Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Wenn man männliches und weibliches Brenngas in gehörigem Verhältnisse mischt, so entsteht daraus allein noch kein Zusammenfließen des Wassers, weil es von jedem der beyden Brennstoffe noch festgehalten wird. Sobald aber irg<*>d eine mechanische Erschütterung, z. B. durch den elektrischen Funken, das Gleichgewicht aufhebt, so verbinden sich beyde Brennstoffe zu Feuer und Flamme, und dehnen sich in einen viel weitern Raum aus; das Wasser dagegen schlägt sich in tropfbarer Gestalt nieder, wo es einen mehr als tausendmal kleinern Raum einnimmt, und es entsteht deshalb Anfangs eine heftige Ausbreitung und gleich darauf ein leerer Raum, in welchen die äußere Luft mit einem heftigen Knalle einschlägt. Man hat dieser Theorie ein mystisches Colorit und eine etwas indecente Bildersprache vorgeworfen; auch an ihren Erklärungen getadelt, daß sie zu willkührlich sind, und bisweilen sich selbst wieder aufheben. So würde z. B. aus Eisenfeile und Vitriolöl nach der hier gegebnen Erklärung niemals brennbare Luft entbunden werden. Denn befände sich über der Mischung Lebensluft, so würde sich der männliche Brennstoff blos mit dem weiblichen der Lebensluft gatten, und Hitze, aber nicht brennbare Luft, zeugen; wäre aber keine Lebensluft vorhanden, so könnte wiederum keine Hitze entstehen, mithin der männliche Brennstoff der Mischung nicht aufgelockert werden (s. der neuen Allg. Deutsch. Bibl. XII. B. 1. St. 3. Heft, S. 170 u. f.). Girtanner Ansangsgründe der antiphlogistischen Chemie, an mehrern Stellen. Lichtenberg Zus. zu Erxlebens Anfangsgr. der Naturl. Sechste Auflage. Göttingen, 1794. 8. §. 488. De Luc Funfzehnter Brief an Hrn. de la Metherie, aus d. Journal de phys. 1791. p. 378. übers. in Grens Journal der Phys. B. VII. S. 105 u. f. Grundriß der Naturl. in s. mathem. und chemischen Theile neu bearbeitet von F. A. C. Gren. Halle, 1793. 8. §. 917. und an mehrern Stellen.
Wenn man maͤnnliches und weibliches Brenngas in gehoͤrigem Verhaͤltniſſe miſcht, ſo entſteht daraus allein noch kein Zuſammenfließen des Waſſers, weil es von jedem der beyden Brennſtoffe noch feſtgehalten wird. Sobald aber irg<*>d eine mechaniſche Erſchuͤtterung, z. B. durch den elektriſchen Funken, das Gleichgewicht aufhebt, ſo verbinden ſich beyde Brennſtoffe zu Feuer und Flamme, und dehnen ſich in einen viel weitern Raum aus; das Waſſer dagegen ſchlaͤgt ſich in tropfbarer Geſtalt nieder, wo es einen mehr als tauſendmal kleinern Raum einnimmt, und es entſteht deshalb Anfangs eine heftige Ausbreitung und gleich darauf ein leerer Raum, in welchen die aͤußere Luft mit einem heftigen Knalle einſchlaͤgt. Man hat dieſer Theorie ein myſtiſches Colorit und eine etwas indecente Bilderſprache vorgeworfen; auch an ihren Erklaͤrungen getadelt, daß ſie zu willkuͤhrlich ſind, und bisweilen ſich ſelbſt wieder aufheben. So wuͤrde z. B. aus Eiſenfeile und Vitrioloͤl nach der hier gegebnen Erklaͤrung niemals brennbare Luft entbunden werden. Denn befaͤnde ſich uͤber der Miſchung Lebensluft, ſo wuͤrde ſich der maͤnnliche Brennſtoff blos mit dem weiblichen der Lebensluft gatten, und Hitze, aber nicht brennbare Luft, zeugen; waͤre aber keine Lebensluft vorhanden, ſo koͤnnte wiederum keine Hitze entſtehen, mithin der maͤnnliche Brennſtoff der Miſchung nicht aufgelockert werden (ſ. der neuen Allg. Deutſch. Bibl. XII. B. 1. St. 3. Heft, S. 170 u. f.). Girtanner Anſangsgründe der antiphlogiſtiſchen Chemie, an mehrern Stellen. Lichtenberg Zuſ. zu Erxlebens Anfangsgr. der Naturl. Sechſte Auflage. Goͤttingen, 1794. 8. §. 488. De Luc Funfzehnter Brief an Hrn. de la Metherie, aus d. Journal de phyſ. 1791. p. 378. uͤberſ. in Grens Journal der Phyſ. B. VII. S. 105 u. f. Grundriß der Naturl. in ſ. mathem. und chemiſchen Theile neu bearbeitet von F. A. C. Gren. Halle, 1793. 8. §. 917. und an mehrern Stellen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0719" xml:id="P.5.707" n="707"/><lb/> Erde, giebt ihr die metalliſche Geſtalt wieder, und der weibliche Theil geht mit dem Waſſer als weibliches Brenngas davon.</p> <p>Wenn man maͤnnliches und weibliches Brenngas in gehoͤrigem Verhaͤltniſſe miſcht, ſo entſteht daraus allein noch kein Zuſammenfließen des Waſſers, weil es von jedem der beyden Brennſtoffe noch feſtgehalten wird. Sobald aber irg<*>d eine mechaniſche Erſchuͤtterung, z. B. durch den elektriſchen Funken, das Gleichgewicht aufhebt, ſo verbinden ſich beyde Brennſtoffe zu Feuer und Flamme, und dehnen ſich in einen viel weitern Raum aus; das Waſſer dagegen ſchlaͤgt ſich in tropfbarer Geſtalt nieder, wo es einen mehr als tauſendmal kleinern Raum einnimmt, und es entſteht deshalb Anfangs eine heftige Ausbreitung und gleich darauf ein leerer Raum, in welchen die aͤußere Luft mit einem heftigen Knalle einſchlaͤgt.</p> <p>Man hat dieſer Theorie ein myſtiſches Colorit und eine etwas indecente Bilderſprache vorgeworfen; auch an ihren Erklaͤrungen getadelt, daß ſie zu willkuͤhrlich ſind, und bisweilen ſich ſelbſt wieder aufheben. So wuͤrde z. B. aus Eiſenfeile und Vitrioloͤl nach der hier gegebnen Erklaͤrung niemals brennbare Luft entbunden werden. Denn befaͤnde ſich uͤber der Miſchung Lebensluft, ſo wuͤrde ſich der maͤnnliche Brennſtoff blos mit dem weiblichen der Lebensluft gatten, und Hitze, aber nicht brennbare Luft, zeugen; waͤre aber keine Lebensluft vorhanden, ſo koͤnnte wiederum keine Hitze entſtehen, mithin der maͤnnliche Brennſtoff der Miſchung nicht aufgelockert werden (ſ. der neuen Allg. Deutſch. Bibl. <hi rendition="#aq">XII.</hi> B. 1. St. 3. Heft, S. 170 u. f.).</p> <p> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Girtanner</hi> Anſangsgründe der antiphlogiſtiſchen Chemie, an mehrern Stellen.</hi> </p> <p><hi rendition="#b">Lichtenberg</hi> Zuſ. zu <hi rendition="#b">Erxlebens</hi> Anfangsgr. der Naturl. Sechſte Auflage. Goͤttingen, 1794. 8. §. 488.</p> <p><hi rendition="#b">De Luc</hi> Funfzehnter Brief an Hrn. <hi rendition="#b">de la Metherie,</hi> aus d. <hi rendition="#aq">Journal de phyſ. 1791. p. 378.</hi> uͤberſ. in <hi rendition="#b">Grens</hi> Journal der Phyſ. B. <hi rendition="#aq">VII.</hi> S. 105 u. f.</p> <p>Grundriß der Naturl. in ſ. mathem. und chemiſchen Theile neu bearbeitet von <hi rendition="#b">F. A. C. Gren.</hi> Halle, 1793. 8. §. 917. und an mehrern Stellen.<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [707/0719]
Erde, giebt ihr die metalliſche Geſtalt wieder, und der weibliche Theil geht mit dem Waſſer als weibliches Brenngas davon.
Wenn man maͤnnliches und weibliches Brenngas in gehoͤrigem Verhaͤltniſſe miſcht, ſo entſteht daraus allein noch kein Zuſammenfließen des Waſſers, weil es von jedem der beyden Brennſtoffe noch feſtgehalten wird. Sobald aber irg<*>d eine mechaniſche Erſchuͤtterung, z. B. durch den elektriſchen Funken, das Gleichgewicht aufhebt, ſo verbinden ſich beyde Brennſtoffe zu Feuer und Flamme, und dehnen ſich in einen viel weitern Raum aus; das Waſſer dagegen ſchlaͤgt ſich in tropfbarer Geſtalt nieder, wo es einen mehr als tauſendmal kleinern Raum einnimmt, und es entſteht deshalb Anfangs eine heftige Ausbreitung und gleich darauf ein leerer Raum, in welchen die aͤußere Luft mit einem heftigen Knalle einſchlaͤgt.
Man hat dieſer Theorie ein myſtiſches Colorit und eine etwas indecente Bilderſprache vorgeworfen; auch an ihren Erklaͤrungen getadelt, daß ſie zu willkuͤhrlich ſind, und bisweilen ſich ſelbſt wieder aufheben. So wuͤrde z. B. aus Eiſenfeile und Vitrioloͤl nach der hier gegebnen Erklaͤrung niemals brennbare Luft entbunden werden. Denn befaͤnde ſich uͤber der Miſchung Lebensluft, ſo wuͤrde ſich der maͤnnliche Brennſtoff blos mit dem weiblichen der Lebensluft gatten, und Hitze, aber nicht brennbare Luft, zeugen; waͤre aber keine Lebensluft vorhanden, ſo koͤnnte wiederum keine Hitze entſtehen, mithin der maͤnnliche Brennſtoff der Miſchung nicht aufgelockert werden (ſ. der neuen Allg. Deutſch. Bibl. XII. B. 1. St. 3. Heft, S. 170 u. f.).
Girtanner Anſangsgründe der antiphlogiſtiſchen Chemie, an mehrern Stellen.
Lichtenberg Zuſ. zu Erxlebens Anfangsgr. der Naturl. Sechſte Auflage. Goͤttingen, 1794. 8. §. 488.
De Luc Funfzehnter Brief an Hrn. de la Metherie, aus d. Journal de phyſ. 1791. p. 378. uͤberſ. in Grens Journal der Phyſ. B. VII. S. 105 u. f.
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