wird. Wenigstens wird hier durch das Eisen nicht Wasser zerlegt, sondern hervorgebracht. Aber die Antiphlogistiker haben auch für diesen Versuch ihre Erklärung. Sie nehmen an, die Verwandtschaft des Sauerstoffs zum Eisen sey zwar stärker, als die zum Wasserstoff, habe doch aber ihre Grenzen. Das Eisen entziehe daher dem Wasser niemals mehr Sauerstoff, als soviel nöthig sey, um in einen schwarzen krystallisirten Eisenmohr verwandelt zu werden. Aus der dephlogistisirten Luft aber nehme es weit mehr Sauerstoff an, als es nachher, in der brennbaren Luft, behalten könne. Daher gehe dieser nunmehr überflüßige Sauerstoff heraus, verbinde sich mit dem Wasserstoff der brennbaren Luft zu Wasser, und das vorher weit stärker verkalkte Metall trete in den Zustand des Eisenmohrs zurück. Hier giebt also wiederum jedes System seine eigne Erklärung, und der Versuch entscheidet am Ende für keines von beyden, ob ihn gleich Hr. Girtanner einen der auffallendsten Beweise für die antiphlogistische Theorie nennt.
Unter allen Versuchen für die Wasserzerlegung schien der entscheidendste derjenige zu seyn, der im Jahre 1789 zu Amsterdam von den Herren Paets van Troostwyck und Deiman angestellt ward. Diese Herren verwandelten Wasser durch den bloßen elektrischen Funken in eine entzündliche gasförmige Mischung. Diesen Versuch, der schon im Wörterbuche (Th. IV. S. 653. 654.) erwähnt ist, hat auch Hr. Schurer(Annales de Chimie, To. V. p. 276.) als Augenzeuge beschrieben. Hrn. Cuthbertson's Nachricht davon ist folgende.
Man nahm eine Glasröhre, die ohngefähr (1/10) Zoll im Lichten weit war, und bog sie zweymal, daß sie die Gestalt bekam, welche Taf. XXXI. Fig. 38. darstellt. Das untere Ende der Röhre blieb offen, in das obere ward ein Golddrath gesteckt, der ohngefähr einen Zoll weit in die Röhre hinein gieng, auswendig aber noch etwas über dieselbe hervorragte, und in dieser Lage ward die obere Oefnung der Röhre zugeschmolzen. Ein anderer langer Golddrath ward durch die unterste Oefnung soweit in die Röhre geschoben, bis dessen oberstes Ende von dem untersten des vorigen Drathes
wird. Wenigſtens wird hier durch das Eiſen nicht Waſſer zerlegt, ſondern hervorgebracht. Aber die Antiphlogiſtiker haben auch fuͤr dieſen Verſuch ihre Erklaͤrung. Sie nehmen an, die Verwandtſchaft des Sauerſtoffs zum Eiſen ſey zwar ſtaͤrker, als die zum Waſſerſtoff, habe doch aber ihre Grenzen. Das Eiſen entziehe daher dem Waſſer niemals mehr Sauerſtoff, als ſoviel noͤthig ſey, um in einen ſchwarzen kryſtalliſirten Eiſenmohr verwandelt zu werden. Aus der dephlogiſtiſirten Luft aber nehme es weit mehr Sauerſtoff an, als es nachher, in der brennbaren Luft, behalten koͤnne. Daher gehe dieſer nunmehr uͤberfluͤßige Sauerſtoff heraus, verbinde ſich mit dem Waſſerſtoff der brennbaren Luft zu Waſſer, und das vorher weit ſtaͤrker verkalkte Metall trete in den Zuſtand des Eiſenmohrs zuruͤck. Hier giebt alſo wiederum jedes Syſtem ſeine eigne Erklaͤrung, und der Verſuch entſcheidet am Ende fuͤr keines von beyden, ob ihn gleich Hr. Girtanner einen der auffallendſten Beweiſe fuͤr die antiphlogiſtiſche Theorie nennt.
