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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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du bleu de Prusse
in den Ann. de chemie To. XI. p. 30. sqq.) trieb ätzendes Ammoniak durch ein mit gepülverter Pflanzenkohle gefülltes und glühend gemachtes porcellanes Rohr, und erhielt dadurch Blausäure mit freyem Ammoniak verbunden. Nach Berthollet (Extrait d'un mem. sur l'acide prussique in Ann. de chim. To. I. p. 30. u. in Crells chem. Ann. 1790. B. I. S. 160 ff.) macht nicht das Ammoniak selbst die Basis der Blausäure aus, sondern es sind nur seine Bestandtheile darinn enthalten. Dem zufolge besteht die Blausäure nach den Antiphlogistikern aus Wasserstoff, Stickstoff und Kohlenstoff, wozu man nach Herrn Westrumb (in Crells chem. Ann. 1786. B. I. S. 193 und S. 486.) noch den Phosphor hinzusetzen muß. Ob Sauerstoff dabey, und also diese Materie eine eigentliche Säure sey, ist noch unentschieden. Nach Herrn Grens neuer Theorie besteht die Blausäure aus Brennstoff, Hydrogen, Azote, Grundlage der Kohlensäure, und Grundlage der Phosphorsäure.

Das käufliche Berlinerblau enthält etwas Thonerde, weil bey der Bereitung Alaun mit der Eisenauflösung vermischt wird, um das freye Alkali der Blutlauge aufzunehmen. Das ohne Alaun bereitete heißt Pariserblau, so wie das aus Soda und Spiegelruß bereitete Erlangerblau.

Gren systemat. Handbuch der gesammten Chemie. B. II. 1794. §. 1506--1559.

Bernsteinsäure.

N. A.

Bernsteinsäure

Acidum succini s. succinicum, Acide succinique. Eine eigne Säure, welche durch trockne Destillation aus dem Bernstein erhalten wird. Sie ist kristallisirbar, und, wenn sie von allem anhängenden brenzlichtem Oel befreyt ist, weiß von Farbe, sehr sauer von Geschmack, in 24 Theilen kalten Wassers auflöslich, leichter aber im siedenden. Im Feuer ist sie flüchtig; an der Luft beständig, ohne zu zerfließen.

Da der Bernstein selbst ohne Zweifel den organischen Reichen zugehört, so wird sie von Lavoisier zu den Pflanzensäuren, von Girtanner zu den thierischen gezählt. Nach


du bleu de Pruſſe
in den Ann. de chemie To. XI. p. 30. ſqq.) trieb aͤtzendes Ammoniak durch ein mit gepuͤlverter Pflanzenkohle gefuͤlltes und gluͤhend gemachtes porcellanes Rohr, und erhielt dadurch Blauſaͤure mit freyem Ammoniak verbunden. Nach Berthollet (Extrait d'un mém. ſur l'acide pruſſique in Ann. de chim. To. I. p. 30. u. in Crells chem. Ann. 1790. B. I. S. 160 ff.) macht nicht das Ammoniak ſelbſt die Baſis der Blauſaͤure aus, ſondern es ſind nur ſeine Beſtandtheile darinn enthalten. Dem zufolge beſteht die Blauſaͤure nach den Antiphlogiſtikern aus Waſſerſtoff, Stickſtoff und Kohlenſtoff, wozu man nach Herrn Weſtrumb (in Crells chem. Ann. 1786. B. I. S. 193 und S. 486.) noch den Phosphor hinzuſetzen muß. Ob Sauerſtoff dabey, und alſo dieſe Materie eine eigentliche Saͤure ſey, iſt noch unentſchieden. Nach Herrn Grens neuer Theorie beſteht die Blauſaͤure aus Brennſtoff, Hydrogen, Azote, Grundlage der Kohlenſaͤure, und Grundlage der Phosphorſaͤure.

Das kaͤufliche Berlinerblau enthaͤlt etwas Thonerde, weil bey der Bereitung Alaun mit der Eiſenaufloͤſung vermiſcht wird, um das freye Alkali der Blutlauge aufzunehmen. Das ohne Alaun bereitete heißt Pariſerblau, ſo wie das aus Soda und Spiegelruß bereitete Erlangerblau.

