Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


Mennig, mit Kohlenstaub vermischt, dem Feuer ausgesetzt, giebt kohlengesäuertes Gas, und das Bley wird aus dem Mennig, mit Verlust am Gewicht, hergestellt. Mennig ist Bleyhalbsäure (Oxide de plomb), Bley und Sauerstoff; kömmt nun Kohlenstoff und Wärme hinzu, so verläßt der Sauerstoff das Bley, (daher der Gewichtsverlust), und verbindet sich mit den beyden andern Stoffen zu kohlengesäuertem Gas.

Kohlenstaub, der einige Zeit der Luft ausgesetzt gewesen ist, in verschloßnen Gefäßen über Feuer gebracht, giebt weiter nichts, als kohlengesäuertes Gas und Wasserstoffgas (brennbare Luft); man mag die Operation auch noch so lange fortsetzen und das Feuer noch so sehr verstärken. Die Kohle bleibt in der Retorte zurück, und ist unverändert Kohle mit allen ihren Eigenschaften, außer daß sie etwas am Gewicht verloren hat. Setzt man diese gereinigte Kohle einige Zeit der Luft aus, so nimmt sie fast ihr voriges Gewicht wieder an, und giebt bey wiederholter Operation abermals kohlengesäuertes Gas und Wasserstoffgas. Wiederholt man diesen Versuch immerfort mit derselben Kohle, so geht bey jedemmale etwas mehr von ihrem Gewichte verloren, bis sie zuletzt ganz in die genannten beyden Gasarten verwandelt ist. Alsdann aber machen diese Gasarten zusammen mehr als dreymal das Gewicht der Kohle aus, die sie hervorgebracht hat. Dem zufolge hat die Kohle allemal, so oft sie an der Luft war, etwas angenommen, was den Sauerstoff zum kohlengesäuerten Gas und den Wasserstoff zum Wasserstoffgas hergegeben hat. Dieses ist Wasser gewesen, von dem diese beyden Stoffe die Bestandtheile ausmachen.

Setzt man die calcinirte Kohle einer vollkommen trocknen Luft aus, so giebt sie kein Wasserstoffgas mehr, dagegen aber etwas Sauerstoffgas: legt man sie aber ganz in Wasser, so giebt sie nachher Wasserstoffgas in weit größerer Menge, als wenn sie zuvor der Luft ausgesetzt gewesen ist. Die ganz trockne und völlig wasserfreye Kohle giebt weder Wasserstoffgas noch kohlengesäuertes Gas. Dieses beweist die Zusammensetzung dieser Gasart aus Kohlenstoff und Sauerstoff.


Mennig, mit Kohlenſtaub vermiſcht, dem Feuer ausgeſetzt, giebt kohlengeſaͤuertes Gas, und das Bley wird aus dem Mennig, mit Verluſt am Gewicht, hergeſtellt. Mennig iſt Bleyhalbſaͤure (Oxide de plomb), Bley und Sauerſtoff; koͤmmt nun Kohlenſtoff und Waͤrme hinzu, ſo verlaͤßt der Sauerſtoff das Bley, (daher der Gewichtsverluſt), und verbindet ſich mit den beyden andern Stoffen zu kohlengeſaͤuertem Gas.

Kohlenſtaub, der einige Zeit der Luft ausgeſetzt geweſen iſt, in verſchloßnen Gefaͤßen uͤber Feuer gebracht, giebt weiter nichts, als kohlengeſaͤuertes Gas und Waſſerſtoffgas (brennbare Luft); man mag die Operation auch noch ſo lange fortſetzen und das Feuer noch ſo ſehr verſtaͤrken. Die Kohle bleibt in der Retorte zuruͤck, und iſt unveraͤndert Kohle mit allen ihren Eigenſchaften, außer daß ſie etwas am Gewicht verloren hat. Setzt man dieſe gereinigte Kohle einige Zeit der Luft aus, ſo nimmt ſie faſt ihr voriges Gewicht wieder an, und giebt bey wiederholter Operation abermals kohlengeſaͤuertes Gas und Waſſerſtoffgas. Wiederholt man dieſen Verſuch immerfort mit derſelben Kohle, ſo geht bey jedemmale etwas mehr von ihrem Gewichte verloren, bis ſie zuletzt ganz in die genannten beyden Gasarten verwandelt iſt. Alsdann aber machen dieſe Gasarten zuſammen mehr als dreymal das Gewicht der Kohle aus, die ſie hervorgebracht hat. Dem zufolge hat die Kohle allemal, ſo oft ſie an der Luft war, etwas angenommen, was den Sauerſtoff zum kohlengeſaͤuerten Gas und den Waſſerſtoff zum Waſſerſtoffgas hergegeben hat. Dieſes iſt Waſſer geweſen, von dem dieſe beyden Stoffe die Beſtandtheile ausmachen.

