Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Saturnsring. Zusatz zu Th. III. S. 786--790. Schon der ältere Cassini, Short und Hadley hatten auf der Fläche des Saturnsringes einen oder mehrere dunkle Streifen gesehen. Hr. Herschel beobachtete eine dunkle Zone auf der Nordseite des Ringes 10 Jahre lang, und äusserte schon in den Transactionen für 1790 die Vermuthung, daß es zwey Ringe seyn möchten, und die dunkle Zone in einer zwischen beyden offen bleibenden Durchsicht bestehe. Zugleich schloß er aus hellen Flecken, die er auf dem Ringe wahrnahm, eine Umwälzung desselben in 10 St. 32 Min. 15,4 Sec. Die seit dem August 1791 gemachten Beobachtungen der südlichen Ringfläche haben die Spaltung des Ringes noch wahrscheinlicher gemacht (Herschel on the Ring of Saturn and the Rotation of the fifth Satellite upon its axis, in Philos. Trans. Vol. LXXXII. P. I. p. 22. im Auszuge in Bode astron. Jahrb. für 1796, ingleichen im Gothaischen Magazin für das Neuste rc. IX. B. 4tes St. S. 50 u. f.). Hr. H. sahe wiederholt, und mit unterschiedenen Vergröße<*> rungen, immer eine dunkle Zone auf dem bisher für einen einzigen angenommenen Ringe. Sie war auf beyden Seiten gleich breit, ließ sich auf jeder Hälfte des Rings bis nahe an den Saturn verfolgen; mit 600facher Vergrößerung etwa bis dahin, wo eine auf den längsten Durchmesser des Rings senkrechte Linie den dunkeln Raum zwischen Saturn und Ring zur Hälfte theilt. Hierdurch glaubt nun Hr. Herschel zu dem Schlusse berechtigt zu seyn, Saturn habe zween concentrische Ringe von ungleicher Größe und Breite, die wahrscheinlich gegen seinen Aequator sich neigen. Um den Schluß ganz zu rechtfertigen, müßte man Sterne durch die Zone sehen, wiewohl auch alsdann der Zweifler noch einwenden könnte, es wären helle Tüpfelchen auf dem Ringe. Als eine physikalische Bestätigung für die Theilung des Ringes giebt Hr. H. an, daß bey seiner Dünne und ausserordentlichen
Saturnsring. Zuſatz zu Th. III. S. 786—790. Schon der aͤltere Caſſini, Short und Hadley hatten auf der Flaͤche des Saturnsringes einen oder mehrere dunkle Streifen geſehen. Hr. Herſchel beobachtete eine dunkle Zone auf der Nordſeite des Ringes 10 Jahre lang, und aͤuſſerte ſchon in den Transactionen fuͤr 1790 die Vermuthung, daß es zwey Ringe ſeyn moͤchten, und die dunkle Zone in einer zwiſchen beyden offen bleibenden Durchſicht beſtehe. Zugleich ſchloß er aus hellen Flecken, die er auf dem Ringe wahrnahm, eine Umwaͤlzung deſſelben in 10 St. 32 Min. 15,4 Sec. Die ſeit dem Auguſt 1791 gemachten Beobachtungen der ſuͤdlichen Ringflaͤche haben die Spaltung des Ringes noch wahrſcheinlicher gemacht (Herſchel on the Ring of Saturn and the Rotation of the fifth Satellite upon its axis, in Philoſ. Trans. Vol. LXXXII. P. I. p. 22. im Auszuge in Bode aſtron. Jahrb. fuͤr 1796, ingleichen im Gothaiſchen Magazin fuͤr das Neuſte rc. IX. B. 4tes St. S. 50 u. f.). Hr. H. ſahe wiederholt, und mit unterſchiedenen Vergroͤße<*> rungen, immer eine dunkle Zone auf dem bisher fuͤr einen einzigen angenommenen Ringe. Sie war auf beyden Seiten gleich breit, ließ ſich auf jeder Haͤlfte des Rings bis nahe an den Saturn verfolgen; mit 600facher Vergroͤßerung etwa bis dahin, wo eine auf den laͤngſten Durchmeſſer des Rings ſenkrechte Linie den dunkeln Raum zwiſchen Saturn und Ring zur Haͤlfte theilt. Hierdurch glaubt nun Hr. Herſchel zu dem Schluſſe berechtigt zu ſeyn, Saturn habe zween concentriſche Ringe von ungleicher Groͤße und Breite, die wahrſcheinlich gegen ſeinen Aequator ſich neigen. Um den Schluß ganz zu rechtfertigen, muͤßte man Sterne durch die Zone ſehen, wiewohl auch alsdann der Zweifler noch einwenden koͤnnte, es waͤren helle Tuͤpfelchen auf dem Ringe. Als eine phyſikaliſche Beſtaͤtigung fuͤr die Theilung des Ringes giebt Hr. H. an, daß bey ſeiner Duͤnne und auſſerordentlichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0808" xml:id="P.5.796" n="796"/><lb/> Lichtabwechſelung dieſes Trabanten geſchloſſen, welche ſchon vorher von aͤltern Aſtronomen bemerkt worden war.</p> </div> <div n="2"> <head>Saturnsring.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Zuſatz zu Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 786—790.