dem sogenannten Graupenhagel vermischt sind, starke Spuren von Elektricität zeigen. Herr Lampadius versichert, daß kein Strich- oder Streifregen ohne starke Elektricität falle. Nach seinen Beobachtungen über Elektricität und Wärme der Atmosphäre (Berlin. u. Stett. 1793.8. § 70 u. f.) ist der Gang der Elektricität bey Strichregen ihrem Gange bey Gewittern ganz ähnlich, und ihre Stärke zuweilen sehr beträchtlich. Die Elektricität der Landregen hingegen kam nie über den Grad, bey dem die Blättchen des Elektrometers ohne Rauch 7--8 Lin. divergirten, und es wechselte dabey positives und negatives E mit ziemlich langen Pausen ab. Daß bey diesen Landregen die Elektricität nicht immer merklich ist, kan von mehrern Ursachen herrühren, z. B. weil die Zersetzung der Luft sehr langsam geschieht, weil das elektrische Fluidum in die höhern Regionen der Atmosphäre entweicht, oder durch die fallenden Wassertropfen in den Erdboden abgeleitet wird. Daß der Regen bisweilen durch mitgebrachte Elektricität im Dunkeln leuchte, ist schon im Art. S. 651. bemerkt worden.
Man hat gegen diese de Lucsche Theorie des Regens mancherley Zweifel erhoben (s. Etwas über den Regen, und Hrn. de Luc's Einwürfe gegen die französische Chemie, von Hrn. Hofr. Mayer in Grens Journ. der Phys. B. V. S. 371 u. f. Zylius über Hrn. Lichtenbergs Einwürfe gegen das antiphlogistische System und gegen die Auflösung des Wassers in der Luft, ebend. B. VI. S. 195 u. f. Ebenders. über Hrn. de Luc's Lehre von der Verdünstung und dem Regen, ebend. B. VIII. S. 51 u. f.). Hauptsächlich ist angeführt worden, daß man aus den Angaben des Hygrometers gegen die Auflösungstheorie nichts folgern könne, weil dieses Werkzeug nur concrete Feuchtigkeit, nicht aber das der Luft wirklich aufgelöste Wasser, anzeige; und dann, daß die Meteorologie überhaupt eine noch viel zu wenig gegründete Wissenschaft sey, um daraus Schlüsse gegen die neuere Chemie zu ziehen.
Beyde Einwürfe hat Herr Hofr. Lichtenberg (Vorrede zur sechsten Aufl. des Erxleben. 1794. S. XXXII--XXXV.) sehr scharfsinnig und richtig beantwortet. Was den ersten
dem ſogenannten Graupenhagel vermiſcht ſind, ſtarke Spuren von Elektricitaͤt zeigen. Herr Lampadius verſichert, daß kein Strich- oder Streifregen ohne ſtarke Elektricitaͤt falle. Nach ſeinen Beobachtungen uͤber Elektricitaͤt und Waͤrme der Atmoſphaͤre (Berlin. u. Stett. 1793.8. § 70 u. f.) iſt der Gang der Elektricitaͤt bey Strichregen ihrem Gange bey Gewittern ganz aͤhnlich, und ihre Staͤrke zuweilen ſehr betraͤchtlich. Die Elektricitaͤt der Landregen hingegen kam nie uͤber den Grad, bey dem die Blaͤttchen des Elektrometers ohne Rauch 7—8 Lin. divergirten, und es wechſelte dabey poſitives und negatives E mit ziemlich langen Pauſen ab. Daß bey dieſen Landregen die Elektricitaͤt nicht immer merklich iſt, kan von mehrern Urſachen herruͤhren, z. B. weil die Zerſetzung der Luft ſehr langſam geſchieht, weil das elektriſche Fluidum in die hoͤhern Regionen der Atmoſphaͤre entweicht, oder durch die fallenden Waſſertropfen in den Erdboden abgeleitet wird. Daß der Regen bisweilen durch mitgebrachte Elektricitaͤt im Dunkeln leuchte, iſt ſchon im Art. S. 651. bemerkt worden.
