Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Der während des Athemholens mit dem venösen Blute verbundene Sauerstoff verbreitet sich, vermöge der Circulation in den Arterien, durch alle Theile des Körpers. Er verbindet sich mit dem Körper, und sein Wärmestoff wird frey. Daher entsteht die thierische Wärme, s. den Zusatz zu dem Art. Wärme, thierische. Soweit die Theorie des Herrn Girtanner. Herr Robert Menzies (Tentamen physiologicum de respiratione. Edinb. 1790, im Auszuge in Grens Journal der Phys. B. VI. S. 107 u. f.) hat sich vornehmlich mit Bestimmung der Luftmenge beschäftiget, die bey jedem Einathmen von den Lungen aufgenommen wird. Er bediente sich zu diesem Zwecke einer Blase, deren Inhalt er kannte, und an der eine mit Ventilen versehene Röhre angebracht werden konnte, wodurch es leicht ward, alle in der Blase enthaltene Luft einzuathmen, und sie vermittelst einer andern Röhre mit entgegengesetzter Stellung|der Ventille, durch die bey jeder Exspiration austretende Luft wieder aufzublasen. Durch dieses Mittel fand Herr Menzies eine Blase, von 2400 Cubikzoll Inhalt, durch ein 56maliges Ausathmen, das er mit fest geschlossener Nase verrichtete, angefüllt. Dieser Versuch, der bey häufiger Wiederholung immer denselben Erfolg gewährte, giebt 42,8 Cubikzoll für die Luftmenge, die bey jeder Erspiration aus der Lunge tritt. Um diese Bestimmung noch auf andere Art zu prüfen, stellte Herr M. nach dem schon von Boerhaave angegebnen Vorschlage, einen starken, 5 Fuß 8 Zoll langen Mann, dessen Brusthöle 3 Fuß 3 Zoll Umfang hatte, in ein mit Wasser angefülltes Gefäß von bekannten Dimensionen so, daß er bis an den Hals im Wasser stand, und beobachtete während des Athmens das abwechselnde Aufsteigen und Sinken der Wasserfläche. Die Temperatur des Wassers war 90 Grad nach Fahrenheit: der Puls schlug bey dem Manne in einer Minute 64--65 mal vor und in dem Bade, und in eben der Zeit geschahe das Einathmen 14--14 1/2 mal; das Wasser
Der waͤhrend des Athemholens mit dem venoͤſen Blute verbundene Sauerſtoff verbreitet ſich, vermoͤge der Circulation in den Arterien, durch alle Theile des Koͤrpers. Er verbindet ſich mit dem Koͤrper, und ſein Waͤrmeſtoff wird frey. Daher entſteht die thieriſche Waͤrme, ſ. den Zuſatz zu dem Art. Waͤrme, thieriſche. Soweit die Theorie des Herrn Girtanner. Herr Robert Menzies (Tentamen phyſiologicum de reſpiratione. Edinb. 1790, im Auszuge in Grens Journal der Phyſ. B. VI. S. 107 u. f.) hat ſich vornehmlich mit Beſtimmung der Luftmenge beſchaͤftiget, die bey jedem Einathmen von den Lungen aufgenommen wird. Er bediente ſich zu dieſem Zwecke einer Blaſe, deren Inhalt er kannte, und an der eine mit Ventilen verſehene Roͤhre angebracht werden konnte, wodurch es leicht ward, alle in der Blaſe enthaltene Luft einzuathmen, und ſie vermittelſt einer andern Roͤhre mit entgegengeſetzter Stellung|der Ventille, durch die bey jeder Exſpiration austretende Luft wieder aufzublaſen. Durch dieſes Mittel fand Herr Menzies eine Blaſe, von 2400 Cubikzoll Inhalt, durch ein 56maliges Ausathmen, das er mit feſt geſchloſſener Naſe verrichtete, angefuͤllt. Dieſer Verſuch, der bey haͤufiger Wiederholung immer denſelben Erfolg gewaͤhrte, giebt 42,8 Cubikzoll fuͤr die Luftmenge, die bey jeder Erſpiration aus der Lunge tritt. Um dieſe Beſtimmung noch auf andere Art zu pruͤfen, ſtellte Herr M. nach dem ſchon von Boerhaave angegebnen Vorſchlage, einen ſtarken, 5 Fuß 8 Zoll langen Mann, deſſen Bruſthoͤle 3 Fuß 3 Zoll Umfang hatte, in ein mit Waſſer angefuͤlltes Gefaͤß von bekannten Dimenſionen ſo, daß er bis an den Hals im Waſſer ſtand, und beobachtete waͤhrend des Athmens das abwechſelnde Aufſteigen und Sinken der Waſſerflaͤche. Die Temperatur des Waſſers war 90 Grad nach Fahrenheit: der Puls ſchlug bey dem Manne in einer Minute 64—65 mal vor und in dem Bade, und in eben der Zeit geſchahe das Einathmen 14—14 1/2 mal; das Waſſer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0080" xml:id="P.5.68" n="68"/><lb/> gegen die veneriſche Krankheit, die Skropheln, die Hypochondrie, Bleichſucht, aſthmatiſche Zufaͤlle, und gegen alle chroniſche Krankheiten, welche aus Schwaͤche entſtehen.