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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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ten des Stabs zwey Magnete, deren Pole, wie vorher, liegen.
Gegen die Enden des magnetisirten Stabs ist die reine magnetische Flüßigkeit verdichtet, und ihre Schichten nehmen immer mehr ab, je mehr sie sich der Mitte nähern, wo endlich die Flüßigkeit ganz aus gemischten Theilchen zusammengesetzt ist. Zwey Ursachen halten sie in dieser gezwängten Lage; die Verwandtschaft des Eisens, und die wechselseitige Anziehung der beyden heterogenen Flüßigkeiten, die sich in jedem Pole rein befinden. Hieraus entspringt ein Gleichgewicht, das die Flüßigkeiten in dieser Vertheilung festhält. Trennt man die beyden Pole, so bleibt zwar die Verwandtschaft des Eisens, aber die Anziehung der heterogenen reinen Flüßigkeit wird gehoben. Dadurch wird das Gleichgewicht gestört, das reine Fluidum entfernt sich von allen Seiten, und wird durch das umgebende ersetzt. Da die Schichten in jedem Pole ungleich sind, und gleiche oder zu wenig unterschiedene Quantitäten verlieren, um einen Ersatz nöthig zu machen, so dauert ihre vorige Ungleichheit fort, und äußert sich durch die Phänomene des Magnetismus.

6. Die Magnetnadel behauptet eine beständige Richtung, so daß sie immer nach demselben Pole der Welt ein und dasselbe Ende kehrt. Ohne die Möglichkeit anderer Ursachen auszuschließen, läßt sich dieses in der Hypothese des Hrn. Prevost erklären, wenn man annimmt, eines von den Elementen der magnetischen Flüßigkeit befinde sich in größerer Menge auf der einen Halbkugel der Erde, als auf der andern. Diese Ursache ist hinreichend, und in sofern es übrigens hier gemischtes Fluidum giebt, ändert sie die andern Phänomene nicht. Die fernere Ursache hievon ist nach Hrn. Prevost eben diejenige, welche die verschiedene Wärme beyder Halbkugeln hervorbringt. Man kan entweder die Sonne als die Quelle eines der magnetischen Elemente ansehen, oder sie auf beyde ungleich wirken lassen, oder auch diese Behauptungen auf die gemischte Flüßigkeit anwenden, und eine Ungleichheit in den Anziehungen ihrer Elemente annehmen.


ten des Stabs zwey Magnete, deren Pole, wie vorher, liegen.
Gegen die Enden des magnetiſirten Stabs iſt die reine magnetiſche Fluͤßigkeit verdichtet, und ihre Schichten nehmen immer mehr ab, je mehr ſie ſich der Mitte naͤhern, wo endlich die Fluͤßigkeit ganz aus gemiſchten Theilchen zuſammengeſetzt iſt. Zwey Urſachen halten ſie in dieſer gezwaͤngten Lage; die Verwandtſchaft des Eiſens, und die wechſelſeitige Anziehung der beyden heterogenen Fluͤßigkeiten, die ſich in jedem Pole rein befinden. Hieraus entſpringt ein Gleichgewicht, das die Fluͤßigkeiten in dieſer Vertheilung feſthaͤlt. Trennt man die beyden Pole, ſo bleibt zwar die Verwandtſchaft des Eiſens, aber die Anziehung der heterogenen reinen Fluͤßigkeit wird gehoben. Dadurch wird das Gleichgewicht geſtoͤrt, das reine Fluidum entfernt ſich von allen Seiten, und wird durch das umgebende erſetzt. Da die Schichten in jedem Pole ungleich ſind, und gleiche oder zu wenig unterſchiedene Quantitaͤten verlieren, um einen Erſatz noͤthig zu machen, ſo dauert ihre vorige Ungleichheit fort, und aͤußert ſich durch die Phaͤnomene des Magnetismus.