</hi> </p> <p>Schon der aͤltere <hi rendition="#b">Caſſini, Short</hi> und <hi rendition="#b">Hadley</hi> hatten auf der Flaͤche des Saturnsringes einen oder mehrere dunkle Streifen geſehen. Hr. <hi rendition="#b">Herſchel</hi> beobachtete eine dunkle Zone auf der Nordſeite des Ringes 10 Jahre lang, und aͤuſſerte ſchon in den Transactionen fuͤr 1790 die Vermuthung, daß es zwey Ringe ſeyn moͤchten, und die dunkle Zone in einer zwiſchen beyden offen bleibenden Durchſicht beſtehe. Zugleich ſchloß er aus hellen Flecken, die er auf dem Ringe wahrnahm, eine Umwaͤlzung deſſelben in 10 St. 32 Min. 15,4 Sec.</p> <p>Die ſeit dem Auguſt 1791 gemachten Beobachtungen der ſuͤdlichen Ringflaͤche haben die Spaltung des Ringes noch wahrſcheinlicher gemacht <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Herſchel</hi> on the Ring of Saturn and the Rotation of the fifth Satellite upon its axis, in Philoſ. Trans. Vol. LXXXII. P. I. p. 22.</hi> im Auszuge in <hi rendition="#b">Bode</hi> aſtron. Jahrb. fuͤr 1796, ingleichen im Gothaiſchen Magazin fuͤr das Neuſte rc. <hi rendition="#aq">IX.</hi> B. 4tes St. S. 50 u. f.). Hr. H. ſahe wiederholt, und mit unterſchiedenen Vergroͤße<*> rungen, immer eine dunkle Zone auf dem bisher fuͤr einen einzigen angenommenen Ringe. Sie war auf beyden Seiten gleich breit, ließ ſich auf jeder Haͤlfte des Rings bis nahe an den Saturn verfolgen; mit 600facher Vergroͤßerung etwa bis dahin, wo eine auf den laͤngſten Durchmeſſer des Rings ſenkrechte Linie den dunkeln Raum zwiſchen Saturn und Ring zur Haͤlfte theilt. Hierdurch glaubt nun Hr. <hi rendition="#b">Herſchel</hi> zu dem Schluſſe berechtigt zu ſeyn, Saturn habe zween concentriſche Ringe von ungleicher Groͤße und Breite, die wahrſcheinlich gegen ſeinen Aequator ſich neigen. Um den Schluß ganz zu rechtfertigen, muͤßte man Sterne durch die Zone ſehen, wiewohl auch alsdann der Zweifler noch einwenden koͤnnte, es waͤren helle Tuͤpfelchen auf dem Ringe. Als eine phyſikaliſche Beſtaͤtigung fuͤr die Theilung des Ringes giebt Hr. H. an, daß bey ſeiner Duͤnne und auſſerordentlichen<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [796/0808]
Lichtabwechſelung dieſes Trabanten geſchloſſen, welche ſchon vorher von aͤltern Aſtronomen bemerkt worden war.
Saturnsring.
Zuſatz zu Th. III. S. 786—790.
Schon der aͤltere Caſſini, Short und Hadley hatten auf der Flaͤche des Saturnsringes einen oder mehrere dunkle Streifen geſehen. Hr. Herſchel beobachtete eine dunkle Zone auf der Nordſeite des Ringes 10 Jahre lang, und aͤuſſerte ſchon in den Transactionen fuͤr 1790 die Vermuthung, daß es zwey Ringe ſeyn moͤchten, und die dunkle Zone in einer zwiſchen beyden offen bleibenden Durchſicht beſtehe. Zugleich ſchloß er aus hellen Flecken, die er auf dem Ringe wahrnahm, eine Umwaͤlzung deſſelben in 10 St. 32 Min. 15,4 Sec.
Die ſeit dem Auguſt 1791 gemachten Beobachtungen der ſuͤdlichen Ringflaͤche haben die Spaltung des Ringes noch wahrſcheinlicher gemacht (Herſchel on the Ring of Saturn and the Rotation of the fifth Satellite upon its axis, in Philoſ. Trans. Vol. LXXXII. P. I. p. 22. im Auszuge in Bode aſtron. Jahrb. fuͤr 1796, ingleichen im Gothaiſchen Magazin fuͤr das Neuſte rc. IX. B. 4tes St. S. 50 u. f.). Hr. H. ſahe wiederholt, und mit unterſchiedenen Vergroͤße<*> rungen, immer eine dunkle Zone auf dem bisher fuͤr einen einzigen angenommenen Ringe. Sie war auf beyden Seiten gleich breit, ließ ſich auf jeder Haͤlfte des Rings bis nahe an den Saturn verfolgen; mit 600facher Vergroͤßerung etwa bis dahin, wo eine auf den laͤngſten Durchmeſſer des Rings ſenkrechte Linie den dunkeln Raum zwiſchen Saturn und Ring zur Haͤlfte theilt. Hierdurch glaubt nun Hr. Herſchel zu dem Schluſſe berechtigt zu ſeyn, Saturn habe zween concentriſche Ringe von ungleicher Groͤße und Breite, die wahrſcheinlich gegen ſeinen Aequator ſich neigen. Um den Schluß ganz zu rechtfertigen, muͤßte man Sterne durch die Zone ſehen, wiewohl auch alsdann der Zweifler noch einwenden koͤnnte, es waͤren helle Tuͤpfelchen auf dem Ringe. Als eine phyſikaliſche Beſtaͤtigung fuͤr die Theilung des Ringes giebt Hr. H. an, daß bey ſeiner Duͤnne und auſſerordentlichen
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