Luft kan auch nur eine gewisse Quantität Metall verkalkt werden. Die Luft wird dadurch phlogistisirt, und der Antheil der reinen Luft geht ganz verlohren, wenn so viel Metall, als möglich, darinn verkalkt worden ist. Wird ein Metall in respirabler Luft in verschloßnen Gefäßen verkalkt, so wiegt das Ganze, welches aus dem Metallkalke und der phlogistisirten Luft besteht, nach vollendeter Operation genau eben so viel, als vorher. Werden aber alsdann die Gefäße geöfnet, so dringt die atmosphärische Luft hinein, und das Gewicht der hinzutretenden Luft beträgt so viel, als die Gewichtszunahme des Metallkalks.
Diese höchst merkwürdigen Erscheinungen, welche insbesondere Lavoisier (Mem. de Paris, 1774. S. 351. Abhandlung von der Verkalkung des Zinnes in verschloßnen Gefäßen, übers. in Crells chemischem Journal, Th. IV. S. 140. u. f.) durch genaue Versuche bestätiget hat, zeigen offenbar, daß die Verkalkung zu den sogenannten phlog istischen Processen gehöre, und im Grunde nichts anders, als eine Verbrennung sey, bey welcher nur der hohe Grad der Verdampfung fehlt, der zu Erzeugung der Flamme nöthig ist.
Alle Erklärungsarten der Verbrennung lassen sich also auch auf die Verkalkung anwenden, und die eigne Erscheinung der Gewichtszunahme, welche bey den Metallkalken so merklich ist, und bey ihrer Wiederherstellung zu regulinischen Metallen wieder verlohren geht (s. Reduction), verursacht hiebey eben die Schwierigkeiten, wie bey der Verbrennung. Bey dem Worte Kalke, metallische (Th. II. S. 734. u. f.) wird die Geschichte der vornehmsten Meinungen hierüber kürzlich berührt; es ist aber seitdem noch manches Neue hinzugekommen.
Nach dem Grundsatze, daß alle bekannte Materien schwer sind, zeigt jede Gewichtszunahme einen Beytritt neuer Materie, oder eine Vermehrung der Masse, an. Es ist also sehr natürlich anzunehmen, daß die Metalle bey und während dem Verkalken etwas zugesetzt erhalten. Nach der gewöhnlichen stahlischen Theorie verlieren sie durchs Verkalken einen ihrer Bestandtheile, nemlich ihr
Luft kan auch nur eine gewiſſe Quantitaͤt Metall verkalkt werden. Die Luft wird dadurch phlogiſtiſirt, und der Antheil der reinen Luft geht ganz verlohren, wenn ſo viel Metall, als moͤglich, darinn verkalkt worden iſt. Wird ein Metall in reſpirabler Luft in verſchloßnen Gefaͤßen verkalkt, ſo wiegt das Ganze, welches aus dem Metallkalke und der phlogiſtiſirten Luft beſteht, nach vollendeter Operation genau eben ſo viel, als vorher. Werden aber alsdann die Gefaͤße geoͤfnet, ſo dringt die atmoſphaͤriſche Luft hinein, und das Gewicht der hinzutretenden Luft betraͤgt ſo viel, als die Gewichtszunahme des Metallkalks.
Dieſe hoͤchſt merkwuͤrdigen Erſcheinungen, welche insbeſondere Lavoiſier (Mém. de Paris, 1774. S. 351. Abhandlung von der Verkalkung des Zinnes in verſchloßnen Gefaͤßen, uͤberſ. in Crells chemiſchem Journal, Th. IV. S. 140. u. f.) durch genaue Verſuche beſtaͤtiget hat, zeigen offenbar, daß die Verkalkung zu den ſogenannten phlog iſtiſchen Proceſſen gehoͤre, und im Grunde nichts anders, als eine Verbrennung ſey, bey welcher nur der hohe Grad der Verdampfung fehlt, der zu Erzeugung der Flamme noͤthig iſt.
Alle Erklaͤrungsarten der Verbrennung laſſen ſich alſo auch auf die Verkalkung anwenden, und die eigne Erſcheinung der Gewichtszunahme, welche bey den Metallkalken ſo merklich iſt, und bey ihrer Wiederherſtellung zu reguliniſchen Metallen wieder verlohren geht (ſ. Reduction), verurſacht hiebey eben die Schwierigkeiten, wie bey der Verbrennung. Bey dem Worte Kalke, metalliſche (Th. II. S. 734. u. f.) wird die Geſchichte der vornehmſten Meinungen hieruͤber kuͤrzlich beruͤhrt; es iſt aber ſeitdem noch manches Neue hinzugekommen.