Gren ſyſtemat. Handbuch der geſammten Chemie. B. II. 1794. §. 1506—1559.

Bernſteinſaͤure.

N. A.

Bernſteinſaͤure

Acidum ſuccini ſ. ſuccinicum, Acide ſuccinique. Eine eigne Saͤure, welche durch trockne Deſtillation aus dem Bernſtein erhalten wird. Sie iſt kriſtalliſirbar, und, wenn ſie von allem anhaͤngenden brenzlichtem Oel befreyt iſt, weiß von Farbe, ſehr ſauer von Geſchmack, in 24 Theilen kalten Waſſers aufloͤslich, leichter aber im ſiedenden. Im Feuer iſt ſie fluͤchtig; an der Luft beſtaͤndig, ohne zu zerfließen.

Da der Bernſtein ſelbſt ohne Zweifel den organiſchen Reichen zugehoͤrt, ſo wird ſie von Lavoiſier zu den Pflanzenſaͤuren, von Girtanner zu den thieriſchen gezaͤhlt. Nach

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[153/0165] du bleu de Pruſſe in den Ann. de chemie To. XI. p. 30. ſqq.) trieb aͤtzendes Ammoniak durch ein mit gepuͤlverter Pflanzenkohle gefuͤlltes und gluͤhend gemachtes porcellanes Rohr, und erhielt dadurch Blauſaͤure mit freyem Ammoniak verbunden. Nach Berthollet (Extrait d'un mém. ſur l'acide pruſſique in Ann. de chim. To. I. p. 30. u. in Crells chem. Ann. 1790. B. I. S. 160 ff.) macht nicht das Ammoniak ſelbſt die Baſis der Blauſaͤure aus, ſondern es ſind nur ſeine Beſtandtheile darinn enthalten. Dem zufolge beſteht die Blauſaͤure nach den Antiphlogiſtikern aus Waſſerſtoff, Stickſtoff und Kohlenſtoff, wozu man nach Herrn Weſtrumb (in Crells chem. Ann. 1786. B. I. S. 193 und S. 486.) noch den Phosphor hinzuſetzen muß. Ob Sauerſtoff dabey, und alſo dieſe Materie eine eigentliche Saͤure ſey, iſt noch unentſchieden. Nach Herrn Grens neuer Theorie beſteht die Blauſaͤure aus Brennſtoff, Hydrogen, Azote, Grundlage der Kohlenſaͤure, und Grundlage der Phosphorſaͤure. Das kaͤufliche Berlinerblau enthaͤlt etwas Thonerde, weil bey der Bereitung Alaun mit der Eiſenaufloͤſung vermiſcht wird, um das freye Alkali der Blutlauge aufzunehmen. Das ohne Alaun bereitete heißt Pariſerblau, ſo wie das aus Soda und Spiegelruß bereitete Erlangerblau. Gren ſyſtemat. Handbuch der geſammten Chemie. B. II. 1794. §. 1506—1559. Bernſteinſaͤure. N. A. Bernſteinſaͤure Acidum ſuccini ſ. ſuccinicum, Acide ſuccinique. Eine eigne Saͤure, welche durch trockne Deſtillation aus dem Bernſtein erhalten wird. Sie iſt kriſtalliſirbar, und, wenn ſie von allem anhaͤngenden brenzlichtem Oel befreyt iſt, weiß von Farbe, ſehr ſauer von Geſchmack, in 24 Theilen kalten Waſſers aufloͤslich, leichter aber im ſiedenden. Im Feuer iſt ſie fluͤchtig; an der Luft beſtaͤndig, ohne zu zerfließen. Da der Bernſtein ſelbſt ohne Zweifel den organiſchen Reichen zugehoͤrt, ſo wird ſie von Lavoiſier zu den Pflanzenſaͤuren, von Girtanner zu den thieriſchen gezaͤhlt. Nach

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/165>, abgerufen am 30.04.2024.