Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Um Wiederholungen zu vermeiden, verweise ich hier auf das, was von den elektrischen Wirkungskreisen und der Vertheilung beym Worte Elektricität (Th. I. S. 736. u. f.) ingleichen von der Geschichte dieser Lehre (ebend. S. 752.) bereits gesagt worden ist. Wilke und Aepinus haben unstreitig zu richtigern Kenntnissen hievon den ersten Grund gelegt. Schon in ihren ältern Schriften findet sich seit dem Jahre 1757 alles dasjenige, woraus späterhin die Lehre von der Vertheilung der Elektricität, nebst den Erfindungen des Elektrophors, Condensators u. s. w. entwickelt worden ist, und was den Schlüssel zu den räthselhaftesten Geheimnissen der Elektricität enthält. Wilke entdeckte zuerst das wahre Gesetz der elektrischen Wirkungskreise, oder (wie man sie damals nannte) Atmosphären, daß jeder elektrisirte Körper in andern, welche in seinen Wirkungskreis kommen, eine der seinigen entgegengesetzte Elektricität zu erwecken strebt, welches Gesetz, wie wir (Th. I. S. 742.) gezeigt haben, im Grunde mit dem Gesetze des Anziehens und Zurückstoßens ganz einerley ist. Versuche, welche auf dieses Gesetz hätten führen können, waren freylich schon lange vorher bekannt. Otto von Guericke (Experimenta Magdeburg. de vacuo spatio, Lib. IV. Cap. 15.) hatte bereits gefunden, daß Fäden, welche in einem geringen Abstande von seiner geriebenen Schwefelkugel hiengen, oft von seinem nahe daran gehaltenen Finger zurückgestoßen wurden. Nemlich im Wirkungskreise der negativ elektrisirten Kugel erhielten Fäden und Finger eine positive Elektricität, und stießen nun einander nach den gewöhnlichen Gesetzen ab. Was die Jesuiten in Peking schon 1755 bemerkt hatten, s. beym Worte Quadrat, elektrisches (Th. III. S. 587.). Vorzüglich aber gehören hieher die zahlreichen Versuche, welche Canton (Philos. Trans. Vol. XLVIII. P. I. p. 350.) und Franklin (Philos. Trans. Vol. XLIX. P. I. p. 300.) in den Jahren 1753 bis 1755 über die elektrischen Atmosphären anstellten, und welche man damals einer unerklärbaren Zauberey
Um Wiederholungen zu vermeiden, verweiſe ich hier auf das, was von den elektriſchen Wirkungskreiſen und der Vertheilung beym Worte Elektricitaͤt (Th. I. S. 736. u. f.) ingleichen von der Geſchichte dieſer Lehre (ebend. S. 752.) bereits geſagt worden iſt. Wilke und Aepinus haben unſtreitig zu richtigern Kenntniſſen hievon den erſten Grund gelegt. Schon in ihren aͤltern Schriften findet ſich ſeit dem Jahre 1757 alles dasjenige, woraus ſpaͤterhin die Lehre von der Vertheilung der Elektricitaͤt, nebſt den Erfindungen des Elektrophors, Condenſators u. ſ. w. entwickelt worden iſt, und was den Schluͤſſel zu den raͤthſelhafteſten Geheimniſſen der Elektricitaͤt enthaͤlt. Wilke entdeckte zuerſt das wahre Geſetz der elektriſchen Wirkungskreiſe, oder (wie man ſie damals nannte) Atmoſphaͤren, daß jeder elektriſirte Koͤrper in andern, welche in ſeinen Wirkungskreis kommen, eine der ſeinigen entgegengeſetzte Elektricitaͤt zu erwecken ſtrebt, welches Geſetz, wie wir (Th. I. S. 742.) gezeigt haben, im Grunde mit dem Geſetze des Anziehens und Zuruͤckſtoßens ganz einerley iſt. Verſuche, welche auf dieſes Geſetz haͤtten fuͤhren koͤnnen, waren freylich ſchon lange vorher bekannt. Otto von Guericke (Experimenta Magdeburg. de vacuo ſpatio, Lib. IV. Cap. 15.) hatte bereits gefunden, daß Faͤden, welche in einem geringen Abſtande von ſeiner geriebenen Schwefelkugel hiengen, oft von ſeinem nahe daran gehaltenen Finger zuruͤckgeſtoßen wurden. Nemlich im Wirkungskreiſe der negativ elektriſirten Kugel erhielten Faͤden und Finger eine poſitive Elektricitaͤt, und ſtießen nun einander nach den gewoͤhnlichen Geſetzen ab. Was die Jeſuiten in Peking ſchon 1755 bemerkt hatten, ſ. beym Worte Quadrat, elektriſches (Th. III. S. 587.). Vorzuͤglich aber gehoͤren hieher die zahlreichen Verſuche, welche Canton (Philoſ. Trans. Vol. XLVIII. P. I. p. 350.) und Franklin (Philoſ. Trans. Vol. XLIX. P. I. p. 300.) in den Jahren 1753 bis 1755 uͤber die elektriſchen Atmoſphaͤren anſtellten, und welche man damals einer unerklaͤrbaren Zauberey <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0810" xml:id="P.4.800" n="800"/><lb/> oder merkliche Wirkungen derſelben auf Vertheilung aͤußern.