Nach dem Grundſatze, daß alle bekannte Materien ſchwer ſind, zeigt jede Gewichtszunahme einen Beytritt neuer Materie, oder eine Vermehrung der Maſſe, an. Es iſt alſo ſehr natuͤrlich anzunehmen, daß die Metalle bey und waͤhrend dem Verkalken etwas zugeſetzt erhalten. Nach der gewoͤhnlichen ſtahliſchen Theorie verlieren ſie durchs Verkalken einen ihrer Beſtandtheile, nemlich ihr
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Luft kan auch nur eine gewiſſe Quantitaͤt Metall verkalkt werden. Die Luft wird dadurch phlogiſtiſirt, und der Antheil der reinen Luft geht ganz verlohren, wenn ſo viel Metall, als moͤglich, darinn verkalkt worden iſt. Wird ein Metall in reſpirabler Luft in verſchloßnen Gefaͤßen verkalkt, ſo wiegt das Ganze, welches aus dem Metallkalke und der phlogiſtiſirten Luft beſteht, nach vollendeter Operation genau eben ſo viel, als vorher. Werden aber alsdann die Gefaͤße geoͤfnet, ſo dringt die atmoſphaͤriſche Luft hinein, und das Gewicht der hinzutretenden Luft betraͤgt ſo viel, als die Gewichtszunahme des Metallkalks.</p><p>Dieſe hoͤchſt merkwuͤrdigen Erſcheinungen, welche insbeſondere <hirendition="#b">Lavoiſier</hi> (<hirendition="#aq">Mém. de Paris, 1774.</hi> S. 351. Abhandlung von der Verkalkung des Zinnes in verſchloßnen Gefaͤßen, uͤberſ. in <hirendition="#b">Crells</hi> chemiſchem Journal, Th. <hirendition="#aq">IV.</hi> S. 140. u. f.) durch genaue Verſuche beſtaͤtiget hat, zeigen offenbar, daß die Verkalkung zu den ſogenannten phlog iſtiſchen Proceſſen gehoͤre, und im Grunde nichts anders, als eine Verbrennung ſey, bey welcher nur der hohe Grad der Verdampfung fehlt, der zu Erzeugung der Flamme noͤthig iſt.</p><p>Alle Erklaͤrungsarten der Verbrennung laſſen ſich alſo auch auf die Verkalkung anwenden, und die eigne Erſcheinung der Gewichtszunahme, welche bey den Metallkalken ſo merklich iſt, und bey ihrer Wiederherſtellung zu reguliniſchen Metallen wieder verlohren geht (<hirendition="#b">ſ. Reduction</hi>), verurſacht hiebey eben die Schwierigkeiten, wie bey der Verbrennung. Bey dem Worte <hirendition="#b">Kalke, metalliſche</hi> (Th. <hirendition="#aq">II.</hi> S. 734. u. f.) wird die Geſchichte der vornehmſten Meinungen hieruͤber kuͤrzlich beruͤhrt; es iſt aber ſeitdem noch manches Neue hinzugekommen.</p><p>Nach dem Grundſatze, daß alle bekannte Materien ſchwer ſind, zeigt jede Gewichtszunahme einen Beytritt neuer Materie, oder eine Vermehrung der Maſſe, an. Es iſt alſo ſehr natuͤrlich anzunehmen, daß die Metalle bey und waͤhrend dem Verkalken etwas zugeſetzt erhalten. Nach der gewoͤhnlichen ſtahliſchen Theorie verlieren ſie durchs Verkalken einen ihrer Beſtandtheile, nemlich ihr<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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Luft kan auch nur eine gewiſſe Quantitaͤt Metall verkalkt werden. Die Luft wird dadurch phlogiſtiſirt, und der Antheil der reinen Luft geht ganz verlohren, wenn ſo viel Metall, als moͤglich, darinn verkalkt worden iſt. Wird ein Metall in reſpirabler Luft in verſchloßnen Gefaͤßen verkalkt, ſo wiegt das Ganze, welches aus dem Metallkalke und der phlogiſtiſirten Luft beſteht, nach vollendeter Operation genau eben ſo viel, als vorher. Werden aber alsdann die Gefaͤße geoͤfnet, ſo dringt die atmoſphaͤriſche Luft hinein, und das Gewicht der hinzutretenden Luft betraͤgt ſo viel, als die Gewichtszunahme des Metallkalks.
Dieſe hoͤchſt merkwuͤrdigen Erſcheinungen, welche insbeſondere Lavoiſier (Mém. de Paris, 1774. S. 351. Abhandlung von der Verkalkung des Zinnes in verſchloßnen Gefaͤßen, uͤberſ. in Crells chemiſchem Journal, Th. IV. S. 140. u. f.) durch genaue Verſuche beſtaͤtiget hat, zeigen offenbar, daß die Verkalkung zu den ſogenannten phlog iſtiſchen Proceſſen gehoͤre, und im Grunde nichts anders, als eine Verbrennung ſey, bey welcher nur der hohe Grad der Verdampfung fehlt, der zu Erzeugung der Flamme noͤthig iſt.
Alle Erklaͤrungsarten der Verbrennung laſſen ſich alſo auch auf die Verkalkung anwenden, und die eigne Erſcheinung der Gewichtszunahme, welche bey den Metallkalken ſo merklich iſt, und bey ihrer Wiederherſtellung zu reguliniſchen Metallen wieder verlohren geht (ſ. Reduction), verurſacht hiebey eben die Schwierigkeiten, wie bey der Verbrennung. Bey dem Worte Kalke, metalliſche (Th. II. S. 734. u. f.) wird die Geſchichte der vornehmſten Meinungen hieruͤber kuͤrzlich beruͤhrt; es iſt aber ſeitdem noch manches Neue hinzugekommen.
Nach dem Grundſatze, daß alle bekannte Materien ſchwer ſind, zeigt jede Gewichtszunahme einen Beytritt neuer Materie, oder eine Vermehrung der Maſſe, an. Es iſt alſo ſehr natuͤrlich anzunehmen, daß die Metalle bey und waͤhrend dem Verkalken etwas zugeſetzt erhalten. Nach der gewoͤhnlichen ſtahliſchen Theorie verlieren ſie durchs Verkalken einen ihrer Beſtandtheile, nemlich ihr
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/467>, abgerufen am 22.11.2024.
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