Setzt man die calcinirte Kohle einer vollkommen trocknen Luft aus, ſo giebt ſie kein Waſſerſtoffgas mehr, dagegen aber etwas Sauerſtoffgas: legt man ſie aber ganz in Waſſer, ſo giebt ſie nachher Waſſerſtoffgas in weit groͤßerer Menge, als wenn ſie zuvor der Luft ausgeſetzt geweſen iſt. Die ganz trockne und voͤllig waſſerfreye Kohle giebt weder Waſſerſtoffgas noch kohlengeſaͤuertes Gas. Dieſes beweiſt die Zuſammenſetzung dieſer Gasart aus Kohlenſtoff und Sauerſtoff.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p>
                <pb facs="#f0456" xml:id="P.5.444" n="444"/><lb/>
              </p>
              <p>Mennig, mit Kohlen&#x017F;taub vermi&#x017F;cht, dem Feuer ausge&#x017F;etzt, giebt kohlenge&#x017F;a&#x0364;uertes Gas, und das Bley wird aus dem Mennig, mit Verlu&#x017F;t am Gewicht, herge&#x017F;tellt. Mennig i&#x017F;t Bleyhalb&#x017F;a&#x0364;ure <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">(Oxide de plomb),</hi></hi> Bley und Sauer&#x017F;toff; ko&#x0364;mmt nun Kohlen&#x017F;toff und Wa&#x0364;rme hinzu, &#x017F;o verla&#x0364;ßt der Sauer&#x017F;toff das Bley, (daher der Gewichtsverlu&#x017F;t), und verbindet &#x017F;ich mit den beyden andern Stoffen zu kohlenge&#x017F;a&#x0364;uertem Gas.</p>
              <p>Kohlen&#x017F;taub, der einige Zeit der Luft ausge&#x017F;etzt gewe&#x017F;en i&#x017F;t, in ver&#x017F;chloßnen Gefa&#x0364;ßen u&#x0364;ber Feuer gebracht, giebt weiter nichts, als kohlenge&#x017F;a&#x0364;uertes Gas und Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toffgas (brennbare Luft); man mag die Operation auch noch &#x017F;o lange fort&#x017F;etzen und das Feuer noch &#x017F;o &#x017F;ehr ver&#x017F;ta&#x0364;rken. Die Kohle bleibt in der Retorte zuru&#x0364;ck, und i&#x017F;t unvera&#x0364;ndert Kohle mit allen ihren Eigen&#x017F;chaften, außer daß &#x017F;ie etwas am Gewicht verloren hat. Setzt man die&#x017F;e gereinigte Kohle einige Zeit der Luft aus, &#x017F;o nimmt &#x017F;ie fa&#x017F;t ihr voriges Gewicht wieder an, und giebt bey wiederholter Operation abermals kohlenge&#x017F;a&#x0364;uertes Gas und Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toffgas. Wiederholt man die&#x017F;en Ver&#x017F;uch immerfort mit der&#x017F;elben Kohle, &#x017F;o geht bey jedemmale etwas mehr von ihrem Gewichte verloren, bis &#x017F;ie zuletzt ganz in die genannten beyden Gasarten verwandelt i&#x017F;t. Alsdann aber machen die&#x017F;e Gasarten zu&#x017F;ammen mehr als dreymal das Gewicht der Kohle aus, die &#x017F;ie hervorgebracht hat. Dem zufolge hat die Kohle allemal, &#x017F;o oft &#x017F;ie an der Luft war, etwas angenommen, was den Sauer&#x017F;toff zum kohlenge&#x017F;a&#x0364;uerten Gas und den Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff zum Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toffgas hergegeben hat. Die&#x017F;es i&#x017F;t Wa&#x017F;&#x017F;er gewe&#x017F;en, von dem die&#x017F;e beyden Stoffe die Be&#x017F;tandtheile ausmachen.</p>
