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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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ändert octo dies in octoties, mit dem Beysatz: ut ego lego barbare. Mästlin aber widerlegte schon 1606 diesen Einfall mit guten Gründen. Vielleicht lassen sich auch die Nachrichten des Arabers Abulfarag, daß im Jahre 535 die Sonne vierzehn Monate lang eine merkliche Verminderung des Lichts erlitten habe, und daß im Jahr 626 die ganze Helfte der Sonnenscheibe vom October bis zum Junius verdunkelt geblieben sey, aus großen und häufigen Sonnenflecken erklären.

Kepler glaubte am 28sten May 1607 ebenfalls den Merkur in der Sonne gesehen zu haben (Außführlicher Bericht von dem newlich 1607 erschienenen Haarstern. Hall in Sachsen 1608. 4. ingl. Phaenomenon singulare s. Mercurius in Sole. Lips. 1609. 4.). Als er aber hernach von den Sonnenflecken Nachricht erhielt, und fand, Merkur könne damals nicht in der Sonne gewesen seyn, bekannte er selbst, er habe geirret, und gab auch wegen der Stelle des Annalisten seinem Lehrer Mästlin Recht. Kepler hat also unter den Neuern zuerst einen Sonnenflecken gesehen, ohne ihn jedoch für das, was er war, zu erkennen. Er war nicht gleichgültig gegen diese Ehre, wie die von Hansch (Vita Kepleri, in Epistolis ad Kepl. scriptis. Lips. 1718. fol. p. XXI.) aus der Vorrede seiner Ephemeriden von 1616 angeführte Stelle zeigt. Hier schreibt er unter andern: "Felix hoc ipso, quod primus hoc seculo macularum observator," und vergleicht sich mit dem Marius, der die Jupitersmonden auch zuerst gesehen habe, ohne sie zu kennen. Uebrigens war Keplers Beobachtung an einem im verfinsterten Zimmer aufgefangenen Sonnenbilde mit bloßen Augen gemacht.

Bald nach Erfindung des Fernrohrs erblickten mehrere Beobachter die Sonnenflecken fast zu gleicher Zeit. Johann Fabricius, dessen Vater, David, Prediger zu Ostell in Ostfriesland, und selbst Beobachter war, brachte von einer Reise durch Holland ein Fernrohr mit, durch welches er, nebst seinem Vater, die Sonne mit bloßen Augen betrachtete, ohne weitere Vorbereitung, als daß sie dieselbe anfänglich an den Rand des Gesichtsfeldes, und von da


aͤndert octo dies in octoties, mit dem Beyſatz: ut ego lego barbare. Maͤſtlin aber widerlegte ſchon 1606 dieſen Einfall mit guten Gruͤnden. Vielleicht laſſen ſich auch die Nachrichten des Arabers Abulfarag, daß im Jahre 535 die Sonne vierzehn Monate lang eine merkliche Verminderung des Lichts erlitten habe, und daß im Jahr 626 die ganze Helfte der Sonnenſcheibe vom October bis zum Junius verdunkelt geblieben ſey, aus großen und haͤufigen Sonnenflecken erklaͤren.

Kepler glaubte am 28ſten May 1607 ebenfalls den Merkur in der Sonne geſehen zu haben (Außfuͤhrlicher Bericht von dem newlich 1607 erſchienenen Haarſtern. Hall in Sachſen 1608. 4. ingl. Phaenomenon ſingulare ſ. Mercurius in Sole. Lipſ. 1609. 4.). Als er aber hernach von den Sonnenflecken Nachricht erhielt, und fand, Merkur koͤnne damals nicht in der Sonne geweſen ſeyn, bekannte er ſelbſt, er habe geirret, und gab auch wegen der Stelle des Annaliſten ſeinem Lehrer Maͤſtlin Recht. Kepler hat alſo unter den Neuern zuerſt einen Sonnenflecken geſehen, ohne ihn jedoch fuͤr das, was er war, zu erkennen. Er war nicht gleichguͤltig gegen dieſe Ehre, wie die von Hanſch (Vita Kepleri, in Epiſtolis ad Kepl. ſcriptis. Lipſ. 1718. fol. p. XXI.) aus der Vorrede ſeiner Ephemeriden von 1616 angefuͤhrte Stelle zeigt. Hier ſchreibt er unter andern: ”Felix hoc ipſo, quod primus hoc ſeculo macularum obſervator,“ und vergleicht ſich mit dem Marius, der die Jupitersmonden auch zuerſt geſehen habe, ohne ſie zu kennen. Uebrigens war Keplers Beobachtung an einem im verfinſterten Zimmer aufgefangenen Sonnenbilde mit bloßen Augen gemacht.

Bald nach Erfindung des Fernrohrs erblickten mehrere Beobachter die Sonnenflecken faſt zu gleicher Zeit. Johann Fabricius, deſſen Vater, David, Prediger zu Oſtell in Oſtfriesland, und ſelbſt Beobachter war, brachte von einer Reiſe durch Holland ein Fernrohr mit, durch welches er, nebſt ſeinem Vater, die Sonne mit bloßen Augen betrachtete, ohne weitere Vorbereitung, als daß ſie dieſelbe anfaͤnglich an den Rand des Geſichtsfeldes, und von da

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[83/0093] aͤndert octo dies in octoties, mit dem Beyſatz: ut ego lego barbare. Maͤſtlin aber widerlegte ſchon 1606 dieſen Einfall mit guten Gruͤnden. Vielleicht laſſen ſich auch die Nachrichten des Arabers Abulfarag, daß im Jahre 535 die Sonne vierzehn Monate lang eine merkliche Verminderung des Lichts erlitten habe, und daß im Jahr 626 die ganze Helfte der Sonnenſcheibe vom October bis zum Junius verdunkelt geblieben ſey, aus großen und haͤufigen Sonnenflecken erklaͤren. Kepler glaubte am 28ſten May 1607 ebenfalls den Merkur in der Sonne geſehen zu haben (Außfuͤhrlicher Bericht von dem newlich 1607 erſchienenen Haarſtern. Hall in Sachſen 1608. 4. ingl. Phaenomenon ſingulare ſ. Mercurius in Sole. Lipſ. 1609. 4.). Als er aber hernach von den Sonnenflecken Nachricht erhielt, und fand, Merkur koͤnne damals nicht in der Sonne geweſen ſeyn, bekannte er ſelbſt, er habe geirret, und gab auch wegen der Stelle des Annaliſten ſeinem Lehrer Maͤſtlin Recht. Kepler hat alſo unter den Neuern zuerſt einen Sonnenflecken geſehen, ohne ihn jedoch fuͤr das, was er war, zu erkennen. Er war nicht gleichguͤltig gegen dieſe Ehre, wie die von Hanſch (Vita Kepleri, in Epiſtolis ad Kepl. ſcriptis. Lipſ. 1718. fol. p. XXI.) aus der Vorrede ſeiner Ephemeriden von 1616 angefuͤhrte Stelle zeigt. Hier ſchreibt er unter andern: ”Felix hoc ipſo, quod primus hoc ſeculo macularum obſervator,“ und vergleicht ſich mit dem Marius, der die Jupitersmonden auch zuerſt geſehen habe, ohne ſie zu kennen. Uebrigens war Keplers Beobachtung an einem im verfinſterten Zimmer aufgefangenen Sonnenbilde mit bloßen Augen gemacht. Bald nach Erfindung des Fernrohrs erblickten mehrere Beobachter die Sonnenflecken faſt zu gleicher Zeit. Johann Fabricius, deſſen Vater, David, Prediger zu Oſtell in Oſtfriesland, und ſelbſt Beobachter war, brachte von einer Reiſe durch Holland ein Fernrohr mit, durch welches er, nebſt ſeinem Vater, die Sonne mit bloßen Augen betrachtete, ohne weitere Vorbereitung, als daß ſie dieſelbe anfaͤnglich an den Rand des Geſichtsfeldes, und von da

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/93>, abgerufen am 22.11.2024.