Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Gothaisches Magazin für das Neuste rc. VIII. B. 2tes St. S. 167 u f. IX. B 1stes St. S. 179 u. f. Göttingische gelehrte Anzeigen, an den angeführten Stellen. Verbrennung. Zusatz zu diesem Artikel Th. IV. S. 438--449. Die antiphlogistische Lehre von der Verbrennung ist bereits im Art. S. 442 in der Kürze angeführt worden. Sie unterscheidet sich von den phlogistischen Systemen dadurch, daß sie den Grund der Verbrennung, so wie die Quelle des Lichts und der Hitze dabey nicht in den brennenden Körper, sondern in den reinern Theil der Luft (die Lebensluft oder das Sauerstoffgas) setzt, und demzufolge jede Verbrennung, als eine Säurung des brennenden Körpers und Zersetzung der Luft betrachtet, da hingegen die phlogistischen Systeme das Princip der Brennbarkeit in die Körper setzen, und beym Verbrennen in die Luft übergehen lassen, mithin die Verbrennung als Zersetzung des Körpers und Phlogistication der Luft (phlogistischen Proceß) ansehen. Nach den phlogistischen Theorien gewinnt die Luft etwas, das der verbrannte Körper verliert. Dennoch findet man bey Verbrennungen in verschloßnen Gefäßen (wenn die dabey verflüchtigten Theile gehörig in Rechnung gebracht oder wieder verdichtet werden) ohne Ausnahme die Luft an Umfang und Gewicht vermindert, den Rückstand der verbrannten Substanzen hingegen an Gewicht vermehrt -- ein Umstand, der schon längst mehr für die entgegengesetzte Meinung zu sprechen schien. Man suchte sich inzwischen auf mancherley Art zu helfen, indem man entweder dem Brennstoff eine negative Schwere, ein Vermögen beylegte, das Gewicht der Körper zu vermindern -- oder indem man eine Vertauschung der Stoffe annahm, bey welcher zwar der brennende Körper das imponderable Phlogiston verliere, dafür aber einen Theil der wägbaren Lebenslust einsauge, und daher an Gewicht zunehme; dagegen der zurückbleibende phlogistisirte Theil der Luft am Umfange, und weil das
Gothaiſches Magazin fuͤr das Neuſte rc. VIII. B. 2tes St. S. 167 u f. IX. B 1ſtes St. S. 179 u. f. Goͤttingiſche gelehrte Anzeigen, an den angefuͤhrten Stellen. Verbrennung. Zuſatz zu dieſem Artikel Th. IV. S. 438—449. Die antiphlogiſtiſche Lehre von der Verbrennung iſt bereits im Art. S. 442 in der Kuͤrze angefuͤhrt worden. Sie unterſcheidet ſich von den phlogiſtiſchen Syſtemen dadurch, daß ſie den Grund der Verbrennung, ſo wie die Quelle des Lichts und der Hitze dabey nicht in den brennenden Koͤrper, ſondern in den reinern Theil der Luft (die Lebensluft oder das Sauerſtoffgas) ſetzt, und demzufolge jede Verbrennung, als eine Saͤurung des brennenden Koͤrpers und Zerſetzung der Luft betrachtet, da hingegen die phlogiſtiſchen Syſteme das Princip der Brennbarkeit in die Koͤrper ſetzen, und beym Verbrennen in die Luft uͤbergehen laſſen, mithin die Verbrennung als Zerſetzung des Koͤrpers und Phlogiſtication der Luft (phlogiſtiſchen Proceß) anſehen. Nach den phlogiſtiſchen Theorien gewinnt die Luft etwas, das der verbrannte Koͤrper verliert. Dennoch findet man bey Verbrennungen in verſchloßnen Gefaͤßen (wenn die dabey verfluͤchtigten Theile gehoͤrig in Rechnung gebracht oder wieder verdichtet werden) ohne Ausnahme die Luft an Umfang und Gewicht vermindert, den Ruͤckſtand der verbrannten Subſtanzen hingegen an Gewicht vermehrt — ein Umſtand, der ſchon laͤngſt mehr fuͤr die entgegengeſetzte Meinung zu ſprechen ſchien. Man ſuchte ſich inzwiſchen auf mancherley Art zu helfen, indem man entweder dem Brennſtoff eine negative Schwere, ein Vermoͤgen beylegte, das Gewicht der Koͤrper zu vermindern — oder indem man eine Vertauſchung der Stoffe annahm, bey welcher zwar der brennende Koͤrper das imponderable Phlogiſton verliere, dafuͤr aber einen Theil der waͤgbaren Lebensluſt einſauge, und daher an Gewicht zunehme; dagegen der zuruͤckbleibende phlogiſtiſirte Theil der Luft am Umfange, und weil das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0918" xml:id="P.5.906" n="906"/><lb/> ſehen, weil die Materie der Atmoſphaͤre das Licht auffaͤngt.</p> <p>Gothaiſches Magazin fuͤr das Neuſte rc. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> B. 2tes St. S. 167 u f. <hi rendition="#aq">IX.</hi> B 1ſtes St. S. 179 u. f.