negativ seyn, und wenn sie sich so zeige, so sey dieses nur Täuschung, und rühre von dem Einflusse der Wirkungskreise, und von der beym Blitze entstehenden Abwechselung positiver und negativer Luftschichten her. Auch ließe sich nach de Lucs Thcorie der Elektricität, welche nur ein einziges elektrisches Fluidum animmt, und das Negative durch Mangel desselben erklärt, eine negative Wolke, d. i. eine Sammlung Wasserbläschen, welche durch einen in ihre Höhlung eingeschloßnen Mangel ausgedehnt würden, gar nicht denken. Nun hat aber Hr. L. sehr oft auch ohne Explosion und Blitz die Wolkenelektricität lang anhaltend negativ gefunden, und glaubt daher vielmehr, daß es in der That Wolken gebe, die mit -- E angefüllt seyen, daß aber dieses -- E nach Symmers Theorie eine eigne reelle Materie sey.
Herr de Luc muthmaßte, daß zur Bildung des elektrischen Fluidums beym Gewitter Feuer (Wärmestoff) mit verwendet, und durch dessen Entziehung die Luft, von der es zuvor einen Bestandtheil ausmachte, zersetzt werde, woraus sich denn auch die Erkältung beym Gewitter und das Gefrieren des Wassers zu Hagel erklären läßt. Er war aber hierüber noch im Zweifel, weil er glaubte, es hagele oft ohne Erzeugung von Elektricität. Hr. L. hingegen, den seine Beobachtungen gelehrt hatten, daß selbst kein Graupenhagel ohne Elektricität falle, sieht das obige als ganz unbezweifelt an.
Die Gewitterregen lassen sich nicht durch Niederschlagung aufgelöster Dünste erklären, wofür die ungeheure Menge von Wasser und Eis, welche bey Gewittern aus der Luft fällt, viel zu groß ist; auch nicht durch eine Zersetzung eines Gemisches von dephlogistisirter und brennbare<*> Luft, weil soviel brennbare Luft in der Atmosphäre nicht zu finden ist, und man nicht erklärt, wie der elektrische Funken entstehe, der die Knallluft entzünden soll.
Dagegen sind alle Phänomene des Gewitters, der Regen, die Orkane, die Entstehung des Hagels, das Fallen des Barometers, das Rollen des Donners u. s. w. für Hrn. de Lucs Hypothese günstig. Wenn die Entstehung der Luft ein gewisses Maximum erreicht hat, und es an dem zu
negativ ſeyn, und wenn ſie ſich ſo zeige, ſo ſey dieſes nur Taͤuſchung, und ruͤhre von dem Einfluſſe der Wirkungskreiſe, und von der beym Blitze entſtehenden Abwechſelung poſitiver und negativer Luftſchichten her. Auch ließe ſich nach de Lucs Thcorie der Elektricitaͤt, welche nur ein einziges elektriſches Fluidum animmt, und das Negative durch Mangel deſſelben erklaͤrt, eine negative Wolke, d. i. eine Sammlung Waſſerblaͤschen, welche durch einen in ihre Hoͤhlung eingeſchloßnen Mangel ausgedehnt wuͤrden, gar nicht denken. Nun hat aber Hr. L. ſehr oft auch ohne Exploſion und Blitz die Wolkenelektricitaͤt lang anhaltend negativ gefunden, und glaubt daher vielmehr, daß es in der That Wolken gebe, die mit — E angefuͤllt ſeyen, daß aber dieſes — E nach Symmers Theorie eine eigne reelle Materie ſey.
Herr de Luc muthmaßte, daß zur Bildung des elektriſchen Fluidums beym Gewitter Feuer (Waͤrmeſtoff) mit verwendet, und durch deſſen Entziehung die Luft, von der es zuvor einen Beſtandtheil ausmachte, zerſetzt werde, woraus ſich denn auch die Erkaͤltung beym Gewitter und das Gefrieren des Waſſers zu Hagel erklaͤren laͤßt. Er war aber hieruͤber noch im Zweifel, weil er glaubte, es hagele oft ohne Erzeugung von Elektricitaͤt. Hr. L. hingegen, den ſeine Beobachtungen gelehrt hatten, daß ſelbſt kein Graupenhagel ohne Elektricitaͤt falle, ſieht das obige als ganz unbezweifelt an.
Die Gewitterregen laſſen ſich nicht durch Niederſchlagung aufgeloͤſter Duͤnſte erklaͤren, wofuͤr die ungeheure Menge von Waſſer und Eis, welche bey Gewittern aus der Luft faͤllt, viel zu groß iſt; auch nicht durch eine Zerſetzung eines Gemiſches von dephlogiſtiſirter und brennbare<*> Luft, weil ſoviel brennbare Luft in der Atmoſphaͤre nicht zu finden iſt, und man nicht erklaͤrt, wie der elektriſche Funken entſtehe, der die Knallluft entzuͤnden ſoll.
Dagegen ſind alle Phaͤnomene des Gewitters, der Regen, die Orkane, die Entſtehung des Hagels, das Fallen des Barometers, das Rollen des Donners u. ſ. w. fuͤr Hrn. de Lucs Hypotheſe guͤnſtig. Wenn die Entſtehung der Luft ein gewiſſes Maximum erreicht hat, und es an dem zu
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negativ ſeyn, und wenn ſie ſich ſo zeige, ſo ſey dieſes nur Taͤuſchung, und ruͤhre von dem Einfluſſe der Wirkungskreiſe, und von der beym Blitze entſtehenden Abwechſelung poſitiver und negativer Luftſchichten her. Auch ließe ſich nach de Lucs Thcorie der Elektricitaͤt, welche nur ein einziges elektriſches Fluidum animmt, und das Negative durch Mangel deſſelben erklaͤrt, eine negative Wolke, d. i. eine Sammlung Waſſerblaͤschen, welche durch einen in ihre Hoͤhlung eingeſchloßnen Mangel ausgedehnt wuͤrden, gar nicht denken. Nun hat aber Hr. L. ſehr oft auch ohne Exploſion und Blitz die Wolkenelektricitaͤt lang anhaltend negativ gefunden, und glaubt daher vielmehr, daß es in der That Wolken gebe, die mit — E angefuͤllt ſeyen, daß aber dieſes — E nach Symmers Theorie eine eigne reelle Materie ſey.
Herr de Luc muthmaßte, daß zur Bildung des elektriſchen Fluidums beym Gewitter Feuer (Waͤrmeſtoff) mit verwendet, und durch deſſen Entziehung die Luft, von der es zuvor einen Beſtandtheil ausmachte, zerſetzt werde, woraus ſich denn auch die Erkaͤltung beym Gewitter und das Gefrieren des Waſſers zu Hagel erklaͤren laͤßt. Er war aber hieruͤber noch im Zweifel, weil er glaubte, es hagele oft ohne Erzeugung von Elektricitaͤt. Hr. L. hingegen, den ſeine Beobachtungen gelehrt hatten, daß ſelbſt kein Graupenhagel ohne Elektricitaͤt falle, ſieht das obige als ganz unbezweifelt an.
Die Gewitterregen laſſen ſich nicht durch Niederſchlagung aufgeloͤſter Duͤnſte erklaͤren, wofuͤr die ungeheure Menge von Waſſer und Eis, welche bey Gewittern aus der Luft faͤllt, viel zu groß iſt; auch nicht durch eine Zerſetzung eines Gemiſches von dephlogiſtiſirter und brennbare<*> Luft, weil ſoviel brennbare Luft in der Atmoſphaͤre nicht zu finden iſt, und man nicht erklaͤrt, wie der elektriſche Funken entſtehe, der die Knallluft entzuͤnden ſoll.
Dagegen ſind alle Phaͤnomene des Gewitters, der Regen, die Orkane, die Entſtehung des Hagels, das Fallen des Barometers, das Rollen des Donners u. ſ. w. fuͤr Hrn. de Lucs Hypotheſe guͤnſtig. Wenn die Entſtehung der Luft ein gewiſſes Maximum erreicht hat, und es an dem zu
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/586>, abgerufen am 22.11.2024.
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