              <p>Setzt man die calcinirte Kohle einer vollkommen trocknen Luft aus, &#x017F;o giebt &#x017F;ie kein Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toffgas mehr, dagegen aber etwas Sauer&#x017F;toffgas: legt man &#x017F;ie aber ganz in Wa&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;o giebt &#x017F;ie nachher Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toffgas in weit gro&#x0364;ßerer Menge, als wenn &#x017F;ie zuvor der Luft ausge&#x017F;etzt gewe&#x017F;en i&#x017F;t. Die ganz trockne und vo&#x0364;llig wa&#x017F;&#x017F;erfreye Kohle giebt weder Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toffgas noch kohlenge&#x017F;a&#x0364;uertes Gas. Die&#x017F;es bewei&#x017F;t die Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung die&#x017F;er Gasart aus Kohlen&#x017F;toff und Sauer&#x017F;toff.<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[444/0456] Mennig, mit Kohlenſtaub vermiſcht, dem Feuer ausgeſetzt, giebt kohlengeſaͤuertes Gas, und das Bley wird aus dem Mennig, mit Verluſt am Gewicht, hergeſtellt. Mennig iſt Bleyhalbſaͤure (Oxide de plomb), Bley und Sauerſtoff; koͤmmt nun Kohlenſtoff und Waͤrme hinzu, ſo verlaͤßt der Sauerſtoff das Bley, (daher der Gewichtsverluſt), und verbindet ſich mit den beyden andern Stoffen zu kohlengeſaͤuertem Gas. Kohlenſtaub, der einige Zeit der Luft ausgeſetzt geweſen iſt, in verſchloßnen Gefaͤßen uͤber Feuer gebracht, giebt weiter nichts, als kohlengeſaͤuertes Gas und Waſſerſtoffgas (brennbare Luft); man mag die Operation auch noch ſo lange fortſetzen und das Feuer noch ſo ſehr verſtaͤrken. Die Kohle bleibt in der Retorte zuruͤck, und iſt unveraͤndert Kohle mit allen ihren Eigenſchaften, außer daß ſie etwas am Gewicht verloren hat. Setzt man dieſe gereinigte Kohle einige Zeit der Luft aus, ſo nimmt ſie faſt ihr voriges Gewicht wieder an, und giebt bey wiederholter Operation abermals kohlengeſaͤuertes Gas und Waſſerſtoffgas. Wiederholt man dieſen Verſuch immerfort mit derſelben Kohle, ſo geht bey jedemmale etwas mehr von ihrem Gewichte verloren, bis ſie zuletzt ganz in die genannten beyden Gasarten verwandelt iſt. Alsdann aber machen dieſe Gasarten zuſammen mehr als dreymal das Gewicht der Kohle aus, die ſie hervorgebracht hat. Dem zufolge hat die Kohle allemal, ſo oft ſie an der Luft war, etwas angenommen, was den Sauerſtoff zum kohlengeſaͤuerten Gas und den Waſſerſtoff zum Waſſerſtoffgas hergegeben hat. Dieſes iſt Waſſer geweſen, von dem dieſe beyden Stoffe die Beſtandtheile ausmachen. Setzt man die calcinirte Kohle einer vollkommen trocknen Luft aus, ſo giebt ſie kein Waſſerſtoffgas mehr, dagegen aber etwas Sauerſtoffgas: legt man ſie aber ganz in Waſſer, ſo giebt ſie nachher Waſſerſtoffgas in weit groͤßerer Menge, als wenn ſie zuvor der Luft ausgeſetzt geweſen iſt. Die ganz trockne und voͤllig waſſerfreye Kohle giebt weder Waſſerſtoffgas noch kohlengeſaͤuertes Gas. Dieſes beweiſt die Zuſammenſetzung dieſer Gasart aus Kohlenſtoff und Sauerſtoff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/456
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/456>, abgerufen am 01.07.2024.