Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


geprüft, aber nie einen Einfluß des Magnets auf den Fisch, oder dieses auf jenen, bemerkt zu haben.

Dagegen fand D. Ingenhouß, und schon vorher Walsh, an diesem Fische ein von allen bekannten Empfindungen ganz verschiedenes Gefühl, oder einen eignen Sinn, mittelst dessen derselbe wahrnimmt, ob er die Körper, die in seinen Wirkungskreis kommen, treffen könne. Er wird es nehmlich vollkommen gewahr, ob die leitende Verbindung, die man ihm darstellt, unterbrochen ist, oder nicht, ohne daß er das, was vorgeht, zu sehen braucht. Z. B. eine Gesellschaft von zehn Personen, Hand in Hand, stellt sich so, daß der Fisch nur die zween letzten sieht, davon die eine den Finger bey seinem Kopfe, die andere bey dem Schwanze, ins Wasser hält. Wenn diese zehn Personen einander mit den Händen fassen, so bemerkt es der Fisch, und schleudert den Erschütterungsfunken durch die ganze Gesellschaft. Sobald hingegen diese sich trennt, wird er es den Augenblick wahrnehmen, und sich nun hüten, seinen Blitz abzuschießen, überzeugt, daß dieser keine Wirkung haben würde. Sollte aber nicht in dieser Bemerkung der Willkühr des Thieres zuviel beygelegt seyn? Die Auslassung des Funkens kan ja in gewissen Fällen auch unwillkührlich erfolgen, und sehr wahrscheinlich mag dies der Fall seyn, wenn zwischen Kopf und Schwanz des Fisches eine leitende Verbindung gemacht wird. Alsdann entladen sich beyde Seiten, wenn die Verbindung vollkommen ist; hingegen entladen sie sich nicht, wenn Trennungen oder allzustarke Unterbrechungen statt finden, eben so und aus eben den Ursachen, wie bey jeder leidner Flasche. Bey dieser sehr natürlich scheinenden Erklärung hat man gar nicht nöthig, eine Wahl und einen bemerkenden Sinn des Thieres anzunehmen, so wenig als sich dergleichen bey der leblosen Flasche gedenken läßt.

Man behauptete sonst, die Elektricität des Zitteraales sey ohne alles Licht. D. Ingenhouß aber versichert (Vermischte Schriften, Th. I. S. 30. 31.), Walsh habe den Ausbruch derselben mit einem eben so sichtbaren Funken begleitet gefunden, als die Entladung einer leidner Flasche;


gepruͤft, aber nie einen Einfluß des Magnets auf den Fiſch, oder dieſes auf jenen, bemerkt zu haben.

Dagegen fand D. Ingenhouß, und ſchon vorher Walſh, an dieſem Fiſche ein von allen bekannten Empfindungen ganz verſchiedenes Gefuͤhl, oder einen eignen Sinn, mittelſt deſſen derſelbe wahrnimmt, ob er die Koͤrper, die in ſeinen Wirkungskreis kommen, treffen koͤnne. Er wird es nehmlich vollkommen gewahr, ob die leitende Verbindung, die man ihm darſtellt, unterbrochen iſt, oder nicht, ohne daß er das, was vorgeht, zu ſehen braucht. Z. B. eine Geſellſchaft von zehn Perſonen, Hand in Hand, ſtellt ſich ſo, daß der Fiſch nur die zween letzten ſieht, davon die eine den Finger bey ſeinem Kopfe, die andere bey dem Schwanze, ins Waſſer haͤlt. Wenn dieſe zehn Perſonen einander mit den Haͤnden faſſen, ſo bemerkt es der Fiſch, und ſchleudert den Erſchuͤtterungsfunken durch die ganze Geſellſchaft. Sobald hingegen dieſe ſich trennt, wird er es den Augenblick wahrnehmen, und ſich nun huͤten, ſeinen Blitz abzuſchießen, uͤberzeugt, daß dieſer keine Wirkung haben wuͤrde. Sollte aber nicht in dieſer Bemerkung der Willkuͤhr des Thieres zuviel beygelegt ſeyn? Die Auslaſſung des Funkens kan ja in gewiſſen Faͤllen auch unwillkuͤhrlich erfolgen, und ſehr wahrſcheinlich mag dies der Fall ſeyn, wenn zwiſchen Kopf und Schwanz des Fiſches eine leitende Verbindung gemacht wird. Alsdann entladen ſich beyde Seiten, wenn die Verbindung vollkommen iſt; hingegen entladen ſie ſich nicht, wenn Trennungen oder allzuſtarke Unterbrechungen ſtatt finden, eben ſo und aus eben den Urſachen, wie bey jeder leidner Flaſche. Bey dieſer ſehr natuͤrlich ſcheinenden Erklaͤrung hat man gar nicht noͤthig, eine Wahl und einen bemerkenden Sinn des Thieres anzunehmen, ſo wenig als ſich dergleichen bey der lebloſen Flaſche gedenken laͤßt.

