Wasser, durch dessen Zerlegung der Atmosphäre der beständige Verlust ihres Sauerstoffs wieder ersetzt werden soll. Da aber die Antiphlogistiker auch starke Zusammensetzungen von Wasser im Luftkeise, zu Erklärung der Gewitterregen u. s. w. annehmen müssen, welche einen großen Auswand von Sauerstoff erfordern, so wird es nur noch schwerer zu begreifen, wie die große Menge des beständig verlohrnen Sauerstoffs, blos durch die schwache Wasserzerlegung, welche die Pflanzen bewirken, könne ersetzt werden.
Nach Herrn de Luc geht der in die Atmosphäre aufgestiegne und mit der Luft vermengte Wasserdunst durch Hinzukunft eines dritten noch unbekannten Bindungsmittels in den luftförmigen Zustand über, und es verwandelt sich also das Wasser selbst in Luft. Diese Theorie giebt ein vollkommen hinreichendes Mittel an, wodurch der Verlust, den die Masse der Atmosphäre auf so mannigfaltige Arten leidet, gehörig ersetzt werden kan. Es ist nemlich die tägliche Operation der Ausdünstung des Wassers, welche der Atmosphäre unaufhörlich Wasserdunst zuführet, woraus durch Vereinigung der nöthigen Umstände immer neue Luft gebildet wird. Es scheint mir keine geringe Empfehlung für das de Lucsche System zu seyn, daß es diesen Ersatz auf eine so befriedigende Art erklärt; denn daß man hiebey im Auflösungssystem mit der Wasserzerlegung durch die Vegetation bey weitem nicht ausreiche, fällt nur allzudeutlich in die Augen.
Worinn nun aber das Bindgungsmittel bestehe, welches der Vereinigung des Wassers mit dem Wärmestoff, oder dem Wasserdunste, die Permanenz giebt, wagt Hr. de Luc selbst nicht zu bestimmen; er äußert vielmehr (Siebenter Brief an Hrn. de la Metherie, in Grens Journ. d. Phys. B. IV. S. 264. u. f.), daß man, um die meteorologischen Phänomene vollständig zu erklären, vielleicht noch neue Kräfte und Triebfedern zu entdecken nöthig habe. Inzwischen scheint das elektrische Fluidum bey allen diesen Phänomenen sehr beträchtlich mitzuwirken, und in einigen Fällen wirklich dem Wasserdunste die chemische Adhäsion zu geben. Die vornehmsten Thatsachen, welche dieses zu bestätigen scheinen,
Waſſer, durch deſſen Zerlegung der Atmoſphaͤre der beſtaͤndige Verluſt ihres Sauerſtoffs wieder erſetzt werden ſoll. Da aber die Antiphlogiſtiker auch ſtarke Zuſammenſetzungen von Waſſer im Luftkeiſe, zu Erklaͤrung der Gewitterregen u. ſ. w. annehmen muͤſſen, welche einen großen Auſwand von Sauerſtoff erfordern, ſo wird es nur noch ſchwerer zu begreifen, wie die große Menge des beſtaͤndig verlohrnen Sauerſtoffs, blos durch die ſchwache Waſſerzerlegung, welche die Pflanzen bewirken, koͤnne erſetzt werden.
Nach Herrn de Luc geht der in die Atmoſphaͤre aufgeſtiegne und mit der Luft vermengte Waſſerdunſt durch Hinzukunft eines dritten noch unbekannten Bindungsmittels in den luftfoͤrmigen Zuſtand uͤber, und es verwandelt ſich alſo das Waſſer ſelbſt in Luft. Dieſe Theorie giebt ein vollkommen hinreichendes Mittel an, wodurch der Verluſt, den die Maſſe der Atmoſphaͤre auf ſo mannigfaltige Arten leidet, gehoͤrig erſetzt werden kan. Es iſt nemlich die taͤgliche Operation der Ausduͤnſtung des Waſſers, welche der Atmoſphaͤre unaufhoͤrlich Waſſerdunſt zufuͤhret, woraus durch Vereinigung der noͤthigen Umſtaͤnde immer neue Luft gebildet wird. Es ſcheint mir keine geringe Empfehlung fuͤr das de Lucſche Syſtem zu ſeyn, daß es dieſen Erſatz auf eine ſo befriedigende Art erklaͤrt; denn daß man hiebey im Aufloͤſungsſyſtem mit der Waſſerzerlegung durch die Vegetation bey weitem nicht ausreiche, faͤllt nur allzudeutlich in die Augen.
