Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
D. Priestley's Untersuchungen der Gasarten hatten schon so manchen concreten Stof wider alles Erwarten in Luftform dargestellt, als Cavendish im Jahre 1782 auch das Wasser in dieser neuen Form entdeckte. Er hatte nemlich den Ursprung desjenigen Wassers untersucht, das man (nach einer von Warltire gemachten Beobachtung) allemal in den Gefäßen findet, in welchen Mischungen von brennbarer und atmosphärischer Luft verbrannt sind, und dabey gefunden, daß eine Mischung von brennbarer und dephlogistisirter Luft in gehörigem Verhältnisse, durch den elektrischen Funken entzündet, sich gänzlich in Wasser verwandle. Um eben diese Zeit entdeckte auch Priestley, daß sich reines Wasser durch Verbindung mit lebendigem Kalke, oder in irdenen Retorten, Flintenläufen rc. durch die Hitze in Luftarten verwandeln lasse. Die Versuche von Priestley sind im dritten Bande seiner Versuche und Beobachtungen über verschiedene Gegenstände der Naturlehre, und die von Cavendish in den philosophischen Transactionen vom Jahre 1784 beschrieben (s. auch Crells chemische Annalen, 1785. B. I. S. 324. u. f. Watt der an diesen Versuchen viel Antheil genommen hatte, schloß daraus, das Wasser sey aus dephlogistisirter und brennbarer Luft zusammengesetzt, die man ihrer latenten Wärme beraubt habe; und die dephlogistisirte Luft selbst sey nichts anders, als ein seines Phlogistons beraubtes und mit Elementarfeuer und Licht verbundenes Wasser, ein dephlogistisirtes Wasser in Luftgestalt. Er unterstützte diese Theorie durch die Bemerkung, daß die Substanzen, aus denen man dephlogistisirte Luft erhält, z. B. Salpeter, Alaun, Metallkalke, eine sehr starke Verwandtschaft mit dem Phlogiston haben, mithin dasselbe bey der Entwickelung der Luft an sich behalten. Daraus erklärte er auch,
D. Prieſtley's Unterſuchungen der Gasarten hatten ſchon ſo manchen concreten Stof wider alles Erwarten in Luftform dargeſtellt, als Cavendiſh im Jahre 1782 auch das Waſſer in dieſer neuen Form entdeckte. Er hatte nemlich den Urſprung desjenigen Waſſers unterſucht, das man (nach einer von Warltire gemachten Beobachtung) allemal in den Gefaͤßen findet, in welchen Miſchungen von brennbarer und atmoſphaͤriſcher Luft verbrannt ſind, und dabey gefunden, daß eine Miſchung von brennbarer und dephlogiſtiſirter Luft in gehoͤrigem Verhaͤltniſſe, durch den elektriſchen Funken entzuͤndet, ſich gaͤnzlich in Waſſer verwandle. Um eben dieſe Zeit entdeckte auch Prieſtley, daß ſich reines Waſſer durch Verbindung mit lebendigem Kalke, oder in irdenen Retorten, Flintenlaͤufen rc. durch die Hitze in Luftarten verwandeln laſſe. Die Verſuche von Prieſtley ſind im dritten Bande ſeiner Verſuche und Beobachtungen uͤber verſchiedene Gegenſtaͤnde der Naturlehre, und die von Cavendiſh in den philoſophiſchen Transactionen vom Jahre 1784 beſchrieben (ſ. auch Crells chemiſche Annalen, 1785. B. I. S. 324. u. f. Watt der an dieſen Verſuchen viel Antheil genommen hatte, ſchloß daraus, das Waſſer ſey aus dephlogiſtiſirter und brennbarer Luft zuſammengeſetzt, die man ihrer latenten Waͤrme beraubt habe; und die dephlogiſtiſirte Luft ſelbſt ſey nichts anders, als ein ſeines Phlogiſtons beraubtes und mit Elementarfeuer und Licht verbundenes Waſſer, ein dephlogiſtiſirtes Waſſer in Luftgeſtalt. Er unterſtuͤtzte dieſe Theorie durch die Bemerkung, daß die Subſtanzen, aus denen man dephlogiſtiſirte Luft erhaͤlt, z. B. Salpeter, Alaun, Metallkalke, eine ſehr ſtarke Verwandtſchaft mit dem Phlogiſton haben, mithin daſſelbe bey der Entwickelung der Luft an ſich behalten. Daraus erklaͤrte er auch, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0657" xml:id="P.4.647" n="647"/><lb/> kan, zum Schluſſe dieſes Artikels noch etwas hievon beyzubringen. <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Verſuche uͤber die Zerlegung und Zuſammenſetzung des Waſſers.</hi></hi></p> <p><hi rendition="#b">D. Prieſtley's</hi> Unterſuchungen der Gasarten hatten ſchon ſo manchen concreten Stof wider alles Erwarten in Luftform dargeſtellt, als <hi rendition="#b">Cavendiſh</hi> im Jahre 1782 auch das Waſſer in dieſer neuen Form entdeckte. Er hatte nemlich den Urſprung desjenigen Waſſers unterſucht, das man (nach einer von <hi rendition="#b">Warltire</hi> gemachten Beobachtung) allemal in den Gefaͤßen findet, in welchen Miſchungen von brennbarer und atmoſphaͤriſcher Luft verbrannt ſind, und dabey gefunden, daß eine Miſchung von <hi rendition="#b">brennbarer</hi> und <hi rendition="#b">dephlogiſtiſirter Luft</hi> in gehoͤrigem Verhaͤltniſſe, durch den elektriſchen Funken entzuͤndet, ſich gaͤnzlich in Waſſer verwandle. Um eben dieſe Zeit entdeckte auch <hi rendition="#b">Prieſtley,</hi> daß ſich reines Waſſer durch Verbindung mit lebendigem Kalke, oder in irdenen Retorten, Flintenlaͤufen rc. durch die Hitze in Luftarten verwandeln laſſe. Die Verſuche von <hi rendition="#b">Prieſtley</hi> ſind im dritten Bande ſeiner Verſuche und Beobachtungen uͤber verſchiedene Gegenſtaͤnde der Naturlehre, und die von <hi rendition="#b">Cavendiſh</hi> in den philoſophiſchen Transactionen vom Jahre 1784 beſchrieben (ſ. auch <hi rendition="#b">Crells</hi> chemiſche Annalen, 1785. B. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 324. u. f.</p> </div> <div n="3"> <head>Watt</head><lb/> <p>der an dieſen Verſuchen viel Antheil genommen hatte, ſchloß daraus, das Waſſer ſey aus dephlogiſtiſirter und brennbarer Luft zuſammengeſetzt, die man ihrer latenten Waͤrme beraubt habe; und die dephlogiſtiſirte Luft ſelbſt ſey nichts anders, als ein ſeines Phlogiſtons beraubtes und mit Elementarfeuer und Licht verbundenes Waſſer, ein dephlogiſtiſirtes Waſſer in Luftgeſtalt. Er unterſtuͤtzte dieſe Theorie durch die Bemerkung, daß die Subſtanzen, aus denen man dephlogiſtiſirte Luft erhaͤlt, z. B. Salpeter, Alaun, Metallkalke, eine ſehr ſtarke Verwandtſchaft mit dem Phlogiſton haben, mithin daſſelbe bey der Entwickelung der Luft an ſich behalten. Daraus erklaͤrte er auch,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [647/0657]
kan, zum Schluſſe dieſes Artikels noch etwas hievon beyzubringen. Verſuche uͤber die Zerlegung und Zuſammenſetzung des Waſſers.
D. Prieſtley's Unterſuchungen der Gasarten hatten ſchon ſo manchen concreten Stof wider alles Erwarten in Luftform dargeſtellt, als Cavendiſh im Jahre 1782 auch das Waſſer in dieſer neuen Form entdeckte. Er hatte nemlich den Urſprung desjenigen Waſſers unterſucht, das man (nach einer von Warltire gemachten Beobachtung) allemal in den Gefaͤßen findet, in welchen Miſchungen von brennbarer und atmoſphaͤriſcher Luft verbrannt ſind, und dabey gefunden, daß eine Miſchung von brennbarer und dephlogiſtiſirter Luft in gehoͤrigem Verhaͤltniſſe, durch den elektriſchen Funken entzuͤndet, ſich gaͤnzlich in Waſſer verwandle. Um eben dieſe Zeit entdeckte auch Prieſtley, daß ſich reines Waſſer durch Verbindung mit lebendigem Kalke, oder in irdenen Retorten, Flintenlaͤufen rc. durch die Hitze in Luftarten verwandeln laſſe. Die Verſuche von Prieſtley ſind im dritten Bande ſeiner Verſuche und Beobachtungen uͤber verſchiedene Gegenſtaͤnde der Naturlehre, und die von Cavendiſh in den philoſophiſchen Transactionen vom Jahre 1784 beſchrieben (ſ. auch Crells chemiſche Annalen, 1785. B. I. S. 324. u. f.
Watt
der an dieſen Verſuchen viel Antheil genommen hatte, ſchloß daraus, das Waſſer ſey aus dephlogiſtiſirter und brennbarer Luft zuſammengeſetzt, die man ihrer latenten Waͤrme beraubt habe; und die dephlogiſtiſirte Luft ſelbſt ſey nichts anders, als ein ſeines Phlogiſtons beraubtes und mit Elementarfeuer und Licht verbundenes Waſſer, ein dephlogiſtiſirtes Waſſer in Luftgeſtalt. Er unterſtuͤtzte dieſe Theorie durch die Bemerkung, daß die Subſtanzen, aus denen man dephlogiſtiſirte Luft erhaͤlt, z. B. Salpeter, Alaun, Metallkalke, eine ſehr ſtarke Verwandtſchaft mit dem Phlogiſton haben, mithin daſſelbe bey der Entwickelung der Luft an ſich behalten. Daraus erklaͤrte er auch,
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