Man behauptete ſonſt, die Elektricitaͤt des Zitteraales ſey ohne alles Licht. D. Ingenhouß aber verſichert (Vermiſchte Schriften, Th. I. S. 30. 31.), Walſh habe den Ausbruch derſelben mit einem eben ſo ſichtbaren Funken begleitet gefunden, als die Entladung einer leidner Flaſche;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0888" xml:id="P.4.878" n="878"/><lb/>
gepru&#x0364;ft, aber nie einen Einfluß des Magnets auf den Fi&#x017F;ch, oder die&#x017F;es auf jenen, bemerkt zu haben.</p>
            <p>Dagegen fand <hi rendition="#b">D. Ingenhouß,</hi> und &#x017F;chon vorher <hi rendition="#b">Wal&#x017F;h,</hi> an die&#x017F;em Fi&#x017F;che ein von allen bekannten Empfindungen ganz ver&#x017F;chiedenes Gefu&#x0364;hl, oder einen eignen Sinn, mittel&#x017F;t de&#x017F;&#x017F;en der&#x017F;elbe wahrnimmt, ob er die Ko&#x0364;rper, die in &#x017F;einen Wirkungskreis kommen, treffen ko&#x0364;nne. Er wird es nehmlich vollkommen gewahr, ob die leitende Verbindung, die man ihm dar&#x017F;tellt, unterbrochen i&#x017F;t, oder nicht, ohne daß er das, was vorgeht, zu &#x017F;ehen braucht. Z. B. eine Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft von zehn Per&#x017F;onen, Hand in Hand, &#x017F;tellt &#x017F;ich &#x017F;o, daß der Fi&#x017F;ch nur die zween letzten &#x017F;ieht, davon die eine den Finger bey &#x017F;einem Kopfe, die andere bey dem Schwanze, ins Wa&#x017F;&#x017F;er ha&#x0364;lt. Wenn die&#x017F;e zehn Per&#x017F;onen einander mit den Ha&#x0364;nden fa&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o bemerkt es der Fi&#x017F;ch, und &#x017F;chleudert den Er&#x017F;chu&#x0364;tterungsfunken durch die ganze Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft. Sobald hingegen die&#x017F;e &#x017F;ich trennt, wird er es den Augenblick wahrnehmen, und &#x017F;ich nun hu&#x0364;ten, &#x017F;einen Blitz abzu&#x017F;chießen, u&#x0364;berzeugt, daß die&#x017F;er keine Wirkung haben wu&#x0364;rde. Sollte aber nicht in die&#x017F;er Bemerkung der Willku&#x0364;hr des Thieres zuviel beygelegt &#x017F;eyn? Die Ausla&#x017F;&#x017F;ung des Funkens kan ja in gewi&#x017F;&#x017F;en Fa&#x0364;llen auch unwillku&#x0364;hrlich erfolgen, und &#x017F;ehr wahr&#x017F;cheinlich mag dies der Fall &#x017F;eyn, wenn zwi&#x017F;chen Kopf und Schwanz des Fi&#x017F;ches eine leitende Verbindung gemacht wird. Alsdann entladen &#x017F;ich beyde Seiten, wenn die Verbindung vollkommen i&#x017F;t; hingegen entladen &#x017F;ie &#x017F;ich nicht, wenn Trennungen oder allzu&#x017F;tarke Unterbrechungen &#x017F;tatt finden, eben &#x017F;o und aus eben den Ur&#x017F;achen, wie bey jeder leidner Fla&#x017F;che. Bey die&#x017F;er &#x017F;ehr natu&#x0364;rlich &#x017F;cheinenden Erkla&#x0364;rung hat man gar nicht no&#x0364;thig, eine Wahl und einen bemerkenden Sinn des Thieres anzunehmen, &#x017F;o wenig als &#x017F;ich dergleichen bey der leblo&#x017F;en Fla&#x017F;che gedenken la&#x0364;ßt.</p>
