Grönland nach Cranz, und in Rußland (Comm. Acad. Petrop. To. I. p. 355. To. IX. 339.) wirklich der Fall ist. Selbst die Form der Wolken bey ihrer Entstehung zeigt oft auffallende Aehnlichkeit mit den großen Nordlichtern (s. A F. L. Meister von der Form der Wolken im Göttingischen Magazin, Jahrgang I. St. 1. S. 38.). Hieraus folgt wenigstens, daß viele Nordlichter elektrischen Ursprungs sind, wie man auch aus der Vermehrung der Luftelektricität sieht, welche meistentheils dabey statt findet (Man s. auch Franklin's Erklärung im Art. S. 376.). Unsere großen Nordlichter scheinen ihren Sitz auf den sibirischen Küsten zu haben; allein es können auch kleinere anderwo und allenthalben entstehen, wo die Erde durch Frost ihre Leitungsfähigkeit verloren hat. Daher sieht man sie in Lapland oft gegen Süden. Herr Hube glaubt, sogar stark elektrisirte Wolken können, wenn sie sich hoch genug erheben, Gelegenheit zu Nordlichtern geben.
Diese letztere Vermuthung wird durch eine merkwürdige von Herrn Oertel (Gothaisches Magaz. V. B. 3tes St. S. 137 u. f.) beobachtete Erscheinung bestätiget. Am 13. May 1787. zog über Ronneburg gegen Abend ein Gewitter aus W. nach O. und sieng erst an zu blitzen, als es schon über das Zenith hin tiefer an den Horizont gerückt war. Der Himmel wurde gleich hinter demselben wieder hell, und es zogen nur noch einige ganz kleine Flecken von schwarzen Wolken nach. Aus den etwa 40° hoch über den Horizont aufgethürmten Gewitterwolken, und zwar aus den obersten Schichten derselben sahe man zu drey verschiedenenmalen den Blitz, 4 -- 5° hoch, am blauen Himmel, wo nicht eine Spur von Wolken war, aufwärts fahren, nach welchen Blitzen man keinen Donner hörte, obgleich die tiefer am Horizonte zugleich sichtbaren Blitze von entferntem Donner begleitet wurden. Ohngefähr 15 Min. nachher zeigten sich rothe Stralen, die hinter den Gewitterwolken hervorschossen. Bey mehr eintretender Nacht erschien ein 4 -- 5° breiter Gürtel über das Zenith hin bis an den westlichen Horizont, der bald breiter, bald schmäler, abgerissener oder dichter den Himmel röthete, und sich nach einigen Stunden wieder verlor.
Groͤnland nach Cranz, und in Rußland (Comm. Acad. Petrop. To. I. p. 355. To. IX. 339.) wirklich der Fall iſt. Selbſt die Form der Wolken bey ihrer Entſtehung zeigt oft auffallende Aehnlichkeit mit den großen Nordlichtern (ſ. A F. L. Meiſter von der Form der Wolken im Goͤttingiſchen Magazin, Jahrgang I. St. 1. S. 38.). Hieraus folgt wenigſtens, daß viele Nordlichter elektriſchen Urſprungs ſind, wie man auch aus der Vermehrung der Luftelektricitaͤt ſieht, welche meiſtentheils dabey ſtatt findet (Man ſ. auch Franklin's Erklaͤrung im Art. S. 376.). Unſere großen Nordlichter ſcheinen ihren Sitz auf den ſibiriſchen Kuͤſten zu haben; allein es koͤnnen auch kleinere anderwo und allenthalben entſtehen, wo die Erde durch Froſt ihre Leitungsfaͤhigkeit verloren hat. Daher ſieht man ſie in Lapland oft gegen Suͤden. Herr Hube glaubt, ſogar ſtark elektriſirte Wolken koͤnnen, wenn ſie ſich hoch genug erheben, Gelegenheit zu Nordlichtern geben.
