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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Anemoskop.

Zusatz zu Th. I. S. 103.

Nicht von Comiers, wie hier angegeben wird, sondern viel früher, und vielleicht von Otto von Guericke selbst, hat das sogenannte Wettermännchen den Namen Anemoskop erhalten. Die Beweisstelle dazu findet sich in einem um das Ende des Jahres 1664 geschriebenen Aufsatze über den damals erschienenen Kometen (Judicium de Cometa Domini Ottonis Guerikken, Consulis Magdeburgensis ad Praefectum arcis Lipsiensis perscriptum in Stanisl. Lubienietz Lubieniecii Theatr. Comet. Amstelod. 1668. fol. p. 239. sqq.). Guericke äußert darinn, die Kometen könnten wohl aus abgerissenen Luftmassen bestehen, und durch Sturmwinde erzeugt werden, weil er finde, daß bey Stürmen die Luft am Gewichte verliere, und nun setzt er hinzu: "Nam cum ex"perientia illius a me nuper inventi Anemoscopii (homulli "vitro aeris vacuo inclusi, tempestatum indicis) edoctus "evidenter videam, aerem coortis tempestatibus (etiamsi "ultra 100 vel 200 milliaria oboriantur) praeprimis levio"rem reddi, existimo, ingruentibus ejusmodi tempestati"bus, has ipsas simul particulam aeris nonnunquam cum "impetu avellere, et secum in altum deferre."

Ich habe die Anzeige dieser Stelle Hrn Prof. Pfleiderer in Tübingen (Thesium inaug. pars mathematico-physica, quam mens. Sept. 1792 defend. Candidati laureae secundae. Tubing. 4. Thes. XXV.) zu danken. Dennoch bleibt mir noch ein Zweifel übrig, ob die Benennung von Guericke selbst herrühre; denn der Aufsatz an den Schloßhauptmann zu Leipzig war von ihm ursprünglich in deutscher Sprache abgefaßt, und ist in derselben auch beym Lubienietzky mit beygedruckt. In diesem Originalaufsatze kömmt nun der Name Anemoskop nicht vor, sondern die angezogene Stelle wird mit folgenden Worten ausgedrückt: "Dann weil ich vermit"telst des von mir neu erfundenen, und also genannten Wet"termännchens, augenscheinlich sehe" u. s. w. Die lateinische Uebersetzung, welche das Wettermännchen durch Anemoscopium giebt, rührt offenbar von einem andern, vielleicht von Lubienietzky selbst, oder vom jüngern Guericke, her,


Anemoſkop.

Zuſatz zu Th. I. S. 103.

Nicht von Comiers, wie hier angegeben wird, ſondern viel fruͤher, und vielleicht von Otto von Guericke ſelbſt, hat das ſogenannte Wettermaͤnnchen den Namen Anemoſkop erhalten. Die Beweisſtelle dazu findet ſich in einem um das Ende des Jahres 1664 geſchriebenen Aufſatze uͤber den damals erſchienenen Kometen (Judicium de Cometa Domini Ottonis Guerikken, Conſulis Magdeburgenſis ad Praefectum arcis Lipſienſis perſcriptum in Stanisl. Lubienietz Lubieniecii Theatr. Comet. Amſtelod. 1668. fol. p. 239. ſqq.). Guericke aͤußert darinn, die Kometen koͤnnten wohl aus abgeriſſenen Luftmaſſen beſtehen, und durch Sturmwinde erzeugt werden, weil er finde, daß bey Stuͤrmen die Luft am Gewichte verliere, und nun ſetzt er hinzu: ”Nam cum ex”perientiâ illius a me nuper inventi Anemoſcopii (homulli ”vitro aëris vacuo incluſi, tempeſtatum indicis) edoctus ”evidenter videam, aërem coortis tempeſtatibus (etiamſi ”ultra 100 vel 200 milliaria oboriantur) praeprimis levio”rem reddi, exiſtimo, ingruentibus ejusmodi tempeſtati”bus, has ipſas ſimul particulam aëris nonnunquam cum ”impetu avellere, et ſecum in altum deferre.

