Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Orions dafür halten; die Erfahrung müsse lehren, ob dieser Fleck periodische Lichtabänderungen nach der Theorie der Phasen zeigen und sich etwa dadurch als ein dunkler, von umlaufenden Sonnen erleuchteter, Körper zu erkennen geben werde.

Die Milchstraße setzt Lambert aus lauter ähnlichen durch eben solche Abstände getrennten Systemen zusammen, die er bisweilen selbst Milchstraßen nennt. Jedes einzelne System für sich würde wie ein blasses Wölkchen oder Nebelfleck erscheinen; alle zusammen schieben sich in einander, und bilden die lichte Zone, die doch an manchen Stellen unterbrochen, gespalten oder in kleine Wölkchen zertheilt scheint. Jedes dieser unzählbaren Systeme hat seinen eignen Hauptkörper, und vielleicht machen sie alle zusammen nur ein System einer noch höhern Ordnung aus, in dessen Mittelpunkte sich wieder ein Hauptkörper von einer noch beträchtlichern seinem ungeheuren Gebiete angemessenen Größe befindet; vielleicht muß man noch durch mehrere solche Ordnungen oder Stufen aufsteigen, ehe man die Grenze dieser Reihe erreicht, die dem Throne der Allmacht am nächsten ist, u. s. w.

Das Buch des verewigten Lamberts, welches diese Aussichten in das Reich der Schöpfung vorträgt, wird sowohl durch seinen großen Gegenstand, als durch den eignen philosophischen Gang in Zergliederung der Muthmaßungen und ihrer Gründe, äußerst lesenswerth. Bey solchen Vorzügen kan man zwar das Rauhe des Vortrags und der Sprache übersehen; dennoch wäre zu wünschen, daß die längst versprochne französische Uebersetzung dieses Werks mit Herrn d'Arquier's Anmerkungen bald erscheinen möchte.

Herr Bode (Anleitung zur Kenntniß des gestirnten Himmels, 5te Aufl. Berlin, 1788. gr.8. III. Abth. 4. Abschn.) stellt die Muthmaßungen über die Größe, Bewohnbarkeit und Anordnung der Fixsternwelt mit vieler Würde und Anmuth der Schreibart dar. Ohne sich genau an Lamberts Ideen zu binden, scheint er vielmehr alle Fixsterne der Milchstraße mit uns in ein einziges System zusammenzuziehen,


Orions dafuͤr halten; die Erfahrung muͤſſe lehren, ob dieſer Fleck periodiſche Lichtabaͤnderungen nach der Theorie der Phaſen zeigen und ſich etwa dadurch als ein dunkler, von umlaufenden Sonnen erleuchteter, Koͤrper zu erkennen geben werde.

Die Milchſtraße ſetzt Lambert aus lauter aͤhnlichen durch eben ſolche Abſtaͤnde getrennten Syſtemen zuſammen, die er bisweilen ſelbſt Milchſtraßen nennt. Jedes einzelne Syſtem fuͤr ſich wuͤrde wie ein blaſſes Woͤlkchen oder Nebelfleck erſcheinen; alle zuſammen ſchieben ſich in einander, und bilden die lichte Zone, die doch an manchen Stellen unterbrochen, geſpalten oder in kleine Woͤlkchen zertheilt ſcheint. Jedes dieſer unzaͤhlbaren Syſteme hat ſeinen eignen Hauptkoͤrper, und vielleicht machen ſie alle zuſammen nur ein Syſtem einer noch hoͤhern Ordnung aus, in deſſen Mittelpunkte ſich wieder ein Hauptkoͤrper von einer noch betraͤchtlichern ſeinem ungeheuren Gebiete angemeſſenen Groͤße befindet; vielleicht muß man noch durch mehrere ſolche Ordnungen oder Stufen aufſteigen, ehe man die Grenze dieſer Reihe erreicht, die dem Throne der Allmacht am naͤchſten iſt, u. ſ. w.

