Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Gren systemat. Handb. der gesammten Chemie, I. Th. §. 800. 801. Beytrag zur Geschichte der Selbstentzündung, von Herrn Buchholz in Weimar, in Crells chemischen Annalen, I. B. 1784. 5tes St. S. 411 u. f. 6tes St. S. 483 u. f. Selenit, Selenites, Selenit. Den Namen des Selenits führen in der Chymie alle Mittelsalze, welche aus der Vereinigung der Vitriolsäure mit einer Kalkerde entspringen. Sie kommen mit dem natürlichen Gypse überein, s. Gyps, und haben den Namen nicht, wie Macquer glaubt, von dem Worte Sel wegen ihrer Aehnlichkeit mit andern Salzen, sondern von dem Marien- oder Frauenglase (Selenites Plinii et Dioscoridis), das die Alten wegen seines matten mondähnlichen Schimmers Selenit (von [fremdsprachliches Material] , luna) nannten. Der Selenit gehört zwar seinen Bestandtheilen nach unstreitig zu den Salzen; aber die Vereinigung seiner Säure mit der Erde ist so innig, daß seine Auflöslichkeit im Wasser fast ganz verloren geht. Er erfordert bey der Siedhitze 470, und bey 50 Grad Wärme nach Fahrenheit mehr als 500 Theile Wasser zur Auflösung; und ist also den. Kennzeichen nach, die beym Worte Salze angeführt werden, eher zu den Erden, als zu den wahren Salzen zu zählen, daher ihn auch Bergmann vitriolisirten Kalk (calx vitriolata) nennt. Er bildet kleine nadelförmige Krystallen mit einer verschiedenen Menge Krystallisationswasser, von der auch der Grad der Durchsichtigkeit des natürlichen Gypses abhängt. Nach Bergmann enthält der krystallisirte Selenit 0,32 Kalkerde, 0,46 Vitriolsäure und 0,22 Krystallenwasser; Kirwan findet die Antheile von allen dreyen fast gleich. In der Hitze verliert der Selenit sein Krystallisationswasser, wird unter einer Art von Aufwallen undurch sichtig und zerreiblich. In diesem Zustande heißt er gebrannter Gyps, s. Gyps. Im heftigen Feuer oder vor dem Löthrohre
Gren ſyſtemat. Handb. der geſammten Chemie, I. Th. §. 800. 801. Beytrag zur Geſchichte der Selbſtentzuͤndung, von Herrn Buchholz in Weimar, in Crells chemiſchen Annalen, I. B. 1784. 5tes St. S. 411 u. f. 6tes St. S. 483 u. f. Selenit, Selenites, Selénit. Den Namen des Selenits fuͤhren in der Chymie alle Mittelſalze, welche aus der Vereinigung der Vitriolſaͤure mit einer Kalkerde entſpringen. Sie kommen mit dem natuͤrlichen Gypſe uͤberein, ſ. Gyps, und haben den Namen nicht, wie Macquer glaubt, von dem Worte Sel wegen ihrer Aehnlichkeit mit andern Salzen, ſondern von dem Marien- oder Frauenglaſe (Selenites Plinii et Dioſcoridis), das die Alten wegen ſeines matten mondaͤhnlichen Schimmers Selenit (von [fremdsprachliches Material] , luna) nannten. Der Selenit gehoͤrt zwar ſeinen Beſtandtheilen nach unſtreitig zu den Salzen; aber die Vereinigung ſeiner Saͤure mit der Erde iſt ſo innig, daß ſeine Aufloͤslichkeit im Waſſer faſt ganz verloren geht. Er erfordert bey der Siedhitze 470, und bey 50 Grad Waͤrme nach Fahrenheit mehr als 500 Theile Waſſer zur Aufloͤſung; und iſt alſo den. Kennzeichen nach, die beym Worte Salze angefuͤhrt werden, eher zu den Erden, als zu den wahren Salzen zu zaͤhlen, daher ihn auch Bergmann vitrioliſirten Kalk (calx vitriolata) nennt. Er bildet kleine nadelfoͤrmige Kryſtallen mit einer verſchiedenen Menge Kryſtalliſationswaſſer, von der auch der Grad der Durchſichtigkeit des natuͤrlichen Gypſes abhaͤngt. Nach Bergmann enthaͤlt der kryſtalliſirte Selenit 0,32 Kalkerde, 0,46 Vitriolſaͤure und 0,22 Kryſtallenwaſſer; Kirwan findet die Antheile von allen dreyen faſt gleich. In der Hitze verliert der Selenit ſein Kryſtalliſationswaſſer, wird unter einer Art von Aufwallen undurch ſichtig und zerreiblich. In dieſem Zuſtande heißt er gebrannter Gyps, ſ. Gyps. Im heftigen Feuer oder vor dem Loͤthrohre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0052" xml:id="P.4.42" n="42"/><lb/> und es iſt zu wuͤnſchen, daß alle dieſe Gegenſtaͤnde noch genauern Unterſuchungen moͤgen unterworfen werden.</p> <p><hi rendition="#b">Gren</hi> ſyſtemat. Handb. der geſammten Chemie, <hi rendition="#aq">I.</hi> Th. §. 800. 801.</p> <p>Beytrag zur Geſchichte der Selbſtentzuͤndung, von Herrn <hi rendition="#b">Buchholz</hi> in Weimar, in <hi rendition="#b">Crells</hi> chemiſchen Annalen, <hi rendition="#aq">I.</hi> B. 1784. 5tes St. S. 411 u. f. 6tes St. S. 483 u. f.