oder convexe Gläser nicht abgeholfen werden kann, die sich aber durch Verengung der Pupille oder durch ein vorgehaltenes Loch in einer Karte vermindert, weil dadurch die äußern Stralen abgehalten, und blos die mittlern durchgelassen werden, gerade so, wie die Blendungen mit einer Apertur die Abweichungen der dioptrischen Gläser verbessern. Der Verfasser glaubt, solchen Augen würden concav-convexe Gläser von gehöriger Einrichtung die besten Dienste leisten; wo aber der Gebrauch eines Nadelloches das Sehen nicht deutlicher mache, da entspringe der Fehler aus andern Ursachen, z. B. trüben Feuchtigkeiten, Callosität der Netzhaut u. dergl.
Gewöhnlich sehen Kurzsichtige bey schwächerm Lichte deutlicher, und unterscheiden kleine Gegenstände besser, als Weitsichtige; bey einem starken Lichte sehen sie etwas weiter, weil sich der Augenstern zusammenzieht, und dadurch die am meisten abirrenden Stralen abhält. Sie lesen lieber einen kleinen Druck, als einen großen, und schreiben meistens eine kleine Hand. Denn durch die Nähe werden ihnen die Buchstaben vergrößert, und lassen sich, wenn sie klein sind, leichter übersehen. Sie pflegen das Buch beym Lesen schief zu halten, weil es ihnen Mühe macht, beyde Augenaxen gegen die Buchstaben zu richten, daher sie sie lieber seitwärts halten, um sie mit einem Auge allein zu betrachten, wodurch das andere zuletzt aus Mangel an Uebung unbrauchbar wird. Die Kurzsichtigen sehen selten aufmerksam auf die, mit denen sie sprechen; dies beraubt sie des schnellen und lebhaften Ausdrucks der Augen, und giebt ihnen ein Ansehen von Stumpfheit.
Die Mängel der Kurzsichtigkeit lassen sich größtentheils durch den Gebrauch der Hohlgläser verbessern, deren Wahl man aber durch Erfahrung bestimmen muß, ohne bestimmte Regeln darüber geben zu können. Insgemein multiplicirt man die Entfernung, in welcher der Kurzsichtige mit bloßen Augen deutlich sieht, mit der Entfernung, in welcher er durch das Glas deutlich sehen soll, und dividirt das Product durch den Unterschied der beyden Entfernungen: so giebt der Quotient die Brennweite (Zerstreuungsweite) des Hohlglases.
oder convexe Glaͤſer nicht abgeholfen werden kann, die ſich aber durch Verengung der Pupille oder durch ein vorgehaltenes Loch in einer Karte vermindert, weil dadurch die aͤußern Stralen abgehalten, und blos die mittlern durchgelaſſen werden, gerade ſo, wie die Blendungen mit einer Apertur die Abweichungen der dioptriſchen Glaͤſer verbeſſern. Der Verfaſſer glaubt, ſolchen Augen wuͤrden concav-convexe Glaͤſer von gehoͤriger Einrichtung die beſten Dienſte leiſten; wo aber der Gebrauch eines Nadelloches das Sehen nicht deutlicher mache, da entſpringe der Fehler aus andern Urſachen, z. B. truͤben Feuchtigkeiten, Calloſitaͤt der Netzhaut u. dergl.
Gewoͤhnlich ſehen Kurzſichtige bey ſchwaͤcherm Lichte deutlicher, und unterſcheiden kleine Gegenſtaͤnde beſſer, als Weitſichtige; bey einem ſtarken Lichte ſehen ſie etwas weiter, weil ſich der Augenſtern zuſammenzieht, und dadurch die am meiſten abirrenden Stralen abhaͤlt. Sie leſen lieber einen kleinen Druck, als einen großen, und ſchreiben meiſtens eine kleine Hand. Denn durch die Naͤhe werden ihnen die Buchſtaben vergroͤßert, und laſſen ſich, wenn ſie klein ſind, leichter uͤberſehen. Sie pflegen das Buch beym Leſen ſchief zu halten, weil es ihnen Muͤhe macht, beyde Augenaxen gegen die Buchſtaben zu richten, daher ſie ſie lieber ſeitwaͤrts halten, um ſie mit einem Auge allein zu betrachten, wodurch das andere zuletzt aus Mangel an Uebung unbrauchbar wird. Die Kurzſichtigen ſehen ſelten aufmerkſam auf die, mit denen ſie ſprechen; dies beraubt ſie des ſchnellen und lebhaften Ausdrucks der Augen, und giebt ihnen ein Anſehen von Stumpfheit.
Die Maͤngel der Kurzſichtigkeit laſſen ſich groͤßtentheils durch den Gebrauch der Hohlglaͤſer verbeſſern, deren Wahl man aber durch Erfahrung beſtimmen muß, ohne beſtimmte Regeln daruͤber geben zu koͤnnen. Insgemein multiplicirt man die Entfernung, in welcher der Kurzſichtige mit bloßen Augen deutlich ſieht, mit der Entfernung, in welcher er durch das Glas deutlich ſehen ſoll, und dividirt das Product durch den Unterſchied der beyden Entfernungen: ſo giebt der Quotient die Brennweite (Zerſtreuungsweite) des Hohlglaſes.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0091"xml:id="P.5.79"n="79"/><lb/>
oder convexe Glaͤſer nicht abgeholfen werden kann, die ſich aber durch Verengung der Pupille oder durch ein vorgehaltenes Loch in einer Karte vermindert, weil dadurch die aͤußern Stralen abgehalten, und blos die mittlern durchgelaſſen werden, gerade ſo, wie die Blendungen mit einer Apertur die Abweichungen der dioptriſchen Glaͤſer verbeſſern. Der Verfaſſer glaubt, ſolchen Augen wuͤrden concav-convexe Glaͤſer von gehoͤriger Einrichtung die beſten Dienſte leiſten; wo aber der Gebrauch eines Nadelloches das Sehen nicht deutlicher mache, da entſpringe der Fehler aus andern Urſachen, z. B. truͤben Feuchtigkeiten, Calloſitaͤt der Netzhaut u. dergl.</p><p>Gewoͤhnlich ſehen Kurzſichtige bey ſchwaͤcherm Lichte deutlicher, und unterſcheiden kleine Gegenſtaͤnde beſſer, als Weitſichtige; bey einem ſtarken Lichte ſehen ſie etwas weiter, weil ſich der Augenſtern zuſammenzieht, und dadurch die am meiſten abirrenden Stralen abhaͤlt. Sie leſen lieber einen kleinen Druck, als einen großen, und ſchreiben meiſtens eine kleine Hand. Denn durch die Naͤhe werden ihnen die Buchſtaben vergroͤßert, und laſſen ſich, wenn ſie klein ſind, leichter uͤberſehen. Sie pflegen das Buch beym Leſen ſchief zu halten, weil es ihnen Muͤhe macht, beyde Augenaxen gegen die Buchſtaben zu richten, daher ſie ſie lieber ſeitwaͤrts halten, um ſie mit <hirendition="#b">einem</hi> Auge allein zu betrachten, wodurch das andere zuletzt aus Mangel an Uebung unbrauchbar wird. Die Kurzſichtigen ſehen ſelten aufmerkſam auf die, mit denen ſie ſprechen; dies beraubt ſie des ſchnellen und lebhaften Ausdrucks der Augen, und giebt ihnen ein Anſehen von Stumpfheit.</p><p>Die Maͤngel der Kurzſichtigkeit laſſen ſich groͤßtentheils durch den Gebrauch der <hirendition="#b">Hohlglaͤſer</hi> verbeſſern, deren Wahl man aber durch Erfahrung beſtimmen muß, ohne beſtimmte Regeln daruͤber geben zu koͤnnen. Insgemein multiplicirt man die Entfernung, in welcher der Kurzſichtige mit bloßen Augen deutlich ſieht, mit der Entfernung, in welcher er durch das Glas deutlich ſehen ſoll, und dividirt das Product durch den Unterſchied der beyden Entfernungen: ſo giebt der Quotient die Brennweite (Zerſtreuungsweite) des Hohlglaſes.<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[79/0091]
oder convexe Glaͤſer nicht abgeholfen werden kann, die ſich aber durch Verengung der Pupille oder durch ein vorgehaltenes Loch in einer Karte vermindert, weil dadurch die aͤußern Stralen abgehalten, und blos die mittlern durchgelaſſen werden, gerade ſo, wie die Blendungen mit einer Apertur die Abweichungen der dioptriſchen Glaͤſer verbeſſern. Der Verfaſſer glaubt, ſolchen Augen wuͤrden concav-convexe Glaͤſer von gehoͤriger Einrichtung die beſten Dienſte leiſten; wo aber der Gebrauch eines Nadelloches das Sehen nicht deutlicher mache, da entſpringe der Fehler aus andern Urſachen, z. B. truͤben Feuchtigkeiten, Calloſitaͤt der Netzhaut u. dergl.
Gewoͤhnlich ſehen Kurzſichtige bey ſchwaͤcherm Lichte deutlicher, und unterſcheiden kleine Gegenſtaͤnde beſſer, als Weitſichtige; bey einem ſtarken Lichte ſehen ſie etwas weiter, weil ſich der Augenſtern zuſammenzieht, und dadurch die am meiſten abirrenden Stralen abhaͤlt. Sie leſen lieber einen kleinen Druck, als einen großen, und ſchreiben meiſtens eine kleine Hand. Denn durch die Naͤhe werden ihnen die Buchſtaben vergroͤßert, und laſſen ſich, wenn ſie klein ſind, leichter uͤberſehen. Sie pflegen das Buch beym Leſen ſchief zu halten, weil es ihnen Muͤhe macht, beyde Augenaxen gegen die Buchſtaben zu richten, daher ſie ſie lieber ſeitwaͤrts halten, um ſie mit einem Auge allein zu betrachten, wodurch das andere zuletzt aus Mangel an Uebung unbrauchbar wird. Die Kurzſichtigen ſehen ſelten aufmerkſam auf die, mit denen ſie ſprechen; dies beraubt ſie des ſchnellen und lebhaften Ausdrucks der Augen, und giebt ihnen ein Anſehen von Stumpfheit.
Die Maͤngel der Kurzſichtigkeit laſſen ſich groͤßtentheils durch den Gebrauch der Hohlglaͤſer verbeſſern, deren Wahl man aber durch Erfahrung beſtimmen muß, ohne beſtimmte Regeln daruͤber geben zu koͤnnen. Insgemein multiplicirt man die Entfernung, in welcher der Kurzſichtige mit bloßen Augen deutlich ſieht, mit der Entfernung, in welcher er durch das Glas deutlich ſehen ſoll, und dividirt das Product durch den Unterſchied der beyden Entfernungen: ſo giebt der Quotient die Brennweite (Zerſtreuungsweite) des Hohlglaſes.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/91>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.