Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


fließt er zu Glas: durch Glühen zwischen Kohlen erhält er die Eigenschaft zu leuchten. Hieher gehören zum Theil die Leuchtsteine oder Lichtsauger, s. Phosphorus (Th. III. S. 480.).

Die selenitischen Materien sind in und auf der Erde ungemein häufig anzutreffen. Ganze Hügel, Lager und Schichten bestehen aus Gypsstein, und es giebt nicht leicht irgend ein Brunnen-Quell- oder Flußwasser, bey dessen Zerlegung man nicht einen stärkern oder geringern Antheil von Selenit entdecken sollte.

Nichts zeigt die große Verschiedenheit der Vitriolsäure von den übrigen Mineralsäuren so deutlich, als die Vergleichung des Selenits mit dem Kalksalpeter und dem fixen Salmiak. Die Erde ist in allen diesen drey Salzen die nemliche; dennoch haben die beyden letztern, die aus der Salpeter-und Kochsalzsäure entstehen, einen fast ätzenden Salzgeschmack und einen hohen Grad der Zerfließbarkeit, da hingegen das erstere fast ohne allen Geschmack und beynahe unauflöslich ist. Der Grund hievon kan doch nur darinn liegen, daß sich die Vitriolsäure, als die einfachste unter allen, mit der Kalkerde am vollkommensten sättiget und am innigsten verbindet, s. Sättigung.

Macquer chymisches Wörterbuch, Art. Selenit.

Gren systematisches Handbuch der Chemie, I. Theil. §. 667. und f.

Seleniten, Mondsbewohner, s. Mond.

Sieden, Kochen

Fervere, Effervescere, Ebullire, Bouillir. Wenn tropfbare flüßige Materien in ofnen Gefäßen dem Feuer ausgesetzt werden, so nehmen sie immer mehr empfindliche Wärme an, bis sie endlich einen bestimmten Grad derselben erhalten haben. Bey diesem Grade gerathen sie in eine heftige Bewegung, wobey von dem Boden des Gefäßes oder von dem Theile, der dem Feuer am nächsten ist, durchsichtige, elastische Blasen in großer Menge aussteigen, die an der Oberfläche zerplatzen und einen sichtbaren Dampf bilden. Diese Bewegung heißt das Sieden oder Kochen des flüßigen Körpers (Ebullitio,


fließt er zu Glas: durch Gluͤhen zwiſchen Kohlen erhaͤlt er die Eigenſchaft zu leuchten. Hieher gehoͤren zum Theil die Leuchtſteine oder Lichtſauger, ſ. Phosphorus (Th. III. S. 480.).

Die ſelenitiſchen Materien ſind in und auf der Erde ungemein haͤufig anzutreffen. Ganze Huͤgel, Lager und Schichten beſtehen aus Gypsſtein, und es giebt nicht leicht irgend ein Brunnen-Quell- oder Flußwaſſer, bey deſſen Zerlegung man nicht einen ſtaͤrkern oder geringern Antheil von Selenit entdecken ſollte.

Nichts zeigt die große Verſchiedenheit der Vitriolſaͤure von den uͤbrigen Mineralſaͤuren ſo deutlich, als die Vergleichung des Selenits mit dem Kalkſalpeter und dem fixen Salmiak. Die Erde iſt in allen dieſen drey Salzen die nemliche; dennoch haben die beyden letztern, die aus der Salpeter-und Kochſalzſaͤure entſtehen, einen faſt aͤtzenden Salzgeſchmack und einen hohen Grad der Zerfließbarkeit, da hingegen das erſtere faſt ohne allen Geſchmack und beynahe unaufloͤslich iſt. Der Grund hievon kan doch nur darinn liegen, daß ſich die Vitriolſaͤure, als die einfachſte unter allen, mit der Kalkerde am vollkommenſten ſaͤttiget und am innigſten verbindet, ſ. Saͤttigung.

Macquer chymiſches Woͤrterbuch, Art. Selenit.

