Theile der neuern lagen größtentheils fertig, und unter ihnen fiel besonders der eiserne in England gegossene Cylinder von 4 rheinl. Fuß Durchmesser im Lichten, und 6 Zoll Metallstärke, in die Augen. Höchst interessant ist es, das Spiel einer solchen Maschine zu beobachten, bey dem sich alles, was die Mechanik vermag, Kraft, Geschwindigkeit und äußerste Genauigkeit in den Zeitmometen vereiniget, in welchen jeder einzelne Theil die erforderlichen Functionen verrichtet. Nur ist das Detail zu verwickelt, und der Gang zu rasch, als daß sich alles auf einmal mit hinlänglicher Deutlichkeit übersehen, und in eine einzige Vorstellung zusammenfassen ließe. Die Gewalt der Dämpfe ist erstaunlich. Wenn das Dampfventil in der Decke des Kessels (durch welches man den überhäuften Dämpfen Luft machen kann) geöfnet wird, so bricht mit einem betäubenden Gezisch ein Dampfstral hervor, der gegen die Decke des Gebäudes schießt, und von da aus in kurzer Zeit alles in so dichte Wolken hüllt, daß man wenige Zoll weit vor dem Auge die Hand kaum erkennen kan.
Bey Betrachtung der Oefen und Kessel war mir die Menge des in den letztern sich ansetzenden Pfannensteins auffallend, dessen auch die Herren Gren und Tölpe gedenken, und ihn von den im Wasser aufgelösten Gipstheilen (vielleicht auch luftleerer Kalkerde) herleiten. Die damalige Maschine hatte zwey Oefen mit Kesseln, welche abwechselnd, jeder 10--12 Tage lang gebraucht wurden. Während der eine im Gebrauch war, ward der andere gereiniget, und die Arbeiter versicherten, daß sie bey jeder Reinigung daraus auf 10 Centner Pfannenstein, oder vielmehr lockern erdichten Niederschlag, erhielten.
Nun bleibt es aber immer ebendasselbe Wasser, aus welchem die Dämpfe erzeugt werden. Denn, wie man im Gothaischen Magazin (a. a. O. S. 109.) findet, wird eben dieses Wasser, wenn es als Dampf seine Dienste gethan hat, aus dem Condensator durch eine lange Rinnenleitung, in der es abkühlt, herum- und wieder in die Kessel geleitet. Aus diesem in einem beständigen Kreislaufe herumgeführten und unzähligemale gekochten Wasser kan die Menge Pfannenstein
Theile der neuern lagen groͤßtentheils fertig, und unter ihnen fiel beſonders der eiſerne in England gegoſſene Cylinder von 4 rheinl. Fuß Durchmeſſer im Lichten, und 6 Zoll Metallſtaͤrke, in die Augen. Hoͤchſt intereſſant iſt es, das Spiel einer ſolchen Maſchine zu beobachten, bey dem ſich alles, was die Mechanik vermag, Kraft, Geſchwindigkeit und aͤußerſte Genauigkeit in den Zeitmometen vereiniget, in welchen jeder einzelne Theil die erforderlichen Functionen verrichtet. Nur iſt das Detail zu verwickelt, und der Gang zu raſch, als daß ſich alles auf einmal mit hinlaͤnglicher Deutlichkeit uͤberſehen, und in eine einzige Vorſtellung zuſammenfaſſen ließe. Die Gewalt der Daͤmpfe iſt erſtaunlich. Wenn das Dampfventil in der Decke des Keſſels (durch welches man den uͤberhaͤuften Daͤmpfen Luft machen kann) geoͤfnet wird, ſo bricht mit einem betaͤubenden Geziſch ein Dampfſtral hervor, der gegen die Decke des Gebaͤudes ſchießt, und von da aus in kurzer Zeit alles in ſo dichte Wolken huͤllt, daß man wenige Zoll weit vor dem Auge die Hand kaum erkennen kan.
Bey Betrachtung der Oefen und Keſſel war mir die Menge des in den letztern ſich anſetzenden Pfannenſteins auffallend, deſſen auch die Herren Gren und Toͤlpe gedenken, und ihn von den im Waſſer aufgeloͤſten Gipstheilen (vielleicht auch luftleerer Kalkerde) herleiten. Die damalige Maſchine hatte zwey Oefen mit Keſſeln, welche abwechſelnd, jeder 10—12 Tage lang gebraucht wurden. Waͤhrend der eine im Gebrauch war, ward der andere gereiniget, und die Arbeiter verſicherten, daß ſie bey jeder Reinigung daraus auf 10 Centner Pfannenſtein, oder vielmehr lockern erdichten Niederſchlag, erhielten.
