Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


Da alle Metalle dieselben Erscheinungen zeigen, wenn sie gesäuert werden, so ist wahrscheinlich auch die Ursache dieser Erscheinungen bey allen Metallen eine und ebendieselbe, und nicht, wie sonst Kirwan behauptete, bey jedem Metalle verschieden. Werden die Metalle aus irgend eine andere Art gesäuert, als in dem Sauerstoffgas, so geht dieselbe Veränderung mit ihnen vor. Dem zufolge ist wahrscheinlich, daß die Säurung der Metalle, sie geschehe durch die Luft, durch das Feuer, durch das Wasser, oder durch die Säuren, weiter nichts ist, als eine Verbindung des Sauerstoffes mit dem Metalle.

Die metallischen Halbsäuren (Metallkalke) sind unter einander verschieden 1) vermöge der größern oder geringern Menge von Sauerstoff, welche sie enthalten, 2) vermöge der mehr oder weniger engen Verbindung, in welcher der Sauerstoff mit dem Metalle steht. Einige metallische Halbsäuren verlieren den Sauerstoff durch die bloße Berührung des Wärmestoffs wieder: dahingegen andere ihren Sauerstoff in einer höhern Temperatur nicht verlieren. 3) Der Sauerstoff ist in den metallischen Halbsäuren nicht nur in größerer oder geringerer Menge vorhanden, sondern auch mit mehr oder weniger Wärmestoff verbunden. 4) Jede metallische Halbsäure kan mehr oder weniger mit Sauerstoff gesättiget seyn. 5) Die Menge des Sauerstoffes, die sich mit dem Metalle verbindet, hängt von der Temperatur ab, in welcher das Metall mit ihm in Berührung gebracht wird. Je höher die Temperatur ist, desto mehr Sauerstoff verbindet sich mit dem Metalle. 6) Die achtzehn bekannten Metalle haben sehr verschiedene Grade von Verwandtschaft zu dem Sauerstoffe. Diejenigen, deren Grad von Verwandtschaft bekannt ist, folgen nach einander in dieser Ordnung: Magnesium, Zink, Eisen, Kupfer, Quecksilber, Silber, Gold.

Herr Gren erklärte noch in seinem Grundrisse der Naturlehre (1793. §. 405.) die Verkalkung nach dem phlogistischen System als bloße Entziehung des Phlogistons. Da er aber, wie bereits im Art. S. 462. angeführt ist, die Behauptung einer negativen Schwere des Phlogistons aufgegeben


Da alle Metalle dieſelben Erſcheinungen zeigen, wenn ſie geſaͤuert werden, ſo iſt wahrſcheinlich auch die Urſache dieſer Erſcheinungen bey allen Metallen eine und ebendieſelbe, und nicht, wie ſonſt Kirwan behauptete, bey jedem Metalle verſchieden. Werden die Metalle auſ irgend eine andere Art geſaͤuert, als in dem Sauerſtoffgas, ſo geht dieſelbe Veraͤnderung mit ihnen vor. Dem zufolge iſt wahrſcheinlich, daß die Saͤurung der Metalle, ſie geſchehe durch die Luft, durch das Feuer, durch das Waſſer, oder durch die Saͤuren, weiter nichts iſt, als eine Verbindung des Sauerſtoffes mit dem Metalle.

Die metalliſchen Halbſaͤuren (Metallkalke) ſind unter einander verſchieden 1) vermoͤge der groͤßern oder geringern Menge von Sauerſtoff, welche ſie enthalten, 2) vermoͤge der mehr oder weniger engen Verbindung, in welcher der Sauerſtoff mit dem Metalle ſteht. Einige metalliſche Halbſaͤuren verlieren den Sauerſtoff durch die bloße Beruͤhrung des Waͤrmeſtoffs wieder: dahingegen andere ihren Sauerſtoff in einer hoͤhern Temperatur nicht verlieren. 3) Der Sauerſtoff iſt in den metalliſchen Halbſaͤuren nicht nur in groͤßerer oder geringerer Menge vorhanden, ſondern auch mit mehr oder weniger Waͤrmeſtoff verbunden. 4) Jede metalliſche Halbſaͤure kan mehr oder weniger mit Sauerſtoff geſaͤttiget ſeyn. 5) Die Menge des Sauerſtoffes, die ſich mit dem Metalle verbindet, haͤngt von der Temperatur ab, in welcher das Metall mit ihm in Beruͤhrung gebracht wird. Je hoͤher die Temperatur iſt, deſto mehr Sauerſtoff verbindet ſich mit dem Metalle. 6) Die achtzehn bekannten Metalle haben ſehr verſchiedene Grade von Verwandtſchaft zu dem Sauerſtoffe. Diejenigen, deren Grad von Verwandtſchaft bekannt iſt, folgen nach einander in dieſer Ordnung: Magneſium, Zink, Eiſen, Kupfer, Queckſilber, Silber, Gold.

