Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


den Muskeln des Thieres und dem zu ihnen gehenden Nerven, der vor seinem Eintritte in die Muskeln mit einem Metalldrathe versehen war, durch ein anderes Metall, das die Muskeln und den Drath berührte, eine leitende Verbindung hervorbrachte. Diese merkwürdigen Erscheinungen gaben ihm Anlaß zu weitern Versuchen, die er nebst einer eignen Theorie über diesen Gegenstand in einer besondern Schrift (Aloysii Galvani de viribus electricitatis in motu musculari commentarius. Bonon. 1791. 4. Galvani Abhdl. über die Kräfte der thierischen Elektricität auf die Bewegung der Muskeln, nebst einigen Schriften der Herren Valli, Carminati und Volta, herausg. von D. Joh. Mayer. Prag, 1793. 8.) bekannt machte.

Galvani hält die Muskeln gleichsam für geladne Flaschen, deren Inneres + E, die äußere Oberfläche hingegen -- E habe. Die Nerven sollen nach ihm die Stelle der Leiter vertreten, und das + E des Innern zu der äussern Fläche führen, auf welcher es im Augenblicke der Wiederherstellung des Gleichgewichts Reiz und Zusammenziehung erregen soll. Um den Einwurf zu entfernen, daß die äußere Fläche mit der innern beständig durch Nerven zusammenhänge, und daher keine Ladung statt finde, nimmt er an, daß zwar die innern Theile der Nerven aus einer leitenden Substanz bestehen, die auswendigen aber von einer isolirenden Materie umgeben seyen, welche jedoch unter günstigen Umständen den Uebergang der elektrischen Materie nicht hindere.

Eusebius Valli

zu Pisa wiederholte zuerst die Galvanischen Versuche mit einigen Abänderungen, fügte noch andere über den Einfluß der narkotischen Gifte auf die Muskeln hinzu, und erzählte den Erfolg in zween Briefen (s. Journal de Physique, To. XLI. p. 66. 72. Gren, Journal der Physik, B. VI. S. 382. 392.), worinn er zwar Galvani's Vergleichung der Muskeln mit kleistischen Flaschen nicht billigt, dennoch aber die Phänomene von einer eignen Elektricität der thierischen Maschine herleitet, in welcher nach seiner Meinung die elektrische Materie durch die Nerven aus dem Sensorium commune in die Muskeln,


den Muſkeln des Thieres und dem zu ihnen gehenden Nerven, der vor ſeinem Eintritte in die Muſkeln mit einem Metalldrathe verſehen war, durch ein anderes Metall, das die Muſkeln und den Drath beruͤhrte, eine leitende Verbindung hervorbrachte. Dieſe merkwuͤrdigen Erſcheinungen gaben ihm Anlaß zu weitern Verſuchen, die er nebſt einer eignen Theorie uͤber dieſen Gegenſtand in einer beſondern Schrift (Aloyſii Galvani de viribus electricitatis in motu muſculari commentarius. Bonon. 1791. 4. Galvani Abhdl. uͤber die Kraͤfte der thieriſchen Elektricitaͤt auf die Bewegung der Muſkeln, nebſt einigen Schriften der Herren Valli, Carminati und Volta, herausg. von D. Joh. Mayer. Prag, 1793. 8.) bekannt machte.

Galvani haͤlt die Muſkeln gleichſam fuͤr geladne Flaſchen, deren Inneres + E, die aͤußere Oberflaͤche hingegen — E habe. Die Nerven ſollen nach ihm die Stelle der Leiter vertreten, und das + E des Innern zu der aͤuſſern Flaͤche fuͤhren, auf welcher es im Augenblicke der Wiederherſtellung des Gleichgewichts Reiz und Zuſammenziehung erregen ſoll. Um den Einwurf zu entfernen, daß die aͤußere Flaͤche mit der innern beſtaͤndig durch Nerven zuſammenhaͤnge, und daher keine Ladung ſtatt finde, nimmt er an, daß zwar die innern Theile der Nerven aus einer leitenden Subſtanz beſtehen, die auswendigen aber von einer iſolirenden Materie umgeben ſeyen, welche jedoch unter guͤnſtigen Umſtaͤnden den Uebergang der elektriſchen Materie nicht hindere.