Nun bleibt es aber immer ebendaſſelbe Waſſer, aus welchem die Daͤmpfe erzeugt werden. Denn, wie man im Gothaiſchen Magazin (a. a. O. S. 109.) findet, wird eben dieſes Waſſer, wenn es als Dampf ſeine Dienſte gethan hat, aus dem Condenſator durch eine lange Rinnenleitung, in der es abkuͤhlt, herum- und wieder in die Keſſel geleitet. Aus dieſem in einem beſtaͤndigen Kreislaufe herumgefuͤhrten und unzaͤhligemale gekochten Waſſer kan die Menge Pfannenſtein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0237"xml:id="P.5.225"n="225"/><lb/>
Theile der neuern lagen groͤßtentheils fertig, und unter ihnen fiel beſonders der eiſerne in England gegoſſene Cylinder von 4 rheinl. Fuß Durchmeſſer im Lichten, und 6 Zoll Metallſtaͤrke, in die Augen. Hoͤchſt intereſſant iſt es, das Spiel einer ſolchen Maſchine zu beobachten, bey dem ſich alles, was die Mechanik vermag, Kraft, Geſchwindigkeit und aͤußerſte Genauigkeit in den Zeitmometen vereiniget, in welchen jeder einzelne Theil die erforderlichen Functionen verrichtet. Nur iſt das Detail zu verwickelt, und der Gang zu raſch, als daß ſich alles auf einmal mit hinlaͤnglicher Deutlichkeit uͤberſehen, und in eine einzige Vorſtellung zuſammenfaſſen ließe. Die Gewalt der Daͤmpfe iſt erſtaunlich. Wenn das Dampfventil in der Decke des Keſſels (durch welches man den uͤberhaͤuften Daͤmpfen Luft machen kann) geoͤfnet wird, ſo bricht mit einem betaͤubenden Geziſch ein Dampfſtral hervor, der gegen die Decke des Gebaͤudes ſchießt, und von da aus in kurzer Zeit alles in ſo dichte Wolken huͤllt, daß man wenige Zoll weit vor dem Auge die Hand kaum erkennen kan.</p><p>Bey Betrachtung der Oefen und Keſſel war mir die Menge des in den letztern ſich anſetzenden Pfannenſteins auffallend, deſſen auch die Herren <hirendition="#b">Gren</hi> und <hirendition="#b">Toͤlpe</hi> gedenken, und ihn von den im Waſſer aufgeloͤſten Gipstheilen (vielleicht auch luftleerer Kalkerde) herleiten. Die damalige Maſchine hatte zwey Oefen mit Keſſeln, welche abwechſelnd, jeder 10—12 Tage lang gebraucht wurden. Waͤhrend der eine im Gebrauch war, ward der andere gereiniget, und die Arbeiter verſicherten, daß ſie bey jeder Reinigung daraus auf 10 Centner Pfannenſtein, oder vielmehr lockern erdichten Niederſchlag, erhielten.</p><p>Nun bleibt es aber immer ebendaſſelbe Waſſer, aus welchem die Daͤmpfe erzeugt werden. Denn, wie man im Gothaiſchen Magazin (a. a. O. S. 109.) findet, wird eben dieſes Waſſer, wenn es als Dampf ſeine Dienſte gethan hat, aus dem Condenſator durch eine lange Rinnenleitung, in der es abkuͤhlt, herum- und wieder in die Keſſel geleitet. Aus dieſem in einem beſtaͤndigen Kreislaufe herumgefuͤhrten und unzaͤhligemale gekochten Waſſer kan die Menge Pfannenſtein<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[225/0237]
Theile der neuern lagen groͤßtentheils fertig, und unter ihnen fiel beſonders der eiſerne in England gegoſſene Cylinder von 4 rheinl. Fuß Durchmeſſer im Lichten, und 6 Zoll Metallſtaͤrke, in die Augen. Hoͤchſt intereſſant iſt es, das Spiel einer ſolchen Maſchine zu beobachten, bey dem ſich alles, was die Mechanik vermag, Kraft, Geſchwindigkeit und aͤußerſte Genauigkeit in den Zeitmometen vereiniget, in welchen jeder einzelne Theil die erforderlichen Functionen verrichtet. Nur iſt das Detail zu verwickelt, und der Gang zu raſch, als daß ſich alles auf einmal mit hinlaͤnglicher Deutlichkeit uͤberſehen, und in eine einzige Vorſtellung zuſammenfaſſen ließe. Die Gewalt der Daͤmpfe iſt erſtaunlich. Wenn das Dampfventil in der Decke des Keſſels (durch welches man den uͤberhaͤuften Daͤmpfen Luft machen kann) geoͤfnet wird, ſo bricht mit einem betaͤubenden Geziſch ein Dampfſtral hervor, der gegen die Decke des Gebaͤudes ſchießt, und von da aus in kurzer Zeit alles in ſo dichte Wolken huͤllt, daß man wenige Zoll weit vor dem Auge die Hand kaum erkennen kan.
Bey Betrachtung der Oefen und Keſſel war mir die Menge des in den letztern ſich anſetzenden Pfannenſteins auffallend, deſſen auch die Herren Gren und Toͤlpe gedenken, und ihn von den im Waſſer aufgeloͤſten Gipstheilen (vielleicht auch luftleerer Kalkerde) herleiten. Die damalige Maſchine hatte zwey Oefen mit Keſſeln, welche abwechſelnd, jeder 10—12 Tage lang gebraucht wurden. Waͤhrend der eine im Gebrauch war, ward der andere gereiniget, und die Arbeiter verſicherten, daß ſie bey jeder Reinigung daraus auf 10 Centner Pfannenſtein, oder vielmehr lockern erdichten Niederſchlag, erhielten.
Nun bleibt es aber immer ebendaſſelbe Waſſer, aus welchem die Daͤmpfe erzeugt werden. Denn, wie man im Gothaiſchen Magazin (a. a. O. S. 109.) findet, wird eben dieſes Waſſer, wenn es als Dampf ſeine Dienſte gethan hat, aus dem Condenſator durch eine lange Rinnenleitung, in der es abkuͤhlt, herum- und wieder in die Keſſel geleitet. Aus dieſem in einem beſtaͤndigen Kreislaufe herumgefuͤhrten und unzaͤhligemale gekochten Waſſer kan die Menge Pfannenſtein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/237>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.