Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Eine zusammenhängende Strecke Metall verläßt der Blitz nur da, wo er einen leichtern Weg zur Erde findet, d. i. 1) wenn das übrige Ende der Strecke ihn nicht zur Erde, sondern in die freye Luft führen würde, 2) wenn die Umwege zu weit sind, und er in der Nähe zu einer kürzern oder bessern Leitung gelangen kan, 3) wenn der Umfang eines Leiters zu gering, und ein reichlicherer in der Nähe ist; in diesem Falle theilt er sich zwischen beyde. Eben dieses bestätigen auch die elektrischen Versuche an der großen Maschine zu Harlem (van Marum Premiere continuation des experiences faites par le moyen de la machine Teylerienne. a Harlem. 1787. 4maj. Chap. 7.) 4) Wenn eine Metallstrecke den Stral am Ende auf widerstehende Körper führen würde, und eine andere, wenn gleich unvollkommene, Leitung ihn beträchtlich tiefer bringen kan, so verläßt er jenes Metall da, wo er den leichtesten Uebersprung oder Durchbruch zu dem andern Wege machen kan. Diesen Fall muß man sich nicht irre machen lassen. Wenn gleich der Stral eine Strecke verläßt, an der er weiter hätte gehen können, so kömmt es doch hier nicht auf das weiter an, sondern auf das leichter zum Ziele kommen. So wird der Blitz z. B. Taf. XXVIII. Fig. 5. weder von a bis c, noch von d bis g, fortlaufen, und über mn, hk nur quer hinstreichen, um zu seinem Ziele in x zu gelangen, wenn er gleich dabey kleine Zwischenräume Luft, wie bey b und f, durchbrechen muß. So weicht er von einem kupfernen Thurmdache, dessen Rand unten nur auf die Mauer führen würde, mitten ab, um auf eine weiter herunter reichende Stange, Drath u. dergl. zu springen. Theilung in mehrere Stralen kan entstehen, 1) wenn keine vollständige Bahn durch gute Leiter, sondern mehrere abgebrochene, gleich bequeme, Metallstrecken vorhanden sind, 2) wenn der Leiter zwar vollständig, aber an Umfang nicht zureichend ist, und andere Metallstrecken in der Nähe erreicht werden können, 3) wenn an dem Metalle, das der Blitz ergriffen hat, mehrere andere zusammenhängende und
Eine zuſammenhaͤngende Strecke Metall verlaͤßt der Blitz nur da, wo er einen leichtern Weg zur Erde findet, d. i. 1) wenn das uͤbrige Ende der Strecke ihn nicht zur Erde, ſondern in die freye Luft fuͤhren wuͤrde, 2) wenn die Umwege zu weit ſind, und er in der Naͤhe zu einer kuͤrzern oder beſſern Leitung gelangen kan, 3) wenn der Umfang eines Leiters zu gering, und ein reichlicherer in der Naͤhe iſt; in dieſem Falle theilt er ſich zwiſchen beyde. Eben dieſes beſtaͤtigen auch die elektriſchen Verſuche an der großen Maſchine zu Harlem (van Marum Premiere continuation des experiences faites par le moyen de la machine Teylerienne. à Harlem. 1787. 4maj. Chap. 7.) 4) Wenn eine Metallſtrecke den Stral am Ende auf widerſtehende Koͤrper fuͤhren wuͤrde, und eine andere, wenn gleich unvollkommene, Leitung ihn betraͤchtlich tiefer bringen kan, ſo verlaͤßt er jenes Metall da, wo er den leichteſten Ueberſprung oder Durchbruch zu dem andern Wege machen kan. Dieſen Fall muß man ſich nicht irre machen laſſen. Wenn gleich der Stral eine Strecke verlaͤßt, an der er weiter haͤtte gehen koͤnnen, ſo koͤmmt es doch hier nicht auf das weiter an, ſondern auf das leichter zum Ziele kommen. So wird der Blitz z. B. Taf. XXVIII. Fig. 5. weder von a bis c, noch von d bis g, fortlaufen, und uͤber mn, hk nur quer hinſtreichen, um zu ſeinem Ziele in x zu gelangen, wenn er gleich dabey kleine Zwiſchenraͤume Luft, wie bey b und f, durchbrechen muß. So weicht er von einem kupfernen Thurmdache, deſſen Rand unten nur auf die Mauer fuͤhren wuͤrde, mitten ab, um auf eine weiter herunter reichende Stange, Drath u. dergl. zu ſpringen. Theilung in mehrere Stralen kan entſtehen, 1) wenn keine vollſtaͤndige Bahn durch gute Leiter, ſondern mehrere abgebrochene, gleich bequeme, Metallſtrecken vorhanden ſind, 2) wenn der Leiter zwar vollſtaͤndig, aber an Umfang nicht zureichend iſt, und andere Metallſtrecken in der Naͤhe erreicht werden koͤnnen, 3) wenn an dem Metalle, das der Blitz ergriffen hat, mehrere andere zuſammenhaͤngende und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0173" xml:id="P.5.161" n="161"/><lb/> der zwiſchenliegenden Nicht-leiter dahin ſchlaͤgt, wo ſich ihm inwendig die bequemſte Leitung zum Ziele darbietet.