Euſebius Valli

zu Piſa wiederholte zuerſt die Galvaniſchen Verſuche mit einigen Abaͤnderungen, fuͤgte noch andere uͤber den Einfluß der narkotiſchen Gifte auf die Muskeln hinzu, und erzaͤhlte den Erfolg in zween Briefen (ſ. Journal de Phyſique, To. XLI. p. 66. 72. Gren, Journal der Phyſik, B. VI. S. 382. 392.), worinn er zwar Galvani's Vergleichung der Muſkeln mit kleiſtiſchen Flaſchen nicht billigt, dennoch aber die Phaͤnomene von einer eignen Elektricitaͤt der thieriſchen Maſchine herleitet, in welcher nach ſeiner Meinung die elektriſche Materie durch die Nerven aus dem Senſorium commune in die Muſkeln,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0283" xml:id="P.5.271" n="271"/><lb/>
den Mu&#x017F;keln des Thieres und dem zu ihnen gehenden Nerven, der vor &#x017F;einem Eintritte in die Mu&#x017F;keln mit einem Metalldrathe ver&#x017F;ehen war, durch ein anderes Metall, das die Mu&#x017F;keln und den Drath beru&#x0364;hrte, eine leitende Verbindung hervorbrachte. Die&#x017F;e merkwu&#x0364;rdigen Er&#x017F;cheinungen gaben ihm Anlaß zu weitern Ver&#x017F;uchen, die er neb&#x017F;t einer eignen Theorie u&#x0364;ber die&#x017F;en Gegen&#x017F;tand in einer be&#x017F;ondern Schrift <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(Aloy&#x017F;ii Galvani</hi> de viribus electricitatis in motu mu&#x017F;culari commentarius. Bonon. 1791. 4.</hi> <hi rendition="#b">Galvani</hi> Abhdl. u&#x0364;ber die Kra&#x0364;fte der thieri&#x017F;chen Elektricita&#x0364;t auf die Bewegung der Mu&#x017F;keln, neb&#x017F;t einigen Schriften der Herren Valli, Carminati und Volta, herausg. von <hi rendition="#b">D. Joh. Mayer.</hi> Prag, 1793. 8.) bekannt machte.</p>
              <p><hi rendition="#b">Galvani</hi> ha&#x0364;lt die Mu&#x017F;keln gleich&#x017F;am fu&#x0364;r geladne Fla&#x017F;chen, deren Inneres + <hi rendition="#aq">E,</hi> die a&#x0364;ußere Oberfla&#x0364;che hingegen &#x2014; <hi rendition="#aq">E</hi> habe. Die Nerven &#x017F;ollen nach ihm die Stelle der Leiter vertreten, und das + <hi rendition="#aq">E</hi> des Innern zu der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern Fla&#x0364;che fu&#x0364;hren, auf welcher es im Augenblicke der Wiederher&#x017F;tellung des Gleichgewichts Reiz und Zu&#x017F;ammenziehung erregen &#x017F;oll. Um den Einwurf zu entfernen, daß die a&#x0364;ußere Fla&#x0364;che mit der innern be&#x017F;ta&#x0364;ndig durch Nerven zu&#x017F;ammenha&#x0364;nge, und daher keine Ladung &#x017F;tatt finde, nimmt er an, daß zwar die innern Theile der Nerven aus einer leitenden Sub&#x017F;tanz be&#x017F;tehen, die auswendigen aber von einer i&#x017F;olirenden Materie umgeben &#x017F;eyen, welche jedoch unter gu&#x0364;n&#x017F;tigen Um&#x017F;ta&#x0364;nden den Uebergang der elektri&#x017F;chen Materie nicht hindere.</p>
            </div>
            <div n="2">
              <head>Eu&#x017F;ebius Valli</head><lb/>