Dieſe letztere Vermuthung wird durch eine merkwuͤrdige von Herrn Oertel (Gothaiſches Magaz. V. B. 3tes St. S. 137 u. f.) beobachtete Erſcheinung beſtaͤtiget. Am 13. May 1787. zog uͤber Ronneburg gegen Abend ein Gewitter aus W. nach O. und ſieng erſt an zu blitzen, als es ſchon uͤber das Zenith hin tiefer an den Horizont geruͤckt war. Der Himmel wurde gleich hinter demſelben wieder hell, und es zogen nur noch einige ganz kleine Flecken von ſchwarzen Wolken nach. Aus den etwa 40° hoch uͤber den Horizont aufgethuͤrmten Gewitterwolken, und zwar aus den oberſten Schichten derſelben ſahe man zu drey verſchiedenenmalen den Blitz, 4 — 5° hoch, am blauen Himmel, wo nicht eine Spur von Wolken war, aufwaͤrts fahren, nach welchen Blitzen man keinen Donner hoͤrte, obgleich die tiefer am Horizonte zugleich ſichtbaren Blitze von entferntem Donner begleitet wurden. Ohngefaͤhr 15 Min. nachher zeigten ſich rothe Stralen, die hinter den Gewitterwolken hervorſchoſſen. Bey mehr eintretender Nacht erſchien ein 4 — 5° breiter Guͤrtel uͤber das Zenith hin bis an den weſtlichen Horizont, der bald breiter, bald ſchmaͤler, abgeriſſener oder dichter den Himmel roͤthete, und ſich nach einigen Stunden wieder verlor.
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Groͤnland nach Cranz, und in Rußland (Comm. Acad. Petrop. To. I. p. 355. To. IX. 339.) wirklich der Fall iſt. Selbſt die Form der Wolken bey ihrer Entſtehung zeigt oft auffallende Aehnlichkeit mit den großen Nordlichtern (ſ. A F. L. Meiſter von der Form der Wolken im Goͤttingiſchen Magazin, Jahrgang I. St. 1. S. 38.). Hieraus folgt wenigſtens, daß viele Nordlichter elektriſchen Urſprungs ſind, wie man auch aus der Vermehrung der Luftelektricitaͤt ſieht, welche meiſtentheils dabey ſtatt findet (Man ſ. auch Franklin's Erklaͤrung im Art. S. 376.). Unſere großen Nordlichter ſcheinen ihren Sitz auf den ſibiriſchen Kuͤſten zu haben; allein es koͤnnen auch kleinere anderwo und allenthalben entſtehen, wo die Erde durch Froſt ihre Leitungsfaͤhigkeit verloren hat. Daher ſieht man ſie in Lapland oft gegen Suͤden. Herr Hube glaubt, ſogar ſtark elektriſirte Wolken koͤnnen, wenn ſie ſich hoch genug erheben, Gelegenheit zu Nordlichtern geben.
Dieſe letztere Vermuthung wird durch eine merkwuͤrdige von Herrn Oertel (Gothaiſches Magaz. V. B. 3tes St. S. 137 u. f.) beobachtete Erſcheinung beſtaͤtiget. Am 13. May 1787. zog uͤber Ronneburg gegen Abend ein Gewitter aus W. nach O. und ſieng erſt an zu blitzen, als es ſchon uͤber das Zenith hin tiefer an den Horizont geruͤckt war. Der Himmel wurde gleich hinter demſelben wieder hell, und es zogen nur noch einige ganz kleine Flecken von ſchwarzen Wolken nach. Aus den etwa 40° hoch uͤber den Horizont aufgethuͤrmten Gewitterwolken, und zwar aus den oberſten Schichten derſelben ſahe man zu drey verſchiedenenmalen den Blitz, 4 — 5° hoch, am blauen Himmel, wo nicht eine Spur von Wolken war, aufwaͤrts fahren, nach welchen Blitzen man keinen Donner hoͤrte, obgleich die tiefer am Horizonte zugleich ſichtbaren Blitze von entferntem Donner begleitet wurden. Ohngefaͤhr 15 Min. nachher zeigten ſich rothe Stralen, die hinter den Gewitterwolken hervorſchoſſen. Bey mehr eintretender Nacht erſchien ein 4 — 5° breiter Guͤrtel uͤber das Zenith hin bis an den weſtlichen Horizont, der bald breiter, bald ſchmaͤler, abgeriſſener oder dichter den Himmel roͤthete, und ſich nach einigen Stunden wieder verlor.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/674>, abgerufen am 25.11.2024.
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