zu betrachten, verbunden mit seiner Geschwindigkeit, endlich ein Tag in den dunkelsten Gegenden der Physik zu dämmern angefangen habe. Hiemit werde aber nicht geläugnet, daß auch diese Vorstellungsart noch ihre Schwierigkeiten habe, und daß wir überhaupt noch weit entfernt seyen, die Natur des Lichts deutlich zu erkennen, und aus subjectiven Ursachen vielleicht nie ganz erkennen werden.
Einige Naturforscher haben geglaubt, Erleuchtung und Erhitzung als Wirkungen einer und ebenderselben Ursache ansehen zu dürfen, weil die Entwickelung des freyen Wärmestoffs in so vielen Fällen mit Licht verbunden ist. Sie haben daher das Leuchten als eine Wirkung betrachtet, welche der freye Wärmestoff allemal hervorbringe, wenn seine Intensität oder Dichtigkeit bis auf einen gewissen Grad gestiegen sey. Allein Licht und Wärme unterscheiden sich zu sehr in ihren Wirkungen, sind zu oft getrennt, und gehen in den Gesetzen, denen sie folgen, zu weit von einander ab, als daß man sie blos darum, weil sie in vielen Fällen beysammen sind, für Wirkungen ebenderselben Ursache halten könnte. Wäre das Licht blos Folge einer großen Intensität freyer Wärme, so müßte bey jedem Leuchten eine hohe Temperatur vorhanden seyn. Dagegen aber spricht die Erfahrung; alle Phosphoren leuchten bey weit geringerer Temperatur, als die des kochenden Wassers ist, welches nicht leuchtet.
Herr Gren nahm sonst den Lichtstoff für eine eigne Materie an, welche durch Verbindung mit dem Wärmestoff in den Körpern zu Phlogiston gebunden werde. Diese Hypothese gewährte im phlogistischen System ganz einfache und leichte Erklärungen, s. Phlogiston (Th. III.) S. 472.). Er hat aber neuerlich, zugleich mit dem phlogistischen System selbst, auch diese Meinung aufgegeben.
Die antiphlogistische Chemie ist mit Unrecht beschuldiget worden, daß sie den Lichtstoff gar nicht vom Wärmestoff unterscheide, s. den Zusatz zu dem Art. Gas, phlogistisirtes. Inzwischen liegt in dieser Beschuldigung in sofern etwas Gegründetes, als die Antiphlogistiker überhaupt die Phänomene des Lichts allzusehr vernachläßiget, von dem Verhältnisse zwischen Licht- und Wärmestoff nirgens etwas
zu betrachten, verbunden mit ſeiner Geſchwindigkeit, endlich ein Tag in den dunkelſten Gegenden der Phyſik zu daͤmmern angefangen habe. Hiemit werde aber nicht gelaͤugnet, daß auch dieſe Vorſtellungsart noch ihre Schwierigkeiten habe, und daß wir uͤberhaupt noch weit entfernt ſeyen, die Natur des Lichts deutlich zu erkennen, und aus ſubjectiven Urſachen vielleicht nie ganz erkennen werden.
Einige Naturforſcher haben geglaubt, Erleuchtung und Erhitzung als Wirkungen einer und ebenderſelben Urſache anſehen zu duͤrfen, weil die Entwickelung des freyen Waͤrmeſtoffs in ſo vielen Faͤllen mit Licht verbunden iſt. Sie haben daher das Leuchten als eine Wirkung betrachtet, welche der freye Waͤrmeſtoff allemal hervorbringe, wenn ſeine Intenſitaͤt oder Dichtigkeit bis auf einen gewiſſen Grad geſtiegen ſey. Allein Licht und Waͤrme unterſcheiden ſich zu ſehr in ihren Wirkungen, ſind zu oft getrennt, und gehen in den Geſetzen, denen ſie folgen, zu weit von einander ab, als daß man ſie blos darum, weil ſie in vielen Faͤllen beyſammen ſind, fuͤr Wirkungen ebenderſelben Urſache halten koͤnnte. Waͤre das Licht blos Folge einer großen Intenſitaͤt freyer Waͤrme, ſo muͤßte bey jedem Leuchten eine hohe Temperatur vorhanden ſeyn. Dagegen aber ſpricht die Erfahrung; alle Phosphoren leuchten bey weit geringerer Temperatur, als die des kochenden Waſſers iſt, welches nicht leuchtet.
Herr Gren nahm ſonſt den Lichtſtoff fuͤr eine eigne Materie an, welche durch Verbindung mit dem Waͤrmeſtoff in den Koͤrpern zu Phlogiſton gebunden werde. Dieſe Hypotheſe gewaͤhrte im phlogiſtiſchen Syſtem ganz einfache und leichte Erklaͤrungen, ſ. Phlogiſton (Th. III.) S. 472.). Er hat aber neuerlich, zugleich mit dem phlogiſtiſchen Syſtem ſelbſt, auch dieſe Meinung aufgegeben.
Die antiphlogiſtiſche Chemie iſt mit Unrecht beſchuldiget worden, daß ſie den Lichtſtoff gar nicht vom Waͤrmeſtoff unterſcheide, ſ. den Zuſatz zu dem Art. Gas, phlogiſtiſirtes. Inzwiſchen liegt in dieſer Beſchuldigung in ſofern etwas Gegruͤndetes, als die Antiphlogiſtiker uͤberhaupt die Phaͤnomene des Lichts allzuſehr vernachlaͤßiget, von dem Verhaͤltniſſe zwiſchen Licht- und Waͤrmeſtoff nirgens etwas
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zu betrachten, verbunden mit ſeiner Geſchwindigkeit, endlich ein Tag in den dunkelſten Gegenden der Phyſik zu daͤmmern angefangen habe. Hiemit werde aber nicht gelaͤugnet, daß auch dieſe Vorſtellungsart noch ihre Schwierigkeiten habe, und daß wir uͤberhaupt noch weit entfernt ſeyen, die Natur des Lichts deutlich zu erkennen, und aus ſubjectiven Urſachen vielleicht nie ganz erkennen werden.
Einige Naturforſcher haben geglaubt, Erleuchtung und Erhitzung als Wirkungen einer und ebenderſelben Urſache anſehen zu duͤrfen, weil die Entwickelung des freyen Waͤrmeſtoffs in ſo vielen Faͤllen mit Licht verbunden iſt. Sie haben daher das Leuchten als eine Wirkung betrachtet, welche der freye Waͤrmeſtoff allemal hervorbringe, wenn ſeine Intenſitaͤt oder Dichtigkeit bis auf einen gewiſſen Grad geſtiegen ſey. Allein Licht und Waͤrme unterſcheiden ſich zu ſehr in ihren Wirkungen, ſind zu oft getrennt, und gehen in den Geſetzen, denen ſie folgen, zu weit von einander ab, als daß man ſie blos darum, weil ſie in vielen Faͤllen beyſammen ſind, fuͤr Wirkungen ebenderſelben Urſache halten koͤnnte. Waͤre das Licht blos Folge einer großen Intenſitaͤt freyer Waͤrme, ſo muͤßte bey jedem Leuchten eine hohe Temperatur vorhanden ſeyn. Dagegen aber ſpricht die Erfahrung; alle Phosphoren leuchten bey weit geringerer Temperatur, als die des kochenden Waſſers iſt, welches nicht leuchtet.
Herr Gren nahm ſonſt den Lichtſtoff fuͤr eine eigne Materie an, welche durch Verbindung mit dem Waͤrmeſtoff in den Koͤrpern zu Phlogiſton gebunden werde. Dieſe Hypotheſe gewaͤhrte im phlogiſtiſchen Syſtem ganz einfache und leichte Erklaͤrungen, ſ. Phlogiſton (Th. III.) S. 472.). Er hat aber neuerlich, zugleich mit dem phlogiſtiſchen Syſtem ſelbſt, auch dieſe Meinung aufgegeben.
Die antiphlogiſtiſche Chemie iſt mit Unrecht beſchuldiget worden, daß ſie den Lichtſtoff gar nicht vom Waͤrmeſtoff unterſcheide, ſ. den Zuſatz zu dem Art. Gas, phlogiſtiſirtes. Inzwiſchen liegt in dieſer Beſchuldigung in ſofern etwas Gegruͤndetes, als die Antiphlogiſtiker uͤberhaupt die Phaͤnomene des Lichts allzuſehr vernachlaͤßiget, von dem Verhaͤltniſſe zwiſchen Licht- und Waͤrmeſtoff nirgens etwas
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/563>, abgerufen am 22.11.2024.
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