              <p>zu Pi&#x017F;a wiederholte zuer&#x017F;t die Galvani&#x017F;chen Ver&#x017F;uche mit einigen Aba&#x0364;nderungen, fu&#x0364;gte noch andere u&#x0364;ber den Einfluß der narkoti&#x017F;chen Gifte auf die Muskeln hinzu, und erza&#x0364;hlte den Erfolg in zween Briefen (&#x017F;. <hi rendition="#aq">Journal de Phy&#x017F;ique, To. XLI. p. 66. 72.</hi> <hi rendition="#b">Gren,</hi> Journal der Phy&#x017F;ik, B. <hi rendition="#aq">VI.</hi> S. 382. 392.), worinn er zwar Galvani's Vergleichung der Mu&#x017F;keln mit klei&#x017F;ti&#x017F;chen Fla&#x017F;chen nicht billigt, dennoch aber die Pha&#x0364;nomene von einer eignen Elektricita&#x0364;t der thieri&#x017F;chen Ma&#x017F;chine herleitet, in welcher nach &#x017F;einer Meinung die elektri&#x017F;che Materie durch die Nerven aus dem <hi rendition="#aq">Sen&#x017F;orium commune</hi> in die Mu&#x017F;keln,<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[271/0283] den Muſkeln des Thieres und dem zu ihnen gehenden Nerven, der vor ſeinem Eintritte in die Muſkeln mit einem Metalldrathe verſehen war, durch ein anderes Metall, das die Muſkeln und den Drath beruͤhrte, eine leitende Verbindung hervorbrachte. Dieſe merkwuͤrdigen Erſcheinungen gaben ihm Anlaß zu weitern Verſuchen, die er nebſt einer eignen Theorie uͤber dieſen Gegenſtand in einer beſondern Schrift (Aloyſii Galvani de viribus electricitatis in motu muſculari commentarius. Bonon. 1791. 4. Galvani Abhdl. uͤber die Kraͤfte der thieriſchen Elektricitaͤt auf die Bewegung der Muſkeln, nebſt einigen Schriften der Herren Valli, Carminati und Volta, herausg. von D. Joh. Mayer. Prag, 1793. 8.) bekannt machte. Galvani haͤlt die Muſkeln gleichſam fuͤr geladne Flaſchen, deren Inneres + E, die aͤußere Oberflaͤche hingegen — E habe. Die Nerven ſollen nach ihm die Stelle der Leiter vertreten, und das + E des Innern zu der aͤuſſern Flaͤche fuͤhren, auf welcher es im Augenblicke der Wiederherſtellung des Gleichgewichts Reiz und Zuſammenziehung erregen ſoll. Um den Einwurf zu entfernen, daß die aͤußere Flaͤche mit der innern beſtaͤndig durch Nerven zuſammenhaͤnge, und daher keine Ladung ſtatt finde, nimmt er an, daß zwar die innern Theile der Nerven aus einer leitenden Subſtanz beſtehen, die auswendigen aber von einer iſolirenden Materie umgeben ſeyen, welche jedoch unter guͤnſtigen Umſtaͤnden den Uebergang der elektriſchen Materie nicht hindere. Euſebius Valli zu Piſa wiederholte zuerſt die Galvaniſchen Verſuche mit einigen Abaͤnderungen, fuͤgte noch andere uͤber den Einfluß der narkotiſchen Gifte auf die Muskeln hinzu, und erzaͤhlte den Erfolg in zween Briefen (ſ. Journal de Phyſique, To. XLI. p. 66. 72. Gren, Journal der Phyſik, B. VI. S. 382. 392.), worinn er zwar Galvani's Vergleichung der Muſkeln mit kleiſtiſchen Flaſchen nicht billigt, dennoch aber die Phaͤnomene von einer eignen Elektricitaͤt der thieriſchen Maſchine herleitet, in welcher nach ſeiner Meinung die elektriſche Materie durch die Nerven aus dem Senſorium commune in die Muſkeln,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/283
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/283>, abgerufen am 21.05.2024.