Das Buch des verewigten Lamberts, welches dieſe Ausſichten in das Reich der Schoͤpfung vortraͤgt, wird ſowohl durch ſeinen großen Gegenſtand, als durch den eignen philoſophiſchen Gang in Zergliederung der Muthmaßungen und ihrer Gruͤnde, aͤußerſt leſenswerth. Bey ſolchen Vorzuͤgen kan man zwar das Rauhe des Vortrags und der Sprache uͤberſehen; dennoch waͤre zu wuͤnſchen, daß die laͤngſt verſprochne franzoͤſiſche Ueberſetzung dieſes Werks mit Herrn d'Arquier's Anmerkungen bald erſcheinen moͤchte.

Herr Bode (Anleitung zur Kenntniß des geſtirnten Himmels, 5te Aufl. Berlin, 1788. gr.8. III. Abth. 4. Abſchn.) ſtellt die Muthmaßungen uͤber die Groͤße, Bewohnbarkeit und Anordnung der Fixſternwelt mit vieler Wuͤrde und Anmuth der Schreibart dar. Ohne ſich genau an Lamberts Ideen zu binden, ſcheint er vielmehr alle Fixſterne der Milchſtraße mit uns in ein einziges Syſtem zuſammenzuziehen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0704" xml:id="P.4.694" n="694"/><lb/>
Orions dafu&#x0364;r halten; die Erfahrung mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e lehren, ob die&#x017F;er Fleck periodi&#x017F;che Lichtaba&#x0364;nderungen nach der Theorie der Pha&#x017F;en zeigen und &#x017F;ich etwa dadurch als ein dunkler, von umlaufenden Sonnen erleuchteter, Ko&#x0364;rper zu erkennen geben werde.</p>
            <p>Die Milch&#x017F;traße &#x017F;etzt Lambert aus lauter a&#x0364;hnlichen durch eben &#x017F;olche Ab&#x017F;ta&#x0364;nde getrennten Sy&#x017F;temen zu&#x017F;ammen, die er bisweilen &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#b">Milch&#x017F;traßen</hi> nennt. Jedes einzelne Sy&#x017F;tem fu&#x0364;r &#x017F;ich wu&#x0364;rde wie ein bla&#x017F;&#x017F;es Wo&#x0364;lkchen oder Nebelfleck er&#x017F;cheinen; alle zu&#x017F;ammen &#x017F;chieben &#x017F;ich in einander, und bilden die lichte Zone, die doch an manchen Stellen unterbrochen, ge&#x017F;palten oder in kleine Wo&#x0364;lkchen zertheilt &#x017F;cheint. Jedes die&#x017F;er unza&#x0364;hlbaren Sy&#x017F;teme hat &#x017F;einen eignen Hauptko&#x0364;rper, und vielleicht machen &#x017F;ie alle zu&#x017F;ammen nur ein Sy&#x017F;tem einer noch ho&#x0364;hern Ordnung aus, in de&#x017F;&#x017F;en Mittelpunkte &#x017F;ich wieder ein Hauptko&#x0364;rper von einer noch betra&#x0364;chtlichern &#x017F;einem ungeheuren Gebiete angeme&#x017F;&#x017F;enen Gro&#x0364;ße befindet; vielleicht muß man noch durch mehrere &#x017F;olche Ordnungen oder Stufen auf&#x017F;teigen, ehe man die Grenze die&#x017F;er Reihe erreicht, die dem Throne der Allmacht am na&#x0364;ch&#x017F;ten i&#x017F;t, u. &#x017F;. w.</p>
            <p>Das Buch des verewigten Lamberts, welches die&#x017F;e Aus&#x017F;ichten in das Reich der Scho&#x0364;pfung vortra&#x0364;gt, wird &#x017F;owohl durch &#x017F;einen großen Gegen&#x017F;tand, als durch den eignen philo&#x017F;ophi&#x017F;chen Gang in Zergliederung der Muthmaßungen und ihrer Gru&#x0364;nde, a&#x0364;ußer&#x017F;t le&#x017F;enswerth. Bey &#x017F;olchen Vorzu&#x0364;gen kan man zwar das Rauhe des Vortrags und der Sprache u&#x0364;ber&#x017F;ehen; dennoch wa&#x0364;re zu wu&#x0364;n&#x017F;chen, daß die la&#x0364;ng&#x017F;t ver&#x017F;prochne franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Ueber&#x017F;etzung die&#x017F;es Werks mit Herrn <hi rendition="#b">d'Arquier's</hi> Anmerkungen bald er&#x017F;cheinen mo&#x0364;chte.</p>
