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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Menge brennbarer Luft, wobey sich der Drath in einen feinen Eisenkalk verwandelte. Obgleich die Folgen, welche man aus diesen Versuchen gezogen hat, auf mannigfaltige Art von einander abweichen, so zeigen sie doch so viel, daß das Wasser fähig sey, in der Glühhitze durch irgend einen hinzukommenden Umstand eine permanente Luftgestalt anzunehmen, und sehr viele halten mit Watt und Achard die dephlogistisirte Luft für nichts anders, als ein reines luftförmiges Wasser, so daß nach dieser Meinung Eis, Wasser, Wasserdampf und reine Luft ein und eben derselbe Stof sind, welcher blos nach dem Maaße seiner verschiedenen Verbindung mit der Wärme die eine oder die andere dieser vier Gestalten annimmt.

Gleichwohl führt dieser Stof nur unter seiner gewöhnlichen tropfbarflüßigen Gestalt den eigentlichen Namen des Wassers. Unter dieser Gestalt haben wir hier, was seine mechanischen Eigenschaften betrift, noch sein Gewicht und seine Elasticität zu betrachten, alsdann aber von den chymischen Untersuchungen seiner Natur, und den unternommenen Zerlegungen und Zusammensetzungen des Wassers das Nöthigste hinzuzufügen. Gewicht des Wassers.

Bey Vergleichung der eigenthümlichen Gewichte der Körper ist das Gewicht des Wassers der gemeinschaftliche Maaßstab, oder die Einheit, auf welche alle übrige bezogen werden, s. Schwere, specifische. Man muß also die Größe dieser Einheit in allgemein bekannten Gewichtsmaaßen bestimmen können, weil hievon die Berechnung aller absoluten Gewichte der übrigen Körper abhängt, wenn man dieselben aus ihren eigenthümlichen Schweren finden will.

Wolf

(Nützl. Vers. Th. I. S. 12. 13.) bediente sich zu Abwägung des Wassers eines hohlen Würfels von Messingblech, dessen innerer Raum bis an die darauf verzeichneten Linien genau einen rheinländischen Cubikzoll faßte. Das Brunnenwasser, welches diesen Raum erfüllte, wog 495 Gran Medicinalgewicht, wobey die Waage so genau innestand,


Menge brennbarer Luft, wobey ſich der Drath in einen feinen Eiſenkalk verwandelte. Obgleich die Folgen, welche man aus dieſen Verſuchen gezogen hat, auf mannigfaltige Art von einander abweichen, ſo zeigen ſie doch ſo viel, daß das Waſſer faͤhig ſey, in der Gluͤhhitze durch irgend einen hinzukommenden Umſtand eine permanente Luftgeſtalt anzunehmen, und ſehr viele halten mit Watt und Achard die dephlogiſtiſirte Luft fuͤr nichts anders, als ein reines luftfoͤrmiges Waſſer, ſo daß nach dieſer Meinung Eis, Waſſer, Waſſerdampf und reine Luft ein und eben derſelbe Stof ſind, welcher blos nach dem Maaße ſeiner verſchiedenen Verbindung mit der Waͤrme die eine oder die andere dieſer vier Geſtalten annimmt.

Gleichwohl fuͤhrt dieſer Stof nur unter ſeiner gewoͤhnlichen tropfbarfluͤßigen Geſtalt den eigentlichen Namen des Waſſers. Unter dieſer Geſtalt haben wir hier, was ſeine mechaniſchen Eigenſchaften betrift, noch ſein Gewicht und ſeine Elaſticitaͤt zu betrachten, alsdann aber von den chymiſchen Unterſuchungen ſeiner Natur, und den unternommenen Zerlegungen und Zuſammenſetzungen des Waſſers das Noͤthigſte hinzuzufuͤgen. Gewicht des Waſſers.

Bey Vergleichung der eigenthuͤmlichen Gewichte der Koͤrper iſt das Gewicht des Waſſers der gemeinſchaftliche Maaßſtab, oder die Einheit, auf welche alle uͤbrige bezogen werden, ſ. Schwere, ſpecifiſche. Man muß alſo die Groͤße dieſer Einheit in allgemein bekannten Gewichtsmaaßen beſtimmen koͤnnen, weil hievon die Berechnung aller abſoluten Gewichte der uͤbrigen Koͤrper abhaͤngt, wenn man dieſelben aus ihren eigenthuͤmlichen Schweren finden will.

Wolf

(Nuͤtzl. Verſ. Th. I. S. 12. 13.) bediente ſich zu Abwaͤgung des Waſſers eines hohlen Wuͤrfels von Meſſingblech, deſſen innerer Raum bis an die darauf verzeichneten Linien genau einen rheinlaͤndiſchen Cubikzoll faßte. Das Brunnenwaſſer, welches dieſen Raum erfuͤllte, wog 495 Gran Medicinalgewicht, wobey die Waage ſo genau inneſtand,

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[629/0639] Menge brennbarer Luft, wobey ſich der Drath in einen feinen Eiſenkalk verwandelte. Obgleich die Folgen, welche man aus dieſen Verſuchen gezogen hat, auf mannigfaltige Art von einander abweichen, ſo zeigen ſie doch ſo viel, daß das Waſſer faͤhig ſey, in der Gluͤhhitze durch irgend einen hinzukommenden Umſtand eine permanente Luftgeſtalt anzunehmen, und ſehr viele halten mit Watt und Achard die dephlogiſtiſirte Luft fuͤr nichts anders, als ein reines luftfoͤrmiges Waſſer, ſo daß nach dieſer Meinung Eis, Waſſer, Waſſerdampf und reine Luft ein und eben derſelbe Stof ſind, welcher blos nach dem Maaße ſeiner verſchiedenen Verbindung mit der Waͤrme die eine oder die andere dieſer vier Geſtalten annimmt. Gleichwohl fuͤhrt dieſer Stof nur unter ſeiner gewoͤhnlichen tropfbarfluͤßigen Geſtalt den eigentlichen Namen des Waſſers. Unter dieſer Geſtalt haben wir hier, was ſeine mechaniſchen Eigenſchaften betrift, noch ſein Gewicht und ſeine Elaſticitaͤt zu betrachten, alsdann aber von den chymiſchen Unterſuchungen ſeiner Natur, und den unternommenen Zerlegungen und Zuſammenſetzungen des Waſſers das Noͤthigſte hinzuzufuͤgen. Gewicht des Waſſers. Bey Vergleichung der eigenthuͤmlichen Gewichte der Koͤrper iſt das Gewicht des Waſſers der gemeinſchaftliche Maaßſtab, oder die Einheit, auf welche alle uͤbrige bezogen werden, ſ. Schwere, ſpecifiſche. Man muß alſo die Groͤße dieſer Einheit in allgemein bekannten Gewichtsmaaßen beſtimmen koͤnnen, weil hievon die Berechnung aller abſoluten Gewichte der uͤbrigen Koͤrper abhaͤngt, wenn man dieſelben aus ihren eigenthuͤmlichen Schweren finden will. Wolf (Nuͤtzl. Verſ. Th. I. S. 12. 13.) bediente ſich zu Abwaͤgung des Waſſers eines hohlen Wuͤrfels von Meſſingblech, deſſen innerer Raum bis an die darauf verzeichneten Linien genau einen rheinlaͤndiſchen Cubikzoll faßte. Das Brunnenwaſſer, welches dieſen Raum erfuͤllte, wog 495 Gran Medicinalgewicht, wobey die Waage ſo genau inneſtand,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/639>, abgerufen am 22.11.2024.