Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Säule eine Gewalt aus, welche die bloße elektrische Anziehung nie zu bewirken vermöchte.

Reimarus wagt es zwar nicht, die Ursache dieser Wirbelbewegung zu erforschen, glaubt aber doch, daß sie in der Wolke liege und durch die Elektricität erregt werde, wenn gewisse noch unbekannte äußere Umstände mitwirken. Dryfhouts Beobachtung, bey der die umdrehende Bewegung in der Wolke selbst noch vor Entstehung des Schweifs wahrgenommen ward, scheint dieses zu bestätigen. Reimarus macht hieraus begreiflich, warum die Wettersäulen nie bey starken Stürmen entstehen, weil letztere die Umdrehung um eine bestimmte Axe stören: ingleichen, warum die Wetterwirbel nicht bey jedem Gewitter und in manchen Meeren und Gegenden öfter, als in andern, entstehen, weil die zur Wirbelbewegung nöthigen Umstände nicht immer und an manchen Orten mehr, als an andern, vorhanden seyn können. Er begegnet endlich den Einwürfen, daß nicht alle Wasserhosen mit Blitzen aufhören, und manche auch nach erfolgter Berührung des obern und untern Theils noch immer fortdauren, indem er bemerkt, daß man die Blitze vielleicht nicht allemal sehe, und die heftige Bewegung auch nach aufgehobner Anziehung noch eine ziemliche Zeit wegen der Trägheit fortdauern könne.

v. Musschenbroek, Introd. ad philos. nat. To. II. §. 2371. u. f.

Priestley Gesch. der Elektricität durch Krünitz, S. 237. u. f.

Reimarus vom Blitze, §. 155. u. f.

Wasserschraube, archimedeische, Wasserschnecke, Cochlea Archimedis, Vis d'Archimede. Eine zu Erhebung des Wassers dienende Maschine, welche aus einer hohlen Röhre oder einem Canale besteht, der nach Art eines Schraubengangs um eine schiefliegende Spindel AB, Taf. XXVI. Fig. 69., gewunden ist. Wenn die untere Oefnung dieser Röhre C unter dem Wasser steht, so tritt dieses nach hydrostatischen Gesetzen von selbst ein und füllt einen Theil der Röhre. Wird nun die Spindel


Saͤule eine Gewalt aus, welche die bloße elektriſche Anziehung nie zu bewirken vermoͤchte.

Reimarus wagt es zwar nicht, die Urſache dieſer Wirbelbewegung zu erforſchen, glaubt aber doch, daß ſie in der Wolke liege und durch die Elektricitaͤt erregt werde, wenn gewiſſe noch unbekannte aͤußere Umſtaͤnde mitwirken. Dryfhouts Beobachtung, bey der die umdrehende Bewegung in der Wolke ſelbſt noch vor Entſtehung des Schweifs wahrgenommen ward, ſcheint dieſes zu beſtaͤtigen. Reimarus macht hieraus begreiflich, warum die Wetterſaͤulen nie bey ſtarken Stuͤrmen entſtehen, weil letztere die Umdrehung um eine beſtimmte Axe ſtoͤren: ingleichen, warum die Wetterwirbel nicht bey jedem Gewitter und in manchen Meeren und Gegenden oͤfter, als in andern, entſtehen, weil die zur Wirbelbewegung noͤthigen Umſtaͤnde nicht immer und an manchen Orten mehr, als an andern, vorhanden ſeyn koͤnnen. Er begegnet endlich den Einwuͤrfen, daß nicht alle Waſſerhoſen mit Blitzen aufhoͤren, und manche auch nach erfolgter Beruͤhrung des obern und untern Theils noch immer fortdauren, indem er bemerkt, daß man die Blitze vielleicht nicht allemal ſehe, und die heftige Bewegung auch nach aufgehobner Anziehung noch eine ziemliche Zeit wegen der Traͤgheit fortdauern koͤnne.

v. Muſſchenbroek, Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 2371. u. f.

Prieſtley Geſch. der Elektricitaͤt durch Kruͤnitz, S. 237. u. f.

Reimarus vom Blitze, §. 155. u. f.

