Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


Mayer über das wärmeleitende Vermögen der Körper, ebend. B. III. S. 19 u. f.

Ebend. über das Gesetz, welches die Leitungskräfte der Körper für die Wärme befolgen, ebend. B. IV. S. 22 u. f.

Ebend. Ueber die Gesetze und Modificationen des Wärmestoffs. Erlangen, 1791. 8.

Wärme, specifische.

Zusatz zu diesem Art. Th. IV. S. 568--583.

Was uns die schätzbaren Erfahrungen, die den Inhalt dieses Artikels ausmachen, eigentlich lehren, ist S. 577. 578. angegeben. Dieses bleibt immer physische Wahrheit, ob man sich gleich die Ursache davon auf verschiedene Art vorstellen, und sie mit mancherley verschiedenen Namen belegen kan. Herr de Luc macht sich von der Ursache dessen, was Wilke specifische Wärme, und Crawford Capacität für die Wärme genannt hat, folgende auf das mechanische System des Hrn. le Sage gegründete Vorstellung.

Das Feuer bringt, als expansibles Fluidum, obgleich in derselben Menge, dennoch in einigen Körpern weniger Wärme, als in andern, hervor. Der Grad seiner ausdehnenden Kraft, welcher die Wärme bestimmt, hängt nicht blos von feiner Menge ab, sondern richtet sich auch zugleich nach der Geschwindigkeit seiner Bewegung. Dieselbe Menge Feuer kann in einem Körper weniger ausdehnende Kraft ausüben, also auch weniger Wärme hervorbringen, wenn seine Theilchen in demselben weniger Geschwindigkeit haben.

Diejenigen Körper also werden die größte Capacität für das Feuer haben, in welchen der freye Lauf der Feuertheilchen am meisten gehemmt wird. Denn in ihnen hat jedes Theilchen weniger Kraft, und es ist also eine größere Menge Feuer nöthig, um denselben Grad der Wärme zu erzeugen. Die Hemmung des Laufs der Feuertheile aber wird entweder durch die Kleinheit oder durch die besondere Form der Zwischenräume verursachet.

Die Luft muß diesen Grundsätzen zusolge eine sehr geringe Capacität für das Feuer haben. Die Feuertheilchen haben in ihr einen großen Bewegungsraum, und eben daher mehr Geschwindigkeit, als in andern Räumen; mithin übt


Mayer uͤber das waͤrmeleitende Vermoͤgen der Koͤrper, ebend. B. III. S. 19 u. f.

Ebend. uͤber das Geſetz, welches die Leitungskraͤfte der Koͤrper fuͤr die Waͤrme befolgen, ebend. B. IV. S. 22 u. f.

Ebend. Ueber die Geſetze und Modificationen des Waͤrmeſtoffs. Erlangen, 1791. 8.

Waͤrme, ſpecifiſche.

Zuſatz zu dieſem Art. Th. IV. S. 568—583.

Was uns die ſchaͤtzbaren Erfahrungen, die den Inhalt dieſes Artikels ausmachen, eigentlich lehren, iſt S. 577. 578. angegeben. Dieſes bleibt immer phyſiſche Wahrheit, ob man ſich gleich die Urſache davon auf verſchiedene Art vorſtellen, und ſie mit mancherley verſchiedenen Namen belegen kan. Herr de Luc macht ſich von der Urſache deſſen, was Wilke ſpecifiſche Waͤrme, und Crawford Capacitaͤt fuͤr die Waͤrme genannt hat, folgende auf das mechaniſche Syſtem des Hrn. le Sage gegruͤndete Vorſtellung.

Das Feuer bringt, als expanſibles Fluidum, obgleich in derſelben Menge, dennoch in einigen Koͤrpern weniger Waͤrme, als in andern, hervor. Der Grad ſeiner ausdehnenden Kraft, welcher die Waͤrme beſtimmt, haͤngt nicht blos von feiner Menge ab, ſondern richtet ſich auch zugleich nach der Geſchwindigkeit ſeiner Bewegung. Dieſelbe Menge Feuer kann in einem Koͤrper weniger ausdehnende Kraft ausuͤben, alſo auch weniger Waͤrme hervorbringen, wenn ſeine Theilchen in demſelben weniger Geſchwindigkeit haben.