            <p>Man behauptete &#x017F;on&#x017F;t, die Elektricita&#x0364;t des Zitteraales &#x017F;ey ohne alles Licht. <hi rendition="#b">D. Ingenhouß</hi> aber ver&#x017F;ichert (Vermi&#x017F;chte Schriften, Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 30. 31.), <hi rendition="#b">Wal&#x017F;h</hi> habe den Ausbruch der&#x017F;elben mit einem eben &#x017F;o &#x017F;ichtbaren Funken begleitet gefunden, als die Entladung einer leidner Fla&#x017F;che;<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[878/0888] gepruͤft, aber nie einen Einfluß des Magnets auf den Fiſch, oder dieſes auf jenen, bemerkt zu haben. Dagegen fand D. Ingenhouß, und ſchon vorher Walſh, an dieſem Fiſche ein von allen bekannten Empfindungen ganz verſchiedenes Gefuͤhl, oder einen eignen Sinn, mittelſt deſſen derſelbe wahrnimmt, ob er die Koͤrper, die in ſeinen Wirkungskreis kommen, treffen koͤnne. Er wird es nehmlich vollkommen gewahr, ob die leitende Verbindung, die man ihm darſtellt, unterbrochen iſt, oder nicht, ohne daß er das, was vorgeht, zu ſehen braucht. Z. B. eine Geſellſchaft von zehn Perſonen, Hand in Hand, ſtellt ſich ſo, daß der Fiſch nur die zween letzten ſieht, davon die eine den Finger bey ſeinem Kopfe, die andere bey dem Schwanze, ins Waſſer haͤlt. Wenn dieſe zehn Perſonen einander mit den Haͤnden faſſen, ſo bemerkt es der Fiſch, und ſchleudert den Erſchuͤtterungsfunken durch die ganze Geſellſchaft. Sobald hingegen dieſe ſich trennt, wird er es den Augenblick wahrnehmen, und ſich nun huͤten, ſeinen Blitz abzuſchießen, uͤberzeugt, daß dieſer keine Wirkung haben wuͤrde. Sollte aber nicht in dieſer Bemerkung der Willkuͤhr des Thieres zuviel beygelegt ſeyn? Die Auslaſſung des Funkens kan ja in gewiſſen Faͤllen auch unwillkuͤhrlich erfolgen, und ſehr wahrſcheinlich mag dies der Fall ſeyn, wenn zwiſchen Kopf und Schwanz des Fiſches eine leitende Verbindung gemacht wird. Alsdann entladen ſich beyde Seiten, wenn die Verbindung vollkommen iſt; hingegen entladen ſie ſich nicht, wenn Trennungen oder allzuſtarke Unterbrechungen ſtatt finden, eben ſo und aus eben den Urſachen, wie bey jeder leidner Flaſche. Bey dieſer ſehr natuͤrlich ſcheinenden Erklaͤrung hat man gar nicht noͤthig, eine Wahl und einen bemerkenden Sinn des Thieres anzunehmen, ſo wenig als ſich dergleichen bey der lebloſen Flaſche gedenken laͤßt. Man behauptete ſonſt, die Elektricitaͤt des Zitteraales ſey ohne alles Licht. D. Ingenhouß aber verſichert (Vermiſchte Schriften, Th. I. S. 30. 31.), Walſh habe den Ausbruch derſelben mit einem eben ſo ſichtbaren Funken begleitet gefunden, als die Entladung einer leidner Flaſche;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/888
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 878. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/888>, abgerufen am 23.11.2024.