</p> <p>Um Wiederholungen zu vermeiden, verweiſe ich hier auf das, was von den elektriſchen Wirkungskreiſen und der Vertheilung beym Worte <hi rendition="#b">Elektricitaͤt</hi> (Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 736. u. f.) ingleichen von der Geſchichte dieſer Lehre (ebend. S. 752.) bereits geſagt worden iſt. <hi rendition="#b">Wilke</hi> und <hi rendition="#b">Aepinus</hi> haben unſtreitig zu richtigern Kenntniſſen hievon den erſten Grund gelegt. Schon in ihren aͤltern Schriften findet ſich ſeit dem Jahre 1757 alles dasjenige, woraus ſpaͤterhin die Lehre von der Vertheilung der Elektricitaͤt, nebſt den Erfindungen des Elektrophors, Condenſators u. ſ. w. entwickelt worden iſt, und was den Schluͤſſel zu den raͤthſelhafteſten Geheimniſſen der Elektricitaͤt enthaͤlt. <hi rendition="#b">Wilke</hi> entdeckte zuerſt das wahre Geſetz der elektriſchen Wirkungskreiſe, oder (wie man ſie damals nannte) Atmoſphaͤren, daß jeder elektriſirte Koͤrper in andern, welche in ſeinen Wirkungskreis kommen, eine <hi rendition="#b">der ſeinigen entgegengeſetzte Elektricitaͤt</hi> zu erwecken ſtrebt, welches Geſetz, wie wir (Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 742.) gezeigt haben, im Grunde mit dem Geſetze des Anziehens und Zuruͤckſtoßens ganz einerley iſt.</p> <p>Verſuche, welche auf dieſes Geſetz haͤtten fuͤhren koͤnnen, waren freylich ſchon lange vorher bekannt. <hi rendition="#b">Otto von Guericke</hi> (<hi rendition="#aq">Experimenta Magdeburg. de vacuo ſpatio, Lib. IV. Cap. 15.</hi>) hatte bereits gefunden, daß Faͤden, welche in einem geringen Abſtande von ſeiner geriebenen Schwefelkugel hiengen, oft von ſeinem nahe daran gehaltenen Finger zuruͤckgeſtoßen wurden. Nemlich im Wirkungskreiſe der negativ elektriſirten Kugel erhielten Faͤden und Finger eine poſitive Elektricitaͤt, und ſtießen nun einander nach den gewoͤhnlichen Geſetzen ab. Was die Jeſuiten in Peking ſchon 1755 bemerkt hatten, ſ. beym Worte <hi rendition="#b">Quadrat, elektriſches</hi> (Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 587.). Vorzuͤglich aber gehoͤren hieher die zahlreichen Verſuche, welche <hi rendition="#b">Canton</hi> (<hi rendition="#aq">Philoſ. Trans. Vol. XLVIII. P. I. p. 350.</hi>) und <hi rendition="#b">Franklin</hi> (<hi rendition="#aq">Philoſ. Trans. Vol. XLIX. P. I. p. 300.</hi>) in den Jahren 1753 bis 1755 uͤber die elektriſchen Atmoſphaͤren anſtellten, und welche man damals einer unerklaͤrbaren Zauberey<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [800/0810]
oder merkliche Wirkungen derſelben auf Vertheilung aͤußern.
Um Wiederholungen zu vermeiden, verweiſe ich hier auf das, was von den elektriſchen Wirkungskreiſen und der Vertheilung beym Worte Elektricitaͤt (Th. I. S. 736. u. f.) ingleichen von der Geſchichte dieſer Lehre (ebend. S. 752.) bereits geſagt worden iſt. Wilke und Aepinus haben unſtreitig zu richtigern Kenntniſſen hievon den erſten Grund gelegt. Schon in ihren aͤltern Schriften findet ſich ſeit dem Jahre 1757 alles dasjenige, woraus ſpaͤterhin die Lehre von der Vertheilung der Elektricitaͤt, nebſt den Erfindungen des Elektrophors, Condenſators u. ſ. w. entwickelt worden iſt, und was den Schluͤſſel zu den raͤthſelhafteſten Geheimniſſen der Elektricitaͤt enthaͤlt. Wilke entdeckte zuerſt das wahre Geſetz der elektriſchen Wirkungskreiſe, oder (wie man ſie damals nannte) Atmoſphaͤren, daß jeder elektriſirte Koͤrper in andern, welche in ſeinen Wirkungskreis kommen, eine der ſeinigen entgegengeſetzte Elektricitaͤt zu erwecken ſtrebt, welches Geſetz, wie wir (Th. I. S. 742.) gezeigt haben, im Grunde mit dem Geſetze des Anziehens und Zuruͤckſtoßens ganz einerley iſt.
Verſuche, welche auf dieſes Geſetz haͤtten fuͤhren koͤnnen, waren freylich ſchon lange vorher bekannt. Otto von Guericke (Experimenta Magdeburg. de vacuo ſpatio, Lib. IV. Cap. 15.) hatte bereits gefunden, daß Faͤden, welche in einem geringen Abſtande von ſeiner geriebenen Schwefelkugel hiengen, oft von ſeinem nahe daran gehaltenen Finger zuruͤckgeſtoßen wurden. Nemlich im Wirkungskreiſe der negativ elektriſirten Kugel erhielten Faͤden und Finger eine poſitive Elektricitaͤt, und ſtießen nun einander nach den gewoͤhnlichen Geſetzen ab. Was die Jeſuiten in Peking ſchon 1755 bemerkt hatten, ſ. beym Worte Quadrat, elektriſches (Th. III. S. 587.). Vorzuͤglich aber gehoͤren hieher die zahlreichen Verſuche, welche Canton (Philoſ. Trans. Vol. XLVIII. P. I. p. 350.) und Franklin (Philoſ. Trans. Vol. XLIX. P. I. p. 300.) in den Jahren 1753 bis 1755 uͤber die elektriſchen Atmoſphaͤren anſtellten, und welche man damals einer unerklaͤrbaren Zauberey
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