Diejenigen Koͤrper alſo werden die groͤßte Capacitaͤt fuͤr das Feuer haben, in welchen der freye Lauf der Feuertheilchen am meiſten gehemmt wird. Denn in ihnen hat jedes Theilchen weniger Kraft, und es iſt alſo eine groͤßere Menge Feuer noͤthig, um denſelben Grad der Waͤrme zu erzeugen. Die Hemmung des Laufs der Feuertheile aber wird entweder durch die Kleinheit oder durch die beſondere Form der Zwiſchenraͤume verurſachet.

Die Luft muß dieſen Grundſaͤtzen zuſolge eine ſehr geringe Capacitaͤt fuͤr das Feuer haben. Die Feuertheilchen haben in ihr einen großen Bewegungsraum, und eben daher mehr Geſchwindigkeit, als in andern Raͤumen; mithin uͤbt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p>
                <pb facs="#f0973" xml:id="P.5.961" n="961"/><lb/>
              </p>
              <p><hi rendition="#b">Mayer</hi> u&#x0364;ber das wa&#x0364;rmeleitende Vermo&#x0364;gen der Ko&#x0364;rper, ebend. B. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 19 u. f.</p>
              <p><hi rendition="#b">Ebend.</hi> u&#x0364;ber das Ge&#x017F;etz, welches die Leitungskra&#x0364;fte der Ko&#x0364;rper fu&#x0364;r die Wa&#x0364;rme befolgen, ebend. B. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 22 u. f.</p>
              <p><hi rendition="#b">Ebend.</hi> Ueber die Ge&#x017F;etze und Modificationen des Wa&#x0364;rme&#x017F;toffs. Erlangen, 1791. 8.</p>
            </div>
            <div n="2">
              <head>Wa&#x0364;rme, &#x017F;pecifi&#x017F;che.</head><lb/>
              <p> <hi rendition="#c">Zu&#x017F;atz zu die&#x017F;em Art. Th. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 568&#x2014;583.</hi> </p>
              <p>Was uns die &#x017F;cha&#x0364;tzbaren Erfahrungen, die den Inhalt die&#x017F;es Artikels ausmachen, eigentlich lehren, i&#x017F;t S. 577. 578. angegeben. Die&#x017F;es bleibt immer phy&#x017F;i&#x017F;che Wahrheit, ob man &#x017F;ich gleich die Ur&#x017F;ache davon auf ver&#x017F;chiedene Art vor&#x017F;tellen, und &#x017F;ie mit mancherley ver&#x017F;chiedenen Namen belegen kan. Herr <hi rendition="#b">de Luc</hi> macht &#x017F;ich von der Ur&#x017F;ache de&#x017F;&#x017F;en, was <hi rendition="#b">Wilke</hi> &#x017F;pecifi&#x017F;che Wa&#x0364;rme, und <hi rendition="#b">Crawford</hi> Capacita&#x0364;t fu&#x0364;r die Wa&#x0364;rme genannt hat, folgende auf das mechani&#x017F;che Sy&#x017F;tem des Hrn. <hi rendition="#b">le Sage</hi> gegru&#x0364;ndete Vor&#x017F;tellung.</p>
              <p>Das Feuer bringt, als expan&#x017F;ibles Fluidum, obgleich in der&#x017F;elben Menge, dennoch in einigen Ko&#x0364;rpern weniger Wa&#x0364;rme, als in andern, hervor. Der Grad &#x017F;einer ausdehnenden Kraft, welcher die Wa&#x0364;rme be&#x017F;timmt, ha&#x0364;ngt nicht blos von feiner Menge ab, &#x017F;ondern richtet &#x017F;ich auch zugleich nach der Ge&#x017F;chwindigkeit &#x017F;einer Bewegung. Die&#x017F;elbe Menge Feuer kann in einem Ko&#x0364;rper weniger ausdehnende Kraft ausu&#x0364;ben, al&#x017F;o auch weniger Wa&#x0364;rme hervorbringen, wenn &#x017F;eine Theilchen in dem&#x017F;elben weniger Ge&#x017F;chwindigkeit haben.</p>
