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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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wiege, so wird man schließen können, daß ein fester unauflöslicher Körper, der in dieses Wasser versenkt, 1969 Gran von seinem Gewichte verliert, ein Volumen von (1969/492 1/4) d. i. von 4 Cubikzollen einnehme, u. s. w.

Man pflegt das Volumen der Körper oft auch ihren Umfang zu nennen, wiewohl dieses Wort nach seiner eigentlichen Bedeutung nicht den Inhalt, sondern die Größe der Grenzen anzeigt, zumal wenn es bey Flächenräumen gebraucht wird. So ist Umfang eines Vielecks nicht Inhalt desselben, sondern Summe der Linien, die es begrenzen. Man wird sich also immer bestimmter, und dem richtigen mathematischen Sprachgebrauche gemäßer ausdrücken, wenn man das Wort Umfang in diesem Sinne zu gebrauchen vermeidet.

Vorderglas, Objectivglas, s. Fernrohr.

Vorrücken der Nachtgleichen, Praecessio s. Anticipatio aequinoctiorum, Precession des equinoxes.

Man bezeichnet mit diesem Namen die scheinbare Bewegung aller Fixsterne, durch welche die Länge eines jeden jährlich etwa um 50 1/3 Secunde, oder in 71 1/2 Jahren um einen Grad vergrößert wird.

Die Fixsterne scheinen hiebey so fortzurücken, daß sich nur ihre Länge ändert, indeß ihre Breite, oder ihr Abstand von der Ekliptik ungeändert bleibt. Oder, was eben so viel ist, sie scheinen in Kreisen fortzugehen, welche mit der Ekliptik parallel laufen, so daß es das Ansehen hat, als drehten sie sich um der Ekliptik Pole. Dieses kan nun etweder von einer wirklichen Bewegung der Fixsterne, oder von einer bloßen Verrückung des ersten Punkts der Ekliptik herrühren, von welchem man die Längen zu zählen anfängt, s. Länge der Gestirne. Man stelle sich Taf. XXV. Fig. 62. unter EL die Ekliptik, unter AQ den Aequator vor; beyder Durchschnittspunkt [Abbildung] ist der Anfang der Ekliptik. Wenn nun der Stern g im Bilde des Widders, dessen Länge vor 2000 Jahren, da er senkrecht über [Abbildung] stand, =0 war, itzt eine Länge von 30° oder 1 Zeichen hat, so kan


wiege, ſo wird man ſchließen koͤnnen, daß ein feſter unaufloͤslicher Koͤrper, der in dieſes Waſſer verſenkt, 1969 Gran von ſeinem Gewichte verliert, ein Volumen von (1969/492 1/4) d. i. von 4 Cubikzollen einnehme, u. ſ. w.

Man pflegt das Volumen der Koͤrper oft auch ihren Umfang zu nennen, wiewohl dieſes Wort nach ſeiner eigentlichen Bedeutung nicht den Inhalt, ſondern die Groͤße der Grenzen anzeigt, zumal wenn es bey Flaͤchenraͤumen gebraucht wird. So iſt Umfang eines Vielecks nicht Inhalt deſſelben, ſondern Summe der Linien, die es begrenzen. Man wird ſich alſo immer beſtimmter, und dem richtigen mathematiſchen Sprachgebrauche gemaͤßer ausdruͤcken, wenn man das Wort Umfang in dieſem Sinne zu gebrauchen vermeidet.

Vorderglas, Objectivglas, ſ. Fernrohr.

Vorruͤcken der Nachtgleichen, Praeceſſio ſ. Anticipatio aequinoctiorum, Préceſſion des équinoxes.

Man bezeichnet mit dieſem Namen die ſcheinbare Bewegung aller Fixſterne, durch welche die Laͤnge eines jeden jaͤhrlich etwa um 50 1/3 Secunde, oder in 71 1/2 Jahren um einen Grad vergroͤßert wird.