Unter allen Verſuchen fuͤr die Waſſerzerlegung ſchien der entſcheidendſte derjenige zu ſeyn, der im Jahre 1789 zu Amſterdam von den Herren Paets van Trooſtwyck und Deiman angeſtellt ward. Dieſe Herren verwandelten Waſſer durch den bloßen elektriſchen Funken in eine entzuͤndliche gasfoͤrmige Miſchung. Dieſen Verſuch, der ſchon im Woͤrterbuche (Th. IV. S. 653. 654.) erwaͤhnt iſt, hat auch Hr. Schurer(Annales de Chimie, To. V. p. 276.) als Augenzeuge beſchrieben. Hrn. Cuthbertſon's Nachricht davon iſt folgende.
Man nahm eine Glasroͤhre, die ohngefaͤhr (1/10) Zoll im Lichten weit war, und bog ſie zweymal, daß ſie die Geſtalt bekam, welche Taf. XXXI. Fig. 38. darſtellt. Das untere Ende der Roͤhre blieb offen, in das obere ward ein Golddrath geſteckt, der ohngefaͤhr einen Zoll weit in die Roͤhre hinein gieng, auswendig aber noch etwas uͤber dieſelbe hervorragte, und in dieſer Lage ward die obere Oefnung der Roͤhre zugeſchmolzen. Ein anderer langer Golddrath ward durch die unterſte Oefnung ſoweit in die Roͤhre geſchoben, bis deſſen oberſtes Ende von dem unterſten des vorigen Drathes
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wird. Wenigſtens wird hier durch das Eiſen nicht Waſſer zerlegt, ſondern hervorgebracht. Aber die Antiphlogiſtiker haben auch fuͤr dieſen Verſuch ihre Erklaͤrung. Sie nehmen an, die Verwandtſchaft des Sauerſtoffs zum Eiſen ſey zwar ſtaͤrker, als die zum Waſſerſtoff, habe doch aber ihre Grenzen. Das Eiſen entziehe daher dem Waſſer niemals mehr Sauerſtoff, als ſoviel noͤthig ſey, um in einen ſchwarzen kryſtalliſirten <hirendition="#b">Eiſenmohr</hi> verwandelt zu werden. Aus der dephlogiſtiſirten Luft aber nehme es weit mehr Sauerſtoff an, als es nachher, in der brennbaren Luft, behalten koͤnne. Daher gehe dieſer nunmehr uͤberfluͤßige Sauerſtoff heraus, verbinde ſich mit dem Waſſerſtoff der brennbaren Luft zu Waſſer, und das vorher weit ſtaͤrker verkalkte Metall trete in den Zuſtand des Eiſenmohrs zuruͤck. Hier giebt alſo wiederum jedes Syſtem ſeine eigne Erklaͤrung, und der Verſuch entſcheidet am Ende fuͤr keines von beyden, ob ihn gleich Hr. Girtanner einen der auffallendſten Beweiſe <hirendition="#b">fuͤr</hi> die antiphlogiſtiſche Theorie nennt.</p><p>Unter allen Verſuchen fuͤr die Waſſerzerlegung ſchien der entſcheidendſte derjenige zu ſeyn, der im Jahre 1789 zu Amſterdam von den Herren <hirendition="#b">Paets van Trooſtwyck</hi> und <hirendition="#b">Deiman</hi> angeſtellt ward. Dieſe Herren verwandelten Waſſer durch den bloßen elektriſchen Funken in eine entzuͤndliche gasfoͤrmige Miſchung. Dieſen Verſuch, der ſchon im Woͤrterbuche (Th. <hirendition="#aq">IV.</hi> S. 653. 654.) erwaͤhnt iſt, hat auch Hr. <hirendition="#b">Schurer</hi><hirendition="#aq">(Annales de Chimie, To. V. p. 276.)</hi> als Augenzeuge beſchrieben. Hrn. <hirendition="#b">Cuthbertſon's</hi> Nachricht davon iſt folgende.