Herr Gren erklaͤrte noch in ſeinem Grundriſſe der Naturlehre (1793. §. 405.) die Verkalkung nach dem phlogiſtiſchen Syſtem als bloße Entziehung des Phlogiſtons. Da er aber, wie bereits im Art. S. 462. angefuͤhrt iſt, die Behauptung einer negativen Schwere des Phlogiſtons aufgegeben

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p>
                <pb facs="#f0932" xml:id="P.5.920" n="920"/><lb/>
              </p>
              <p>Da alle Metalle die&#x017F;elben Er&#x017F;cheinungen zeigen, wenn &#x017F;ie ge&#x017F;a&#x0364;uert werden, &#x017F;o i&#x017F;t wahr&#x017F;cheinlich auch die Ur&#x017F;ache die&#x017F;er Er&#x017F;cheinungen bey allen Metallen eine und ebendie&#x017F;elbe, und nicht, wie &#x017F;on&#x017F;t <hi rendition="#b">Kirwan</hi> behauptete, bey jedem Metalle ver&#x017F;chieden. Werden die Metalle au&#x017F; irgend eine andere Art ge&#x017F;a&#x0364;uert, als in dem Sauer&#x017F;toffgas, &#x017F;o geht die&#x017F;elbe Vera&#x0364;nderung mit ihnen vor. Dem zufolge i&#x017F;t wahr&#x017F;cheinlich, daß die Sa&#x0364;urung der Metalle, &#x017F;ie ge&#x017F;chehe durch die Luft, durch das Feuer, durch das Wa&#x017F;&#x017F;er, oder durch die Sa&#x0364;uren, weiter nichts i&#x017F;t, als eine Verbindung des Sauer&#x017F;toffes mit dem Metalle.</p>
              <p>Die metalli&#x017F;chen Halb&#x017F;a&#x0364;uren (Metallkalke) &#x017F;ind unter einander ver&#x017F;chieden 1) vermo&#x0364;ge der gro&#x0364;ßern oder geringern Menge von Sauer&#x017F;toff, welche &#x017F;ie enthalten, 2) vermo&#x0364;ge der mehr oder weniger engen Verbindung, in welcher der Sauer&#x017F;toff mit dem Metalle &#x017F;teht. Einige metalli&#x017F;che Halb&#x017F;a&#x0364;uren verlieren den Sauer&#x017F;toff durch die bloße Beru&#x0364;hrung des Wa&#x0364;rme&#x017F;toffs wieder: dahingegen andere ihren Sauer&#x017F;toff in einer ho&#x0364;hern Temperatur nicht verlieren. 3) Der Sauer&#x017F;toff i&#x017F;t in den metalli&#x017F;chen Halb&#x017F;a&#x0364;uren nicht nur in gro&#x0364;ßerer oder geringerer Menge vorhanden, &#x017F;ondern auch mit mehr oder weniger Wa&#x0364;rme&#x017F;toff verbunden. 4) Jede metalli&#x017F;che Halb&#x017F;a&#x0364;ure kan mehr oder weniger mit Sauer&#x017F;toff ge&#x017F;a&#x0364;ttiget &#x017F;eyn. 5) Die Menge des Sauer&#x017F;toffes, die &#x017F;ich mit dem Metalle verbindet, ha&#x0364;ngt von der Temperatur ab, in welcher das Metall mit ihm in Beru&#x0364;hrung gebracht wird. Je ho&#x0364;her die Temperatur i&#x017F;t, de&#x017F;to mehr Sauer&#x017F;toff verbindet &#x017F;ich mit dem Metalle. 6) Die achtzehn bekannten Metalle haben &#x017F;ehr ver&#x017F;chiedene Grade von Verwandt&#x017F;chaft zu dem Sauer&#x017F;toffe. Diejenigen, deren Grad von Verwandt&#x017F;chaft bekannt i&#x017F;t, folgen nach einander in die&#x017F;er Ordnung: Magne&#x017F;ium, Zink, Ei&#x017F;en, Kupfer, Queck&#x017F;ilber, Silber, Gold.</p>