Gren ſyſtematiſches Handbuch der Chemie, I. Theil. §. 667. und f.

Seleniten, Mondsbewohner, ſ. Mond.

Sieden, Kochen

Fervere, Efferveſcere, Ebullire, Bouillir. Wenn tropfbare fluͤßige Materien in ofnen Gefaͤßen dem Feuer ausgeſetzt werden, ſo nehmen ſie immer mehr empfindliche Waͤrme an, bis ſie endlich einen beſtimmten Grad derſelben erhalten haben. Bey dieſem Grade gerathen ſie in eine heftige Bewegung, wobey von dem Boden des Gefaͤßes oder von dem Theile, der dem Feuer am naͤchſten iſt, durchſichtige, elaſtiſche Blaſen in großer Menge auſſteigen, die an der Oberflaͤche zerplatzen und einen ſichtbaren Dampf bilden. Dieſe Bewegung heißt das Sieden oder Kochen des fluͤßigen Koͤrpers (Ebullitio,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0053" xml:id="P.4.43" n="43"/><lb/>
fließt er zu Glas: durch Glu&#x0364;hen zwi&#x017F;chen Kohlen erha&#x0364;lt er die Eigen&#x017F;chaft zu leuchten. Hieher geho&#x0364;ren zum Theil die Leucht&#x017F;teine oder Licht&#x017F;auger, <hi rendition="#b">&#x017F;. Phosphorus</hi> (Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 480.).</p>
            <p>Die &#x017F;eleniti&#x017F;chen Materien &#x017F;ind in und auf der Erde ungemein ha&#x0364;ufig anzutreffen. Ganze Hu&#x0364;gel, Lager und Schichten be&#x017F;tehen aus Gyps&#x017F;tein, und es giebt nicht leicht irgend ein Brunnen-Quell- oder Flußwa&#x017F;&#x017F;er, bey de&#x017F;&#x017F;en Zerlegung man nicht einen &#x017F;ta&#x0364;rkern oder geringern Antheil von Selenit entdecken &#x017F;ollte.</p>
            <p>Nichts zeigt die große Ver&#x017F;chiedenheit der Vitriol&#x017F;a&#x0364;ure von den u&#x0364;brigen Mineral&#x017F;a&#x0364;uren &#x017F;o deutlich, als die Vergleichung des Selenits mit dem Kalk&#x017F;alpeter und dem fixen Salmiak. Die Erde i&#x017F;t in allen die&#x017F;en drey Salzen die nemliche; dennoch haben die beyden letztern, die aus der Salpeter-und Koch&#x017F;alz&#x017F;a&#x0364;ure ent&#x017F;tehen, einen fa&#x017F;t a&#x0364;tzenden Salzge&#x017F;chmack und einen hohen Grad der Zerfließbarkeit, da hingegen das er&#x017F;tere fa&#x017F;t ohne allen Ge&#x017F;chmack und beynahe unauflo&#x0364;slich i&#x017F;t. Der Grund hievon kan doch nur darinn liegen, daß &#x017F;ich die Vitriol&#x017F;a&#x0364;ure, als die einfach&#x017F;te unter allen, mit der Kalkerde am vollkommen&#x017F;ten &#x017F;a&#x0364;ttiget und am innig&#x017F;ten verbindet, <hi rendition="#b">&#x017F;. Sa&#x0364;ttigung.</hi></p>
            <p><hi rendition="#b">Macquer</hi> chymi&#x017F;ches Wo&#x0364;rterbuch, Art. <hi rendition="#b">Selenit.</hi></p>
            <p><hi rendition="#b">Gren</hi> &#x017F;y&#x017F;temati&#x017F;ches Handbuch der Chemie, <hi rendition="#aq">I.</hi> Theil. §. 667. und f.</p>