Ich habe die Anzeige dieſer Stelle Hrn Prof. Pfleiderer in Tuͤbingen (Theſium inaug. pars mathematico-phyſica, quam menſ. Sept. 1792 defend. Candidati laureae ſecundae. Tubing. 4. Theſ. XXV.) zu danken. Dennoch bleibt mir noch ein Zweifel uͤbrig, ob die Benennung von Guericke ſelbſt herruͤhre; denn der Aufſatz an den Schloßhauptmann zu Leipzig war von ihm urſpruͤnglich in deutſcher Sprache abgefaßt, und iſt in derſelben auch beym Lubienietzky mit beygedruckt. In dieſem Originalaufſatze koͤmmt nun der Name Anemoſkop nicht vor, ſondern die angezogene Stelle wird mit folgenden Worten ausgedruͤckt: ”Dann weil ich vermit”telſt des von mir neu erfundenen, und alſo genannten Wet”termaͤnnchens, augenſcheinlich ſehe“ u. ſ. w. Die lateiniſche Ueberſetzung, welche das Wettermaͤnnchen durch Anemoſcopium giebt, ruͤhrt offenbar von einem andern, vielleicht von Lubienietzky ſelbſt, oder vom juͤngern Guericke, her,

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[29/0041] Anemoſkop. Zuſatz zu Th. I. S. 103. Nicht von Comiers, wie hier angegeben wird, ſondern viel fruͤher, und vielleicht von Otto von Guericke ſelbſt, hat das ſogenannte Wettermaͤnnchen den Namen Anemoſkop erhalten. Die Beweisſtelle dazu findet ſich in einem um das Ende des Jahres 1664 geſchriebenen Aufſatze uͤber den damals erſchienenen Kometen (Judicium de Cometa Domini Ottonis Guerikken, Conſulis Magdeburgenſis ad Praefectum arcis Lipſienſis perſcriptum in Stanisl. Lubienietz Lubieniecii Theatr. Comet. Amſtelod. 1668. fol. p. 239. ſqq.). Guericke aͤußert darinn, die Kometen koͤnnten wohl aus abgeriſſenen Luftmaſſen beſtehen, und durch Sturmwinde erzeugt werden, weil er finde, daß bey Stuͤrmen die Luft am Gewichte verliere, und nun ſetzt er hinzu: ”Nam cum ex”perientiâ illius a me nuper inventi Anemoſcopii (homulli ”vitro aëris vacuo incluſi, tempeſtatum indicis) edoctus ”evidenter videam, aërem coortis tempeſtatibus (etiamſi ”ultra 100 vel 200 milliaria oboriantur) praeprimis levio”rem reddi, exiſtimo, ingruentibus ejusmodi tempeſtati”bus, has ipſas ſimul particulam aëris nonnunquam cum ”impetu avellere, et ſecum in altum deferre.“ Ich habe die Anzeige dieſer Stelle Hrn Prof. Pfleiderer in Tuͤbingen (Theſium inaug. pars mathematico-phyſica, quam menſ. Sept. 1792 defend. Candidati laureae ſecundae. Tubing. 4. Theſ. XXV.) zu danken. Dennoch bleibt mir noch ein Zweifel uͤbrig, ob die Benennung von Guericke ſelbſt herruͤhre; denn der Aufſatz an den Schloßhauptmann zu Leipzig war von ihm urſpruͤnglich in deutſcher Sprache abgefaßt, und iſt in derſelben auch beym Lubienietzky mit beygedruckt. In dieſem Originalaufſatze koͤmmt nun der Name Anemoſkop nicht vor, ſondern die angezogene Stelle wird mit folgenden Worten ausgedruͤckt: ”Dann weil ich vermit”telſt des von mir neu erfundenen, und alſo genannten Wet”termaͤnnchens, augenſcheinlich ſehe“ u. ſ. w. Die lateiniſche Ueberſetzung, welche das Wettermaͤnnchen durch Anemoſcopium giebt, ruͤhrt offenbar von einem andern, vielleicht von Lubienietzky ſelbſt, oder vom juͤngern Guericke, her,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/41>, abgerufen am 20.04.2024.