Waſſerſchraube, archimedeiſche, Waſſerſchnecke, Cochlea Archimedis, Vis d'Archimede. Eine zu Erhebung des Waſſers dienende Maſchine, welche aus einer hohlen Roͤhre oder einem Canale beſteht, der nach Art eines Schraubengangs um eine ſchiefliegende Spindel AB, Taf. XXVI. Fig. 69., gewunden iſt. Wenn die untere Oefnung dieſer Roͤhre C unter dem Waſſer ſteht, ſo tritt dieſes nach hydroſtatiſchen Geſetzen von ſelbſt ein und fuͤllt einen Theil der Roͤhre. Wird nun die Spindel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0672" xml:id="P.4.662" n="662"/><lb/>
Sa&#x0364;ule eine Gewalt aus, welche die bloße elektri&#x017F;che Anziehung nie zu bewirken vermo&#x0364;chte.</p>
            <p><hi rendition="#b">Reimarus</hi> wagt es zwar nicht, die Ur&#x017F;ache die&#x017F;er Wirbelbewegung zu erfor&#x017F;chen, glaubt aber doch, daß &#x017F;ie in der Wolke liege und durch die Elektricita&#x0364;t erregt werde, wenn gewi&#x017F;&#x017F;e noch unbekannte a&#x0364;ußere Um&#x017F;ta&#x0364;nde mitwirken. <hi rendition="#b">Dryfhouts</hi> Beobachtung, bey der die umdrehende Bewegung in der Wolke &#x017F;elb&#x017F;t noch vor Ent&#x017F;tehung des Schweifs wahrgenommen ward, &#x017F;cheint die&#x017F;es zu be&#x017F;ta&#x0364;tigen. <hi rendition="#b">Reimarus</hi> macht hieraus begreiflich, warum die Wetter&#x017F;a&#x0364;ulen nie bey &#x017F;tarken Stu&#x0364;rmen ent&#x017F;tehen, weil letztere die Umdrehung um eine be&#x017F;timmte Axe &#x017F;to&#x0364;ren: ingleichen, warum die Wetterwirbel nicht bey jedem Gewitter und in manchen Meeren und Gegenden o&#x0364;fter, als in andern, ent&#x017F;tehen, weil die zur Wirbelbewegung no&#x0364;thigen Um&#x017F;ta&#x0364;nde nicht immer und an manchen Orten mehr, als an andern, vorhanden &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen. Er begegnet endlich den Einwu&#x0364;rfen, daß nicht alle Wa&#x017F;&#x017F;erho&#x017F;en mit Blitzen aufho&#x0364;ren, und manche auch nach erfolgter Beru&#x0364;hrung des obern und untern Theils noch immer fortdauren, indem er bemerkt, daß man die Blitze vielleicht nicht allemal &#x017F;ehe, und die heftige Bewegung auch nach aufgehobner Anziehung noch eine ziemliche Zeit wegen der Tra&#x0364;gheit fortdauern ko&#x0364;nne.</p>
            <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v. Mu&#x017F;&#x017F;chenbroek,</hi> Introd. ad philo&#x017F;. nat. To. II. §. 2371.</hi> u. f.</p>
            <p><hi rendition="#b">Prie&#x017F;tley</hi> Ge&#x017F;ch. der Elektricita&#x0364;t durch Kru&#x0364;nitz, S. 237. u. f.</p>
            <p><hi rendition="#b">Reimarus</hi> vom Blitze, §. 155. u. f.</p>
            <p><hi rendition="#b">Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;chraube, archimedei&#x017F;che, Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;chnecke,</hi><hi rendition="#aq">Cochlea Archimedis, <hi rendition="#i">Vis d'Archimede.</hi></hi> Eine zu Erhebung des Wa&#x017F;&#x017F;ers dienende Ma&#x017F;chine, welche aus einer hohlen Ro&#x0364;hre oder einem Canale be&#x017F;teht, der nach Art eines Schraubengangs um eine &#x017F;chiefliegende Spindel <hi rendition="#aq">AB,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XXVI.</hi> Fig. 69., gewunden i&#x017F;t. Wenn die untere Oefnung die&#x017F;er Ro&#x0364;hre <hi rendition="#aq">C</hi> unter dem Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;teht, &#x017F;o tritt die&#x017F;es nach hydro&#x017F;tati&#x017F;chen Ge&#x017F;etzen von &#x017F;elb&#x017F;t ein und fu&#x0364;llt einen Theil der Ro&#x0364;hre. Wird nun die Spindel<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[662/0672] Saͤule eine Gewalt aus, welche die bloße elektriſche Anziehung nie zu bewirken vermoͤchte. Reimarus wagt es zwar nicht, die Urſache dieſer Wirbelbewegung zu erforſchen, glaubt aber doch, daß ſie in der Wolke liege und durch die Elektricitaͤt erregt werde, wenn gewiſſe noch unbekannte aͤußere Umſtaͤnde mitwirken. Dryfhouts Beobachtung, bey der die umdrehende Bewegung in der Wolke ſelbſt noch vor Entſtehung des Schweifs wahrgenommen ward, ſcheint dieſes zu beſtaͤtigen. Reimarus macht hieraus begreiflich, warum die Wetterſaͤulen nie bey ſtarken Stuͤrmen entſtehen, weil letztere die Umdrehung um eine beſtimmte Axe ſtoͤren: ingleichen, warum die Wetterwirbel nicht bey jedem Gewitter und in manchen Meeren und Gegenden oͤfter, als in andern, entſtehen, weil die zur Wirbelbewegung noͤthigen Umſtaͤnde nicht immer und an manchen Orten mehr, als an andern, vorhanden ſeyn koͤnnen. Er begegnet endlich den Einwuͤrfen, daß nicht alle Waſſerhoſen mit Blitzen aufhoͤren, und manche auch nach erfolgter Beruͤhrung des obern und untern Theils noch immer fortdauren, indem er bemerkt, daß man die Blitze vielleicht nicht allemal ſehe, und die heftige Bewegung auch nach aufgehobner Anziehung noch eine ziemliche Zeit wegen der Traͤgheit fortdauern koͤnne. v. Muſſchenbroek, Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 2371. u. f. Prieſtley Geſch. der Elektricitaͤt durch Kruͤnitz, S. 237. u. f. Reimarus vom Blitze, §. 155. u. f. Waſſerſchraube, archimedeiſche, Waſſerſchnecke, Cochlea Archimedis, Vis d'Archimede. Eine zu Erhebung des Waſſers dienende Maſchine, welche aus einer hohlen Roͤhre oder einem Canale beſteht, der nach Art eines Schraubengangs um eine ſchiefliegende Spindel AB, Taf. XXVI. Fig. 69., gewunden iſt. Wenn die untere Oefnung dieſer Roͤhre C unter dem Waſſer ſteht, ſo tritt dieſes nach hydroſtatiſchen Geſetzen von ſelbſt ein und fuͤllt einen Theil der Roͤhre. Wird nun die Spindel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/672
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/672>, abgerufen am 22.11.2024.