</p> </div> <div n="3"> <head>Selenit, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Selenites</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Selénit</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Den Namen des Selenits fuͤhren in der Chymie alle Mittelſalze, welche aus der Vereinigung der Vitriolſaͤure mit einer Kalkerde entſpringen. Sie kommen mit dem natuͤrlichen Gypſe uͤberein, <hi rendition="#b">ſ. Gyps,</hi> und haben den Namen nicht, wie <hi rendition="#b">Macquer</hi> glaubt, von dem Worte <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Sel</hi></hi> wegen ihrer Aehnlichkeit mit andern Salzen, ſondern von dem <hi rendition="#b">Marien-</hi> oder <hi rendition="#b">Frauenglaſe</hi> (<hi rendition="#aq">Selenites <hi rendition="#i">Plinii</hi> et <hi rendition="#i">Dioſcoridis</hi></hi>), das die Alten wegen ſeines matten mondaͤhnlichen Schimmers Selenit (von <foreign xml:lang="grc"><gap reason="fm"/><note type="editorial">selh/nh</note></foreign>, <hi rendition="#aq">luna</hi>) nannten.</p> <p>Der Selenit gehoͤrt zwar ſeinen Beſtandtheilen nach unſtreitig zu den Salzen; aber die Vereinigung ſeiner Saͤure mit der Erde iſt ſo innig, daß ſeine Aufloͤslichkeit im Waſſer faſt ganz verloren geht. Er erfordert bey der Siedhitze 470, und bey 50 Grad Waͤrme nach Fahrenheit mehr als 500 Theile Waſſer zur Aufloͤſung; und iſt alſo den. Kennzeichen nach, die beym Worte <hi rendition="#b">Salze</hi> angefuͤhrt werden, eher zu den Erden, als zu den wahren Salzen zu zaͤhlen, daher ihn auch Bergmann <hi rendition="#b">vitrioliſirten Kalk</hi> (<hi rendition="#aq">calx vitriolata</hi>) nennt.</p> <p>Er bildet kleine nadelfoͤrmige Kryſtallen mit einer verſchiedenen Menge Kryſtalliſationswaſſer, von der auch der Grad der Durchſichtigkeit des natuͤrlichen Gypſes abhaͤngt. Nach Bergmann enthaͤlt der kryſtalliſirte Selenit 0,32 Kalkerde, 0,46 Vitriolſaͤure und 0,22 Kryſtallenwaſſer; <hi rendition="#b">Kirwan</hi> findet die Antheile von allen dreyen faſt gleich. In der Hitze verliert der Selenit ſein Kryſtalliſationswaſſer, wird unter einer Art von Aufwallen undurch ſichtig und zerreiblich. In dieſem Zuſtande heißt er gebrannter Gyps, <hi rendition="#b">ſ. Gyps.</hi> Im heftigen Feuer oder vor dem Loͤthrohre<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0052]
und es iſt zu wuͤnſchen, daß alle dieſe Gegenſtaͤnde noch genauern Unterſuchungen moͤgen unterworfen werden.
Gren ſyſtemat. Handb. der geſammten Chemie, I. Th. §. 800. 801.
Beytrag zur Geſchichte der Selbſtentzuͤndung, von Herrn Buchholz in Weimar, in Crells chemiſchen Annalen, I. B. 1784. 5tes St. S. 411 u. f. 6tes St. S. 483 u. f.
Selenit, Selenites, Selénit.
Den Namen des Selenits fuͤhren in der Chymie alle Mittelſalze, welche aus der Vereinigung der Vitriolſaͤure mit einer Kalkerde entſpringen. Sie kommen mit dem natuͤrlichen Gypſe uͤberein, ſ. Gyps, und haben den Namen nicht, wie Macquer glaubt, von dem Worte Sel wegen ihrer Aehnlichkeit mit andern Salzen, ſondern von dem Marien- oder Frauenglaſe (Selenites Plinii et Dioſcoridis), das die Alten wegen ſeines matten mondaͤhnlichen Schimmers Selenit (von _ , luna) nannten.
Der Selenit gehoͤrt zwar ſeinen Beſtandtheilen nach unſtreitig zu den Salzen; aber die Vereinigung ſeiner Saͤure mit der Erde iſt ſo innig, daß ſeine Aufloͤslichkeit im Waſſer faſt ganz verloren geht. Er erfordert bey der Siedhitze 470, und bey 50 Grad Waͤrme nach Fahrenheit mehr als 500 Theile Waſſer zur Aufloͤſung; und iſt alſo den. Kennzeichen nach, die beym Worte Salze angefuͤhrt werden, eher zu den Erden, als zu den wahren Salzen zu zaͤhlen, daher ihn auch Bergmann vitrioliſirten Kalk (calx vitriolata) nennt.
Er bildet kleine nadelfoͤrmige Kryſtallen mit einer verſchiedenen Menge Kryſtalliſationswaſſer, von der auch der Grad der Durchſichtigkeit des natuͤrlichen Gypſes abhaͤngt. Nach Bergmann enthaͤlt der kryſtalliſirte Selenit 0,32 Kalkerde, 0,46 Vitriolſaͤure und 0,22 Kryſtallenwaſſer; Kirwan findet die Antheile von allen dreyen faſt gleich. In der Hitze verliert der Selenit ſein Kryſtalliſationswaſſer, wird unter einer Art von Aufwallen undurch ſichtig und zerreiblich. In dieſem Zuſtande heißt er gebrannter Gyps, ſ. Gyps. Im heftigen Feuer oder vor dem Loͤthrohre
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |