ihr liegende träge Masse M, um mit eben der Geschwindigkeit aus der Ruhe fortbewegt zu werden, ebenfalls eine Kraft = K erfordern. Eine dritte Masse = M wird wiederum eine Kraft = K erfordern, u. s. w. Zwey dieser M zu sammen, oder alle drey zusammen erfordern also die Kraft K zweymal oder dreymal u. s. w. Und da es hiebey einerley ist, ob sich die Massen berühren oder nicht, ob sie zusammenhängen, oder nicht, so solgt, daß die Masse 2M, um eben so geschwind aus der Ruhe sortbewegt zu werden, die Kraft 2K, die Masse 3M die Kraft 3K, und eine Masse = nM die Kraft nK erfordere. Daß den Massen Gleichgültigkeit in Ruhe und Bewegung beygelegt wird, ändert in diesen Schlüssen nichts; denn es soll dadurch nichts weiter angezeigt werden, als daß die Massen ohne Einwirkung der Kraft sich gar nicht bewegen würden, daß sie sich auch nicht mehr oder weniger bewegen, als es der Kraft gemäß ist; kurz, daß sie blos leidend den Einwirkungen der Kraft folgen, welche allein hier der thätige Theil ist.
Herr Gren aber legt weit mehr in den Begrif, den er sich von dieser Gleichgültigkeit der trägen Materie macht. Nach ihm ist die blos träge Masse des beweglichen Körpers gar kein Hinderniß seiner Beweglichkeit; daher soll die Beweglichkeit in keinem Verhältnisse mit der trägen Masse stehen. Bey der Bewegung bloß träger Körper soll also die Masse gar nicht in Anschlag kommen, indem sie die Beweglichkeit weder vermehre, noch vermindere, und nur die Geschwindigkeit allein soll hier das Maaß der Kraft und die Größe der Bewegung bestimmen. "Denn," sagt Hr. Gren (§. 83.), "wenn Trägheit Gleichgültigkeit der "Körper gegen Ruhe und Bewegung ist, so muß auch der "Satz, daß die Trägheit der Masse proportional sey, ohne "Sinn seyn, indem es so wenig Grade der Gleichgültigkeit, "als der Ruhe, geben kan."
In diesen Schlüssen ist erstens ein doppelter Sinn des Worts Beweglichkeit zu finden. Heißt Beweglichkeit überhaupt Fähigkeit, sich bewegen zu lassen, so kan man sagen, die doppelt so große Masse sey eben so beweglich, als die einfache. Heißt es aber Fähigkeit, sich durch eine bestimmte
ihr liegende traͤge Maſſe M, um mit eben der Geſchwindigkeit aus der Ruhe fortbewegt zu werden, ebenfalls eine Kraft = K erfordern. Eine dritte Maſſe = M wird wiederum eine Kraft = K erfordern, u. ſ. w. Zwey dieſer M zu ſammen, oder alle drey zuſammen erfordern alſo die Kraft K zweymal oder dreymal u. ſ. w. Und da es hiebey einerley iſt, ob ſich die Maſſen beruͤhren oder nicht, ob ſie zuſammenhaͤngen, oder nicht, ſo ſolgt, daß die Maſſe 2M, um eben ſo geſchwind aus der Ruhe ſortbewegt zu werden, die Kraft 2K, die Maſſe 3M die Kraft 3K, und eine Maſſe = nM die Kraft nK erfordere. Daß den Maſſen Gleichguͤltigkeit in Ruhe und Bewegung beygelegt wird, aͤndert in dieſen Schluͤſſen nichts; denn es ſoll dadurch nichts weiter angezeigt werden, als daß die Maſſen ohne Einwirkung der Kraft ſich gar nicht bewegen wuͤrden, daß ſie ſich auch nicht mehr oder weniger bewegen, als es der Kraft gemaͤß iſt; kurz, daß ſie blos leidend den Einwirkungen der Kraft folgen, welche allein hier der thaͤtige Theil iſt.
Herr Gren aber legt weit mehr in den Begrif, den er ſich von dieſer Gleichguͤltigkeit der traͤgen Materie macht. Nach ihm iſt die blos traͤge Maſſe des beweglichen Koͤrpers gar kein Hinderniß ſeiner Beweglichkeit; daher ſoll die Beweglichkeit in keinem Verhaͤltniſſe mit der traͤgen Maſſe ſtehen. Bey der Bewegung bloß traͤger Koͤrper ſoll alſo die Maſſe gar nicht in Anſchlag kommen, indem ſie die Beweglichkeit weder vermehre, noch vermindere, und nur die Geſchwindigkeit allein ſoll hier das Maaß der Kraft und die Groͤße der Bewegung beſtimmen. ”Denn,“ ſagt Hr. Gren (§. 83.), ”wenn Traͤgheit Gleichguͤltigkeit der ”Koͤrper gegen Ruhe und Bewegung iſt, ſo muß auch der ”Satz, daß die Traͤgheit der Maſſe proportional ſey, ohne ”Sinn ſeyn, indem es ſo wenig Grade der Gleichguͤltigkeit, ”als der Ruhe, geben kan.“
In dieſen Schluͤſſen iſt erſtens ein doppelter Sinn des Worts Beweglichkeit zu finden. Heißt Beweglichkeit uͤberhaupt Faͤhigkeit, ſich bewegen zu laſſen, ſo kan man ſagen, die doppelt ſo große Maſſe ſey eben ſo beweglich, als die einfache. Heißt es aber Faͤhigkeit, ſich durch eine beſtimmte
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ihr liegende traͤge Maſſe M, um mit eben der Geſchwindigkeit aus der Ruhe fortbewegt zu werden, ebenfalls eine Kraft = K erfordern. Eine dritte Maſſe = M wird wiederum eine Kraft = K erfordern, u. ſ. w. Zwey dieſer M zu ſammen, oder alle drey zuſammen erfordern alſo die Kraft K zweymal oder dreymal u. ſ. w. Und da es hiebey einerley iſt, ob ſich die Maſſen beruͤhren oder nicht, ob ſie zuſammenhaͤngen, oder nicht, ſo ſolgt, daß die Maſſe 2M, um eben ſo geſchwind aus der Ruhe ſortbewegt zu werden, die Kraft 2K, die Maſſe 3M die Kraft 3K, und eine Maſſe = nM die Kraft nK erfordere. Daß den Maſſen Gleichguͤltigkeit in Ruhe und Bewegung beygelegt wird, aͤndert in dieſen Schluͤſſen nichts; denn es ſoll dadurch nichts weiter angezeigt werden, als daß die Maſſen ohne Einwirkung der Kraft ſich gar nicht bewegen wuͤrden, daß ſie ſich auch nicht mehr oder weniger bewegen, als es der Kraft gemaͤß iſt; kurz, daß ſie blos leidend den Einwirkungen der Kraft folgen, welche allein hier der thaͤtige Theil iſt.
Herr Gren aber legt weit mehr in den Begrif, den er ſich von dieſer Gleichguͤltigkeit der traͤgen Materie macht. Nach ihm iſt die blos traͤge Maſſe des beweglichen Koͤrpers gar kein Hinderniß ſeiner Beweglichkeit; daher ſoll die Beweglichkeit in keinem Verhaͤltniſſe mit der traͤgen Maſſe ſtehen. Bey der Bewegung bloß traͤger Koͤrper ſoll alſo die Maſſe gar nicht in Anſchlag kommen, indem ſie die Beweglichkeit weder vermehre, noch vermindere, und nur die Geſchwindigkeit allein ſoll hier das Maaß der Kraft und die Groͤße der Bewegung beſtimmen. ”Denn,“ ſagt Hr. Gren (§. 83.), ”wenn Traͤgheit Gleichguͤltigkeit der ”Koͤrper gegen Ruhe und Bewegung iſt, ſo muß auch der ”Satz, daß die Traͤgheit der Maſſe proportional ſey, ohne ”Sinn ſeyn, indem es ſo wenig Grade der Gleichguͤltigkeit, ”als der Ruhe, geben kan.“
In dieſen Schluͤſſen iſt erſtens ein doppelter Sinn des Worts Beweglichkeit zu finden. Heißt Beweglichkeit uͤberhaupt Faͤhigkeit, ſich bewegen zu laſſen, ſo kan man ſagen, die doppelt ſo große Maſſe ſey eben ſo beweglich, als die einfache. Heißt es aber Faͤhigkeit, ſich durch eine beſtimmte
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 893. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/905>, abgerufen am 22.11.2024.
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