Worinn nun aber das Bindgungsmittel beſtehe, welches der Vereinigung des Waſſers mit dem Waͤrmeſtoff, oder dem Waſſerdunſte, die Permanenz giebt, wagt Hr. de Luc ſelbſt nicht zu beſtimmen; er aͤußert vielmehr (Siebenter Brief an Hrn. de la Metherie, in Grens Journ. d. Phyſ. B. IV. S. 264. u. f.), daß man, um die meteorologiſchen Phaͤnomene vollſtaͤndig zu erklaͤren, vielleicht noch neue Kraͤfte und Triebfedern zu entdecken noͤthig habe. Inzwiſchen ſcheint das elektriſche Fluidum bey allen dieſen Phaͤnomenen ſehr betraͤchtlich mitzuwirken, und in einigen Faͤllen wirklich dem Waſſerdunſte die chemiſche Adhaͤſion zu geben. Die vornehmſten Thatſachen, welche dieſes zu beſtaͤtigen ſcheinen,
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Waſſer, durch deſſen Zerlegung der Atmoſphaͤre der beſtaͤndige Verluſt ihres Sauerſtoffs wieder erſetzt werden ſoll. Da aber die Antiphlogiſtiker auch ſtarke Zuſammenſetzungen von Waſſer im Luftkeiſe, zu Erklaͤrung der Gewitterregen u. ſ. w. annehmen muͤſſen, welche einen großen Auſwand von Sauerſtoff erfordern, ſo wird es nur noch ſchwerer zu begreifen, wie die große Menge des beſtaͤndig verlohrnen Sauerſtoffs, blos durch die ſchwache Waſſerzerlegung, welche die Pflanzen bewirken, koͤnne erſetzt werden.</p><p>Nach Herrn <hirendition="#b">de Luc</hi> geht der in die Atmoſphaͤre aufgeſtiegne und mit der Luft vermengte Waſſerdunſt durch Hinzukunft eines dritten noch unbekannten Bindungsmittels in den luftfoͤrmigen Zuſtand uͤber, und es verwandelt ſich alſo das Waſſer ſelbſt in Luft. Dieſe Theorie giebt ein vollkommen hinreichendes Mittel an, wodurch der Verluſt, den die Maſſe der Atmoſphaͤre auf ſo mannigfaltige Arten leidet, gehoͤrig erſetzt werden kan. Es iſt nemlich die taͤgliche Operation der <hirendition="#b">Ausduͤnſtung</hi> des Waſſers, welche der Atmoſphaͤre unaufhoͤrlich Waſſerdunſt zufuͤhret, woraus durch Vereinigung der noͤthigen Umſtaͤnde immer neue Luft gebildet wird. Es ſcheint mir keine geringe Empfehlung fuͤr das de Lucſche Syſtem zu ſeyn, daß es dieſen Erſatz auf eine ſo befriedigende Art erklaͤrt; denn daß man hiebey im Aufloͤſungsſyſtem mit der Waſſerzerlegung durch die Vegetation bey weitem nicht ausreiche, faͤllt nur allzudeutlich in die Augen.</p><p>Worinn nun aber das Bindgungsmittel beſtehe, welches der Vereinigung des Waſſers mit dem Waͤrmeſtoff, oder dem Waſſerdunſte, die Permanenz giebt, wagt Hr. <hirendition="#b">de Luc</hi>ſelbſt nicht zu beſtimmen; er aͤußert vielmehr (Siebenter Brief an Hrn. <hirendition="#b">de la Metherie,</hi> in <hirendition="#b">Grens</hi> Journ. d. Phyſ. B. <hirendition="#aq">IV.