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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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1. Wenn ein heller und stiller Abend auf einen hellen und warmen Tag folgte, so wurde das Gras oft naß, obgleich das Hygroskop mehrere Stunden, und manchmal die ganze Nacht, zwischen 50 und 55 stand.

2. Wenn der Thau zunahm, so daß hohe Kräuter und Stauden nach und nach naß wurden, so gieng das Hygroskop mehr und mehr auf Feuchtigkeit. Wenn es ohngefähr auf 80 kam, so wurden auch Glastafeln und Flächen mit Oelfirniß überzogen naß; aber während dieser Periode waren weder metallne Platten, die wie die Glastafeln ausgesetzt waren, noch einige Sträucher und Bäume naß; und dieß dauerte auch ganze Nächte.

3. Wenn der Thau zu seinem Maximum fortschritt, gieng das Hygroskop von 80 zu 100. Alsdann hatte man aber auch eine sichere Probe, daß die äußerste Feuchtigkeit in der Luft zugegen war; denn jeder ausgestellte feste Körper wurde dann naß.

Herr de Luc sieht diese Beobachtungen als eine neue Bestätigung seines Satzes an, daß nicht aller Thau von einer freywilligen Niederschlagung in der Luft herrühre: denn wäre dieses, sagt er, so müßten in den Fällen 1. und 2. alle andern festen Körper auch naß geworden seyn; sie wurden es aber nur in einer gewissen Stufenfolge, und während der Zeit zeigten die Hygrometer, daß die Feuchtigkeit in der Luft noch immer zunahm. Folglich muß das Phänomen des Thaues von einigen besondern Ursachen herrühren, durch welche das Wasser, ob es gleich noch nicht geeignet ist, das Medium zu verlassen, sich dennoch auf einigen eigenthümlichen festen Körpern ansammelt. Herr de Luc gesteht inzwischen, daß er diese besondern Ursachen nicht anzugeben wisse, und begnügt sich mit der Hofnung, daß man dereinst im Stande seyn werde, sie mit Beyhülfe der verbesserten Hygrometer zu entdecken.

Zu S. 295--296. Der Behauptung des Herrn Hube, daß die Luftelektricität das meiste zur Absonderung des Thaues beytrage, hat Herr Lampadius (Versuche und Beob. über die Elektricität und Wärme der Atmosphäre. Berlin und Stettin, 1793. 8. S. 64 u. f.) unter Berufung


1. Wenn ein heller und ſtiller Abend auf einen hellen und warmen Tag folgte, ſo wurde das Gras oft naß, obgleich das Hygroſkop mehrere Stunden, und manchmal die ganze Nacht, zwiſchen 50 und 55 ſtand.

2. Wenn der Thau zunahm, ſo daß hohe Kraͤuter und Stauden nach und nach naß wurden, ſo gieng das Hygroſkop mehr und mehr auf Feuchtigkeit. Wenn es ohngefaͤhr auf 80 kam, ſo wurden auch Glastafeln und Flaͤchen mit Oelfirniß uͤberzogen naß; aber waͤhrend dieſer Periode waren weder metallne Platten, die wie die Glastafeln ausgeſetzt waren, noch einige Straͤucher und Baͤume naß; und dieß dauerte auch ganze Naͤchte.

3. Wenn der Thau zu ſeinem Maximum fortſchritt, gieng das Hygroſkop von 80 zu 100. Alsdann hatte man aber auch eine ſichere Probe, daß die aͤußerſte Feuchtigkeit in der Luft zugegen war; denn jeder ausgeſtellte feſte Koͤrper wurde dann naß.

