durch die Oefnung im obern Theile des Instruments bis auf den elfenbeinernen Gradbogen herablassen kan. Durch Umdrehung der Schraube kan sie höher oder niedriger gestellt, und in die gehörige Distanz von dem Gradbogen gebracht werden. Wenn beyde Seiten des Rahmens Glasscheiben haben, so kan der Raum mit einer durchsichtigen Flüßigkeit, als Weingeist oder Terpentinöl, gefüllt werden, damit sich die Nadel mit mehrerer Sicherheit bewege, und die Wärme darauf keinen Einfluß habe.
Eine andere Art der Aufhängung von größern Nadeln, welche zu Beobachtungen der Abweichung bestimmt waren, beschreibt Cassini (im Journal de phys. 1792. p. 344). Die Nadel von Gußstahl hatte eine Länge von 1 Fuß 1 1/4 Lin., ihre Dicke betrug 0,8 Lin. und der Abstand des Aufhängepunkts vom Ende der Nadel 9 Zoll 1 Lin.; das Gewicht der Nadel, Gegengewicht und Aufhängehaken mit eingerechnet, 4 Unzen, 2 1/4 Gran. Cassini bediente sich dabey der schon 1777 von Coulomb vorgeschlagenen Methode, die Nadel an einem ungezwirnten Seidenfaden von 15--20 Zoll Länge, in dem man vorher alle Drehung vernichtet hat, aufzuhängen. Er wählte folgendes Verfahren. Als das Gewicht der Nadel gefunden war, bestimmte er durch ein Bleystück von eben demselben Gewichte die Anzahl der Seidenfäden, welche hinreichend war, es ohne Zerreissung zu tragen. Er knüpfte dann alle diese Fäden an beyden Enden, etwa in der Länge von 2 Fuß, zusammen, und hieng an jedes Ende einen Haken. Mit dem obern Haken wurden die Seidenfäden in einen festen Ring gehangen, und an das untere Ende ein Bleystück, das nur 1 Unze wog, angebracht. Nach Verlauf einer Stunde ward noch ein zweytes Stück von einer Unze hinzugefügt u. s. f. Als die Ladung 4 1/2 Unze betrug, folglich noch mehr, als die Nadel, wog, ließ er alles 24 Stunden lang in diesem Zustande, und zog alsdann, um alle Fäden in einen einzigen zu vereinigen, sie mehreremale ihrer ganzen Länge nach durch seine mit Gummiwasser bestrichene Finger. In diesem Zustande ließ er den Faden wieder 24 Stunden, worauf er ihn endlich noch zwischen den
durch die Oefnung im obern Theile des Inſtruments bis auf den elfenbeinernen Gradbogen herablaſſen kan. Durch Umdrehung der Schraube kan ſie hoͤher oder niedriger geſtellt, und in die gehoͤrige Diſtanz von dem Gradbogen gebracht werden. Wenn beyde Seiten des Rahmens Glasſcheiben haben, ſo kan der Raum mit einer durchſichtigen Fluͤßigkeit, als Weingeiſt oder Terpentinoͤl, gefuͤllt werden, damit ſich die Nadel mit mehrerer Sicherheit bewege, und die Waͤrme darauf keinen Einfluß habe.
Eine andere Art der Aufhaͤngung von groͤßern Nadeln, welche zu Beobachtungen der Abweichung beſtimmt waren, beſchreibt Caſſini (im Journal de phyſ. 1792. p. 344). Die Nadel von Gußſtahl hatte eine Laͤnge von 1 Fuß 1 1/4 Lin., ihre Dicke betrug 0,8 Lin. und der Abſtand des Aufhaͤngepunkts vom Ende der Nadel 9 Zoll 1 Lin.; das Gewicht der Nadel, Gegengewicht und Aufhaͤngehaken mit eingerechnet, 4 Unzen, 2 1/4 Gran. Caſſini bediente ſich dabey der ſchon 1777 von Coulomb vorgeſchlagenen Methode, die Nadel an einem ungezwirnten Seidenfaden von 15—20 Zoll Laͤnge, in dem man vorher alle Drehung vernichtet hat, aufzuhaͤngen. Er waͤhlte folgendes Verfahren. Als das Gewicht der Nadel gefunden war, beſtimmte er durch ein Bleyſtuͤck von eben demſelben Gewichte die Anzahl der Seidenfaͤden, welche hinreichend war, es ohne Zerreiſſung zu tragen. Er knuͤpfte dann alle dieſe Faͤden an beyden Enden, etwa in der Laͤnge von 2 Fuß, zuſammen, und hieng an jedes Ende einen Haken. Mit dem obern Haken wurden die Seidenfaͤden in einen feſten Ring gehangen, und an das untere Ende ein Bleyſtuͤck, das nur 1 Unze wog, angebracht. Nach Verlauf einer Stunde ward noch ein zweytes Stuͤck von einer Unze hinzugefuͤgt u. ſ. f. Als die Ladung 4 1/2 Unze betrug, folglich noch mehr, als die Nadel, wog, ließ er alles 24 Stunden lang in dieſem Zuſtande, und zog alsdann, um alle Faͤden in einen einzigen zu vereinigen, ſie mehreremale ihrer ganzen Laͤnge nach durch ſeine mit Gummiwaſſer beſtrichene Finger. In dieſem Zuſtande ließ er den Faden wieder 24 Stunden, worauf er ihn endlich noch zwiſchen den
