die Unterschiede der wirklichen Wärme können sehr ungleich seyn, wenn sie gleich auf unsern Thermometern durch gleiche Anzahlen von Graden ausgedrückt werden; und wenn sie also ungleichen Ausdehnungen der Luft correspondiren, so folgt daraus noch nicht, daß sie sich nicht eben so, wie diese Ausdehnungen, verhalten können. Dieses muß man nun allerdings zugeben; aber wenn auch die Sätze nicht widerlegt sind. so verlieren sie doch viel von ihrer Wahrscheinlichkeit. Man gründete sie nächst theoretischen Betrachtungen auf Amontons, Lamberts u. a. Erfahrungen, mit denen sie übereinzustimmen schienen; diese Stütze ward durch Roy's Versuche, und andere, die Luz anführt, wankend, wie ich schon im Wörterbuche S. 358. bemerkt habe; jetzt fällt sie durch die Versuche von Duvernois ganz hinweg. Es bleibt daher wenig Hofnung übrig, durch Amontons Luftthermometer Verhältnisse der wirklichen Wärme zu finden.
Zu S. 363. Hr. Wedgwood drückt die hohen Grade der Hitze, die er vermittelst der Zusammenziehung seiner thönernen Würfel zu bestimmen sucht, nach einer eignen Scale aus, deren Null bey dem Punkte des bey Tage sichtbaren Rothglühens, d. i. bey Fahrenheits 1000 steht, und deren 240 ster Grad mit 32277 nach Fahrenheit übereinstimmt (s. Philos. Trans. Vol. LXXIV. P. II. p. 370.). Hieraus ergiebt sich für beyde Scalen, wenn der wedgwoodische mit F übereinstimmende Grad = W gesetzt wird, folgende Vergleichungsformel
So sagt Wedgwood, Eisen schmelze bey 130 Grad seines Pyrometers, d. i. bey F = 1000 + 1303, 13 = 17939 nach Fahrenheit (W. selbst berechnet 17977). Der höchste Grad, auf den er die Erhitzung seiner Würfel treiben konnte, war 160 Grad, wofür F=1000+1303. 16=20848 ist.
Kästner Anfangsgr. der angewandten Mathematik, 4te Aufl. Göttingen, 1792. 8. Aerometrie. §. 85. II.
Experimenta de calore liquorum ebullientium, auctore D. G. Fabrenbeit. Philos. Transact. N. 381. p. 1 sqq.
die Unterſchiede der wirklichen Waͤrme koͤnnen ſehr ungleich ſeyn, wenn ſie gleich auf unſern Thermometern durch gleiche Anzahlen von Graden ausgedruͤckt werden; und wenn ſie alſo ungleichen Ausdehnungen der Luft correſpondiren, ſo folgt daraus noch nicht, daß ſie ſich nicht eben ſo, wie dieſe Ausdehnungen, verhalten koͤnnen. Dieſes muß man nun allerdings zugeben; aber wenn auch die Saͤtze nicht widerlegt ſind. ſo verlieren ſie doch viel von ihrer Wahrſcheinlichkeit. Man gruͤndete ſie naͤchſt theoretiſchen Betrachtungen auf Amontons, Lamberts u. a. Erfahrungen, mit denen ſie uͤbereinzuſtimmen ſchienen; dieſe Stuͤtze ward durch Roy's Verſuche, und andere, die Luz anfuͤhrt, wankend, wie ich ſchon im Woͤrterbuche S. 358. bemerkt habe; jetzt faͤllt ſie durch die Verſuche von Duvernois ganz hinweg. Es bleibt daher wenig Hofnung uͤbrig, durch Amontons Luftthermometer Verhaͤltniſſe der wirklichen Waͤrme zu finden.