</hi> S. 264. u. f.), daß man, um die meteorologiſchen Phaͤnomene vollſtaͤndig zu erklaͤren, vielleicht noch neue Kraͤfte und Triebfedern zu entdecken noͤthig habe. Inzwiſchen ſcheint das elektriſche Fluidum bey allen dieſen Phaͤnomenen ſehr betraͤchtlich mitzuwirken, und in einigen Faͤllen wirklich dem Waſſerdunſte die chemiſche Adhaͤſion zu geben. Die vornehmſten Thatſachen, welche dieſes zu beſtaͤtigen ſcheinen,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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Waſſer, durch deſſen Zerlegung der Atmoſphaͤre der beſtaͤndige Verluſt ihres Sauerſtoffs wieder erſetzt werden ſoll. Da aber die Antiphlogiſtiker auch ſtarke Zuſammenſetzungen von Waſſer im Luftkeiſe, zu Erklaͤrung der Gewitterregen u. ſ. w. annehmen muͤſſen, welche einen großen Auſwand von Sauerſtoff erfordern, ſo wird es nur noch ſchwerer zu begreifen, wie die große Menge des beſtaͤndig verlohrnen Sauerſtoffs, blos durch die ſchwache Waſſerzerlegung, welche die Pflanzen bewirken, koͤnne erſetzt werden.
Nach Herrn de Luc geht der in die Atmoſphaͤre aufgeſtiegne und mit der Luft vermengte Waſſerdunſt durch Hinzukunft eines dritten noch unbekannten Bindungsmittels in den luftfoͤrmigen Zuſtand uͤber, und es verwandelt ſich alſo das Waſſer ſelbſt in Luft. Dieſe Theorie giebt ein vollkommen hinreichendes Mittel an, wodurch der Verluſt, den die Maſſe der Atmoſphaͤre auf ſo mannigfaltige Arten leidet, gehoͤrig erſetzt werden kan. Es iſt nemlich die taͤgliche Operation der Ausduͤnſtung des Waſſers, welche der Atmoſphaͤre unaufhoͤrlich Waſſerdunſt zufuͤhret, woraus durch Vereinigung der noͤthigen Umſtaͤnde immer neue Luft gebildet wird. Es ſcheint mir keine geringe Empfehlung fuͤr das de Lucſche Syſtem zu ſeyn, daß es dieſen Erſatz auf eine ſo befriedigende Art erklaͤrt; denn daß man hiebey im Aufloͤſungsſyſtem mit der Waſſerzerlegung durch die Vegetation bey weitem nicht ausreiche, faͤllt nur allzudeutlich in die Augen.
Worinn nun aber das Bindgungsmittel beſtehe, welches der Vereinigung des Waſſers mit dem Waͤrmeſtoff, oder dem Waſſerdunſte, die Permanenz giebt, wagt Hr. de Luc ſelbſt nicht zu beſtimmen; er aͤußert vielmehr (Siebenter Brief an Hrn. de la Metherie, in Grens Journ. d. Phyſ. B. IV. S. 264. u. f.), daß man, um die meteorologiſchen Phaͤnomene vollſtaͤndig zu erklaͤren, vielleicht noch neue Kraͤfte und Triebfedern zu entdecken noͤthig habe. Inzwiſchen ſcheint das elektriſche Fluidum bey allen dieſen Phaͤnomenen ſehr betraͤchtlich mitzuwirken, und in einigen Faͤllen wirklich dem Waſſerdunſte die chemiſche Adhaͤſion zu geben. Die vornehmſten Thatſachen, welche dieſes zu beſtaͤtigen ſcheinen,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/439>, abgerufen am 22.11.2024.
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