Die Fixſterne ſcheinen hiebey ſo fortzuruͤcken, daß ſich nur ihre Laͤnge aͤndert, indeß ihre Breite, oder ihr Abſtand von der Ekliptik ungeaͤndert bleibt. Oder, was eben ſo viel iſt, ſie ſcheinen in Kreiſen fortzugehen, welche mit der Ekliptik parallel laufen, ſo daß es das Anſehen hat, als drehten ſie ſich um der Ekliptik Pole. Dieſes kan nun etweder von einer wirklichen Bewegung der Fixſterne, oder von einer bloßen Verruͤckung des erſten Punkts der Ekliptik herruͤhren, von welchem man die Laͤngen zu zaͤhlen anfaͤngt, ſ. Laͤnge der Geſtirne. Man ſtelle ſich Taf. XXV. Fig. 62. unter EL die Ekliptik, unter AQ den Aequator vor; beyder Durchſchnittspunkt [Abbildung] iſt der Anfang der Ekliptik. Wenn nun der Stern γ im Bilde des Widders, deſſen Laͤnge vor 2000 Jahren, da er ſenkrecht uͤber [Abbildung] ſtand, =0 war, itzt eine Laͤnge von 30° oder 1 Zeichen hat, ſo kan

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[496/0506] wiege, ſo wird man ſchließen koͤnnen, daß ein feſter unaufloͤslicher Koͤrper, der in dieſes Waſſer verſenkt, 1969 Gran von ſeinem Gewichte verliert, ein Volumen von (1969/492 1/4) d. i. von 4 Cubikzollen einnehme, u. ſ. w. Man pflegt das Volumen der Koͤrper oft auch ihren Umfang zu nennen, wiewohl dieſes Wort nach ſeiner eigentlichen Bedeutung nicht den Inhalt, ſondern die Groͤße der Grenzen anzeigt, zumal wenn es bey Flaͤchenraͤumen gebraucht wird. So iſt Umfang eines Vielecks nicht Inhalt deſſelben, ſondern Summe der Linien, die es begrenzen. Man wird ſich alſo immer beſtimmter, und dem richtigen mathematiſchen Sprachgebrauche gemaͤßer ausdruͤcken, wenn man das Wort Umfang in dieſem Sinne zu gebrauchen vermeidet. Vorderglas, Objectivglas, ſ. Fernrohr. Vorruͤcken der Nachtgleichen, Praeceſſio ſ. Anticipatio aequinoctiorum, Préceſſion des équinoxes. Man bezeichnet mit dieſem Namen die ſcheinbare Bewegung aller Fixſterne, durch welche die Laͤnge eines jeden jaͤhrlich etwa um 50 1/3 Secunde, oder in 71 1/2 Jahren um einen Grad vergroͤßert wird. Die Fixſterne ſcheinen hiebey ſo fortzuruͤcken, daß ſich nur ihre Laͤnge aͤndert, indeß ihre Breite, oder ihr Abſtand von der Ekliptik ungeaͤndert bleibt. Oder, was eben ſo viel iſt, ſie ſcheinen in Kreiſen fortzugehen, welche mit der Ekliptik parallel laufen, ſo daß es das Anſehen hat, als drehten ſie ſich um der Ekliptik Pole. Dieſes kan nun etweder von einer wirklichen Bewegung der Fixſterne, oder von einer bloßen Verruͤckung des erſten Punkts der Ekliptik herruͤhren, von welchem man die Laͤngen zu zaͤhlen anfaͤngt, ſ. Laͤnge der Geſtirne. Man ſtelle ſich Taf. XXV. Fig. 62. unter EL die Ekliptik, unter AQ den Aequator vor; beyder Durchſchnittspunkt [Abbildung] iſt der Anfang der Ekliptik. Wenn nun der Stern γ im Bilde des Widders, deſſen Laͤnge vor 2000 Jahren, da er ſenkrecht uͤber [Abbildung] ſtand, =0 war, itzt eine Laͤnge von 30° oder 1 Zeichen hat, ſo kan

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/506>, abgerufen am 26.05.2024.