Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


Belegung, deren Knopf 3/4 Zoll Durchmesser hatte; bisweilen auch eine kleinere Kugel, und zu einigen Versuchen an deren statt eine Spitze.

Wenn sie die Lakscheibe am Rande mit den Fingern berührten, mit der Mitte derselben, die auf diese Art isolirt war, den Knopf einer positiv geladnen Flasche berührten, und dann die Scheibe puderten, so bildete der Staub einen Stern mit Stralen, die von dem Punkte, der die Flasche berührt hatte, ausgiengen. War die Flasche negativ geladen, so bildeten sich ein, zwey oder mehr runde Flecken. Die andere Seite der Lakscheibe zeigte bepudert keine Figur.

Verbanden sie aber während des Berührens der Flasche die andere Seite der Scheibe mit einem Leiter, den sie nach dem Berühren wegnahmen, und dann beyde Seiten puderten, so entstand an der Seite, welche die Flasche berührt hatte, ein Stern, dessen Stralen aber nicht aus einem Punkte, sondern aus einem gefüllten Kreise ausgiengen, und an der andern Seite einige runde Flecken, deren mittelster mit jenem Kreise von gleicher Größe war. Bey der negativen Flasche waren die Flecken auf der berührten, der Stern auf der andern Seite, mit kürzern, dünnern, gebognen und sich durchkreuzenden Stralen.

Brachten sie an der Flasche statt des Knopfes ein rundes Metallplättchen an, und an der andern Seite der Scheibe ein gleich großes mit Leitern verbundenes Metallplättchen, und verfuhren dann, wie zuvor, so fanden sie einen gefüllten Kreis mit divergirenden Stralen, und auf der andern Seite einen gleich großen mit runden Flecken gefüllten Cirkel; auch nicht selten um denselben einen Ring, auf den sich kein Staub ansetzte. Bey negativ geladner Flasche verwechselten sich die Figuren, und die Stralen waren kürzer und gekrümmter. Lagen die Metallplättchen an der Scheibe nicht ganz an, so entstanden in dem gefüllten Kreise auf der positiven Seite kleine Sterne, auf der negativen kleine Flecken, wie Perlen.

Alle diese Figuren ließen sich auch durch Berührung mit einer geriebnen Glasröhre oder Siegellakstange, oder einer isolirten Person, die Glas oder Siegellak gerieben hatte, hervorbringen, oder, wenn man den Knopf einer nicht zu stark


Belegung, deren Knopf 3/4 Zoll Durchmeſſer hatte; bisweilen auch eine kleinere Kugel, und zu einigen Verſuchen an deren ſtatt eine Spitze.

Wenn ſie die Lakſcheibe am Rande mit den Fingern beruͤhrten, mit der Mitte derſelben, die auf dieſe Art iſolirt war, den Knopf einer poſitiv geladnen Flaſche beruͤhrten, und dann die Scheibe puderten, ſo bildete der Staub einen Stern mit Stralen, die von dem Punkte, der die Flaſche beruͤhrt hatte, ausgiengen. War die Flaſche negativ geladen, ſo bildeten ſich ein, zwey oder mehr runde Flecken. Die andere Seite der Lakſcheibe zeigte bepudert keine Figur.

Verbanden ſie aber waͤhrend des Beruͤhrens der Flaſche die andere Seite der Scheibe mit einem Leiter, den ſie nach dem Beruͤhren wegnahmen, und dann beyde Seiten puderten, ſo entſtand an der Seite, welche die Flaſche beruͤhrt hatte, ein Stern, deſſen Stralen aber nicht aus einem Punkte, ſondern aus einem gefuͤllten Kreiſe ausgiengen, und an der andern Seite einige runde Flecken, deren mittelſter mit jenem Kreiſe von gleicher Groͤße war. Bey der negativen Flaſche waren die Flecken auf der beruͤhrten, der Stern auf der andern Seite, mit kuͤrzern, duͤnnern, gebognen und ſich durchkreuzenden Stralen.