              <p>Diejenigen Ko&#x0364;rper al&#x017F;o werden die gro&#x0364;ßte Capacita&#x0364;t fu&#x0364;r das Feuer haben, in welchen der freye Lauf der Feuertheilchen am mei&#x017F;ten gehemmt wird. Denn in ihnen hat jedes Theilchen weniger Kraft, und es i&#x017F;t al&#x017F;o eine gro&#x0364;ßere Menge Feuer no&#x0364;thig, um den&#x017F;elben Grad der Wa&#x0364;rme zu erzeugen. Die Hemmung des Laufs der Feuertheile aber wird entweder durch die Kleinheit oder durch die be&#x017F;ondere Form der Zwi&#x017F;chenra&#x0364;ume verur&#x017F;achet.</p>
              <p>Die Luft muß die&#x017F;en Grund&#x017F;a&#x0364;tzen zu&#x017F;olge eine &#x017F;ehr geringe Capacita&#x0364;t fu&#x0364;r das Feuer haben. Die Feuertheilchen haben in ihr einen großen Bewegungsraum, und eben daher mehr Ge&#x017F;chwindigkeit, als in andern Ra&#x0364;umen; mithin u&#x0364;bt<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[961/0973] Mayer uͤber das waͤrmeleitende Vermoͤgen der Koͤrper, ebend. B. III. S. 19 u. f. Ebend. uͤber das Geſetz, welches die Leitungskraͤfte der Koͤrper fuͤr die Waͤrme befolgen, ebend. B. IV. S. 22 u. f. Ebend. Ueber die Geſetze und Modificationen des Waͤrmeſtoffs. Erlangen, 1791. 8. Waͤrme, ſpecifiſche. Zuſatz zu dieſem Art. Th. IV. S. 568—583. Was uns die ſchaͤtzbaren Erfahrungen, die den Inhalt dieſes Artikels ausmachen, eigentlich lehren, iſt S. 577. 578. angegeben. Dieſes bleibt immer phyſiſche Wahrheit, ob man ſich gleich die Urſache davon auf verſchiedene Art vorſtellen, und ſie mit mancherley verſchiedenen Namen belegen kan. Herr de Luc macht ſich von der Urſache deſſen, was Wilke ſpecifiſche Waͤrme, und Crawford Capacitaͤt fuͤr die Waͤrme genannt hat, folgende auf das mechaniſche Syſtem des Hrn. le Sage gegruͤndete Vorſtellung. Das Feuer bringt, als expanſibles Fluidum, obgleich in derſelben Menge, dennoch in einigen Koͤrpern weniger Waͤrme, als in andern, hervor. Der Grad ſeiner ausdehnenden Kraft, welcher die Waͤrme beſtimmt, haͤngt nicht blos von feiner Menge ab, ſondern richtet ſich auch zugleich nach der Geſchwindigkeit ſeiner Bewegung. Dieſelbe Menge Feuer kann in einem Koͤrper weniger ausdehnende Kraft ausuͤben, alſo auch weniger Waͤrme hervorbringen, wenn ſeine Theilchen in demſelben weniger Geſchwindigkeit haben. Diejenigen Koͤrper alſo werden die groͤßte Capacitaͤt fuͤr das Feuer haben, in welchen der freye Lauf der Feuertheilchen am meiſten gehemmt wird. Denn in ihnen hat jedes Theilchen weniger Kraft, und es iſt alſo eine groͤßere Menge Feuer noͤthig, um denſelben Grad der Waͤrme zu erzeugen. Die Hemmung des Laufs der Feuertheile aber wird entweder durch die Kleinheit oder durch die beſondere Form der Zwiſchenraͤume verurſachet. Die Luft muß dieſen Grundſaͤtzen zuſolge eine ſehr geringe Capacitaͤt fuͤr das Feuer haben. Die Feuertheilchen haben in ihr einen großen Bewegungsraum, und eben daher mehr Geſchwindigkeit, als in andern Raͤumen; mithin uͤbt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/973
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 961. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/973>, abgerufen am 18.05.2024.