            <p>Herr <hi rendition="#b">Bode</hi> (Anleitung zur Kenntniß des ge&#x017F;tirnten Himmels, 5te Aufl. Berlin, 1788. gr.8. <hi rendition="#aq">III.</hi> Abth. 4. Ab&#x017F;chn.) &#x017F;tellt die Muthmaßungen u&#x0364;ber die Gro&#x0364;ße, Bewohnbarkeit und Anordnung der Fix&#x017F;ternwelt mit vieler Wu&#x0364;rde und Anmuth der Schreibart dar. Ohne &#x017F;ich genau an Lamberts Ideen zu binden, &#x017F;cheint er vielmehr alle Fix&#x017F;terne der Milch&#x017F;traße mit uns in ein einziges Sy&#x017F;tem zu&#x017F;ammenzuziehen,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[694/0704] Orions dafuͤr halten; die Erfahrung muͤſſe lehren, ob dieſer Fleck periodiſche Lichtabaͤnderungen nach der Theorie der Phaſen zeigen und ſich etwa dadurch als ein dunkler, von umlaufenden Sonnen erleuchteter, Koͤrper zu erkennen geben werde. Die Milchſtraße ſetzt Lambert aus lauter aͤhnlichen durch eben ſolche Abſtaͤnde getrennten Syſtemen zuſammen, die er bisweilen ſelbſt Milchſtraßen nennt. Jedes einzelne Syſtem fuͤr ſich wuͤrde wie ein blaſſes Woͤlkchen oder Nebelfleck erſcheinen; alle zuſammen ſchieben ſich in einander, und bilden die lichte Zone, die doch an manchen Stellen unterbrochen, geſpalten oder in kleine Woͤlkchen zertheilt ſcheint. Jedes dieſer unzaͤhlbaren Syſteme hat ſeinen eignen Hauptkoͤrper, und vielleicht machen ſie alle zuſammen nur ein Syſtem einer noch hoͤhern Ordnung aus, in deſſen Mittelpunkte ſich wieder ein Hauptkoͤrper von einer noch betraͤchtlichern ſeinem ungeheuren Gebiete angemeſſenen Groͤße befindet; vielleicht muß man noch durch mehrere ſolche Ordnungen oder Stufen aufſteigen, ehe man die Grenze dieſer Reihe erreicht, die dem Throne der Allmacht am naͤchſten iſt, u. ſ. w. Das Buch des verewigten Lamberts, welches dieſe Ausſichten in das Reich der Schoͤpfung vortraͤgt, wird ſowohl durch ſeinen großen Gegenſtand, als durch den eignen philoſophiſchen Gang in Zergliederung der Muthmaßungen und ihrer Gruͤnde, aͤußerſt leſenswerth. Bey ſolchen Vorzuͤgen kan man zwar das Rauhe des Vortrags und der Sprache uͤberſehen; dennoch waͤre zu wuͤnſchen, daß die laͤngſt verſprochne franzoͤſiſche Ueberſetzung dieſes Werks mit Herrn d'Arquier's Anmerkungen bald erſcheinen moͤchte. Herr Bode (Anleitung zur Kenntniß des geſtirnten Himmels, 5te Aufl. Berlin, 1788. gr.8. III. Abth. 4. Abſchn.) ſtellt die Muthmaßungen uͤber die Groͤße, Bewohnbarkeit und Anordnung der Fixſternwelt mit vieler Wuͤrde und Anmuth der Schreibart dar. Ohne ſich genau an Lamberts Ideen zu binden, ſcheint er vielmehr alle Fixſterne der Milchſtraße mit uns in ein einziges Syſtem zuſammenzuziehen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/704
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 694. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/704>, abgerufen am 28.07.2024.