Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Freylich sind die Fälle nicht immer so einfach, wie der in der Figur angenommene. Wie man sich in zusammengesetztern hilft, erklären die im vorigen Artikel angeführten Schriften des Picard (Traite du nivellement), Böhm (Gründliche Anl. zur Meßkunst auf dem Felde) und andere Einleitungen in die praktische Geometrie, welcher dieser Gegenstand eigentlich zugehört. Für den Physiker ist nur noch die Berichtigung merkwürdig, welche hiebey wegen der Krümmung der Erdfläche, oder wegen des Unterschieds zwischen scheinbarer und wahrer Horizontallinie nöthig wird, s. Horizontal. Wenn die Weite, durch welche man auf einmal hinaus visirt, oder auf welche man die von der Wasserwage angegebne Linie verlängert (Coup de niveau), nicht groß ist, so bedarf es dieser Berichtigung nicht. Visirt man aber auf eine große Weite AD, Taf. XXVI. Fig. 72., die einen merklichen Theil der Erdfläche ausmacht, so giebt die Wasserwage eine scheinbare gerade Horizontallinie AD an, da doch die wahre Horizontallinie AE ein Bogen eines größten Kreises der Erdkugel ist. Jene trift an der lothrechten Höhe ED einen zu hoch liegenden Punkt D, und giebt also das Gefälle von E bis A um die Linie ED zu groß an. Um nun die Größe ED zu bestimmen, muß die Weite AE entweder in Längenmaaße, oder im Bogen, als Maaß des Winkels ACE, bekannt seyn. Im erstern Falle wird man AD=AE annehmen können (weil doch nie über 7 1/2 Meilen oder 1/2 Grad weit visirt wird, also der Winkel ACE immer < 1/2° ist, in welchem Falle sich der Bogen AE von seiner Tangente AD nicht merklich unterscheidet). Alsdann hat man
Da nun AD allemal noch sehr klein gegen AC bleibt, so läßt sich ohne merklichen Fehler die Quadratwurzel aus AC+AD=AC+(AD/2AC) setzen, und wenn man hievon AC abzieht, so erhält man Freylich ſind die Faͤlle nicht immer ſo einfach, wie der in der Figur angenommene. Wie man ſich in zuſammengeſetztern hilft, erklaͤren die im vorigen Artikel angefuͤhrten Schriften des Picard (Traité du nivellement), Boͤhm (Gruͤndliche Anl. zur Meßkunſt auf dem Felde) und andere Einleitungen in die praktiſche Geometrie, welcher dieſer Gegenſtand eigentlich zugehoͤrt. Fuͤr den Phyſiker iſt nur noch die Berichtigung merkwuͤrdig, welche hiebey wegen der Kruͤmmung der Erdflaͤche, oder wegen des Unterſchieds zwiſchen ſcheinbarer und wahrer Horizontallinie noͤthig wird, ſ. Horizontal. Wenn die Weite, durch welche man auf einmal hinaus viſirt, oder auf welche man die von der Waſſerwage angegebne Linie verlaͤngert (Coup de niveau), nicht groß iſt, ſo bedarf es dieſer Berichtigung nicht. Viſirt man aber auf eine große Weite AD, Taf. XXVI. Fig. 72., die einen merklichen Theil der Erdflaͤche ausmacht, ſo giebt die Waſſerwage eine ſcheinbare gerade Horizontallinie AD an, da doch die wahre Horizontallinie AE ein Bogen eines groͤßten Kreiſes der Erdkugel iſt. Jene trift an der lothrechten Hoͤhe ED einen zu hoch liegenden Punkt D, und giebt alſo das Gefaͤlle von E bis A um die Linie ED zu groß an. Um nun die Groͤße ED zu beſtimmen, muß die Weite AE entweder in Laͤngenmaaße, oder im Bogen, als Maaß des Winkels ACE, bekannt ſeyn. Im erſtern Falle wird man AD=AE annehmen koͤnnen (weil doch nie uͤber 7 1/2 Meilen oder 1/2 Grad weit viſirt wird, alſo der Winkel ACE immer < 1/2° iſt, in welchem Falle ſich der Bogen AE von ſeiner Tangente AD nicht merklich unterſcheidet). Alsdann hat man
Da nun AD allemal noch ſehr klein gegen AC bleibt, ſo laͤßt ſich ohne merklichen Fehler die Quadratwurzel aus AC+AD=AC+(AD/2AC) ſetzen, und wenn man hievon AC abzieht, ſo erhaͤlt man <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0679" xml:id="P.4.669" n="669"/><lb/> </p> <p>Freylich ſind die Faͤlle nicht immer ſo einfach, wie der in der Figur angenommene. Wie man ſich in zuſammengeſetztern hilft, erklaͤren die im vorigen Artikel angefuͤhrten Schriften des <hi rendition="#b">Picard</hi> (<hi rendition="#aq">Traité du nivellement</hi>), <hi rendition="#b">Boͤhm</hi> (Gruͤndliche Anl. zur Meßkunſt auf dem Felde) und andere Einleitungen in die praktiſche Geometrie, welcher dieſer Gegenſtand eigentlich zugehoͤrt.