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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Platten haben anlegen lassen. Es scheint aber, als suchte man eine besondere Zauberkraft in den Stangen; denn man legt sie sogar über Metalldächer, die doch schon an sich eine weit reichlichere und bessere Leitung darbieten. Die Zusammenfügung der Stangen ist beschwerlich, und da das Rosten mit der Zeit doch nicht vermieden werden kan, wegen der daher entstehenden Unterbrechungen mißlich. Auf einem Kupferdache kan noch ein anderer Nachtheil entstehen: es ist ein besserer und mehr ausgebreiteter Leiter, als die eiserne Stange, daher es den Blitz von dieser ablocken, und auf Wege führen kan, die man verhüten wollte.

Am dienlichsten sind dazu Kupfer- oder Bleyplatten oder Streifen, die sich auf Holz mit den Rändern über einander nageln lassen. Hier kan der Uebersprung höchstens ein paar Nägel ausreissen, und wenn die obere Platte mit ihrem Ende über der folgenden liegt, nicht einmal die Platten aus einander werfen. Kupfer ist nach den elektrischen Versuchen der beste Leiter: Bley freylich ein schlechterer, der auch leicht schmelzt; allein es hat die Erfahrung gezeigt, daß 3 Zoll breite Bleystreifen, auf Holz genagelt, selbst bey unvollkommner Leitung, den Wetterschlag ohne Beschädigung der darunter liegenden Theile herabführen. Es ist überflüßig und übelstehend, die Ableitung durch eiserne oder hölzerne Stützen und Krampen vom Gebäude abzuhalten. Hr. Hemmer zwar thut dieses allemal, und auch der im Wörterbuche Taf. IV. Fig. 64. vorgestellte Wetterleiter ist so angelegt. Wollte aber der Stral von dem Metalle abweichen und in Mauern und Pfosten dringen, so könnte er es ja auch durch die Stützen thun. Allein er wird das Metall nicht verlassen, da ihn schon eine Vergoldung ohne Schaden des Holzes leitet. Ueber die Forstziegel schicken sich Bleystreifen besser, am Dache herunter ist ein doppelter Kupferstreifen dauerhafter; an der Mauer oder den Pfosten herab kan man das eine oder das andere wählen, braucht es aber hier nur einfach zu nehmen.

Messing- oder Kupferdrath von der Dicke einer Schreibfeder, oder mehrere dergleichen zusammengeflochten, wie de Saussure gebraucht, können bey geringern Gebäuden


Platten haben anlegen laſſen. Es ſcheint aber, als ſuchte man eine beſondere Zauberkraft in den Stangen; denn man legt ſie ſogar uͤber Metalldaͤcher, die doch ſchon an ſich eine weit reichlichere und beſſere Leitung darbieten. Die Zuſammenfuͤgung der Stangen iſt beſchwerlich, und da das Roſten mit der Zeit doch nicht vermieden werden kan, wegen der daher entſtehenden Unterbrechungen mißlich. Auf einem Kupferdache kan noch ein anderer Nachtheil entſtehen: es iſt ein beſſerer und mehr ausgebreiteter Leiter, als die eiſerne Stange, daher es den Blitz von dieſer ablocken, und auf Wege fuͤhren kan, die man verhuͤten wollte.