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durch die Oefnung im obern Theile des Inſtruments bis auf den elfenbeinernen Gradbogen herablaſſen kan. Durch Umdrehung der Schraube kan ſie hoͤher oder niedriger geſtellt, und in die gehoͤrige Diſtanz von dem Gradbogen gebracht werden. Wenn beyde Seiten des Rahmens Glasſcheiben haben, ſo kan der Raum mit einer durchſichtigen Fluͤßigkeit, als Weingeiſt oder Terpentinoͤl, gefuͤllt werden, damit ſich die Nadel mit mehrerer Sicherheit bewege, und die Waͤrme darauf keinen Einfluß habe.</p><p>Eine andere Art der Aufhaͤngung von groͤßern Nadeln, welche zu Beobachtungen der Abweichung beſtimmt waren, beſchreibt <hirendition="#b">Caſſini</hi> (im <hirendition="#aq">Journal de phyſ. 1792. p. 344).</hi> Die Nadel von Gußſtahl hatte eine Laͤnge von 1 Fuß 1 1/4 Lin., ihre Dicke betrug 0,8 Lin. und der Abſtand des Aufhaͤngepunkts vom Ende der Nadel 9 Zoll 1 Lin.; das Gewicht der Nadel, Gegengewicht und Aufhaͤngehaken mit eingerechnet, 4 Unzen, 2 1/4 Gran. <hirendition="#b">Caſſini</hi> bediente ſich dabey der ſchon 1777 von <hirendition="#b">Coulomb</hi> vorgeſchlagenen Methode, die Nadel an einem ungezwirnten Seidenfaden von 15—20 Zoll Laͤnge, in dem man vorher alle Drehung vernichtet hat, aufzuhaͤngen. Er waͤhlte folgendes Verfahren. Als das Gewicht der Nadel gefunden war, beſtimmte er durch ein Bleyſtuͤck von eben demſelben Gewichte die Anzahl der Seidenfaͤden, welche hinreichend war, es ohne Zerreiſſung zu tragen. Er knuͤpfte dann alle dieſe Faͤden an beyden Enden, etwa in der Laͤnge von 2 Fuß, zuſammen, und hieng an jedes Ende einen Haken. Mit dem obern Haken wurden die Seidenfaͤden in einen feſten Ring gehangen, und an das untere Ende ein Bleyſtuͤck, das nur 1 Unze wog, angebracht. Nach Verlauf einer Stunde ward noch ein zweytes Stuͤck von einer Unze hinzugefuͤgt u. ſ. f. Als die Ladung 4 1/2 Unze betrug, folglich noch mehr, als die Nadel, wog, ließ er alles 24 Stunden lang in dieſem Zuſtande, und zog alsdann, um alle Faͤden in einen einzigen zu vereinigen, ſie mehreremale ihrer ganzen Laͤnge nach durch ſeine mit Gummiwaſſer beſtrichene Finger. In dieſem Zuſtande ließ er den Faden wieder 24 Stunden, worauf er ihn endlich noch zwiſchen den<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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durch die Oefnung im obern Theile des Inſtruments bis auf den elfenbeinernen Gradbogen herablaſſen kan. Durch Umdrehung der Schraube kan ſie hoͤher oder niedriger geſtellt, und in die gehoͤrige Diſtanz von dem Gradbogen gebracht werden. Wenn beyde Seiten des Rahmens Glasſcheiben haben, ſo kan der Raum mit einer durchſichtigen Fluͤßigkeit, als Weingeiſt oder Terpentinoͤl, gefuͤllt werden, damit ſich die Nadel mit mehrerer Sicherheit bewege, und die Waͤrme darauf keinen Einfluß habe.
Eine andere Art der Aufhaͤngung von groͤßern Nadeln, welche zu Beobachtungen der Abweichung beſtimmt waren, beſchreibt Caſſini (im Journal de phyſ. 1792. p. 344). Die Nadel von Gußſtahl hatte eine Laͤnge von 1 Fuß 1 1/4 Lin., ihre Dicke betrug 0,8 Lin. und der Abſtand des Aufhaͤngepunkts vom Ende der Nadel 9 Zoll 1 Lin.; das Gewicht der Nadel, Gegengewicht und Aufhaͤngehaken mit eingerechnet, 4 Unzen, 2 1/4 Gran. Caſſini bediente ſich dabey der ſchon 1777 von Coulomb vorgeſchlagenen Methode, die Nadel an einem ungezwirnten Seidenfaden von 15—20 Zoll Laͤnge, in dem man vorher alle Drehung vernichtet hat, aufzuhaͤngen. Er waͤhlte folgendes Verfahren. Als das Gewicht der Nadel gefunden war, beſtimmte er durch ein Bleyſtuͤck von eben demſelben Gewichte die Anzahl der Seidenfaͤden, welche hinreichend war, es ohne Zerreiſſung zu tragen. Er knuͤpfte dann alle dieſe Faͤden an beyden Enden, etwa in der Laͤnge von 2 Fuß, zuſammen, und hieng an jedes Ende einen Haken. Mit dem obern Haken wurden die Seidenfaͤden in einen feſten Ring gehangen, und an das untere Ende ein Bleyſtuͤck, das nur 1 Unze wog, angebracht. Nach Verlauf einer Stunde ward noch ein zweytes Stuͤck von einer Unze hinzugefuͤgt u. ſ. f. Als die Ladung 4 1/2 Unze betrug, folglich noch mehr, als die Nadel, wog, ließ er alles 24 Stunden lang in dieſem Zuſtande, und zog alsdann, um alle Faͤden in einen einzigen zu vereinigen, ſie mehreremale ihrer ganzen Laͤnge nach durch ſeine mit Gummiwaſſer beſtrichene Finger. In dieſem Zuſtande ließ er den Faden wieder 24 Stunden, worauf er ihn endlich noch zwiſchen den
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/625>, abgerufen am 22.11.2024.
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