Brachten ſie an der Flaſche ſtatt des Knopfes ein rundes Metallplaͤttchen an, und an der andern Seite der Scheibe ein gleich großes mit Leitern verbundenes Metallplaͤttchen, und verfuhren dann, wie zuvor, ſo fanden ſie einen gefuͤllten Kreis mit divergirenden Stralen, und auf der andern Seite einen gleich großen mit runden Flecken gefuͤllten Cirkel; auch nicht ſelten um denſelben einen Ring, auf den ſich kein Staub anſetzte. Bey negativ geladner Flaſche verwechſelten ſich die Figuren, und die Stralen waren kuͤrzer und gekruͤmmter. Lagen die Metallplaͤttchen an der Scheibe nicht ganz an, ſo entſtanden in dem gefuͤllten Kreiſe auf der poſitiven Seite kleine Sterne, auf der negativen kleine Flecken, wie Perlen.

Alle dieſe Figuren ließen ſich auch durch Beruͤhrung mit einer geriebnen Glasroͤhre oder Siegellakſtange, oder einer iſolirten Perſon, die Glas oder Siegellak gerieben hatte, hervorbringen, oder, wenn man den Knopf einer nicht zu ſtark

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0367" xml:id="P.5.355" n="355"/><lb/>
Belegung, deren Knopf 3/4 Zoll Durchme&#x017F;&#x017F;er hatte; bisweilen auch eine kleinere Kugel, und zu einigen Ver&#x017F;uchen an deren &#x017F;tatt eine Spitze.</p>
              <p>Wenn &#x017F;ie die Lak&#x017F;cheibe am Rande mit den Fingern beru&#x0364;hrten, mit der Mitte der&#x017F;elben, die auf die&#x017F;e Art i&#x017F;olirt war, den Knopf einer po&#x017F;itiv geladnen Fla&#x017F;che beru&#x0364;hrten, und dann die Scheibe puderten, &#x017F;o bildete der Staub einen Stern mit Stralen, die von dem Punkte, der die Fla&#x017F;che beru&#x0364;hrt hatte, ausgiengen. War die Fla&#x017F;che negativ geladen, &#x017F;o bildeten &#x017F;ich ein, zwey oder mehr runde Flecken. Die andere Seite der Lak&#x017F;cheibe zeigte bepudert keine Figur.</p>
              <p>Verbanden &#x017F;ie aber wa&#x0364;hrend des Beru&#x0364;hrens der Fla&#x017F;che die andere Seite der Scheibe mit einem Leiter, den &#x017F;ie nach dem Beru&#x0364;hren wegnahmen, und dann beyde Seiten puderten, &#x017F;o ent&#x017F;tand an der Seite, welche die Fla&#x017F;che beru&#x0364;hrt hatte, ein Stern, de&#x017F;&#x017F;en Stralen aber nicht aus einem Punkte, &#x017F;ondern aus einem gefu&#x0364;llten Krei&#x017F;e ausgiengen, und an der andern Seite einige runde Flecken, deren mittel&#x017F;ter mit jenem Krei&#x017F;e von gleicher Gro&#x0364;ße war. Bey der negativen Fla&#x017F;che waren die Flecken auf der beru&#x0364;hrten, der Stern auf der andern Seite, mit ku&#x0364;rzern, du&#x0364;nnern, gebognen und &#x017F;ich durchkreuzenden Stralen.</p>
              <p>Brachten &#x017F;ie an der Fla&#x017F;che &#x017F;tatt des Knopfes ein rundes Metallpla&#x0364;ttchen an, und an der andern Seite der Scheibe ein gleich großes mit Leitern verbundenes Metallpla&#x0364;ttchen, und verfuhren dann, wie zuvor, &#x017F;o fanden &#x017F;ie einen gefu&#x0364;llten Kreis mit divergirenden Stralen, und auf der andern Seite einen gleich großen mit runden Flecken gefu&#x0364;llten Cirkel; auch nicht &#x017F;elten um den&#x017F;elben einen Ring, auf den &#x017F;ich kein Staub an&#x017F;etzte. Bey negativ geladner Fla&#x017F;che verwech&#x017F;elten &#x017F;ich die Figuren, und die Stralen waren ku&#x0364;rzer und gekru&#x0364;mmter. Lagen die Metallpla&#x0364;ttchen an der Scheibe nicht ganz an, &#x017F;o ent&#x017F;tanden in dem gefu&#x0364;llten Krei&#x017F;e auf der po&#x017F;itiven Seite kleine Sterne, auf der negativen kleine Flecken, wie Perlen.</p>
