Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.Zu S. 150--152. Die Herren Schröter in Lilienthal und Schrader in Kiel haben durch unabläßige Bemühungen in Verfertigung reflectirender Teleskope von ausnehmender Größe und Vollkommenheit weit mehr geleistet, als man von Privatunternehmungen zu erwarten berechtigt war. In Hrn. Bode astronomischem Jahrbuche für 1796 (Berlin, 1793. Num. 10.) finden sich Nachrichten von den gemeinschaftlichen Arbeiten dieser beyden Gelehrten, worunter ein 13füßiges Spiegelteleskop sich vorzüglich auszeichnet. Im März 1794 übersendete Herr Schröter der königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen die Beschreibung eines von ihm zu Stande gebrachten newtonischen Teleskops von 25 Fuß, dessen Abbildung in den zweyten Theil seiner selenotopographischen Fragmente kommen soll (s. Götting. gel. Anz. 1794. 60. St. S. 601 u. f. Bode astron. Jahrb. für 1797. Berlin, 1794. gr. 8. S. 184--203.). Von dem Spiegel desselben ist schon oben S. 663. im Zus. des Art. Parabolische Spiegel etwas beygebracht. Das achtkantige Rohr des Teleskops hat 2 Fuß 4 Zoll äußern Durchmesser, und eine Stärke, daß man 12 bis 13 Centner Last auf beyde Enden bringen, und sie in der Mitte noch vergrößern kan, ohne daß es sich beugt. Durch Segeltuch und starken Firniß ist es gegen Wechsel der Witterung unter freyem Himmel geschützt. Der Spiegel bleibt darinn, durch zwey wohlschließende Kapseln gesichert; nur muß man ihn nicht bey warmer, auf kältere folgender, Witterung zu frühzeitig öfnen. Er ist durch acht Rollen und einen Flaschenzug vor- und rückwärts, auch um seine Axe, beweglich. Um dieses Instrument in jeder Richtung befestigen zu können, besteht das Hauptstativ aus einem viereckigten Thurm von Pfählen, ausgemauert, 21 Fuß hoch, 12 Fuß im Durchmesser, der in der Mitte eine starke Säule hat. An seinem obern Theile ist eine Gallerie mit einem 4 Fuß hohen Geländer auf einem Kranze, der sich durch Walzenwerk, wie bey den holländischen Windmühlen, horizontal rings um die Säule drehen läßt. Man kömmt auf diese Gallerie über Treppen. Mit ihr wird das Teleskop herumgeführt, das der Beobachter auf ihr nach Gefallen regieren kan. Die Zu S. 150—152. Die Herren Schroͤter in Lilienthal und Schrader in Kiel haben durch unablaͤßige Bemuͤhungen in Verfertigung reflectirender Teleſkope von ausnehmender Groͤße und Vollkommenheit weit mehr geleiſtet, als man von Privatunternehmungen zu erwarten berechtigt war. In Hrn. Bode aſtronomiſchem Jahrbuche fuͤr 1796 (Berlin, 1793. Num. 10.) finden ſich Nachrichten von den gemeinſchaftlichen Arbeiten dieſer beyden Gelehrten, worunter ein 13fuͤßiges Spiegelteleſkop ſich vorzuͤglich auszeichnet. Im Maͤrz 1794 uͤberſendete Herr Schroͤter der koͤniglichen Societaͤt der Wiſſenſchaften zu Goͤttingen die Beſchreibung eines von ihm zu Stande gebrachten newtoniſchen Teleſkops von 25 Fuß, deſſen Abbildung in den zweyten Theil ſeiner ſelenotopographiſchen Fragmente kommen ſoll (ſ. Goͤtting. gel. Anz. 1794. 60. St. S. 601 u. f. Bode aſtron. Jahrb. fuͤr 1797. Berlin, 1794. gr. 8. S. 184—203.). Von dem Spiegel deſſelben iſt ſchon oben S. 663. im Zuſ. des Art. Paraboliſche Spiegel etwas beygebracht. Das achtkantige Rohr des Teleſkops hat 2 Fuß 4 Zoll aͤußern Durchmeſſer, und eine Staͤrke, daß man 12 bis 13 Centner Laſt auf beyde Enden bringen, und ſie in der Mitte noch vergroͤßern kan, ohne daß es ſich beugt. Durch Segeltuch und ſtarken Firniß iſt es gegen Wechſel der Witterung unter freyem Himmel geſchuͤtzt. Der Spiegel bleibt darinn, durch zwey wohlſchließende Kapſeln geſichert; nur muß man ihn nicht bey warmer, auf kaͤltere folgender, Witterung zu fruͤhzeitig oͤfnen. Er iſt durch acht Rollen und einen Flaſchenzug vor- und ruͤckwaͤrts, auch um ſeine Axe, beweglich. Um dieſes Inſtrument in jeder Richtung befeſtigen zu koͤnnen, beſteht das Hauptſtativ aus einem viereckigten Thurm von Pfaͤhlen, ausgemauert, 21 Fuß hoch, 12 Fuß im Durchmeſſer, der in der Mitte eine ſtarke Saͤule hat. An ſeinem obern Theile iſt eine Gallerie mit einem 4 Fuß hohen Gelaͤnder auf einem Kranze, der ſich durch Walzenwerk, wie bey den hollaͤndiſchen Windmuͤhlen, horizontal rings um die Saͤule drehen laͤßt. Man koͤmmt auf dieſe Gallerie uͤber Treppen. Mit ihr wird das Teleſkop herumgefuͤhrt, das der Beobachter auf ihr nach Gefallen regieren kan. Die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0871" xml:id="P.5.859" n="859"/><lb/> </p> <p><hi rendition="#b">Zu S.</hi> 150—152. 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An ſeinem obern Theile iſt eine Gallerie mit einem 4 Fuß hohen Gelaͤnder auf einem Kranze, der ſich durch Walzenwerk, wie bey den hollaͤndiſchen Windmuͤhlen, horizontal rings um die Saͤule drehen laͤßt. Man koͤmmt auf dieſe Gallerie uͤber Treppen. Mit ihr wird das Teleſkop herumgefuͤhrt, das der Beobachter auf ihr nach Gefallen regieren kan. Die<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [859/0871]
Zu S. 150—152. Die Herren Schroͤter in Lilienthal und Schrader in Kiel haben durch unablaͤßige Bemuͤhungen in Verfertigung reflectirender Teleſkope von ausnehmender Groͤße und Vollkommenheit weit mehr geleiſtet, als man von Privatunternehmungen zu erwarten berechtigt war. In Hrn. Bode aſtronomiſchem Jahrbuche fuͤr 1796 (Berlin, 1793. Num. 10.) finden ſich Nachrichten von den gemeinſchaftlichen Arbeiten dieſer beyden Gelehrten, worunter ein 13fuͤßiges Spiegelteleſkop ſich vorzuͤglich auszeichnet.
Im Maͤrz 1794 uͤberſendete Herr Schroͤter der koͤniglichen Societaͤt der Wiſſenſchaften zu Goͤttingen die Beſchreibung eines von ihm zu Stande gebrachten newtoniſchen Teleſkops von 25 Fuß, deſſen Abbildung in den zweyten Theil ſeiner ſelenotopographiſchen Fragmente kommen ſoll (ſ. Goͤtting. gel. Anz. 1794. 60. St. S. 601 u. f. Bode aſtron. Jahrb. fuͤr 1797. Berlin, 1794. gr. 8. S. 184—203.). Von dem Spiegel deſſelben iſt ſchon oben S. 663. im Zuſ. des Art. Paraboliſche Spiegel etwas beygebracht. Das achtkantige Rohr des Teleſkops hat 2 Fuß 4 Zoll aͤußern Durchmeſſer, und eine Staͤrke, daß man 12 bis 13 Centner Laſt auf beyde Enden bringen, und ſie in der Mitte noch vergroͤßern kan, ohne daß es ſich beugt. Durch Segeltuch und ſtarken Firniß iſt es gegen Wechſel der Witterung unter freyem Himmel geſchuͤtzt. Der Spiegel bleibt darinn, durch zwey wohlſchließende Kapſeln geſichert; nur muß man ihn nicht bey warmer, auf kaͤltere folgender, Witterung zu fruͤhzeitig oͤfnen. Er iſt durch acht Rollen und einen Flaſchenzug vor- und ruͤckwaͤrts, auch um ſeine Axe, beweglich.
Um dieſes Inſtrument in jeder Richtung befeſtigen zu koͤnnen, beſteht das Hauptſtativ aus einem viereckigten Thurm von Pfaͤhlen, ausgemauert, 21 Fuß hoch, 12 Fuß im Durchmeſſer, der in der Mitte eine ſtarke Saͤule hat. An ſeinem obern Theile iſt eine Gallerie mit einem 4 Fuß hohen Gelaͤnder auf einem Kranze, der ſich durch Walzenwerk, wie bey den hollaͤndiſchen Windmuͤhlen, horizontal rings um die Saͤule drehen laͤßt. Man koͤmmt auf dieſe Gallerie uͤber Treppen. Mit ihr wird das Teleſkop herumgefuͤhrt, das der Beobachter auf ihr nach Gefallen regieren kan. Die
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