</p> <p>Der waͤhrend des Athemholens mit dem venoͤſen Blute verbundene Sauerſtoff verbreitet ſich, vermoͤge der Circulation in den Arterien, durch alle Theile des Koͤrpers. Er verbindet ſich mit dem Koͤrper, und ſein Waͤrmeſtoff wird frey. Daher entſteht die thieriſche Waͤrme, ſ. den Zuſatz zu dem Art. <hi rendition="#b">Waͤrme, thieriſche.</hi> Soweit die Theorie des Herrn Girtanner.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">Robert Menzies</hi> (<hi rendition="#aq">Tentamen phyſiologicum de reſpiratione. Edinb. 1790,</hi> im Auszuge in <hi rendition="#b">Grens</hi> Journal der Phyſ. B. <hi rendition="#aq">VI.</hi> S. 107 u. f.) hat ſich vornehmlich mit Beſtimmung der Luftmenge beſchaͤftiget, die bey jedem Einathmen von den Lungen aufgenommen wird. Er bediente ſich zu dieſem Zwecke einer Blaſe, deren Inhalt er kannte, und an der eine mit Ventilen verſehene Roͤhre angebracht werden konnte, wodurch es leicht ward, alle in der Blaſe enthaltene Luft einzuathmen, und ſie vermittelſt einer andern Roͤhre mit entgegengeſetzter Stellung|der Ventille, durch die bey jeder Exſpiration austretende Luft wieder aufzublaſen. Durch dieſes Mittel fand Herr <hi rendition="#b">Menzies</hi> eine Blaſe, von 2400 Cubikzoll Inhalt, durch ein 56maliges Ausathmen, das er mit feſt geſchloſſener Naſe verrichtete, angefuͤllt. Dieſer Verſuch, der bey haͤufiger Wiederholung immer denſelben Erfolg gewaͤhrte, giebt 42,8 Cubikzoll fuͤr die Luftmenge, die bey jeder Erſpiration aus der Lunge tritt. Um dieſe Beſtimmung noch auf andere Art zu pruͤfen, ſtellte Herr M. nach dem ſchon von <hi rendition="#b">Boerhaave</hi> angegebnen Vorſchlage, einen ſtarken, 5 Fuß 8 Zoll langen Mann, deſſen Bruſthoͤle 3 Fuß 3 Zoll Umfang hatte, in ein mit Waſſer angefuͤlltes Gefaͤß von bekannten Dimenſionen ſo, daß er bis an den Hals im Waſſer ſtand, und beobachtete waͤhrend des Athmens das abwechſelnde Aufſteigen und Sinken der Waſſerflaͤche. Die Temperatur des Waſſers war 90 Grad nach Fahrenheit: der Puls ſchlug bey dem Manne in einer Minute 64—65 mal vor und in dem Bade, und in eben der Zeit geſchahe das Einathmen 14—14 1/2 mal; das Waſſer<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [68/0080]
gegen die veneriſche Krankheit, die Skropheln, die Hypochondrie, Bleichſucht, aſthmatiſche Zufaͤlle, und gegen alle chroniſche Krankheiten, welche aus Schwaͤche entſtehen.
Der waͤhrend des Athemholens mit dem venoͤſen Blute verbundene Sauerſtoff verbreitet ſich, vermoͤge der Circulation in den Arterien, durch alle Theile des Koͤrpers. Er verbindet ſich mit dem Koͤrper, und ſein Waͤrmeſtoff wird frey. Daher entſteht die thieriſche Waͤrme, ſ. den Zuſatz zu dem Art. Waͤrme, thieriſche. Soweit die Theorie des Herrn Girtanner.
Herr Robert Menzies (Tentamen phyſiologicum de reſpiratione. Edinb. 1790, im Auszuge in Grens Journal der Phyſ. B. VI. S. 107 u. f.) hat ſich vornehmlich mit Beſtimmung der Luftmenge beſchaͤftiget, die bey jedem Einathmen von den Lungen aufgenommen wird. Er bediente ſich zu dieſem Zwecke einer Blaſe, deren Inhalt er kannte, und an der eine mit Ventilen verſehene Roͤhre angebracht werden konnte, wodurch es leicht ward, alle in der Blaſe enthaltene Luft einzuathmen, und ſie vermittelſt einer andern Roͤhre mit entgegengeſetzter Stellung|der Ventille, durch die bey jeder Exſpiration austretende Luft wieder aufzublaſen. Durch dieſes Mittel fand Herr Menzies eine Blaſe, von 2400 Cubikzoll Inhalt, durch ein 56maliges Ausathmen, das er mit feſt geſchloſſener Naſe verrichtete, angefuͤllt. Dieſer Verſuch, der bey haͤufiger Wiederholung immer denſelben Erfolg gewaͤhrte, giebt 42,8 Cubikzoll fuͤr die Luftmenge, die bey jeder Erſpiration aus der Lunge tritt. Um dieſe Beſtimmung noch auf andere Art zu pruͤfen, ſtellte Herr M. nach dem ſchon von Boerhaave angegebnen Vorſchlage, einen ſtarken, 5 Fuß 8 Zoll langen Mann, deſſen Bruſthoͤle 3 Fuß 3 Zoll Umfang hatte, in ein mit Waſſer angefuͤlltes Gefaͤß von bekannten Dimenſionen ſo, daß er bis an den Hals im Waſſer ſtand, und beobachtete waͤhrend des Athmens das abwechſelnde Aufſteigen und Sinken der Waſſerflaͤche. Die Temperatur des Waſſers war 90 Grad nach Fahrenheit: der Puls ſchlug bey dem Manne in einer Minute 64—65 mal vor und in dem Bade, und in eben der Zeit geſchahe das Einathmen 14—14 1/2 mal; das Waſſer
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