              <p>Alle die&#x017F;e Figuren ließen &#x017F;ich auch durch Beru&#x0364;hrung mit einer geriebnen Glasro&#x0364;hre oder Siegellak&#x017F;tange, oder einer i&#x017F;olirten Per&#x017F;on, die Glas oder Siegellak gerieben hatte, hervorbringen, oder, wenn man den Knopf einer nicht zu &#x017F;tark<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[355/0367] Belegung, deren Knopf 3/4 Zoll Durchmeſſer hatte; bisweilen auch eine kleinere Kugel, und zu einigen Verſuchen an deren ſtatt eine Spitze. Wenn ſie die Lakſcheibe am Rande mit den Fingern beruͤhrten, mit der Mitte derſelben, die auf dieſe Art iſolirt war, den Knopf einer poſitiv geladnen Flaſche beruͤhrten, und dann die Scheibe puderten, ſo bildete der Staub einen Stern mit Stralen, die von dem Punkte, der die Flaſche beruͤhrt hatte, ausgiengen. War die Flaſche negativ geladen, ſo bildeten ſich ein, zwey oder mehr runde Flecken. Die andere Seite der Lakſcheibe zeigte bepudert keine Figur. Verbanden ſie aber waͤhrend des Beruͤhrens der Flaſche die andere Seite der Scheibe mit einem Leiter, den ſie nach dem Beruͤhren wegnahmen, und dann beyde Seiten puderten, ſo entſtand an der Seite, welche die Flaſche beruͤhrt hatte, ein Stern, deſſen Stralen aber nicht aus einem Punkte, ſondern aus einem gefuͤllten Kreiſe ausgiengen, und an der andern Seite einige runde Flecken, deren mittelſter mit jenem Kreiſe von gleicher Groͤße war. Bey der negativen Flaſche waren die Flecken auf der beruͤhrten, der Stern auf der andern Seite, mit kuͤrzern, duͤnnern, gebognen und ſich durchkreuzenden Stralen. Brachten ſie an der Flaſche ſtatt des Knopfes ein rundes Metallplaͤttchen an, und an der andern Seite der Scheibe ein gleich großes mit Leitern verbundenes Metallplaͤttchen, und verfuhren dann, wie zuvor, ſo fanden ſie einen gefuͤllten Kreis mit divergirenden Stralen, und auf der andern Seite einen gleich großen mit runden Flecken gefuͤllten Cirkel; auch nicht ſelten um denſelben einen Ring, auf den ſich kein Staub anſetzte. Bey negativ geladner Flaſche verwechſelten ſich die Figuren, und die Stralen waren kuͤrzer und gekruͤmmter. Lagen die Metallplaͤttchen an der Scheibe nicht ganz an, ſo entſtanden in dem gefuͤllten Kreiſe auf der poſitiven Seite kleine Sterne, auf der negativen kleine Flecken, wie Perlen. Alle dieſe Figuren ließen ſich auch durch Beruͤhrung mit einer geriebnen Glasroͤhre oder Siegellakſtange, oder einer iſolirten Perſon, die Glas oder Siegellak gerieben hatte, hervorbringen, oder, wenn man den Knopf einer nicht zu ſtark

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/367
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/367>, abgerufen am 25.11.2024.