Herr de Luc ſieht dieſe Beobachtungen als eine neue Beſtaͤtigung ſeines Satzes an, daß nicht aller Thau von einer freywilligen Niederſchlagung in der Luft herruͤhre: denn waͤre dieſes, ſagt er, ſo muͤßten in den Faͤllen 1. und 2. alle andern feſten Koͤrper auch naß geworden ſeyn; ſie wurden es aber nur in einer gewiſſen Stufenfolge, und waͤhrend der Zeit zeigten die Hygrometer, daß die Feuchtigkeit in der Luft noch immer zunahm. Folglich muß das Phaͤnomen des Thaues von einigen beſondern Urſachen herruͤhren, durch welche das Waſſer, ob es gleich noch nicht geeignet iſt, das Medium zu verlaſſen, ſich dennoch auf einigen eigenthuͤmlichen feſten Koͤrpern anſammelt. Herr de Luc geſteht inzwiſchen, daß er dieſe beſondern Urſachen nicht anzugeben wiſſe, und begnuͤgt ſich mit der Hofnung, daß man dereinſt im Stande ſeyn werde, ſie mit Beyhuͤlfe der verbeſſerten Hygrometer zu entdecken.

Zu S. 295—296. Der Behauptung des Herrn Hube, daß die Luftelektricitaͤt das meiſte zur Abſonderung des Thaues beytrage, hat Herr Lampadius (Verſuche und Beob. uͤber die Elektricitaͤt und Waͤrme der Atmoſphaͤre. Berlin und Stettin, 1793. 8. S. 64 u. f.) unter Berufung

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[877/0889] 1. Wenn ein heller und ſtiller Abend auf einen hellen und warmen Tag folgte, ſo wurde das Gras oft naß, obgleich das Hygroſkop mehrere Stunden, und manchmal die ganze Nacht, zwiſchen 50 und 55 ſtand. 2. Wenn der Thau zunahm, ſo daß hohe Kraͤuter und Stauden nach und nach naß wurden, ſo gieng das Hygroſkop mehr und mehr auf Feuchtigkeit. Wenn es ohngefaͤhr auf 80 kam, ſo wurden auch Glastafeln und Flaͤchen mit Oelfirniß uͤberzogen naß; aber waͤhrend dieſer Periode waren weder metallne Platten, die wie die Glastafeln ausgeſetzt waren, noch einige Straͤucher und Baͤume naß; und dieß dauerte auch ganze Naͤchte. 3. Wenn der Thau zu ſeinem Maximum fortſchritt, gieng das Hygroſkop von 80 zu 100. Alsdann hatte man aber auch eine ſichere Probe, daß die aͤußerſte Feuchtigkeit in der Luft zugegen war; denn jeder ausgeſtellte feſte Koͤrper wurde dann naß. Herr de Luc ſieht dieſe Beobachtungen als eine neue Beſtaͤtigung ſeines Satzes an, daß nicht aller Thau von einer freywilligen Niederſchlagung in der Luft herruͤhre: denn waͤre dieſes, ſagt er, ſo muͤßten in den Faͤllen 1. und 2. alle andern feſten Koͤrper auch naß geworden ſeyn; ſie wurden es aber nur in einer gewiſſen Stufenfolge, und waͤhrend der Zeit zeigten die Hygrometer, daß die Feuchtigkeit in der Luft noch immer zunahm. Folglich muß das Phaͤnomen des Thaues von einigen beſondern Urſachen herruͤhren, durch welche das Waſſer, ob es gleich noch nicht geeignet iſt, das Medium zu verlaſſen, ſich dennoch auf einigen eigenthuͤmlichen feſten Koͤrpern anſammelt. Herr de Luc geſteht inzwiſchen, daß er dieſe beſondern Urſachen nicht anzugeben wiſſe, und begnuͤgt ſich mit der Hofnung, daß man dereinſt im Stande ſeyn werde, ſie mit Beyhuͤlfe der verbeſſerten Hygrometer zu entdecken. Zu S. 295—296. Der Behauptung des Herrn Hube, daß die Luftelektricitaͤt das meiſte zur Abſonderung des Thaues beytrage, hat Herr Lampadius (Verſuche und Beob. uͤber die Elektricitaͤt und Waͤrme der Atmoſphaͤre. Berlin und Stettin, 1793. 8. S. 64 u. f.) unter Berufung

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 877. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/889>, abgerufen am 22.11.2024.