Den Satz, daß sich die bewegende Kraft, wie MC, oder, wie das Product aus der Masse in die Beschleunigung, verhalte, will Herr Gren nur bey widerstehenden Massen (d. h. die von inhärirenden Kräften sollicitirt werden) gelten lassen. Nur hier, sagt er, komme es auf die Masse an, denn nur da geschehe Verwendung der Kraft, wo Widerstand sey (§. 85.); Kraft sey überhaupt, was Widerstand leiste (§. 106.), und Trägheit allein widerstehe gar nicht. Was hiegegen zu erinnern ist, s. in den Zusätzen der Art.: Trägheit, Widerstand; hier soll nur daraus erhellen, daß Herr Gren die Gesetze unserer bisherigen Mechanik blos auf widerstehende, von Grundkräften getriebene, Materie einschränkt.
Hiebey ist nun wiederum den inhärirenden Kräften, so wie vorhin den von außen wirkenden, zu viel beygelegt. Nach Hrn. Gren (§. 106.) soll die Materie, der bewegende Kräfte inhäriren, in jeder Richtung, die nicht mit der Richtung der inhärirenden Kraft zusammenfällt, widerstehen, und die zu ihrer Bewegung angewandte Kraft vermindern. Hier wird Widerstand mit Zusammensetzung der Kräfte verwechselt, die manchmal freylich einander vermindern, wenn sie sich ganz oder zum Theil entgegengesetzt sind, manchmal aber auch sich vermehren, oder zu einer Summe verbinden, wenn sie conspirirende Theile haben. Herr Gren unterscheidet auch hierbey wieder nicht, ob die inhärirende Kraft frey wirke, oder ob sie schon mit etwas anderm beschäftiget und im Gleichgewichte sey. Ihm bleibt die Kugel eine widerstehende Masse, wenn gleich ihr Gewicht von der Tafel, auf der sie ruht, getragen wird. Er läßt also wiederum die Schwere zweymal| wirken, einmal um Druck auf die Tafel, das anderemal, um Widerstand gegen das, was sie bewegen will, hervorzubringen.
So hat dieser achtungswerthe Naturforscher das mechanische Gesetz, daß sich bewegende Kräfte gleichförmig durch die bewegte Masse vertheilen, durch einen Fehlschluß aufgehoben, um es da, wo es sich nicht läugnen läßt, durch einen zweyten Fehlschluß wiederherzustellen.
Den Satz, daß ſich die bewegende Kraft, wie MC, oder, wie das Product aus der Maſſe in die Beſchleunigung, verhalte, will Herr Gren nur bey widerſtehenden Maſſen (d. h. die von inhaͤrirenden Kraͤften ſollicitirt werden) gelten laſſen. Nur hier, ſagt er, komme es auf die Maſſe an, denn nur da geſchehe Verwendung der Kraft, wo Widerſtand ſey (§. 85.); Kraft ſey uͤberhaupt, was Widerſtand leiſte (§. 106.), und Traͤgheit allein widerſtehe gar nicht. Was hiegegen zu erinnern iſt, ſ. in den Zuſaͤtzen der Art.: Traͤgheit, Widerſtand; hier ſoll nur daraus erhellen, daß Herr Gren die Geſetze unſerer bisherigen Mechanik blos auf widerſtehende, von Grundkraͤften getriebene, Materie einſchraͤnkt.
