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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Rad an der Welle.

Zus. zu Th. III. S. 617--622.

Zu S. 618. Die Bewegung der Radwinde kan durch Kräfte der Menschen und Thiere, auch lebloser Dinge, geschehen. Die Menschen können mit ihren Händen unmittelbar an die Kurbel, die Speichen, das Rad fassen, oder an einer um das Rad gelegten Schnur ohne Ende ziehen. Auch kan das Rad so eingerichtet seyn, daß Menschen und Thiere darinn herumgehen (Laufrad), oder von außen darauf treten können (Tretrad). Hiemit ist die Tretscheibe verwandt, deren Welle aufrecht steht, doch so, daß sie etwas gegen den Horizont geneigt ist. Beym Göpel arbeiten Menschen an Schiebestangen, oder Pferde an Zugstangen.

Das Wasserrad, woran Zellen oder Schaufeln befindlich sind, ist oberschlächtig (rota directa), wenn sich das Wasser von oben herab in die Zellen ergießt, und das Rad durch den Stoß und sein Gewicht zugleich in der Richtung des Stroms umtreibt; oder unterschlächtig (retrograda), wenn das Wasser von unten durch den Stoß an die Schaufeln schlägt, und das Rad in der dem Strome entgegengesetzten Richtung umtreibt. Die Windflügel, entstehen, wenn men die Windruthen, d. i. zwey durch den Kopf der Welle gesteckte lange Bäume, mit Löchern durchbohrt, durch welche Sprossen, so lang, als der Flügel breit seyn soll, gehen, die zu beyden Seiten durch Leisten oder Rahmen befestiget, und mit Segeltuch oder dünnen Brettern bedeckt sind.

Gewichte werden an ein Seil gehangen, das um das Rad, oder nach Beschaffenheit der Umstände, um die Welle gewunden ist, und durch seine Abwindung diese umdreht. Wie man Federn anbringt, um Räder zu bewegen, s. bey dem Worte: Kraft (Th II. 810. 811.).

Zu S. 622. Der Krahn oder Kranich (Grus, Geranium), wodurch die Last nicht nur gehoben, sondern auch auf jede beliebige Seite gedreht werden kan (wie beym


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Rad an der Welle.

Zuſ. zu Th. III. S. 617—622.

Zu S. 618. Die Bewegung der Radwinde kan durch Kraͤfte der Menſchen und Thiere, auch lebloſer Dinge, geſchehen. Die Menſchen koͤnnen mit ihren Haͤnden unmittelbar an die Kurbel, die Speichen, das Rad faſſen, oder an einer um das Rad gelegten Schnur ohne Ende ziehen. Auch kan das Rad ſo eingerichtet ſeyn, daß Menſchen und Thiere darinn herumgehen (Laufrad), oder von außen darauf treten koͤnnen (Tretrad). Hiemit iſt die Tretſcheibe verwandt, deren Welle aufrecht ſteht, doch ſo, daß ſie etwas gegen den Horizont geneigt iſt. Beym Goͤpel arbeiten Menſchen an Schiebeſtangen, oder Pferde an Zugſtangen.

Das Waſſerrad, woran Zellen oder Schaufeln befindlich ſind, iſt oberſchlaͤchtig (rota directa), wenn ſich das Waſſer von oben herab in die Zellen ergießt, und das Rad durch den Stoß und ſein Gewicht zugleich in der Richtung des Stroms umtreibt; oder unterſchlaͤchtig (retrograda), wenn das Waſſer von unten durch den Stoß an die Schaufeln ſchlaͤgt, und das Rad in der dem Strome entgegengeſetzten Richtung umtreibt. Die Windfluͤgel, entſtehen, wenn men die Windruthen, d. i. zwey durch den Kopf der Welle geſteckte lange Baͤume, mit Loͤchern durchbohrt, durch welche Sproſſen, ſo lang, als der Fluͤgel breit ſeyn ſoll, gehen, die zu beyden Seiten durch Leiſten oder Rahmen befeſtiget, und mit Segeltuch oder duͤnnen Brettern bedeckt ſind.

Gewichte werden an ein Seil gehangen, das um das Rad, oder nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde, um die Welle gewunden iſt, und durch ſeine Abwindung dieſe umdreht. Wie man Federn anbringt, um Raͤder zu bewegen, ſ. bey dem Worte: Kraft (Th II. 810. 811.).

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[741/0753] R Rad an der Welle. Zuſ. zu Th. III. S. 617—622. Zu S. 618. Die Bewegung der Radwinde kan durch Kraͤfte der Menſchen und Thiere, auch lebloſer Dinge, geſchehen. Die Menſchen koͤnnen mit ihren Haͤnden unmittelbar an die Kurbel, die Speichen, das Rad faſſen, oder an einer um das Rad gelegten Schnur ohne Ende ziehen. Auch kan das Rad ſo eingerichtet ſeyn, daß Menſchen und Thiere darinn herumgehen (Laufrad), oder von außen darauf treten koͤnnen (Tretrad). Hiemit iſt die Tretſcheibe verwandt, deren Welle aufrecht ſteht, doch ſo, daß ſie etwas gegen den Horizont geneigt iſt. Beym Goͤpel arbeiten Menſchen an Schiebeſtangen, oder Pferde an Zugſtangen. Das Waſſerrad, woran Zellen oder Schaufeln befindlich ſind, iſt oberſchlaͤchtig (rota directa), wenn ſich das Waſſer von oben herab in die Zellen ergießt, und das Rad durch den Stoß und ſein Gewicht zugleich in der Richtung des Stroms umtreibt; oder unterſchlaͤchtig (retrograda), wenn das Waſſer von unten durch den Stoß an die Schaufeln ſchlaͤgt, und das Rad in der dem Strome entgegengeſetzten Richtung umtreibt. Die Windfluͤgel, entſtehen, wenn men die Windruthen, d. i. zwey durch den Kopf der Welle geſteckte lange Baͤume, mit Loͤchern durchbohrt, durch welche Sproſſen, ſo lang, als der Fluͤgel breit ſeyn ſoll, gehen, die zu beyden Seiten durch Leiſten oder Rahmen befeſtiget, und mit Segeltuch oder duͤnnen Brettern bedeckt ſind. Gewichte werden an ein Seil gehangen, das um das Rad, oder nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde, um die Welle gewunden iſt, und durch ſeine Abwindung dieſe umdreht. Wie man Federn anbringt, um Raͤder zu bewegen, ſ. bey dem Worte: Kraft (Th II. 810. 811.). Zu S. 622. Der Krahn oder Kranich (Grus, Geranium), wodurch die Laſt nicht nur gehoben, ſondern auch auf jede beliebige Seite gedreht werden kan (wie beym

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 741. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/753>, abgerufen am 23.11.2024.