</p> <p>Fuͤr den Phyſiker iſt nur noch die Berichtigung merkwuͤrdig, welche hiebey wegen der Kruͤmmung der Erdflaͤche, oder wegen des Unterſchieds zwiſchen ſcheinbarer und wahrer Horizontallinie noͤthig wird, <hi rendition="#b">ſ. Horizontal.</hi> Wenn die Weite, durch welche man <hi rendition="#b">auf einmal</hi> hinaus viſirt, oder auf welche man die von der Waſſerwage angegebne Linie verlaͤngert (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Coup de niveau</hi></hi>), nicht groß iſt, ſo bedarf es dieſer Berichtigung nicht. Viſirt man aber auf eine große Weite <hi rendition="#aq">AD,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XXVI.</hi> Fig. 72., die einen merklichen Theil der Erdflaͤche ausmacht, ſo giebt die Waſſerwage eine ſcheinbare gerade Horizontallinie <hi rendition="#aq">AD</hi> an, da doch die wahre Horizontallinie <hi rendition="#aq">AE</hi> ein Bogen eines groͤßten Kreiſes der Erdkugel iſt. Jene trift an der lothrechten Hoͤhe <hi rendition="#aq">ED</hi> einen zu hoch liegenden Punkt <hi rendition="#aq">D,</hi> und giebt alſo das Gefaͤlle von <hi rendition="#aq">E</hi> bis <hi rendition="#aq">A</hi> um die Linie <hi rendition="#aq">ED</hi> zu groß an.</p> <p>Um nun die Groͤße <hi rendition="#aq">ED</hi> zu beſtimmen, muß die Weite <hi rendition="#aq">AE</hi> entweder in Laͤngenmaaße, oder im Bogen, als Maaß des Winkels <hi rendition="#aq">ACE,</hi> bekannt ſeyn.</p> <p>Im erſtern Falle wird man <hi rendition="#aq">AD=AE</hi> annehmen koͤnnen (weil doch nie uͤber 7 1/2 Meilen oder 1/2 Grad weit viſirt wird, alſo der Winkel <hi rendition="#aq">ACE</hi> immer < 1/2° iſt, in welchem Falle ſich der Bogen <hi rendition="#aq">AE</hi> von ſeiner Tangente <hi rendition="#aq">AD</hi> nicht merklich unterſcheidet). Alsdann hat man Da nun <hi rendition="#aq">AD</hi> allemal noch ſehr klein gegen <hi rendition="#aq">AC</hi> bleibt, ſo laͤßt ſich ohne merklichen Fehler die Quadratwurzel aus <hi rendition="#aq">AC+AD=AC+(AD/2AC)</hi> ſetzen, und wenn man hievon <hi rendition="#aq">AC</hi> abzieht, ſo erhaͤlt man<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [669/0679]
Freylich ſind die Faͤlle nicht immer ſo einfach, wie der in der Figur angenommene. Wie man ſich in zuſammengeſetztern hilft, erklaͤren die im vorigen Artikel angefuͤhrten Schriften des Picard (Traité du nivellement), Boͤhm (Gruͤndliche Anl. zur Meßkunſt auf dem Felde) und andere Einleitungen in die praktiſche Geometrie, welcher dieſer Gegenſtand eigentlich zugehoͤrt.
Fuͤr den Phyſiker iſt nur noch die Berichtigung merkwuͤrdig, welche hiebey wegen der Kruͤmmung der Erdflaͤche, oder wegen des Unterſchieds zwiſchen ſcheinbarer und wahrer Horizontallinie noͤthig wird, ſ. Horizontal. Wenn die Weite, durch welche man auf einmal hinaus viſirt, oder auf welche man die von der Waſſerwage angegebne Linie verlaͤngert (Coup de niveau), nicht groß iſt, ſo bedarf es dieſer Berichtigung nicht. Viſirt man aber auf eine große Weite AD, Taf. XXVI. Fig. 72., die einen merklichen Theil der Erdflaͤche ausmacht, ſo giebt die Waſſerwage eine ſcheinbare gerade Horizontallinie AD an, da doch die wahre Horizontallinie AE ein Bogen eines groͤßten Kreiſes der Erdkugel iſt. Jene trift an der lothrechten Hoͤhe ED einen zu hoch liegenden Punkt D, und giebt alſo das Gefaͤlle von E bis A um die Linie ED zu groß an.
Um nun die Groͤße ED zu beſtimmen, muß die Weite AE entweder in Laͤngenmaaße, oder im Bogen, als Maaß des Winkels ACE, bekannt ſeyn.
Im erſtern Falle wird man AD=AE annehmen koͤnnen (weil doch nie uͤber 7 1/2 Meilen oder 1/2 Grad weit viſirt wird, alſo der Winkel ACE immer < 1/2° iſt, in welchem Falle ſich der Bogen AE von ſeiner Tangente AD nicht merklich unterſcheidet). Alsdann hat man Da nun AD allemal noch ſehr klein gegen AC bleibt, ſo laͤßt ſich ohne merklichen Fehler die Quadratwurzel aus AC+AD=AC+(AD/2AC) ſetzen, und wenn man hievon AC abzieht, ſo erhaͤlt man
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |