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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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daß die größern Grundflächen der Kegel sich aufwärts kehren. Auch werden die Kegel etwas spitziger, und die Seitenfläche des obersten, wie die Oefnung einer Trompete, krummlinicht gemacht. Der Durchmesser der kleinern Grunddäche ist hier nur 1/4 des größern, die größern Grundflächen beyder Kegel sind gleich, und der Durchmesser der Hauptröhre hat, wie beym Saugventilator, 1/3 vom Durchmesser der größern Grundfläche. Zwischen beyden Kegelflächen werden hier 12 Kammern angelegt. Zur Beschützung gegen das Wetter dient ein niedriges kegelförmiges Dach mit einer Rinne und 6 Oefnungen, wie Tagelöchern. Inwendig hängt diesen Oefnungen gegenüber ein leichtes Brettchen frey an zwey Lederstücken, an welches der Wind beym Eintritt stößt, und dadurch gegen die untere Mündung gerichtet wird.

Hr. Parrot giebt noch außerdem einen andern Sauger an, bey welchem ein mit der Kurbel gedrehtes Windrad gebraucht wird. Man könnte dabey noch Schwunggewichte an der Welle des Windrads anbringen, um durch eine Schnur, die an den Aufenthaltsort reichte, die Maschine zu jeder Zeit selbst in Bewegung zu setzen und zu erhalten.

Im praktischen Theile des Werks wird durch Versuche erwiesen, daß die reine Luft, welche ein Mensch durch Athmen und Ausdünstung in 1 Min. verbraucht, auf 1/3 Cubikfuß zu rechnen sey, daß also der Saugventilator soviel fortschafsen, und der Druckventilator soviel liefern müsse. Es wird auch ausführlich gezeigt, wie man diese Maschinen bey Wohngebäuden, französischen Caminen, Krankenhäusern, Gefängnissen, Kirchen, Schauspielhäusern, | Schiffen, Bergwerken, Reinigungskanälen, auch Schorsteinen und Reverber-Laternen anwenden, und zu Kühlhäusern benützen könne.

Herr Parrot bemerkt, er habe den ersten Gedanken zu seinem Luftreiniger aus einem französischen Werke (La theorie du feu. 1710.) geschöpft, den Vorschlag des Herrn de l'Isle de St. Martin aber vor Abfassung seiner Schrift nicht gekannt.


daß die groͤßern Grundflaͤchen der Kegel ſich aufwaͤrts kehren. Auch werden die Kegel etwas ſpitziger, und die Seitenflaͤche des oberſten, wie die Oefnung einer Trompete, krummlinicht gemacht. Der Durchmeſſer der kleinern Grunddaͤche iſt hier nur 1/4 des groͤßern, die groͤßern Grundflaͤchen beyder Kegel ſind gleich, und der Durchmeſſer der Hauptroͤhre hat, wie beym Saugventilator, 1/3 vom Durchmeſſer der groͤßern Grundflaͤche. Zwiſchen beyden Kegelflaͤchen werden hier 12 Kammern angelegt. Zur Beſchuͤtzung gegen das Wetter dient ein niedriges kegelfoͤrmiges Dach mit einer Rinne und 6 Oefnungen, wie Tageloͤchern. Inwendig haͤngt dieſen Oefnungen gegenuͤber ein leichtes Brettchen frey an zwey Lederſtuͤcken, an welches der Wind beym Eintritt ſtoͤßt, und dadurch gegen die untere Muͤndung gerichtet wird.

Hr. Parrot giebt noch außerdem einen andern Sauger an, bey welchem ein mit der Kurbel gedrehtes Windrad gebraucht wird. Man koͤnnte dabey noch Schwunggewichte an der Welle des Windrads anbringen, um durch eine Schnur, die an den Aufenthaltsort reichte, die Maſchine zu jeder Zeit ſelbſt in Bewegung zu ſetzen und zu erhalten.

Im praktiſchen Theile des Werks wird durch Verſuche erwieſen, daß die reine Luft, welche ein Menſch durch Athmen und Ausduͤnſtung in 1 Min. verbraucht, auf 1/3 Cubikfuß zu rechnen ſey, daß alſo der Saugventilator ſoviel fortſchafſen, und der Druckventilator ſoviel liefern muͤſſe. Es wird auch ausfuͤhrlich gezeigt, wie man dieſe Maſchinen bey Wohngebaͤuden, franzoͤſiſchen Caminen, Krankenhaͤuſern, Gefaͤngniſſen, Kirchen, Schauſpielhaͤuſern, | Schiffen, Bergwerken, Reinigungskanaͤlen, auch Schorſteinen und Reverber-Laternen anwenden, und zu Kuͤhlhaͤuſern benuͤtzen koͤnne.

Herr Parrot bemerkt, er habe den erſten Gedanken zu ſeinem Luftreiniger aus einem franzoͤſiſchen Werke (La theorie du feu. 1710.) geſchoͤpft, den Vorſchlag des Herrn de l'Isle de St. Martin aber vor Abfaſſung ſeiner Schrift nicht gekannt.

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[901/0913] daß die groͤßern Grundflaͤchen der Kegel ſich aufwaͤrts kehren. Auch werden die Kegel etwas ſpitziger, und die Seitenflaͤche des oberſten, wie die Oefnung einer Trompete, krummlinicht gemacht. Der Durchmeſſer der kleinern Grunddaͤche iſt hier nur 1/4 des groͤßern, die groͤßern Grundflaͤchen beyder Kegel ſind gleich, und der Durchmeſſer der Hauptroͤhre hat, wie beym Saugventilator, 1/3 vom Durchmeſſer der groͤßern Grundflaͤche. Zwiſchen beyden Kegelflaͤchen werden hier 12 Kammern angelegt. Zur Beſchuͤtzung gegen das Wetter dient ein niedriges kegelfoͤrmiges Dach mit einer Rinne und 6 Oefnungen, wie Tageloͤchern. Inwendig haͤngt dieſen Oefnungen gegenuͤber ein leichtes Brettchen frey an zwey Lederſtuͤcken, an welches der Wind beym Eintritt ſtoͤßt, und dadurch gegen die untere Muͤndung gerichtet wird. Hr. Parrot giebt noch außerdem einen andern Sauger an, bey welchem ein mit der Kurbel gedrehtes Windrad gebraucht wird. Man koͤnnte dabey noch Schwunggewichte an der Welle des Windrads anbringen, um durch eine Schnur, die an den Aufenthaltsort reichte, die Maſchine zu jeder Zeit ſelbſt in Bewegung zu ſetzen und zu erhalten. Im praktiſchen Theile des Werks wird durch Verſuche erwieſen, daß die reine Luft, welche ein Menſch durch Athmen und Ausduͤnſtung in 1 Min. verbraucht, auf 1/3 Cubikfuß zu rechnen ſey, daß alſo der Saugventilator ſoviel fortſchafſen, und der Druckventilator ſoviel liefern muͤſſe. Es wird auch ausfuͤhrlich gezeigt, wie man dieſe Maſchinen bey Wohngebaͤuden, franzoͤſiſchen Caminen, Krankenhaͤuſern, Gefaͤngniſſen, Kirchen, Schauſpielhaͤuſern, | Schiffen, Bergwerken, Reinigungskanaͤlen, auch Schorſteinen und Reverber-Laternen anwenden, und zu Kuͤhlhaͤuſern benuͤtzen koͤnne. Herr Parrot bemerkt, er habe den erſten Gedanken zu ſeinem Luftreiniger aus einem franzoͤſiſchen Werke (La theorie du feu. 1710.) geſchoͤpft, den Vorſchlag des Herrn de l'Isle de St. Martin aber vor Abfaſſung ſeiner Schrift nicht gekannt.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 901. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/913>, abgerufen am 18.05.2024.