Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


in 7, für die größern Kramerwagen in 6, für Wagen zu sehr großen Lasten nur in 5 oder 4 Theile. Mit der Helfte eines solchen Theils wird aus dem Schwerpunkte G ein Kreis beschrieben, und dessen Durchmesser wiederum in 8 Theile getheilt. Hieraus lehrt nun Leupold, durch weitere Zeichnung die ganze Gestalt und alle Abmessungen des Balkens finden, wobey GC allemal einen Achtel des Durchmessers von dem ebengedachten Kreise gleich genommen wird. Solchergestalt ist bey ihm CG : AC wie 1 : 64 für die empfindlichsten, wie 1 : 32 für die gröbsten Wagen. Für jene würde bey 1 Gran Uebergewicht auf 1000 Gran, P= 1001, Q=1000, mithin die Tangente des Ausschlags =(64/2001) d. i. fast= 0,032 seyn, wofür die Tafeln den Ausschlag = 1° 50' geben.

Hiebey wird aber vorausgesetzt, daß alle Reibung gänzlich vermieden sey. Um nun das Reiben in der Ausübung wenigstens so unbeträchtlich, als möglich, zu machen, wird nicht allein die ganze Wage mit Balken, Ketten und Schalen so leicht gebaut, als es ohne Schaden ihrer Festigkeit und Unbiegsamkeit im Verhältnisse mit den Lasten, die sie tragen soll, thunlich ist, sondern es wird ihr auch die besondere Taf. XXV. Fig. 64. vorgestellte Art der Aufhängung gegeben. Der Wagbalken bekömmt die auf seiner Länge senkrecht stehende Zunge CF Fig. 63. (index, lingula, aiguille) und es werden auf beyden Seiten in der gehörigen Entfernung über dem Schwerpunkte G runde Zapfen angesetzt, die sich unten an der Stelle des Bewegungspuntes C in abgschärfte Schneiden, wie Keile, endigen. Mit diesen Zapfen wird der Wagbalken in die runden Löcher oder Pfannen der aus zwey Blättern bestehenden Zange oder Scheere trutina, chasse) DE Fig. 64. eingelegt, so daß er mit den Schärfen der Zapfen in C Fig. 63. auf dem innern Umfange der Pfannen ruht, und sich beym Drehen um C die Zapfen an den Pfannen nicht schieben, sondern nur auf ihrer Schärfe C hin und her wiegen. Hiedurch wird das Reiben fast gänzlich vermieden, s. Reiben (Th. III. S. 700.): nur muß alles so gut und gleich gehärtet seyn, daß die Schärsen weder einschneiden noch sich abnutzen.


in 7, fuͤr die groͤßern Kramerwagen in 6, fuͤr Wagen zu ſehr großen Laſten nur in 5 oder 4 Theile. Mit der Helfte eines ſolchen Theils wird aus dem Schwerpunkte G ein Kreis beſchrieben, und deſſen Durchmeſſer wiederum in 8 Theile getheilt. Hieraus lehrt nun Leupold, durch weitere Zeichnung die ganze Geſtalt und alle Abmeſſungen des Balkens finden, wobey GC allemal einen Achtel des Durchmeſſers von dem ebengedachten Kreiſe gleich genommen wird. Solchergeſtalt iſt bey ihm CG : AC wie 1 : 64 fuͤr die empfindlichſten, wie 1 : 32 fuͤr die groͤbſten Wagen. Fuͤr jene wuͤrde bey 1 Gran Uebergewicht auf 1000 Gran, P= 1001, Q=1000, mithin die Tangente des Ausſchlags =(64/2001) d. i. faſt= 0,032 ſeyn, wofuͤr die Tafeln den Ausſchlag = 1° 50′ geben.

Hiebey wird aber vorausgeſetzt, daß alle Reibung gaͤnzlich vermieden ſey. Um nun das Reiben in der Ausuͤbung wenigſtens ſo unbetraͤchtlich, als moͤglich, zu machen, wird nicht allein die ganze Wage mit Balken, Ketten und Schalen ſo leicht gebaut, als es ohne Schaden ihrer Feſtigkeit und Unbiegſamkeit im Verhaͤltniſſe mit den Laſten, die ſie tragen ſoll, thunlich iſt, ſondern es wird ihr auch die beſondere Taf. XXV. Fig. 64. vorgeſtellte Art der Aufhaͤngung gegeben. Der Wagbalken bekoͤmmt die auf ſeiner Laͤnge ſenkrecht ſtehende Zunge CF Fig. 63. (index, lingula, aiguille) und es werden auf beyden Seiten in der gehoͤrigen Entfernung uͤber dem Schwerpunkte G runde Zapfen angeſetzt, die ſich unten an der Stelle des Bewegungspuntes C in abgſchaͤrfte Schneiden, wie Keile, endigen. Mit dieſen Zapfen wird der Wagbalken in die runden Loͤcher oder Pfannen der aus zwey Blaͤttern beſtehenden Zange oder Scheere trutina, chaſſe) DE Fig. 64. eingelegt, ſo daß er mit den Schaͤrfen der Zapfen in C Fig. 63. auf dem innern Umfange der Pfannen ruht, und ſich beym Drehen um C die Zapfen an den Pfannen nicht ſchieben, ſondern nur auf ihrer Schaͤrfe C hin und her wiegen. Hiedurch wird das Reiben faſt gaͤnzlich vermieden, ſ. Reiben (Th. III. S. 700.): nur muß alles ſo gut und gleich gehaͤrtet ſeyn, daß die Schaͤrſen weder einſchneiden noch ſich abnutzen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0623" xml:id="P.4.613" n="613"/><lb/>
in 7, fu&#x0364;r die gro&#x0364;ßern Kramerwagen in 6, fu&#x0364;r Wagen zu &#x017F;ehr großen La&#x017F;ten nur in 5 oder 4 Theile. Mit der Helfte eines &#x017F;olchen Theils wird aus dem Schwerpunkte <hi rendition="#aq">G</hi> ein Kreis be&#x017F;chrieben, und de&#x017F;&#x017F;en Durchme&#x017F;&#x017F;er wiederum in 8 Theile getheilt. Hieraus lehrt nun Leupold, durch weitere Zeichnung die ganze Ge&#x017F;talt und alle Abme&#x017F;&#x017F;ungen des Balkens finden, wobey <hi rendition="#aq">GC</hi> allemal einen Achtel des Durchme&#x017F;&#x017F;ers von dem ebengedachten Krei&#x017F;e gleich genommen wird. Solcherge&#x017F;talt i&#x017F;t bey ihm <hi rendition="#aq">CG : AC</hi> wie 1 : 64 fu&#x0364;r die empfindlich&#x017F;ten, wie 1 : 32 fu&#x0364;r die gro&#x0364;b&#x017F;ten Wagen. Fu&#x0364;r jene wu&#x0364;rde bey 1 Gran Uebergewicht auf 1000 Gran, <hi rendition="#aq">P= 1001, Q=1000,</hi> mithin die Tangente des Aus&#x017F;chlags =(64/2001) d. i. fa&#x017F;t= 0,032 &#x017F;eyn, wofu&#x0364;r die Tafeln den Aus&#x017F;chlag = 1° 50&#x2032; geben.</p>
            <p>Hiebey wird aber vorausge&#x017F;etzt, daß alle Reibung ga&#x0364;nzlich vermieden &#x017F;ey. Um nun das Reiben in der Ausu&#x0364;bung wenig&#x017F;tens &#x017F;o unbetra&#x0364;chtlich, als mo&#x0364;glich, zu machen, wird nicht allein die ganze Wage mit Balken, Ketten und Schalen &#x017F;o leicht gebaut, als es ohne Schaden ihrer Fe&#x017F;tigkeit und Unbieg&#x017F;amkeit im Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e mit den La&#x017F;ten, die &#x017F;ie tragen &#x017F;oll, thunlich i&#x017F;t, &#x017F;ondern es wird ihr auch die be&#x017F;ondere Taf. <hi rendition="#aq">XXV.</hi> Fig. 64. vorge&#x017F;tellte Art der Aufha&#x0364;ngung gegeben. Der Wagbalken beko&#x0364;mmt die auf &#x017F;einer La&#x0364;nge &#x017F;enkrecht &#x017F;tehende <hi rendition="#b">Zunge</hi> <hi rendition="#aq">CF</hi> Fig. 63. (<hi rendition="#aq">index, lingula, <hi rendition="#i">aiguille</hi></hi>) und es werden auf beyden Seiten in der geho&#x0364;rigen Entfernung u&#x0364;ber dem Schwerpunkte <hi rendition="#aq">G</hi> runde Zapfen ange&#x017F;etzt, die &#x017F;ich unten an der Stelle des Bewegungspuntes <hi rendition="#aq">C</hi> in abg&#x017F;cha&#x0364;rfte Schneiden, wie Keile, endigen. Mit die&#x017F;en Zapfen wird der Wagbalken in die runden Lo&#x0364;cher oder Pfannen der aus zwey Bla&#x0364;ttern be&#x017F;tehenden <hi rendition="#b">Zange</hi> oder <hi rendition="#b">Scheere</hi> <hi rendition="#aq">trutina, <hi rendition="#i">cha&#x017F;&#x017F;e</hi>) DE</hi> Fig. 64. eingelegt, &#x017F;o daß er mit den Scha&#x0364;rfen der Zapfen in <hi rendition="#aq">C</hi> Fig. 63. auf dem innern Umfange der Pfannen ruht, und &#x017F;ich beym Drehen um <hi rendition="#aq">C</hi> die Zapfen an den Pfannen nicht &#x017F;chieben, &#x017F;ondern nur auf ihrer Scha&#x0364;rfe <hi rendition="#aq">C</hi> hin und her wiegen. Hiedurch wird das Reiben fa&#x017F;t ga&#x0364;nzlich vermieden, <hi rendition="#b">&#x017F;. Reiben</hi> (Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 700.): nur muß alles &#x017F;o gut und gleich geha&#x0364;rtet &#x017F;eyn, daß die Scha&#x0364;r&#x017F;en weder ein&#x017F;chneiden noch &#x017F;ich abnutzen.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[613/0623] in 7, fuͤr die groͤßern Kramerwagen in 6, fuͤr Wagen zu ſehr großen Laſten nur in 5 oder 4 Theile. Mit der Helfte eines ſolchen Theils wird aus dem Schwerpunkte G ein Kreis beſchrieben, und deſſen Durchmeſſer wiederum in 8 Theile getheilt. Hieraus lehrt nun Leupold, durch weitere Zeichnung die ganze Geſtalt und alle Abmeſſungen des Balkens finden, wobey GC allemal einen Achtel des Durchmeſſers von dem ebengedachten Kreiſe gleich genommen wird. Solchergeſtalt iſt bey ihm CG : AC wie 1 : 64 fuͤr die empfindlichſten, wie 1 : 32 fuͤr die groͤbſten Wagen. Fuͤr jene wuͤrde bey 1 Gran Uebergewicht auf 1000 Gran, P= 1001, Q=1000, mithin die Tangente des Ausſchlags =(64/2001) d. i. faſt= 0,032 ſeyn, wofuͤr die Tafeln den Ausſchlag = 1° 50′ geben. Hiebey wird aber vorausgeſetzt, daß alle Reibung gaͤnzlich vermieden ſey. Um nun das Reiben in der Ausuͤbung wenigſtens ſo unbetraͤchtlich, als moͤglich, zu machen, wird nicht allein die ganze Wage mit Balken, Ketten und Schalen ſo leicht gebaut, als es ohne Schaden ihrer Feſtigkeit und Unbiegſamkeit im Verhaͤltniſſe mit den Laſten, die ſie tragen ſoll, thunlich iſt, ſondern es wird ihr auch die beſondere Taf. XXV. Fig. 64. vorgeſtellte Art der Aufhaͤngung gegeben. Der Wagbalken bekoͤmmt die auf ſeiner Laͤnge ſenkrecht ſtehende Zunge CF Fig. 63. (index, lingula, aiguille) und es werden auf beyden Seiten in der gehoͤrigen Entfernung uͤber dem Schwerpunkte G runde Zapfen angeſetzt, die ſich unten an der Stelle des Bewegungspuntes C in abgſchaͤrfte Schneiden, wie Keile, endigen. Mit dieſen Zapfen wird der Wagbalken in die runden Loͤcher oder Pfannen der aus zwey Blaͤttern beſtehenden Zange oder Scheere trutina, chaſſe) DE Fig. 64. eingelegt, ſo daß er mit den Schaͤrfen der Zapfen in C Fig. 63. auf dem innern Umfange der Pfannen ruht, und ſich beym Drehen um C die Zapfen an den Pfannen nicht ſchieben, ſondern nur auf ihrer Schaͤrfe C hin und her wiegen. Hiedurch wird das Reiben faſt gaͤnzlich vermieden, ſ. Reiben (Th. III. S. 700.): nur muß alles ſo gut und gleich gehaͤrtet ſeyn, daß die Schaͤrſen weder einſchneiden noch ſich abnutzen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/623
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/623>, abgerufen am 23.07.2024.