Zu S. 363. Hr. Wedgwood druͤckt die hohen Grade der Hitze, die er vermittelſt der Zuſammenziehung ſeiner thoͤnernen Wuͤrfel zu beſtimmen ſucht, nach einer eignen Scale aus, deren Null bey dem Punkte des bey Tage ſichtbaren Rothgluͤhens, d. i. bey Fahrenheits 1000 ſteht, und deren 240 ſter Grad mit 32277 nach Fahrenheit uͤbereinſtimmt (ſ. Philoſ. Trans. Vol. LXXIV. P. II. p. 370.). Hieraus ergiebt ſich fuͤr beyde Scalen, wenn der wedgwoodiſche mit F uͤbereinſtimmende Grad = W geſetzt wird, folgende Vergleichungsformel
So ſagt Wedgwood, Eiſen ſchmelze bey 130 Grad ſeines Pyrometers, d. i. bey F = 1000 + 1303, 13 = 17939 nach Fahrenheit (W. ſelbſt berechnet 17977). Der hoͤchſte Grad, auf den er die Erhitzung ſeiner Wuͤrfel treiben konnte, war 160 Grad, wofuͤr F=1000+1303. 16=20848 iſt.
Kaͤſtner Anfangsgr. der angewandten Mathematik, 4te Aufl. Goͤttingen, 1792. 8. Aerometrie. §. 85. II.
Experimenta de calore liquorum ebullientium, auctore D. G. Fabrenbeit. Philoſ. Transact. N. 381. p. 1 ſqq.
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die Unterſchiede der wirklichen Waͤrme koͤnnen ſehr ungleich ſeyn, wenn ſie gleich auf unſern Thermometern durch gleiche Anzahlen von Graden ausgedruͤckt werden; und wenn ſie alſo ungleichen Ausdehnungen der Luft correſpondiren, ſo folgt daraus noch nicht, daß ſie ſich nicht eben ſo, wie dieſe Ausdehnungen, verhalten koͤnnen. Dieſes muß man nun allerdings zugeben; aber wenn auch die Saͤtze nicht widerlegt ſind. ſo verlieren ſie doch viel von ihrer Wahrſcheinlichkeit. Man gruͤndete ſie naͤchſt theoretiſchen Betrachtungen auf Amontons, Lamberts u. a. Erfahrungen, mit denen ſie uͤbereinzuſtimmen ſchienen; dieſe Stuͤtze ward durch Roy's Verſuche, und andere, die Luz anfuͤhrt, wankend, wie ich ſchon im Woͤrterbuche S. 358. bemerkt habe; jetzt faͤllt ſie durch die Verſuche von Duvernois ganz hinweg. Es bleibt daher wenig Hofnung uͤbrig, durch Amontons Luftthermometer Verhaͤltniſſe der wirklichen Waͤrme zu finden.
Zu S. 363. Hr. Wedgwood druͤckt die hohen Grade der Hitze, die er vermittelſt der Zuſammenziehung ſeiner thoͤnernen Wuͤrfel zu beſtimmen ſucht, nach einer eignen Scale aus, deren Null bey dem Punkte des bey Tage ſichtbaren Rothgluͤhens, d. i. bey Fahrenheits 1000 ſteht, und deren 240 ſter Grad mit 32277 nach Fahrenheit uͤbereinſtimmt (ſ. Philoſ. Trans. Vol. LXXIV. P. II. p. 370.). Hieraus ergiebt ſich fuͤr beyde Scalen, wenn der wedgwoodiſche mit F uͤbereinſtimmende Grad = W geſetzt wird, folgende Vergleichungsformel So ſagt Wedgwood, Eiſen ſchmelze bey 130 Grad ſeines Pyrometers, d. i. bey F = 1000 + 1303, 13 = 17939 nach Fahrenheit (W. ſelbſt berechnet 17977). Der hoͤchſte Grad, auf den er die Erhitzung ſeiner Wuͤrfel treiben konnte, war 160 Grad, wofuͤr F=1000+1303. 16=20848 iſt.
Kaͤſtner Anfangsgr. der angewandten Mathematik, 4te Aufl. Goͤttingen, 1792. 8. Aerometrie. §. 85. II.
Experimenta de calore liquorum ebullientium, auctore D. G. Fabrenbeit. Philoſ. Transact. N. 381. p. 1 ſqq.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 888. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/900>, abgerufen am 22.11.2024.
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