</p> <p>Eine zuſammenhaͤngende Strecke Metall verlaͤßt der Blitz nur da, wo er einen leichtern Weg zur Erde findet, d. i. 1) wenn das uͤbrige Ende der Strecke ihn nicht zur Erde, ſondern in die freye Luft fuͤhren wuͤrde, 2) wenn die Umwege zu weit ſind, und er in der Naͤhe zu einer kuͤrzern oder beſſern Leitung gelangen kan, 3) wenn der Umfang eines Leiters zu gering, und ein reichlicherer in der Naͤhe iſt; in dieſem Falle theilt er ſich zwiſchen beyde. Eben dieſes beſtaͤtigen auch die elektriſchen Verſuche an der großen Maſchine zu Harlem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(van Marum</hi> Premiere continuation des experiences faites par le moyen de la machine Teylerienne. à Harlem. 1787. 4maj. Chap. 7.)</hi> 4) Wenn eine Metallſtrecke den Stral am Ende auf widerſtehende Koͤrper fuͤhren wuͤrde, und eine andere, wenn gleich unvollkommene, Leitung ihn betraͤchtlich tiefer bringen kan, ſo verlaͤßt er jenes Metall da, wo er den leichteſten Ueberſprung oder Durchbruch zu dem andern Wege machen kan. Dieſen Fall muß man ſich nicht irre machen laſſen. Wenn gleich der Stral eine Strecke verlaͤßt, an der er weiter haͤtte gehen koͤnnen, ſo koͤmmt es doch hier nicht auf das <hi rendition="#b">weiter</hi> an, ſondern auf das <hi rendition="#b">leichter zum Ziele kommen.</hi> So wird der Blitz z. B. Taf. <hi rendition="#aq">XXVIII.</hi> Fig. 5. weder von <hi rendition="#aq">a</hi> bis <hi rendition="#aq">c,</hi> noch von <hi rendition="#aq">d</hi> bis <hi rendition="#aq">g,</hi> fortlaufen, und uͤber <hi rendition="#aq">mn, hk</hi> nur quer hinſtreichen, um zu ſeinem Ziele in <hi rendition="#aq">x</hi> zu gelangen, wenn er gleich dabey kleine Zwiſchenraͤume Luft, wie bey <hi rendition="#aq">b</hi> und <hi rendition="#aq">f,</hi> durchbrechen muß. So weicht er von einem kupfernen Thurmdache, deſſen Rand unten nur auf die Mauer fuͤhren wuͤrde, mitten ab, um auf eine weiter herunter reichende Stange, Drath u. dergl. zu ſpringen.</p> <p><hi rendition="#b">Theilung</hi> in mehrere Stralen kan entſtehen, 1) wenn keine vollſtaͤndige Bahn durch gute Leiter, ſondern mehrere abgebrochene, gleich bequeme, Metallſtrecken vorhanden ſind, 2) wenn der Leiter zwar vollſtaͤndig, aber an Umfang nicht zureichend iſt, und andere Metallſtrecken in der Naͤhe erreicht werden koͤnnen, 3) wenn an dem Metalle, das der Blitz ergriffen hat, mehrere andere zuſammenhaͤngende und<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [161/0173]
der zwiſchenliegenden Nicht-leiter dahin ſchlaͤgt, wo ſich ihm inwendig die bequemſte Leitung zum Ziele darbietet.
Eine zuſammenhaͤngende Strecke Metall verlaͤßt der Blitz nur da, wo er einen leichtern Weg zur Erde findet, d. i. 1) wenn das uͤbrige Ende der Strecke ihn nicht zur Erde, ſondern in die freye Luft fuͤhren wuͤrde, 2) wenn die Umwege zu weit ſind, und er in der Naͤhe zu einer kuͤrzern oder beſſern Leitung gelangen kan, 3) wenn der Umfang eines Leiters zu gering, und ein reichlicherer in der Naͤhe iſt; in dieſem Falle theilt er ſich zwiſchen beyde. Eben dieſes beſtaͤtigen auch die elektriſchen Verſuche an der großen Maſchine zu Harlem (van Marum Premiere continuation des experiences faites par le moyen de la machine Teylerienne. à Harlem. 1787. 4maj. Chap. 7.) 4) Wenn eine Metallſtrecke den Stral am Ende auf widerſtehende Koͤrper fuͤhren wuͤrde, und eine andere, wenn gleich unvollkommene, Leitung ihn betraͤchtlich tiefer bringen kan, ſo verlaͤßt er jenes Metall da, wo er den leichteſten Ueberſprung oder Durchbruch zu dem andern Wege machen kan. Dieſen Fall muß man ſich nicht irre machen laſſen. Wenn gleich der Stral eine Strecke verlaͤßt, an der er weiter haͤtte gehen koͤnnen, ſo koͤmmt es doch hier nicht auf das weiter an, ſondern auf das leichter zum Ziele kommen. So wird der Blitz z. B. Taf. XXVIII. Fig. 5. weder von a bis c, noch von d bis g, fortlaufen, und uͤber mn, hk nur quer hinſtreichen, um zu ſeinem Ziele in x zu gelangen, wenn er gleich dabey kleine Zwiſchenraͤume Luft, wie bey b und f, durchbrechen muß. So weicht er von einem kupfernen Thurmdache, deſſen Rand unten nur auf die Mauer fuͤhren wuͤrde, mitten ab, um auf eine weiter herunter reichende Stange, Drath u. dergl. zu ſpringen.
Theilung in mehrere Stralen kan entſtehen, 1) wenn keine vollſtaͤndige Bahn durch gute Leiter, ſondern mehrere abgebrochene, gleich bequeme, Metallſtrecken vorhanden ſind, 2) wenn der Leiter zwar vollſtaͤndig, aber an Umfang nicht zureichend iſt, und andere Metallſtrecken in der Naͤhe erreicht werden koͤnnen, 3) wenn an dem Metalle, das der Blitz ergriffen hat, mehrere andere zuſammenhaͤngende und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |