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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Hr. Prevost geht aber noch weiter, indem er sogar zeigt, daß man dieses Phänomen der scheinbar reflectirten Kälte auf gar keine andere, als auf diese Weise, erklären könne. Nimmt man nemlich blos die Ideen von Spannung der Wärme und von Gleichgewicht unbewegter elastischer Wärmemassen an, so sieht man gar nicht, was die Wärme aus dem Thermometer im Brennpunkte des einen Spiegels herauslocke, und wodurch sie genöthiget werde, gerade den Weg zu nehmen, der sie erst in den andern Spiegel, und von da in das Eis in dem Brennpunkte desselben führt, da sie kürzer auf geradem Wege zum Eise kommen kan, ohne einen von beyden Spiegeln zu berühren. Noch mehr, da die Kälte des Eises gleichsam einen Schlund eröfnet, in den sich die Wärme aus allen benachbarten Körpern zu stürzen strebt, und diese Ursache nach dem umgekehrten Verhältniße des Quadrats der Entfernungen wirkt, so müßte nach der Theorie der Spannungen und des Gleichgewichts unbewegter Massen das Thermometer weit mehr erkältet werden, als sein Spiegel (oder sein Feuer müßte in einer mindern Spannung seyn, als das Feuer des Spiegels), theils weil es dem Eise selbst näher, als dieser, steht, theils weil es auch dem andern Spiegel näher ist, und daher von der Erkältung, die dieser verursacht, mehr afficirt wird. Daher könnte kein Feuer aus dem Thermometer an den Spiegel treten, oder wenn dieses ja geschähe, um das daselbst entwichene zu ersetzen, so könnte es nicht in den andern Spiegel reflectirt, sondern müßte in dem ersten verschluckt werden. Man sieht demnach, sagt Hr. Prevost, daß, wenn man sich weigert, das Feuer als eine discrete Flüßigkeit zu betrachten, deren Theilchen in steter stralender Bewegung sind, und wenn man nicht zu den hier angegebnen Begriffen vom Gleichgewicht des stralenden Feuers hinaufsteigt, es unmöglich ist, eine genugthuende Erklärung dieses schönen Phänomens der zurückstralenden Kälte zu geben. Auch Hr. Prevost zieht hieraus eine große Empfehlung für des Hrn. le Sage Theorie der discreten Flüßigkeiten.


Hr. Prevoſt geht aber noch weiter, indem er ſogar zeigt, daß man dieſes Phaͤnomen der ſcheinbar reflectirten Kaͤlte auf gar keine andere, als auf dieſe Weiſe, erklaͤren koͤnne. Nimmt man nemlich blos die Ideen von Spannung der Waͤrme und von Gleichgewicht unbewegter elaſtiſcher Waͤrmemaſſen an, ſo ſieht man gar nicht, was die Waͤrme aus dem Thermometer im Brennpunkte des einen Spiegels herauslocke, und wodurch ſie genoͤthiget werde, gerade den Weg zu nehmen, der ſie erſt in den andern Spiegel, und von da in das Eis in dem Brennpunkte deſſelben fuͤhrt, da ſie kuͤrzer auf geradem Wege zum Eiſe kommen kan, ohne einen von beyden Spiegeln zu beruͤhren. Noch mehr, da die Kaͤlte des Eiſes gleichſam einen Schlund eroͤfnet, in den ſich die Waͤrme aus allen benachbarten Koͤrpern zu ſtuͤrzen ſtrebt, und dieſe Urſache nach dem umgekehrten Verhaͤltniße des Quadrats der Entfernungen wirkt, ſo muͤßte nach der Theorie der Spannungen und des Gleichgewichts unbewegter Maſſen das Thermometer weit mehr erkaͤltet werden, als ſein Spiegel (oder ſein Feuer muͤßte in einer mindern Spannung ſeyn, als das Feuer des Spiegels), theils weil es dem Eiſe ſelbſt naͤher, als dieſer, ſteht, theils weil es auch dem andern Spiegel naͤher iſt, und daher von der Erkaͤltung, die dieſer verurſacht, mehr afficirt wird. Daher koͤnnte kein Feuer aus dem Thermometer an den Spiegel treten, oder wenn dieſes ja geſchaͤhe, um das daſelbſt entwichene zu erſetzen, ſo koͤnnte es nicht in den andern Spiegel reflectirt, ſondern muͤßte in dem erſten verſchluckt werden. Man ſieht demnach, ſagt Hr. Prevoſt, daß, wenn man ſich weigert, das Feuer als eine discrete Fluͤßigkeit zu betrachten, deren Theilchen in ſteter ſtralender Bewegung ſind, und wenn man nicht zu den hier angegebnen Begriffen vom Gleichgewicht des ſtralenden Feuers hinaufſteigt, es unmoͤglich iſt, eine genugthuende Erklaͤrung dieſes ſchoͤnen Phaͤnomens der zuruͤckſtralenden Kaͤlte zu geben. Auch Hr. Prevoſt zieht hieraus eine große Empfehlung fuͤr des Hrn. le Sage Theorie der discreten Fluͤßigkeiten.

