Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Um den Versuch anzustellen, füllt man das mittlere Fach, den Deckel des innern Fachs, das äußere Fach und den Deckel der ganzen Maschine mit zerstoßenem Eise, wovon besonders das im mittlern Fache und innern Deckel wohl gestoßen und stark eingedrückt werden muß, läßt alles wohl auslaufen, öfnet die Maschine, um den zu untersuchenden Körper hineinzuthun, verschließt sie wieder und wartet, bis der Körper völlig erkältet, und alles hinlänglich abgelaufen ist, worauf man das aus dem mittlern Fache gefloßne Wasser wiegt. Versuche dieser Art währen 15 -- 20 Stunden. Die Körper liegen in einem blechernen Eimer oder gläsernen Kölbchen mit einem Korkstöpsel, durch welchen die Röhre eines kleinen Thermometers geht. Ist die Temperatur der äußern Luft über Null, so kan sie nicht an das mittlere Fach gelangen, weil sie von dem Eise des äußern verzehrt wird: beym Froste aber würde die kältere Temperatur durch die äußere Eislage dringen, daher man alsdann den Versuch in geheizten Zimmern anstellen muß. Auch darf die Temperatur des gebrauchten Eises nicht unter Null seyn. Wenn die äußere Luft 9 -- 10 Grad warm ist, so geht die kalte Luft des innern Fachs durch die Röhre, die das Wasser abführt, aus, und die wärmere dringt von außen durch den obern Theil der Maschine ein, und schmelzt mehr Eis, als zerfließen sollte. Diesen schädlichen Luftstrom hindert man, wenn man den Hahn verschließt; besser ist es aber, die Versuche bey einer äußern Temperatur von 3 -- 4 Grad anzustellen. Bey den Resultaten ihrer Versuche haben die Herren Lavoisier und de la Place die zur Schmelzung des Eises erforderliche Wärme=60 Grad der Scale von 80 Theilen,
Um den Verſuch anzuſtellen, fuͤllt man das mittlere Fach, den Deckel des innern Fachs, das aͤußere Fach und den Deckel der ganzen Maſchine mit zerſtoßenem Eiſe, wovon beſonders das im mittlern Fache und innern Deckel wohl geſtoßen und ſtark eingedruͤckt werden muß, laͤßt alles wohl auslaufen, oͤfnet die Maſchine, um den zu unterſuchenden Koͤrper hineinzuthun, verſchließt ſie wieder und wartet, bis der Koͤrper voͤllig erkaͤltet, und alles hinlaͤnglich abgelaufen iſt, worauf man das aus dem mittlern Fache gefloßne Waſſer wiegt. Verſuche dieſer Art waͤhren 15 — 20 Stunden. Die Koͤrper liegen in einem blechernen Eimer oder glaͤſernen Koͤlbchen mit einem Korkſtoͤpſel, durch welchen die Roͤhre eines kleinen Thermometers geht. Iſt die Temperatur der aͤußern Luft uͤber Null, ſo kan ſie nicht an das mittlere Fach gelangen, weil ſie von dem Eiſe des aͤußern verzehrt wird: beym Froſte aber wuͤrde die kaͤltere Temperatur durch die aͤußere Eislage dringen, daher man alsdann den Verſuch in geheizten Zimmern anſtellen muß. Auch darf die Temperatur des gebrauchten Eiſes nicht unter Null ſeyn. Wenn die aͤußere Luft 9 — 10 Grad warm iſt, ſo geht die kalte Luft des innern Fachs durch die Roͤhre, die das Waſſer abfuͤhrt, aus, und die waͤrmere dringt von außen durch den obern Theil der Maſchine ein, und ſchmelzt mehr Eis, als zerfließen ſollte. Dieſen ſchaͤdlichen Luftſtrom hindert man, wenn man den Hahn verſchließt; beſſer iſt es aber, die Verſuche bey einer aͤußern Temperatur von 3 — 4 Grad anzuſtellen. Bey den Reſultaten ihrer Verſuche haben die Herren Lavoiſier und de la Place die zur Schmelzung des Eiſes erforderliche Waͤrme=60 Grad der Scale von 80 Theilen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0612" xml:id="P.4.602" n="602"/><lb/> das Waſſer, ſo davon abthaut, fließt in ein beſonderes mit einem Hahne verſehenes Rohr. Sehr weſentlich iſt es hiebey, daß zwiſchen dem mittlern und aͤußern Fache keine Gemeinſchaft ſtatt finde, weil ſonſt das von der aͤußern Waͤrme geſchmolzene Waſſer mit in die Roͤhre des mittlern Faches wuͤrde laufen koͤnnen. Die ganze Maſchine iſt noch mit einem Deckel bedeckt, der oben offen iſt, damit man Eis uͤber ſeinen Boden legen koͤnne.</p> <p>Um den Verſuch anzuſtellen, fuͤllt man das mittlere Fach, den Deckel des innern Fachs, das aͤußere Fach und den Deckel der ganzen Maſchine mit zerſtoßenem Eiſe, wovon beſonders das im mittlern Fache und innern Deckel wohl geſtoßen und ſtark eingedruͤckt werden muß, laͤßt alles wohl auslaufen, oͤfnet die Maſchine, um den zu unterſuchenden Koͤrper hineinzuthun, verſchließt ſie wieder und wartet, bis der Koͤrper voͤllig erkaͤltet, und alles hinlaͤnglich abgelaufen iſt, worauf man das aus dem mittlern Fache gefloßne Waſſer wiegt. Verſuche dieſer Art waͤhren 15 — 20 Stunden. Die Koͤrper liegen in einem blechernen Eimer oder glaͤſernen Koͤlbchen mit einem Korkſtoͤpſel, durch welchen die Roͤhre eines kleinen Thermometers geht.</p> <p>Iſt die Temperatur der aͤußern Luft uͤber Null, ſo kan ſie nicht an das mittlere Fach gelangen, weil ſie von dem Eiſe des aͤußern verzehrt wird: beym Froſte aber wuͤrde die kaͤltere Temperatur durch die aͤußere Eislage dringen, daher man alsdann den Verſuch in geheizten Zimmern anſtellen muß. Auch darf die Temperatur des gebrauchten Eiſes nicht unter Null ſeyn. Wenn die aͤußere Luft 9 — 10 Grad warm iſt, ſo geht die kalte Luft des innern Fachs durch die Roͤhre, die das Waſſer abfuͤhrt, aus, und die waͤrmere dringt von außen durch den obern Theil der Maſchine ein, und ſchmelzt mehr Eis, als zerfließen ſollte. Dieſen ſchaͤdlichen Luftſtrom hindert man, wenn man den Hahn verſchließt; beſſer iſt es aber, die Verſuche bey einer aͤußern Temperatur von 3 — 4 Grad anzuſtellen.</p> <p>Bey den Reſultaten ihrer Verſuche haben die Herren <hi rendition="#b">Lavoiſier</hi> und <hi rendition="#b">de la Place</hi> die zur Schmelzung des Eiſes erforderliche Waͤrme=60 Grad der Scale von 80 Theilen,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [602/0612]
das Waſſer, ſo davon abthaut, fließt in ein beſonderes mit einem Hahne verſehenes Rohr. Sehr weſentlich iſt es hiebey, daß zwiſchen dem mittlern und aͤußern Fache keine Gemeinſchaft ſtatt finde, weil ſonſt das von der aͤußern Waͤrme geſchmolzene Waſſer mit in die Roͤhre des mittlern Faches wuͤrde laufen koͤnnen. Die ganze Maſchine iſt noch mit einem Deckel bedeckt, der oben offen iſt, damit man Eis uͤber ſeinen Boden legen koͤnne.
Um den Verſuch anzuſtellen, fuͤllt man das mittlere Fach, den Deckel des innern Fachs, das aͤußere Fach und den Deckel der ganzen Maſchine mit zerſtoßenem Eiſe, wovon beſonders das im mittlern Fache und innern Deckel wohl geſtoßen und ſtark eingedruͤckt werden muß, laͤßt alles wohl auslaufen, oͤfnet die Maſchine, um den zu unterſuchenden Koͤrper hineinzuthun, verſchließt ſie wieder und wartet, bis der Koͤrper voͤllig erkaͤltet, und alles hinlaͤnglich abgelaufen iſt, worauf man das aus dem mittlern Fache gefloßne Waſſer wiegt. Verſuche dieſer Art waͤhren 15 — 20 Stunden. Die Koͤrper liegen in einem blechernen Eimer oder glaͤſernen Koͤlbchen mit einem Korkſtoͤpſel, durch welchen die Roͤhre eines kleinen Thermometers geht.
Iſt die Temperatur der aͤußern Luft uͤber Null, ſo kan ſie nicht an das mittlere Fach gelangen, weil ſie von dem Eiſe des aͤußern verzehrt wird: beym Froſte aber wuͤrde die kaͤltere Temperatur durch die aͤußere Eislage dringen, daher man alsdann den Verſuch in geheizten Zimmern anſtellen muß. Auch darf die Temperatur des gebrauchten Eiſes nicht unter Null ſeyn. Wenn die aͤußere Luft 9 — 10 Grad warm iſt, ſo geht die kalte Luft des innern Fachs durch die Roͤhre, die das Waſſer abfuͤhrt, aus, und die waͤrmere dringt von außen durch den obern Theil der Maſchine ein, und ſchmelzt mehr Eis, als zerfließen ſollte. Dieſen ſchaͤdlichen Luftſtrom hindert man, wenn man den Hahn verſchließt; beſſer iſt es aber, die Verſuche bey einer aͤußern Temperatur von 3 — 4 Grad anzuſtellen.
Bey den Reſultaten ihrer Verſuche haben die Herren Lavoiſier und de la Place die zur Schmelzung des Eiſes erforderliche Waͤrme=60 Grad der Scale von 80 Theilen,
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