Man hat gegen dieſe de Lucſche Theorie des Regens mancherley Zweifel erhoben (ſ. Etwas uͤber den Regen, und Hrn. de Luc's Einwuͤrfe gegen die franzoͤſiſche Chemie, von Hrn. Hofr. Mayer in Grens Journ. der Phyſ. B. V. S. 371 u. f. Zylius uͤber Hrn. Lichtenbergs Einwuͤrfe gegen das antiphlogiſtiſche Syſtem und gegen die Aufloͤſung des Waſſers in der Luft, ebend. B. VI. S. 195 u. f. Ebenderſ. uͤber Hrn. de Luc's Lehre von der Verduͤnſtung und dem Regen, ebend. B. VIII. S. 51 u. f.). Hauptſaͤchlich iſt angefuͤhrt worden, daß man aus den Angaben des Hygrometers gegen die Aufloͤſungstheorie nichts folgern koͤnne, weil dieſes Werkzeug nur concrete Feuchtigkeit, nicht aber das der Luft wirklich aufgeloͤſte Waſſer, anzeige; und dann, daß die Meteorologie uͤberhaupt eine noch viel zu wenig gegruͤndete Wiſſenſchaft ſey, um daraus Schluͤſſe gegen die neuere Chemie zu ziehen.
Beyde Einwuͤrfe hat Herr Hofr. Lichtenberg (Vorrede zur ſechſten Aufl. des Erxleben. 1794. S. XXXII—XXXV.) ſehr ſcharfſinnig und richtig beantwortet. Was den erſten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0762"xml:id="P.5.750"n="750"/><lb/>
dem ſogenannten Graupenhagel vermiſcht ſind, ſtarke Spuren von Elektricitaͤt zeigen. Herr <hirendition="#b">Lampadius</hi> verſichert, daß kein Strich- oder Streifregen ohne ſtarke Elektricitaͤt falle. Nach ſeinen Beobachtungen uͤber Elektricitaͤt und Waͤrme der Atmoſphaͤre (Berlin. u. Stett. 1793.8. § 70 u. f.) iſt der Gang der Elektricitaͤt bey Strichregen ihrem Gange bey Gewittern ganz aͤhnlich, und ihre Staͤrke zuweilen ſehr betraͤchtlich. Die Elektricitaͤt der Landregen hingegen kam nie uͤber den Grad, bey dem die Blaͤttchen des Elektrometers ohne Rauch 7—8 Lin. divergirten, und es wechſelte dabey poſitives und negatives <hirendition="#aq">E</hi> mit ziemlich langen Pauſen ab. Daß bey dieſen Landregen die Elektricitaͤt nicht immer merklich iſt, kan von mehrern Urſachen herruͤhren, z. B. weil die Zerſetzung der Luft ſehr langſam geſchieht, weil das elektriſche Fluidum in die hoͤhern Regionen der Atmoſphaͤre entweicht, oder durch die fallenden Waſſertropfen in den Erdboden abgeleitet wird. Daß der Regen bisweilen durch mitgebrachte Elektricitaͤt im Dunkeln leuchte, iſt ſchon im Art. S. 651. bemerkt worden.</p><p>Man hat gegen dieſe de Lucſche Theorie des Regens mancherley Zweifel erhoben (ſ. Etwas uͤber den Regen, und Hrn. <hirendition="#b">de Luc's</hi> Einwuͤrfe gegen die franzoͤſiſche Chemie, von Hrn. Hofr. <hirendition="#b">Mayer</hi> in <hirendition="#b">Grens</hi> Journ. der Phyſ. B. <hirendition="#aq">V.</hi> S. 371 u. f. <hirendition="#b">Zylius</hi> uͤber Hrn. <hirendition="#b">Lichtenbergs</hi> Einwuͤrfe gegen das antiphlogiſtiſche Syſtem und gegen die Aufloͤſung des Waſſers in der Luft, <hirendition="#b">ebend.</hi> B. <hirendition="#aq">VI.</hi> S. 195 u. f. <hirendition="#b">Ebenderſ.</hi> uͤber Hrn. <hirendition="#b">de Luc's</hi> Lehre von der Verduͤnſtung und dem Regen, <hirendition="#b">ebend.