              <p>Herr <hi rendition="#b">Gren</hi> erkla&#x0364;rte noch in &#x017F;einem Grundri&#x017F;&#x017F;e der Naturlehre (1793. §. 405.) die Verkalkung nach dem phlogi&#x017F;ti&#x017F;chen Sy&#x017F;tem als bloße Entziehung des Phlogi&#x017F;tons. Da er aber, wie bereits im Art. S. 462. angefu&#x0364;hrt i&#x017F;t, die Behauptung einer negativen Schwere des Phlogi&#x017F;tons aufgegeben<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[920/0932] Da alle Metalle dieſelben Erſcheinungen zeigen, wenn ſie geſaͤuert werden, ſo iſt wahrſcheinlich auch die Urſache dieſer Erſcheinungen bey allen Metallen eine und ebendieſelbe, und nicht, wie ſonſt Kirwan behauptete, bey jedem Metalle verſchieden. Werden die Metalle auſ irgend eine andere Art geſaͤuert, als in dem Sauerſtoffgas, ſo geht dieſelbe Veraͤnderung mit ihnen vor. Dem zufolge iſt wahrſcheinlich, daß die Saͤurung der Metalle, ſie geſchehe durch die Luft, durch das Feuer, durch das Waſſer, oder durch die Saͤuren, weiter nichts iſt, als eine Verbindung des Sauerſtoffes mit dem Metalle. Die metalliſchen Halbſaͤuren (Metallkalke) ſind unter einander verſchieden 1) vermoͤge der groͤßern oder geringern Menge von Sauerſtoff, welche ſie enthalten, 2) vermoͤge der mehr oder weniger engen Verbindung, in welcher der Sauerſtoff mit dem Metalle ſteht. Einige metalliſche Halbſaͤuren verlieren den Sauerſtoff durch die bloße Beruͤhrung des Waͤrmeſtoffs wieder: dahingegen andere ihren Sauerſtoff in einer hoͤhern Temperatur nicht verlieren. 3) Der Sauerſtoff iſt in den metalliſchen Halbſaͤuren nicht nur in groͤßerer oder geringerer Menge vorhanden, ſondern auch mit mehr oder weniger Waͤrmeſtoff verbunden. 4) Jede metalliſche Halbſaͤure kan mehr oder weniger mit Sauerſtoff geſaͤttiget ſeyn. 5) Die Menge des Sauerſtoffes, die ſich mit dem Metalle verbindet, haͤngt von der Temperatur ab, in welcher das Metall mit ihm in Beruͤhrung gebracht wird. Je hoͤher die Temperatur iſt, deſto mehr Sauerſtoff verbindet ſich mit dem Metalle. 6) Die achtzehn bekannten Metalle haben ſehr verſchiedene Grade von Verwandtſchaft zu dem Sauerſtoffe. Diejenigen, deren Grad von Verwandtſchaft bekannt iſt, folgen nach einander in dieſer Ordnung: Magneſium, Zink, Eiſen, Kupfer, Queckſilber, Silber, Gold. Herr Gren erklaͤrte noch in ſeinem Grundriſſe der Naturlehre (1793. §. 405.) die Verkalkung nach dem phlogiſtiſchen Syſtem als bloße Entziehung des Phlogiſtons. Da er aber, wie bereits im Art. S. 462. angefuͤhrt iſt, die Behauptung einer negativen Schwere des Phlogiſtons aufgegeben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/932
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 920. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/932>, abgerufen am 22.11.2024.