeſtoff genau verbindet, und in dieſer Geſtalt die Baſis der entſtandenen Gasarten, ſo wie uͤberhaupt die Baſis aller lufttfoͤrmigen Stoffe, ausmacht. Und dennoch behaupten ſelbſt dieſe Gelehrten, daß das Waſſer fuͤr ſich allein dieſe innige Verbindung mit dem Waͤrmeſtoffe nicht eingehen koͤnne, ſondern daß dazu die Dazwiſchenkunft irgend eines dritten Stoffes erfordert werde, welcher in den angefuͤhrten Verſuchen entweder aus der Materie des Rohrs kommen, oder aus der Luft durch das Rohr dringen, oder der durchs Gluͤhen entwickelte Lichtſtoff ſeyn muͤßte. Im antiphlogiſtiſchen Syſtem aber wird das ganze Phaͤnomen auf eine andere Art erklaͤrt. Man ſieht hier das Waſſer als einen zuſammengeſetzten Koͤrper an, der, um Luftarten zu bilden, erſt in ſeine Beſtandtheile zerlegt werden muͤſſe, ſo daß nach dieſer Erklaͤrung die entſtandene Luft nicht das Waſſer ſelbſt, ſondern nur den einen oder den andern Beſtandtheil deſſelben, in Verbindung mit Waͤrmeſtoff enthaͤlt. Durch gluͤhende glaͤſerne Roͤhren gehen die Daͤmpfe des Waſſers unveraͤndert hindurch, und verdichten ſich nach dem Erkalten wieder zu Waſſer, wie bey einer bloßen Deſtillation. Dieſes behauptete Lavoiſier, und die ſchaͤtzbaren Verſuche des Hrn. Cammerherrn von Hauch in Kopenhagen (Verſuche uͤber die Beſtandtheile und die Zergliederung des Waſſers, a. d. Daͤn. in Grens Journal der Phyſ. B. VIII S. 27 u. f.) haben es nicht nur fuͤr glaͤſerne, ſondern auch fuͤr goldene, ſilberne, gegoſſene kupferne und porcellanene Roͤhren vollkommen beſtaͤtiget. Dagegen geben die Waſſerdaͤmpfe, durch gluͤhende eiſerne Roͤhren getrieben, brennbares Gas, und durch gluͤhende irdene Stickgas. Wenn porcellanene Roͤhren mit zerbrochenem Zink oder Eiſendrath geſuͤllt wurden, ſo gaben durchgeleitete Waſſerdaͤmpfe in der Weißgluͤhhitze brennbares Gas; nahm man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/990
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 978. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/990>, abgerufen am 23.11.2024.