            <p> <hi rendition="#b">Seleniten, Mondsbewohner, &#x017F;. Mond.</hi> </p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Sieden, Kochen</head><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Fervere, Efferve&#x017F;cere, Ebullire, <hi rendition="#i">Bouillir.</hi></hi> Wenn tropfbare flu&#x0364;ßige Materien in ofnen Gefa&#x0364;ßen dem Feuer ausge&#x017F;etzt werden, &#x017F;o nehmen &#x017F;ie immer mehr empfindliche Wa&#x0364;rme an, bis &#x017F;ie endlich einen be&#x017F;timmten Grad der&#x017F;elben erhalten haben. Bey die&#x017F;em Grade gerathen &#x017F;ie in eine heftige Bewegung, wobey von dem Boden des Gefa&#x0364;ßes oder von dem Theile, der dem Feuer am na&#x0364;ch&#x017F;ten i&#x017F;t, durch&#x017F;ichtige, ela&#x017F;ti&#x017F;che Bla&#x017F;en in großer Menge au&#x017F;&#x017F;teigen, die an der Oberfla&#x0364;che zerplatzen und einen &#x017F;ichtbaren Dampf bilden. Die&#x017F;e Bewegung heißt das <hi rendition="#b">Sieden</hi> oder <hi rendition="#b">Kochen</hi> des flu&#x0364;ßigen Ko&#x0364;rpers (<hi rendition="#aq">Ebullitio,</hi><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0053] fließt er zu Glas: durch Gluͤhen zwiſchen Kohlen erhaͤlt er die Eigenſchaft zu leuchten. Hieher gehoͤren zum Theil die Leuchtſteine oder Lichtſauger, ſ. Phosphorus (Th. III. S. 480.). Die ſelenitiſchen Materien ſind in und auf der Erde ungemein haͤufig anzutreffen. Ganze Huͤgel, Lager und Schichten beſtehen aus Gypsſtein, und es giebt nicht leicht irgend ein Brunnen-Quell- oder Flußwaſſer, bey deſſen Zerlegung man nicht einen ſtaͤrkern oder geringern Antheil von Selenit entdecken ſollte. Nichts zeigt die große Verſchiedenheit der Vitriolſaͤure von den uͤbrigen Mineralſaͤuren ſo deutlich, als die Vergleichung des Selenits mit dem Kalkſalpeter und dem fixen Salmiak. Die Erde iſt in allen dieſen drey Salzen die nemliche; dennoch haben die beyden letztern, die aus der Salpeter-und Kochſalzſaͤure entſtehen, einen faſt aͤtzenden Salzgeſchmack und einen hohen Grad der Zerfließbarkeit, da hingegen das erſtere faſt ohne allen Geſchmack und beynahe unaufloͤslich iſt. Der Grund hievon kan doch nur darinn liegen, daß ſich die Vitriolſaͤure, als die einfachſte unter allen, mit der Kalkerde am vollkommenſten ſaͤttiget und am innigſten verbindet, ſ. Saͤttigung. Macquer chymiſches Woͤrterbuch, Art. Selenit. Gren ſyſtematiſches Handbuch der Chemie, I. Theil. §. 667. und f. Seleniten, Mondsbewohner, ſ. Mond. Sieden, Kochen Fervere, Efferveſcere, Ebullire, Bouillir. Wenn tropfbare fluͤßige Materien in ofnen Gefaͤßen dem Feuer ausgeſetzt werden, ſo nehmen ſie immer mehr empfindliche Waͤrme an, bis ſie endlich einen beſtimmten Grad derſelben erhalten haben. Bey dieſem Grade gerathen ſie in eine heftige Bewegung, wobey von dem Boden des Gefaͤßes oder von dem Theile, der dem Feuer am naͤchſten iſt, durchſichtige, elaſtiſche Blaſen in großer Menge auſſteigen, die an der Oberflaͤche zerplatzen und einen ſichtbaren Dampf bilden. Dieſe Bewegung heißt das Sieden oder Kochen des fluͤßigen Koͤrpers (Ebullitio,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/53
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/53>, abgerufen am 22.11.2024.