Hiebey iſt nun wiederum den inhaͤrirenden Kraͤften, ſo wie vorhin den von außen wirkenden, zu viel beygelegt. Nach Hrn. Gren (§. 106.) ſoll die Materie, der bewegende Kraͤfte inhaͤriren, in jeder Richtung, die nicht mit der Richtung der inhaͤrirenden Kraft zuſammenfaͤllt, widerſtehen, und die zu ihrer Bewegung angewandte Kraft vermindern. Hier wird Widerſtand mit Zuſammenſetzung der Kraͤfte verwechſelt, die manchmal freylich einander vermindern, wenn ſie ſich ganz oder zum Theil entgegengeſetzt ſind, manchmal aber auch ſich vermehren, oder zu einer Summe verbinden, wenn ſie conſpirirende Theile haben. Herr Gren unterſcheidet auch hierbey wieder nicht, ob die inhaͤrirende Kraft frey wirke, oder ob ſie ſchon mit etwas anderm beſchaͤftiget und im Gleichgewichte ſey. Ihm bleibt die Kugel eine widerſtehende Maſſe, wenn gleich ihr Gewicht von der Tafel, auf der ſie ruht, getragen wird. Er laͤßt alſo wiederum die Schwere zweymal| wirken, einmal um Druck auf die Tafel, das anderemal, um Widerſtand gegen das, was ſie bewegen will, hervorzubringen.
So hat dieſer achtungswerthe Naturforſcher das mechaniſche Geſetz, daß ſich bewegende Kraͤfte gleichfoͤrmig durch die bewegte Maſſe vertheilen, durch einen Fehlſchluß aufgehoben, um es da, wo es ſich nicht laͤugnen laͤßt, durch einen zweyten Fehlſchluß wiederherzuſtellen.
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Den Satz, daß ſich die bewegende Kraft, wie MC, oder, wie das Product aus der Maſſe in die Beſchleunigung, verhalte, will Herr Gren nur bey widerſtehenden Maſſen (d. h. die von inhaͤrirenden Kraͤften ſollicitirt werden) gelten laſſen. Nur hier, ſagt er, komme es auf die Maſſe an, denn nur da geſchehe Verwendung der Kraft, wo Widerſtand ſey (§. 85.); Kraft ſey uͤberhaupt, was Widerſtand leiſte (§. 106.), und Traͤgheit allein widerſtehe gar nicht. Was hiegegen zu erinnern iſt, ſ. in den Zuſaͤtzen der Art.: Traͤgheit, Widerſtand; hier ſoll nur daraus erhellen, daß Herr Gren die Geſetze unſerer bisherigen Mechanik blos auf widerſtehende, von Grundkraͤften getriebene, Materie einſchraͤnkt.
Hiebey iſt nun wiederum den inhaͤrirenden Kraͤften, ſo wie vorhin den von außen wirkenden, zu viel beygelegt. Nach Hrn. Gren (§. 106.) ſoll die Materie, der bewegende Kraͤfte inhaͤriren, in jeder Richtung, die nicht mit der Richtung der inhaͤrirenden Kraft zuſammenfaͤllt, widerſtehen, und die zu ihrer Bewegung angewandte Kraft vermindern. Hier wird Widerſtand mit Zuſammenſetzung der Kraͤfte verwechſelt, die manchmal freylich einander vermindern, wenn ſie ſich ganz oder zum Theil entgegengeſetzt ſind, manchmal aber auch ſich vermehren, oder zu einer Summe verbinden, wenn ſie conſpirirende Theile haben. Herr Gren unterſcheidet auch hierbey wieder nicht, ob die inhaͤrirende Kraft frey wirke, oder ob ſie ſchon mit etwas anderm beſchaͤftiget und im Gleichgewichte ſey. Ihm bleibt die Kugel eine widerſtehende Maſſe, wenn gleich ihr Gewicht von der Tafel, auf der ſie ruht, getragen wird. Er laͤßt alſo wiederum die Schwere zweymal| wirken, einmal um Druck auf die Tafel, das anderemal, um Widerſtand gegen das, was ſie bewegen will, hervorzubringen.
So hat dieſer achtungswerthe Naturforſcher das mechaniſche Geſetz, daß ſich bewegende Kraͤfte gleichfoͤrmig durch die bewegte Maſſe vertheilen, durch einen Fehlſchluß aufgehoben, um es da, wo es ſich nicht laͤugnen laͤßt, durch einen zweyten Fehlſchluß wiederherzuſtellen.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/546>, abgerufen am 16.02.2025.
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