</p> <p>Goͤttingiſche gelehrte Anzeigen, an den angefuͤhrten Stellen.</p> </div> <div n="2"> <head>Verbrennung.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Zuſatz zu dieſem Artikel Th. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 438—449.</hi> </p> <p>Die antiphlogiſtiſche Lehre von der Verbrennung iſt bereits im Art. S. 442 in der Kuͤrze angefuͤhrt worden. Sie unterſcheidet ſich von den phlogiſtiſchen Syſtemen dadurch, daß ſie den Grund der Verbrennung, ſo wie die Quelle des Lichts und der Hitze dabey nicht in den brennenden Koͤrper, ſondern in den reinern Theil der Luft (die Lebensluft oder das Sauerſtoffgas) ſetzt, und demzufolge jede Verbrennung, als eine <hi rendition="#b">Saͤurung des brennenden Koͤrpers</hi> und Zerſetzung der Luft betrachtet, da hingegen die phlogiſtiſchen Syſteme das Princip der Brennbarkeit in die Koͤrper ſetzen, und beym Verbrennen in die Luft uͤbergehen laſſen, mithin die Verbrennung als Zerſetzung des Koͤrpers und <hi rendition="#b">Phlogiſtication der Luft</hi> (phlogiſtiſchen Proceß) anſehen.</p> <p>Nach den phlogiſtiſchen Theorien <hi rendition="#b">gewinnt</hi> die Luft etwas, das der verbrannte Koͤrper <hi rendition="#b">verliert.</hi> Dennoch findet man bey Verbrennungen in verſchloßnen Gefaͤßen (wenn die dabey verfluͤchtigten Theile gehoͤrig in Rechnung gebracht oder wieder verdichtet werden) ohne Ausnahme die Luft an Umfang und Gewicht <hi rendition="#b">vermindert,</hi> den Ruͤckſtand der verbrannten Subſtanzen hingegen an Gewicht <hi rendition="#b">vermehrt</hi> — ein Umſtand, der ſchon laͤngſt mehr fuͤr die entgegengeſetzte Meinung zu ſprechen ſchien. Man ſuchte ſich inzwiſchen auf mancherley Art zu helfen, indem man entweder dem Brennſtoff eine negative Schwere, ein Vermoͤgen beylegte, das Gewicht der Koͤrper zu vermindern — oder indem man eine Vertauſchung der Stoffe annahm, bey welcher zwar der brennende Koͤrper das imponderable Phlogiſton verliere, dafuͤr aber einen Theil der waͤgbaren Lebensluſt einſauge, und daher an Gewicht zunehme; dagegen der zuruͤckbleibende phlogiſtiſirte Theil der Luft am Umfange, und weil das<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [906/0918]
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Gothaiſches Magazin fuͤr das Neuſte rc. VIII. B. 2tes St. S. 167 u f. IX. B 1ſtes St. S. 179 u. f.
Goͤttingiſche gelehrte Anzeigen, an den angefuͤhrten Stellen.
Verbrennung.
Zuſatz zu dieſem Artikel Th. IV. S. 438—449.
Die antiphlogiſtiſche Lehre von der Verbrennung iſt bereits im Art. S. 442 in der Kuͤrze angefuͤhrt worden. Sie unterſcheidet ſich von den phlogiſtiſchen Syſtemen dadurch, daß ſie den Grund der Verbrennung, ſo wie die Quelle des Lichts und der Hitze dabey nicht in den brennenden Koͤrper, ſondern in den reinern Theil der Luft (die Lebensluft oder das Sauerſtoffgas) ſetzt, und demzufolge jede Verbrennung, als eine Saͤurung des brennenden Koͤrpers und Zerſetzung der Luft betrachtet, da hingegen die phlogiſtiſchen Syſteme das Princip der Brennbarkeit in die Koͤrper ſetzen, und beym Verbrennen in die Luft uͤbergehen laſſen, mithin die Verbrennung als Zerſetzung des Koͤrpers und Phlogiſtication der Luft (phlogiſtiſchen Proceß) anſehen.
Nach den phlogiſtiſchen Theorien gewinnt die Luft etwas, das der verbrannte Koͤrper verliert. Dennoch findet man bey Verbrennungen in verſchloßnen Gefaͤßen (wenn die dabey verfluͤchtigten Theile gehoͤrig in Rechnung gebracht oder wieder verdichtet werden) ohne Ausnahme die Luft an Umfang und Gewicht vermindert, den Ruͤckſtand der verbrannten Subſtanzen hingegen an Gewicht vermehrt — ein Umſtand, der ſchon laͤngſt mehr fuͤr die entgegengeſetzte Meinung zu ſprechen ſchien. Man ſuchte ſich inzwiſchen auf mancherley Art zu helfen, indem man entweder dem Brennſtoff eine negative Schwere, ein Vermoͤgen beylegte, das Gewicht der Koͤrper zu vermindern — oder indem man eine Vertauſchung der Stoffe annahm, bey welcher zwar der brennende Koͤrper das imponderable Phlogiſton verliere, dafuͤr aber einen Theil der waͤgbaren Lebensluſt einſauge, und daher an Gewicht zunehme; dagegen der zuruͤckbleibende phlogiſtiſirte Theil der Luft am Umfange, und weil das
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