</hi> B. <hirendition="#aq">VIII.</hi> S. 51 u. f.). Hauptſaͤchlich iſt angefuͤhrt worden, daß man aus den Angaben des Hygrometers gegen die Aufloͤſungstheorie nichts folgern koͤnne, weil dieſes Werkzeug nur concrete Feuchtigkeit, nicht aber das der Luft wirklich aufgeloͤſte Waſſer, anzeige; und dann, daß die Meteorologie uͤberhaupt eine noch viel zu wenig gegruͤndete Wiſſenſchaft ſey, um daraus Schluͤſſe gegen die neuere Chemie zu ziehen.</p><p>Beyde Einwuͤrfe hat Herr Hofr. <hirendition="#b">Lichtenberg</hi> (Vorrede zur ſechſten Aufl. des Erxleben. 1794. S. <hirendition="#aq">XXXII—XXXV.)</hi>ſehr ſcharfſinnig und richtig beantwortet. Was den erſten<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[750/0762]
dem ſogenannten Graupenhagel vermiſcht ſind, ſtarke Spuren von Elektricitaͤt zeigen. Herr Lampadius verſichert, daß kein Strich- oder Streifregen ohne ſtarke Elektricitaͤt falle. Nach ſeinen Beobachtungen uͤber Elektricitaͤt und Waͤrme der Atmoſphaͤre (Berlin. u. Stett. 1793.8. § 70 u. f.) iſt der Gang der Elektricitaͤt bey Strichregen ihrem Gange bey Gewittern ganz aͤhnlich, und ihre Staͤrke zuweilen ſehr betraͤchtlich. Die Elektricitaͤt der Landregen hingegen kam nie uͤber den Grad, bey dem die Blaͤttchen des Elektrometers ohne Rauch 7—8 Lin. divergirten, und es wechſelte dabey poſitives und negatives E mit ziemlich langen Pauſen ab. Daß bey dieſen Landregen die Elektricitaͤt nicht immer merklich iſt, kan von mehrern Urſachen herruͤhren, z. B. weil die Zerſetzung der Luft ſehr langſam geſchieht, weil das elektriſche Fluidum in die hoͤhern Regionen der Atmoſphaͤre entweicht, oder durch die fallenden Waſſertropfen in den Erdboden abgeleitet wird. Daß der Regen bisweilen durch mitgebrachte Elektricitaͤt im Dunkeln leuchte, iſt ſchon im Art. S. 651. bemerkt worden.
Man hat gegen dieſe de Lucſche Theorie des Regens mancherley Zweifel erhoben (ſ. Etwas uͤber den Regen, und Hrn. de Luc's Einwuͤrfe gegen die franzoͤſiſche Chemie, von Hrn. Hofr. Mayer in Grens Journ. der Phyſ. B. V. S. 371 u. f. Zylius uͤber Hrn. Lichtenbergs Einwuͤrfe gegen das antiphlogiſtiſche Syſtem und gegen die Aufloͤſung des Waſſers in der Luft, ebend. B. VI. S. 195 u. f. Ebenderſ. uͤber Hrn. de Luc's Lehre von der Verduͤnſtung und dem Regen, ebend. B. VIII. S. 51 u. f.). Hauptſaͤchlich iſt angefuͤhrt worden, daß man aus den Angaben des Hygrometers gegen die Aufloͤſungstheorie nichts folgern koͤnne, weil dieſes Werkzeug nur concrete Feuchtigkeit, nicht aber das der Luft wirklich aufgeloͤſte Waſſer, anzeige; und dann, daß die Meteorologie uͤberhaupt eine noch viel zu wenig gegruͤndete Wiſſenſchaft ſey, um daraus Schluͤſſe gegen die neuere Chemie zu ziehen.
Beyde Einwuͤrfe hat Herr Hofr. Lichtenberg (Vorrede zur ſechſten Aufl. des Erxleben. 1794. S. XXXII—XXXV.) ſehr ſcharfſinnig und richtig beantwortet. Was den erſten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/762>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.