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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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die Größe der Brechung in 13 verschiedenen Mitteln, woraus sich ergab, daß die Oele stärker brechen, als Weingeist, Wein, Wasser, Salzwasser, obgleich die letztern dichter sind. Harriot zieht daraus einen Einwurf gegen Keplers Theorie, dem dieser im folgenden Briefe zu begegnen sucht, wobey er annimmt, daß unter gleichen Umständen die calida (denn dafür hält er die Oele) stärker brechen.

Auch Descartes bemerkt diesen Unterschied in einem zu Anfang des Jahres 1623 an Mersenne geschriebenen Briefe (Epist. P. III. Epist. XXXIII. p. 104.). Quantum ad refractiones, sagt er, pro comperto habeas, eas nullo pacto sequi proportionem gravitatis liquorum, oleum quippe terebinthinae, quod aqua levius est, eam multo maiorem habet; et spiritus sive oleum salis, quod gravius est, eam quoque paulo maiorem habet.

Hiebey ist zu erinnern, daß man bey den Gesetzen der Brechung (s. den Art. S. 413.), um sich richtig auszudrücken, die Mittel A und B nicht das dünnere und dichtere, sondern das weniger brechende und stärker brechende nennen sollte. Nicht auf Dichtigkeit kömmt es hiebey an, sondern auf brechende Kraft, die sich nicht allemal nach der Dichte richtet. Kepler (Dioptr. §. 2.) hat sein Brechungsgesetz so ausgedrückt (Radii in medium densius ingressi -- accedunt versus perpendicularem etc.); aber schon Descartes (Dioptr. Cap. II. §. 7.) spricht viel genauer, indem er seinen Grundsätzen gemäß statt des dichtern Mittels dasjenige nennt, welches die Lichtstralen leichter durchläßt. Dennoch haben fast alle folgende Optiker, selbst Newton (Optic. Ax. IV.), hiebey blos von dünnerm und dichterm Mittel geredet, dieses hat auch mich veranlasset, einen Ausdruck beyzubehalten, dessen Unrichtigkeit Herr Pfleiderer mit Recht bemerklich macht.

Pfleiderer Theses inaug. mathematico - phys. Tubing. 1791. 4. Thes. XXVI--XXXIII.

Brechweinstein, s. Spießglas

Th. IV. S. 156.

Brennbarer Geist, s. Weingeist

Th. IV. S. 675 -- 680.


die Groͤße der Brechung in 13 verſchiedenen Mitteln, woraus ſich ergab, daß die Oele ſtaͤrker brechen, als Weingeiſt, Wein, Waſſer, Salzwaſſer, obgleich die letztern dichter ſind. Harriot zieht daraus einen Einwurf gegen Keplers Theorie, dem dieſer im folgenden Briefe zu begegnen ſucht, wobey er annimmt, daß unter gleichen Umſtaͤnden die calida (denn dafuͤr haͤlt er die Oele) ſtaͤrker brechen.

Auch Descartes bemerkt dieſen Unterſchied in einem zu Anfang des Jahres 1623 an Merſenne geſchriebenen Briefe (Epiſt. P. III. Epiſt. XXXIII. p. 104.). Quantum ad refractiones, ſagt er, pro comperto habeas, eas nullo pacto ſequi proportionem gravitatis liquorum, oleum quippe terebinthinae, quod aqua levius eſt, eam multo maiorem habet; et ſpiritus ſive oleum ſalis, quod gravius eſt, eam quoque paulo maiorem habet.

Hiebey iſt zu erinnern, daß man bey den Geſetzen der Brechung (ſ. den Art. S. 413.), um ſich richtig auszudruͤcken, die Mittel A und B nicht das duͤnnere und dichtere, ſondern das weniger brechende und ſtaͤrker brechende nennen ſollte. Nicht auf Dichtigkeit koͤmmt es hiebey an, ſondern auf brechende Kraft, die ſich nicht allemal nach der Dichte richtet. Kepler (Dioptr. §. 2.) hat ſein Brechungsgeſetz ſo ausgedruͤckt (Radii in medium denſius ingreſſi — accedunt verſus perpendicularem etc.); aber ſchon Descartes (Dioptr. Cap. II. §. 7.) ſpricht viel genauer, indem er ſeinen Grundſaͤtzen gemaͤß ſtatt des dichtern Mittels dasjenige nennt, welches die Lichtſtralen leichter durchlaͤßt. Dennoch haben faſt alle folgende Optiker, ſelbſt Newton (Optic. Ax. IV.), hiebey blos von duͤnnerm und dichterm Mittel geredet, dieſes hat auch mich veranlaſſet, einen Ausdruck beyzubehalten, deſſen Unrichtigkeit Herr Pfleiderer mit Recht bemerklich macht.

Pfleiderer Theſes inaug. mathematico - phyſ. Tubing. 1791. 4. Theſ. XXVI—XXXIII.

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Th. IV. S. 156.

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[186/0198] die Groͤße der Brechung in 13 verſchiedenen Mitteln, woraus ſich ergab, daß die Oele ſtaͤrker brechen, als Weingeiſt, Wein, Waſſer, Salzwaſſer, obgleich die letztern dichter ſind. Harriot zieht daraus einen Einwurf gegen Keplers Theorie, dem dieſer im folgenden Briefe zu begegnen ſucht, wobey er annimmt, daß unter gleichen Umſtaͤnden die calida (denn dafuͤr haͤlt er die Oele) ſtaͤrker brechen. Auch Descartes bemerkt dieſen Unterſchied in einem zu Anfang des Jahres 1623 an Merſenne geſchriebenen Briefe (Epiſt. P. III. Epiſt. XXXIII. p. 104.). Quantum ad refractiones, ſagt er, pro comperto habeas, eas nullo pacto ſequi proportionem gravitatis liquorum, oleum quippe terebinthinae, quod aqua levius eſt, eam multo maiorem habet; et ſpiritus ſive oleum ſalis, quod gravius eſt, eam quoque paulo maiorem habet. Hiebey iſt zu erinnern, daß man bey den Geſetzen der Brechung (ſ. den Art. S. 413.), um ſich richtig auszudruͤcken, die Mittel A und B nicht das duͤnnere und dichtere, ſondern das weniger brechende und ſtaͤrker brechende nennen ſollte. Nicht auf Dichtigkeit koͤmmt es hiebey an, ſondern auf brechende Kraft, die ſich nicht allemal nach der Dichte richtet. Kepler (Dioptr. §. 2.) hat ſein Brechungsgeſetz ſo ausgedruͤckt (Radii in medium denſius ingreſſi — accedunt verſus perpendicularem etc.); aber ſchon Descartes (Dioptr. Cap. II. §. 7.) ſpricht viel genauer, indem er ſeinen Grundſaͤtzen gemaͤß ſtatt des dichtern Mittels dasjenige nennt, welches die Lichtſtralen leichter durchlaͤßt. Dennoch haben faſt alle folgende Optiker, ſelbſt Newton (Optic. Ax. IV.), hiebey blos von duͤnnerm und dichterm Mittel geredet, dieſes hat auch mich veranlaſſet, einen Ausdruck beyzubehalten, deſſen Unrichtigkeit Herr Pfleiderer mit Recht bemerklich macht. Pfleiderer Theſes inaug. mathematico - phyſ. Tubing. 1791. 4. Theſ. XXVI—XXXIII. Brechweinſtein, ſ. Spießglas Th. IV. S. 156. Brennbarer Geiſt, ſ. Weingeiſt Th. IV. S. 675 — 680.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/198>, abgerufen am 30.04.2024.