was in den Versuchen der Herren Troostwyck u. Deiman im Kleinen geschieht. Die Gewitter entstehen vorzüglich bey heißer Witterung und im Sommer. Durch die Wärme, welche vor dem Gewitter vorhergeht, wird sehr viel Wasser zerlegt, dessen Sauerstoff sich zum Theil mit den Pflanzen verbindet, und dessen Wasserstoff größtentheils in die Höhe steigt, und wegen seiner außerordentlichen Leichtigkeit bis in die höhern Regionen der Atmosphäre gelangt. Dort trift nun dieser Wasserstoff eine große Menge Sauerstoff an, und durch den elektrischen Funken des Blitzes wird diese Mischung entzündet und in Wasser verwandelt. Daher fällt bey den Gewittern eine so große Menge von Regen auf einmal, und daher fängt es nicht eher an zu regnen, als bis es geblitzt hat. Der Regen hört auf, sobald es aufhört zu blitzen, weil alsdann kein Wasser weiter entsteht.
Die Antiphlogistiker fühlen also selbst die Unmöglichkeit, die Gewitterregen aus der Feuchtigkeit der Luft zu erklären: sie leiten das Wasser dieser Regen ebenfalls von einer Zersetzung der atmosphärischen Luft ab. Allein nach ihrer Art, die Sache zu erklären, müßte sich in den Schichten der Atmosphäre, aus denen der Regen kömmt, ein Volumen von Wasserstoff, oder von brennbarer Luft, aufhalten, das mehr als das Doppelte des Volumens der übrigen damit vermischten atmosphärischen Luft betrüge. Dagegen macht Herr de Luc (Schreiben an Fourcroy über die moderne Chemie, aus d. Journ. de phys. 1791. übers. in Grens Journ. d. Phys. B. VII. S. 136.) den Einwurf, eine solche Quantität brennbarer Luft finde man in der Atmosphäre nicht, und wenn sie da wäre, so müßte der erste Blitz den ganzen Luftkreis in Feuer setzen, ja selbst ohne Gewitter würden die Feuer, die die Bergbewohner auf den Gipfeln hoher Gebirge anzünden, oft dieselbe Wirkung haben. Nehme man auch an, der Wasserstoff sey in der Atmosphäre unter einer nicht entzündbaren Gestalt vorhanden, so sey es doch nach der neuern Chemie immer nöthig, daß er sich mit dem Sauerstoffe der übrigen atmosphärischen Luft vereinige, ehe er Regenwolken oder Regen bilden könne. Dadurch müßte denn der übrigen Luft der Sauerstoff entzogen, der Stickstoff aber zurückgelassen,
was in den Verſuchen der Herren Trooſtwyck u. Deiman im Kleinen geſchieht. Die Gewitter entſtehen vorzuͤglich bey heißer Witterung und im Sommer. Durch die Waͤrme, welche vor dem Gewitter vorhergeht, wird ſehr viel Waſſer zerlegt, deſſen Sauerſtoff ſich zum Theil mit den Pflanzen verbindet, und deſſen Waſſerſtoff groͤßtentheils in die Hoͤhe ſteigt, und wegen ſeiner außerordentlichen Leichtigkeit bis in die hoͤhern Regionen der Atmoſphaͤre gelangt. Dort trift nun dieſer Waſſerſtoff eine große Menge Sauerſtoff an, und durch den elektriſchen Funken des Blitzes wird dieſe Miſchung entzuͤndet und in Waſſer verwandelt. Daher faͤllt bey den Gewittern eine ſo große Menge von Regen auf einmal, und daher faͤngt es nicht eher an zu regnen, als bis es geblitzt hat. Der Regen hoͤrt auf, ſobald es aufhoͤrt zu blitzen, weil alsdann kein Waſſer weiter entſteht.
Die Antiphlogiſtiker fuͤhlen alſo ſelbſt die Unmoͤglichkeit, die Gewitterregen aus der Feuchtigkeit der Luft zu erklaͤren: ſie leiten das Waſſer dieſer Regen ebenfalls von einer Zerſetzung der atmoſphaͤriſchen Luft ab. Allein nach ihrer Art, die Sache zu erklaͤren, muͤßte ſich in den Schichten der Atmoſphaͤre, aus denen der Regen koͤmmt, ein Volumen von Waſſerſtoff, oder von brennbarer Luft, aufhalten, das mehr als das Doppelte des Volumens der uͤbrigen damit vermiſchten atmoſphaͤriſchen Luft betruͤge. Dagegen macht Herr de Luc (Schreiben an Fourcroy uͤber die moderne Chemie, aus d. Journ. de phyſ. 1791. uͤberſ. in Grens Journ. d. Phyſ. B. VII. S. 136.) den Einwurf, eine ſolche Quantitaͤt brennbarer Luft finde man in der Atmoſphaͤre nicht, und wenn ſie da waͤre, ſo muͤßte der erſte Blitz den ganzen Luftkreis in Feuer ſetzen, ja ſelbſt ohne Gewitter wuͤrden die Feuer, die die Bergbewohner auf den Gipfeln hoher Gebirge anzuͤnden, oft dieſelbe Wirkung haben. Nehme man auch an, der Waſſerſtoff ſey in der Atmoſphaͤre unter einer nicht entzuͤndbaren Geſtalt vorhanden, ſo ſey es doch nach der neuern Chemie immer noͤthig, daß er ſich mit dem Sauerſtoffe der uͤbrigen atmoſphaͤriſchen Luft vereinige, ehe er Regenwolken oder Regen bilden koͤnne. Dadurch muͤßte denn der uͤbrigen Luft der Sauerſtoff entzogen, der Stickſtoff aber zuruͤckgelaſſen,
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was in den Verſuchen der Herren Trooſtwyck u. Deiman im Kleinen geſchieht. Die Gewitter entſtehen vorzuͤglich bey heißer Witterung und im Sommer. Durch die Waͤrme, welche vor dem Gewitter vorhergeht, wird ſehr viel Waſſer zerlegt, deſſen Sauerſtoff ſich zum Theil mit den Pflanzen verbindet, und deſſen Waſſerſtoff groͤßtentheils in die Hoͤhe ſteigt, und wegen ſeiner außerordentlichen Leichtigkeit bis in die hoͤhern Regionen der Atmoſphaͤre gelangt. Dort trift nun dieſer Waſſerſtoff eine große Menge Sauerſtoff an, und durch den elektriſchen Funken des Blitzes wird dieſe Miſchung entzuͤndet und in Waſſer verwandelt. Daher faͤllt bey den Gewittern eine ſo große Menge von Regen auf einmal, und daher faͤngt es nicht eher an zu regnen, als bis es geblitzt hat. Der Regen hoͤrt auf, ſobald es aufhoͤrt zu blitzen, weil alsdann kein Waſſer weiter entſteht.
Die Antiphlogiſtiker fuͤhlen alſo ſelbſt die Unmoͤglichkeit, die Gewitterregen aus der Feuchtigkeit der Luft zu erklaͤren: ſie leiten das Waſſer dieſer Regen ebenfalls von einer Zerſetzung der atmoſphaͤriſchen Luft ab. Allein nach ihrer Art, die Sache zu erklaͤren, muͤßte ſich in den Schichten der Atmoſphaͤre, aus denen der Regen koͤmmt, ein Volumen von Waſſerſtoff, oder von brennbarer Luft, aufhalten, das mehr als das Doppelte des Volumens der uͤbrigen damit vermiſchten atmoſphaͤriſchen Luft betruͤge. Dagegen macht Herr de Luc (Schreiben an Fourcroy uͤber die moderne Chemie, aus d. Journ. de phyſ. 1791. uͤberſ. in Grens Journ. d. Phyſ. B. VII. S. 136.) den Einwurf, eine ſolche Quantitaͤt brennbarer Luft finde man in der Atmoſphaͤre nicht, und wenn ſie da waͤre, ſo muͤßte der erſte Blitz den ganzen Luftkreis in Feuer ſetzen, ja ſelbſt ohne Gewitter wuͤrden die Feuer, die die Bergbewohner auf den Gipfeln hoher Gebirge anzuͤnden, oft dieſelbe Wirkung haben. Nehme man auch an, der Waſſerſtoff ſey in der Atmoſphaͤre unter einer nicht entzuͤndbaren Geſtalt vorhanden, ſo ſey es doch nach der neuern Chemie immer noͤthig, daß er ſich mit dem Sauerſtoffe der uͤbrigen atmoſphaͤriſchen Luft vereinige, ehe er Regenwolken oder Regen bilden koͤnne. Dadurch muͤßte denn der uͤbrigen Luft der Sauerſtoff entzogen, der Stickſtoff aber zuruͤckgelaſſen,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 753. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/765>, abgerufen am 25.11.2024.
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