</p><p>Man nahm eine Glasroͤhre, die ohngefaͤhr (1/10) Zoll im Lichten weit war, und bog ſie zweymal, daß ſie die Geſtalt bekam, welche Taf. <hirendition="#aq">XXXI.</hi> Fig. 38. darſtellt. Das untere Ende der Roͤhre blieb offen, in das obere ward ein Golddrath geſteckt, der ohngefaͤhr einen Zoll weit in die Roͤhre hinein gieng, auswendig aber noch etwas uͤber dieſelbe hervorragte, und in dieſer Lage ward die obere Oefnung der Roͤhre zugeſchmolzen. Ein anderer langer Golddrath ward durch die unterſte Oefnung ſoweit in die Roͤhre geſchoben, bis deſſen oberſtes Ende von dem unterſten des vorigen Drathes<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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wird. Wenigſtens wird hier durch das Eiſen nicht Waſſer zerlegt, ſondern hervorgebracht. Aber die Antiphlogiſtiker haben auch fuͤr dieſen Verſuch ihre Erklaͤrung. Sie nehmen an, die Verwandtſchaft des Sauerſtoffs zum Eiſen ſey zwar ſtaͤrker, als die zum Waſſerſtoff, habe doch aber ihre Grenzen. Das Eiſen entziehe daher dem Waſſer niemals mehr Sauerſtoff, als ſoviel noͤthig ſey, um in einen ſchwarzen kryſtalliſirten Eiſenmohr verwandelt zu werden. Aus der dephlogiſtiſirten Luft aber nehme es weit mehr Sauerſtoff an, als es nachher, in der brennbaren Luft, behalten koͤnne. Daher gehe dieſer nunmehr uͤberfluͤßige Sauerſtoff heraus, verbinde ſich mit dem Waſſerſtoff der brennbaren Luft zu Waſſer, und das vorher weit ſtaͤrker verkalkte Metall trete in den Zuſtand des Eiſenmohrs zuruͤck. Hier giebt alſo wiederum jedes Syſtem ſeine eigne Erklaͤrung, und der Verſuch entſcheidet am Ende fuͤr keines von beyden, ob ihn gleich Hr. Girtanner einen der auffallendſten Beweiſe fuͤr die antiphlogiſtiſche Theorie nennt.
Unter allen Verſuchen fuͤr die Waſſerzerlegung ſchien der entſcheidendſte derjenige zu ſeyn, der im Jahre 1789 zu Amſterdam von den Herren Paets van Trooſtwyck und Deiman angeſtellt ward. Dieſe Herren verwandelten Waſſer durch den bloßen elektriſchen Funken in eine entzuͤndliche gasfoͤrmige Miſchung. Dieſen Verſuch, der ſchon im Woͤrterbuche (Th. IV. S. 653. 654.) erwaͤhnt iſt, hat auch Hr. Schurer (Annales de Chimie, To. V. p. 276.) als Augenzeuge beſchrieben. Hrn. Cuthbertſon's Nachricht davon iſt folgende.
Man nahm eine Glasroͤhre, die ohngefaͤhr (1/10) Zoll im Lichten weit war, und bog ſie zweymal, daß ſie die Geſtalt bekam, welche Taf. XXXI. Fig. 38. darſtellt. Das untere Ende der Roͤhre blieb offen, in das obere ward ein Golddrath geſteckt, der ohngefaͤhr einen Zoll weit in die Roͤhre hinein gieng, auswendig aber noch etwas uͤber dieſelbe hervorragte, und in dieſer Lage ward die obere Oefnung der Roͤhre zugeſchmolzen. Ein anderer langer Golddrath ward durch die unterſte Oefnung ſoweit in die Roͤhre geſchoben, bis deſſen oberſtes Ende von dem unterſten des vorigen Drathes
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 990. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/1002>, abgerufen am 23.11.2024.
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