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[944/0956] Hr. Prevoſt geht aber noch weiter, indem er ſogar zeigt, daß man dieſes Phaͤnomen der ſcheinbar reflectirten Kaͤlte auf gar keine andere, als auf dieſe Weiſe, erklaͤren koͤnne. Nimmt man nemlich blos die Ideen von Spannung der Waͤrme und von Gleichgewicht unbewegter elaſtiſcher Waͤrmemaſſen an, ſo ſieht man gar nicht, was die Waͤrme aus dem Thermometer im Brennpunkte des einen Spiegels herauslocke, und wodurch ſie genoͤthiget werde, gerade den Weg zu nehmen, der ſie erſt in den andern Spiegel, und von da in das Eis in dem Brennpunkte deſſelben fuͤhrt, da ſie kuͤrzer auf geradem Wege zum Eiſe kommen kan, ohne einen von beyden Spiegeln zu beruͤhren. Noch mehr, da die Kaͤlte des Eiſes gleichſam einen Schlund eroͤfnet, in den ſich die Waͤrme aus allen benachbarten Koͤrpern zu ſtuͤrzen ſtrebt, und dieſe Urſache nach dem umgekehrten Verhaͤltniße des Quadrats der Entfernungen wirkt, ſo muͤßte nach der Theorie der Spannungen und des Gleichgewichts unbewegter Maſſen das Thermometer weit mehr erkaͤltet werden, als ſein Spiegel (oder ſein Feuer muͤßte in einer mindern Spannung ſeyn, als das Feuer des Spiegels), theils weil es dem Eiſe ſelbſt naͤher, als dieſer, ſteht, theils weil es auch dem andern Spiegel naͤher iſt, und daher von der Erkaͤltung, die dieſer verurſacht, mehr afficirt wird. Daher koͤnnte kein Feuer aus dem Thermometer an den Spiegel treten, oder wenn dieſes ja geſchaͤhe, um das daſelbſt entwichene zu erſetzen, ſo koͤnnte es nicht in den andern Spiegel reflectirt, ſondern muͤßte in dem erſten verſchluckt werden. Man ſieht demnach, ſagt Hr. Prevoſt, daß, wenn man ſich weigert, das Feuer als eine discrete Fluͤßigkeit zu betrachten, deren Theilchen in ſteter ſtralender Bewegung ſind, und wenn man nicht zu den hier angegebnen Begriffen vom Gleichgewicht des ſtralenden Feuers hinaufſteigt, es unmoͤglich iſt, eine genugthuende Erklaͤrung dieſes ſchoͤnen Phaͤnomens der zuruͤckſtralenden Kaͤlte zu geben. Auch Hr. Prevoſt zieht hieraus eine große Empfehlung fuͤr des Hrn. le Sage Theorie der discreten Fluͤßigkeiten.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 944. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/956>, abgerufen am 23.11.2024.