6. Die Magnetnadel behauptet eine beſtaͤndige Richtung, ſo daß ſie immer nach demſelben Pole der Welt ein und daſſelbe Ende kehrt. Ohne die Moͤglichkeit anderer Urſachen auszuſchließen, laͤßt ſich dieſes in der Hypotheſe des Hrn. Prevoſt erklaͤren, wenn man annimmt, eines von den Elementen der magnetiſchen Fluͤßigkeit befinde ſich in groͤßerer Menge auf der einen Halbkugel der Erde, als auf der andern. Dieſe Urſache iſt hinreichend, und in ſofern es uͤbrigens hier gemiſchtes Fluidum giebt, aͤndert ſie die andern Phaͤnomene nicht. Die fernere Urſache hievon iſt nach Hrn. Prevoſt eben diejenige, welche die verſchiedene Waͤrme beyder Halbkugeln hervorbringt. Man kan entweder die Sonne als die Quelle eines der magnetiſchen Elemente anſehen, oder ſie auf beyde ungleich wirken laſſen, oder auch dieſe Behauptungen auf die gemiſchte Fluͤßigkeit anwenden, und eine Ungleichheit in den Anziehungen ihrer Elemente annehmen.

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[609/0621] ten des Stabs zwey Magnete, deren Pole, wie vorher, liegen. Gegen die Enden des magnetiſirten Stabs iſt die reine magnetiſche Fluͤßigkeit verdichtet, und ihre Schichten nehmen immer mehr ab, je mehr ſie ſich der Mitte naͤhern, wo endlich die Fluͤßigkeit ganz aus gemiſchten Theilchen zuſammengeſetzt iſt. Zwey Urſachen halten ſie in dieſer gezwaͤngten Lage; die Verwandtſchaft des Eiſens, und die wechſelſeitige Anziehung der beyden heterogenen Fluͤßigkeiten, die ſich in jedem Pole rein befinden. Hieraus entſpringt ein Gleichgewicht, das die Fluͤßigkeiten in dieſer Vertheilung feſthaͤlt. Trennt man die beyden Pole, ſo bleibt zwar die Verwandtſchaft des Eiſens, aber die Anziehung der heterogenen reinen Fluͤßigkeit wird gehoben. Dadurch wird das Gleichgewicht geſtoͤrt, das reine Fluidum entfernt ſich von allen Seiten, und wird durch das umgebende erſetzt. Da die Schichten in jedem Pole ungleich ſind, und gleiche oder zu wenig unterſchiedene Quantitaͤten verlieren, um einen Erſatz noͤthig zu machen, ſo dauert ihre vorige Ungleichheit fort, und aͤußert ſich durch die Phaͤnomene des Magnetismus. 6. Die Magnetnadel behauptet eine beſtaͤndige Richtung, ſo daß ſie immer nach demſelben Pole der Welt ein und daſſelbe Ende kehrt. Ohne die Moͤglichkeit anderer Urſachen auszuſchließen, laͤßt ſich dieſes in der Hypotheſe des Hrn. Prevoſt erklaͤren, wenn man annimmt, eines von den Elementen der magnetiſchen Fluͤßigkeit befinde ſich in groͤßerer Menge auf der einen Halbkugel der Erde, als auf der andern. Dieſe Urſache iſt hinreichend, und in ſofern es uͤbrigens hier gemiſchtes Fluidum giebt, aͤndert ſie die andern Phaͤnomene nicht. Die fernere Urſache hievon iſt nach Hrn. Prevoſt eben diejenige, welche die verſchiedene Waͤrme beyder Halbkugeln hervorbringt. Man kan entweder die Sonne als die Quelle eines der magnetiſchen Elemente anſehen, oder ſie auf beyde ungleich wirken laſſen, oder auch dieſe Behauptungen auf die gemiſchte Fluͤßigkeit anwenden, und eine Ungleichheit in den Anziehungen ihrer Elemente annehmen.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/621>, abgerufen am 25.11.2024.