Am dienlichſten ſind dazu Kupfer- oder Bleyplatten oder Streifen, die ſich auf Holz mit den Raͤndern uͤber einander nageln laſſen. Hier kan der Ueberſprung hoͤchſtens ein paar Naͤgel ausreiſſen, und wenn die obere Platte mit ihrem Ende uͤber der folgenden liegt, nicht einmal die Platten aus einander werfen. Kupfer iſt nach den elektriſchen Verſuchen der beſte Leiter: Bley freylich ein ſchlechterer, der auch leicht ſchmelzt; allein es hat die Erfahrung gezeigt, daß 3 Zoll breite Bleyſtreifen, auf Holz genagelt, ſelbſt bey unvollkommner Leitung, den Wetterſchlag ohne Beſchaͤdigung der darunter liegenden Theile herabfuͤhren. Es iſt uͤberfluͤßig und uͤbelſtehend, die Ableitung durch eiſerne oder hoͤlzerne Stuͤtzen und Krampen vom Gebaͤude abzuhalten. Hr. Hemmer zwar thut dieſes allemal, und auch der im Woͤrterbuche Taf. IV. Fig. 64. vorgeſtellte Wetterleiter iſt ſo angelegt. Wollte aber der Stral von dem Metalle abweichen und in Mauern und Pfoſten dringen, ſo koͤnnte er es ja auch durch die Stuͤtzen thun. Allein er wird das Metall nicht verlaſſen, da ihn ſchon eine Vergoldung ohne Schaden des Holzes leitet. Ueber die Forſtziegel ſchicken ſich Bleyſtreifen beſſer, am Dache herunter iſt ein doppelter Kupferſtreifen dauerhafter; an der Mauer oder den Pfoſten herab kan man das eine oder das andere waͤhlen, braucht es aber hier nur einfach zu nehmen.

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[173/0185] Platten haben anlegen laſſen. Es ſcheint aber, als ſuchte man eine beſondere Zauberkraft in den Stangen; denn man legt ſie ſogar uͤber Metalldaͤcher, die doch ſchon an ſich eine weit reichlichere und beſſere Leitung darbieten. Die Zuſammenfuͤgung der Stangen iſt beſchwerlich, und da das Roſten mit der Zeit doch nicht vermieden werden kan, wegen der daher entſtehenden Unterbrechungen mißlich. Auf einem Kupferdache kan noch ein anderer Nachtheil entſtehen: es iſt ein beſſerer und mehr ausgebreiteter Leiter, als die eiſerne Stange, daher es den Blitz von dieſer ablocken, und auf Wege fuͤhren kan, die man verhuͤten wollte. Am dienlichſten ſind dazu Kupfer- oder Bleyplatten oder Streifen, die ſich auf Holz mit den Raͤndern uͤber einander nageln laſſen. Hier kan der Ueberſprung hoͤchſtens ein paar Naͤgel ausreiſſen, und wenn die obere Platte mit ihrem Ende uͤber der folgenden liegt, nicht einmal die Platten aus einander werfen. Kupfer iſt nach den elektriſchen Verſuchen der beſte Leiter: Bley freylich ein ſchlechterer, der auch leicht ſchmelzt; allein es hat die Erfahrung gezeigt, daß 3 Zoll breite Bleyſtreifen, auf Holz genagelt, ſelbſt bey unvollkommner Leitung, den Wetterſchlag ohne Beſchaͤdigung der darunter liegenden Theile herabfuͤhren. Es iſt uͤberfluͤßig und uͤbelſtehend, die Ableitung durch eiſerne oder hoͤlzerne Stuͤtzen und Krampen vom Gebaͤude abzuhalten. Hr. Hemmer zwar thut dieſes allemal, und auch der im Woͤrterbuche Taf. IV. Fig. 64. vorgeſtellte Wetterleiter iſt ſo angelegt. Wollte aber der Stral von dem Metalle abweichen und in Mauern und Pfoſten dringen, ſo koͤnnte er es ja auch durch die Stuͤtzen thun. Allein er wird das Metall nicht verlaſſen, da ihn ſchon eine Vergoldung ohne Schaden des Holzes leitet. Ueber die Forſtziegel ſchicken ſich Bleyſtreifen beſſer, am Dache herunter iſt ein doppelter Kupferſtreifen dauerhafter; an der Mauer oder den Pfoſten herab kan man das eine oder das andere waͤhlen, braucht es aber hier nur einfach zu nehmen. Meſſing- oder Kupferdrath von der Dicke einer Schreibfeder, oder mehrere dergleichen zuſammengeflochten, wie de Sauſſure gebraucht, koͤnnen bey geringern Gebaͤuden

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/185>, abgerufen am 30.04.2024.